von Elli
So, noch ein Oneshot. Die letzte Nacht die ich in der Schützenhalle gepennt hab, war ein wenig produktiv ^^ Hoffe euch gefällt der Oneshot. Dieses Mal allerdings etwas anders…
Es geht um Lucius Malfoy und seinen Aufenthalt in Askaban...
One Day in Askaban
„Häftlinge! Aufstehen!“ Wie jeden morgen bin ich bereits vor diesem Weckruf wach. Wie jeden Morgen werde ich durch meine Alpträume wach: Meine Frau und mein Sohn, beide tot, getötet bei der finalen Schlacht durch Voldemort, der mich für Verrat in Askaban durch Dementoren quälen lässt. Und jedes Mal wache ich kurz vor dem „tödlichen“ Kuss schweißgebadet auf. Morgen für Morgen.
„Malfoy? Aufstehen!“ Wie jeden Morgen um 9 Uhr kommt der Diensthabende Wächter, diese Mal Scott.
“Ja, bin ja schon wach.“, antworte ich. Wie immer. Langsam erhebe ich mich von meiner Pritsche. Wozu beeilen? Der Tag läuft sowieso immer gleich ab, also brauche ich mit keine Hektik anzutun. Der einzige Lichtblick an diesem Tag ist der Besuch von Narcissa, meiner wundervollen Frau, die mich trotz meiner Haft und der abscheulichen Verbrechen, die ich getan habe, nicht aufgegeben hat. Nur leider kommt sie ohne Draco. Er hat sich wohl immer noch nicht dazu durchringen können, mir zu verzeihen, oder mir wenigstens einen Brief zu schreiben.
„Aufstellen zum Appell!“ Ich stehe auf und stelle mich vor die Tür meiner Zelle.
Scott schließt die Tür auf und belegt mich mit einem Schildzauber, „damit die Häftlinge untereinander keinen Kontakt haben“, wie Delyth mir am ersten Tag erklärte.
Wie jeden Morgen bleibe ich stumm bei dieser Prozedur. Während ich vor meiner Zelle stehe und warte, geht Scott weiter zu den anderen Häftlingen. Wie mich diese Routine ankotzt…
Die Zelle gegenüber von mir ist neuerdings belegt. Ein alter Bekannter von mir leistet uns in der dritten Etage Gesellschaft. Antonin Dolohov. Er starrt mich hasserfüllt an und deutet mit seiner Hand an, mir die Kehle durchzuschneiden. Ich tue so, als ob ich es nicht gesehen hätte. Genau in diesem Moment dreht sich Scott um.
„Dolohov, lass das. Dafür gibt's erst später Frühstück.“
Endlich hatte der Wächter alle Häftlinge aus den Zellen geholt und der Appell beginnt.
„Carrow, Alecto!“ - „Hier“
„Carrow, Amycus!“ - „Hier“
„Dolohov, Antonin!“ - „Hier“, grummelte er.
„Goyle, Gregory!“ … Goyle bekommt mal wieder nichts mit. „Goyle, Gregory!“ Immer noch nichts. „Goyle du Dumpfbacke!“ Scott verliert langsam die Geduld. „Wasn los?“ Ich kann nicht anders als die Augen zu verdrehen. Jedes Mal hält er diese Prozedur auf. „Na endlich.“
„Lestrange, Rabastan!“ - „Hier“
„Lestrange, Rodolphus!“ - „Hier“
„Malfoy, Lucius!“ - „Hier“ Jetzt kann ich wieder weghören, der Rest interessiert mich nicht. Nach einigen Minuten ist er bei Umbridge, der Kröte, angelangt und wir werden zurück in die Zellen geschickt. Oh man, hab ich Hunger. Hoffentlich beeilet sich Scott mit dem Essen. Während ich warte, laufe ich nervös durch die Zelle und bleibe vor dem Spiegel stehen. Ich sehe blass aus. Zumindest blasser als sonst. Meine blonden Haare sind inzwischen kurz. Bevor ich mich gestellt habe, habe ich mir meine langen Haare abschneiden lassen. Quasi als Zeichen für einen Neuanfang. Wenn ich hier rauskomme, will ich noch einmal ganz von neu anfangen. Mit Narcissa und hoffentlich auch mit Draco und seiner Freundin, die ich gerne kennen lernen möchte. Immer noch zweifelnd, ob das alles möglich sein wird, blicke ich in mein Spiegelbild. Ob Narcissa mich dann immer noch will? Die kalten, schwarzen Wände haben meinem Aussehen nicht gerade dazu verholfen, wie ein Star auszusehen. Meine Haut ist grau und fahl, meine Wangen hohl und eingefallen. Meine Haare strohig. Wenn ich doch nur kurz die Sonne sehen könnte… Aber erstens ist mir das aufgrund der Wände um meine Zelle nicht gegönnt, und zweitens scheint hier oben im Norden so gut wie nie die Sonne. Gutes Wetter ist hier schon, wenn es mal nur kalt ist und kein Wind weht. Das reizt meine Haut zusätzlich. Die salzige Seeluft trocknet meinen Körper aus und lässt meine Augen röten. Ich sehe aus wie ein Zombie.
„Mr. Malfoy? Ich bringe ihnen ihr Frühstück.“ Harry Potter, der am Freitag hier angefangen hat, bringt mir, dem Vater seines ehemaligen Erzfeinds das Frühstück.
„Guten Morgen Potter. Wie geht es ihnen? Haben sie schon etwas von Draco gehört?“ Durch ihn will ich versuchen, wieder ein wenig Kontakt zu Draco herzustellen. Ich hoffe er verwehrt ihn mir nicht.
„Mir geht es gut. Und ihm auch. Ich habe ihn am Wochenende gesehen. Als ich ihm erzählt habe, dass ich vorläufig einer der Wächter in Askaban bin, hat er nach ihnen gefragt. Ich glaube so langsam beginnt er, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, sich eventuell mit ihnen zu versöhnen. Aber versprechen kann ich nichts.“ Harry übergibt mir das Tablett mit dem Essen. Ich fange an zu strahlen. Draco, mein Draco hat nach mir gefragt.
„Denken sie, es wäre möglich, dass ich ihm einen Brief schreibe, den sie ihm geben?“, frage ich ihn vorsichtig. Ich will Potter schließlich nicht an seinem zweiten Tag durch meine Aufdringlichkeit vergraulen. Er ist neben Narcissa meine einzige Verbindung zu Draco. Das darf ich nicht aufs Spiel setzten.
„Ja, ich denke das lässt sich machen. Aber jetzt muss ich gehen. Den anderen Häftlingen, außer Dolohov, ihr Essen bringen. Bis später denke ich mal, wenn ich die anderen Mahlzeiten verteile.“ Und schon ist er wieder weg.
Ich starre auf mein Tablett und verspüre keinen Hunger mehr. Aber wenn ich wieder an mein Spiegelbild denke, muss ich an Draco denken. Falls er mich tatsächlich irgendwann besuchen sollte, möchte ich nicht, dass er seinen Vater so sieht. Ich muss versuchen, mehr zu essen, beziehungsweise das zu essen, was wir hier bekommen, was wahrlich nicht viel ist. Aber vielleicht ändert sich das ja, sobald ich eine Etage tiefer bin. Vor kurzem habe ich einen Antrag gestellt, dass ich demnächst nach unten verlegt werde. Mein Prozessurteil lautete 11 Monate Haft in Askaban. 9 von diesen 11 Monaten habe ich bereits hier abgesessen. Man sagte mir, dass ich die letzten 2 Monate bei den leichteren Fällen von Askaban verbringen könnte. Dort hätte ich dann auch eine etwas größere Zelle. Sogar einmal kurzen Freigang in der Woche. Und vor allem mehr Essen.
Die nächsten fünf Stunden verbringe ich mit warten und schreiben. Potter hat mir sogar extra einige Blätter Pergament dagelassen und eine Feder mit Tinte. Damit ich Draco einen Brief schreiben kann. Dabei ist dies rausgekommen:
Hallo Draco.
Ich weiß, du möchtest noch keinen Kontakt zu mir, aber ich denke, es wäre endlich an der Zeit, dass ich dir schreibe. Ich sitze hier bereits seit 9 Monaten in Askaban fest und komme vermutlich in 2 Monaten hier raus. Ich erhoffe mir, dass ich dann noch einmal von neu anfangen kann und meine Vergangenheit vergessen kann. All die abscheulichen Taten die ich vollbracht habe. Ich hoffe auch, dass du mir irgendwann verzeihen kannst. Dafür dass ich dich falsch erzogen habe, zum Rassismus. Dafür dass ich dich mich in die Dienste des dunklen Lords gestellt habe. Dafür dass ich einfach alles falsch gemacht habe. Dadurch, dass ich mich dem Ministerium gestellt habe, hoffe ich, dass ich wenigstens einen kleinen Teil dieser Schuld abbüßen kann……
Dies und noch viel mehr habe ich in den Brief geschrieben. Ich habe das komplette Pergament verbraucht, das Potter mir mitgebracht hat. Als ich fertig bin und meine Unterschrift gesetzt habe, kommt auch schon Scott mitsamt Potter um mich für meinen Besuch abzuholen. Endlich ist Narcissa, meine Cissy da. Einen Monat musste ich wieder auf diesen Besuch warten. Ich kann froh sein, dass mich überhaupt jemand besuchen darf. Normalerweise ist es den Häftlingen auf der dritten Etage untersagt, Besuch zu empfangen. Aber da es bei mir ein bisschen was anderes ist, hat Delyth mit Kingsley geredet und schließlich hat er mir 2 Stunden pro Monat einen Besucher erlaubt. Potter und Scott führen mich in einen Raum im Erdgeschoss, der neu angebaut wurde. Hier ist nicht alles schwarz. Es gibt einen Tisch, ein Bett und sogar eine Schale mit Obst. Cissy steht mitten im Raum mit einem Korb mit, wie ich vermute, einigen essbaren Sachen. Wie ich sie dafür liebe. Endlich lassen uns die Auroren alleine und schließen die Tür ab. Ich stürze auf meine Frau, wie ein Halbverhungerter auf ein Stück Fleisch. Ich küsse sie zunächst zärtlich, zunehmends stürmisch. Ich klammere mich an sie wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Jede Faser meines Körpers schreit nach ihr. So sehr habe ich sie vermisst. Während meiner Todesserzeit ist mir nie bewusst geworden, wie schön meine Frau ist und wie sehr ich sie liebe. Für mich war es das Wichtigste, dem dunklen Lord zu gefallen und in seiner Gunst zu stehen. Ein weiterer fataler Fehler von vielen in meinem Leben. Nachdem wir uns begrüßt haben, setzten wir uns nebeneinander aufs Bett.
„Ich habe dir einiges mitgebracht, Lucius.“ Sie überreicht mir den Korb. Tatsächlich, sie hat mir etwas zu Essen mitgebracht. Als ob sie meine Gedanken von vorhin lesen konnte. Der Korb enthält Kürbispasteten, frisches Obst und Gemüse, einige Flaschen Butterbier und eine Stange Baguette. Ich falle ihr dankbar um den Hals. Wie lange habe ich frisches Essen entbehren müssen. Hungrig mache ich mich besonders über das Obst und Gemüse her. Wobei sie mich ernst ansieht.
„Lucius…ich muss dir etwas gestehen…“ Ich höre auf zu Essen. Bestimmt hat sie mir dieses tolle Essen als Abschiedsgeschenk mitgebracht. Sie will mich verlassen, schießt es durch meinen Kopf. Sie möchte keinen Häftling und ehemaligen Todesser als Ehemann. Ich schaue ihr verzweifelt in die Augen.
„Was ist denn los Cissy? Hast du Probleme da draußen? Warte nur noch 2 Monaten, dann bin ich wieder bei dir…“ Sie schneidet mir das Wort ab.
„Darum geht es nicht. Es geht um meinen letzten Besuch hier. Nun ja, er ist nicht ganz ereignislos verlaufen, wie ich gedacht hatte. Lucius, ich bin schwanger.“ Ich starre sie nur an. Wir haben zwar letztes Mal miteinander geschlafen, aber schwanger? Was bedeutet dieses Wort denn noch mal. Ich kann nicht klar denken. Schwanger? Heißt das… „Heißt das du…wir bekommen ein Kind?“ Ich schaue ihr tief in die Augen. Sie scheint auf eine Reaktion zu warten. Ich springe auf und laufe freudig rufend durch den Raum. Da endlich sehe ich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Offensichtlich hat sie sich diese Reaktion erhofft. Durch den Lärm angelockt kommt Scott rein und schaut mich ungläubig an.
„Was haben sie mit ihrem Mann gemacht, Mrs. Malfoy?“, fragt er Narcissa, meine Cissy, Mutter meines zweiten Kindes.
„Ich habe ihm gesagt, dass er zum zweiten Mal Vater wird.“ Jetzt fängt sie richtig an zu strahlen. Ich gehe auf sie zu und küsse sie leidenschaftlich. Vorher habe ich mich nie getraut, dies vor einem der Wächter zu tun, aber jetzt ist mir alles egal. Ich werde Vater!! Nach Dracos Geburt hatte man uns gesagt, dass Cissy eigentlich keine Kinder mehr bekommen könnte. Warum war uns nie ganz klar. Aber jetzt war es doch der Fall. Dieser Gedanke spuckte andauernd in meinem Kopf herum. Ich war so glücklich wie nie zuvor. Die zwei Stunden, die sie hier bleiben durfte gingen viel zu schnell um.
Als sie von Scott hinausgeführt wurde, konnte ich mich kaum von ihr lösen. Anscheinend fiel es ihr auch schwer, besonders jetzt, zu gehen. Potter bringt mich hoch in meine Zelle. Zum Glück darf ich den Korb mitnehmen.
„Können sie den Brief wohl noch heute an Draco schicken?“, frage ich Potter schüchtern. Er hat vorhin alles mitbekommen, bezüglich der Schwangerschaft. Er lächelt mich an.
„Klar, kann ich machen, sobald ich zuhause bin. Und…Herzlichen Glückwunsch.“ Er schüttelt mir die Hand. Ich kann's nicht glauben, Harry Potter schüttelt mir die Hand. So viele Wow- Erlebnisse an einem Tag. Das hatte ich noch nie.
Den Rest des Tages verbringe ich damit, meine Mitbringsel zu essen, mir Gedanken ĂĽber das Kind zu machen und meine Zukunft zu planen.
Das ist mein bisher glĂĽcklichster Tag, den ich in Askaban verbracht habe.
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