von snape
Kapitel 4
Kapitel 4
Gespannt beobachtete sie seine Gesichtsregungen, die während ihrer Erzählung von spöttisch über interessiert bis jetzt überaus überrascht gewechselt hatten.
Amüsiert musste sie daran denken, dass wahrscheinlich noch niemand drei unterschiedliche Regungen innerhalb von so kurzer Zeit im Gesicht von Severus Snape miterleben durfte.
Er war sprachlos.
Verdammt, wo seid ihr Wörter, wenn ich euch brauche…?
Noch nie in seinem Leben hatte er ein Geschenk bekommen, außer natürlich zu Weihnachten oder Geburtstag, an denen vor allem Albus jedes Jahr idiotischere Sachen verschenkte.
Aber ein Geschenk zu bekommen, weil er etwas Nettes getan hatte, das war eindeutig eine Premiere in seinem Leben.
Und er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.
Durfte er als ihr Lehrer überhaupt ein Geschenk von ihr annehmen?
Letztendlich überwog die Neugierde und zögerlich nahm er das Paket aus ihren Händen entgegen.
Erleichtert atmete sie auf. Er hatte gar nichts gesagt und eine gefühlte Ewigkeit auf das Paket geguckt ohne eine (weitere) Regung zu zeigen.
Was erwartete sie jetzt von ihm, sollte er das Geschenk etwa vor ihren Augen auspacken? Was wenn es ihm nicht gefiel oder was noch viel schlimmer wäre, wenn es ein tolles Geschenk wäre?
Warum packte er das Geschenk denn nicht aus? So langsam hatte die Stille sich wie ein erdrückender Schleier über sie beide gelegt.
„Professor? Warum packen sie es nicht aus? Keine Sorge, es ist nicht Grelles oder Lautes.“
Unwillkürlich musste er schmunzeln. Sie hatte soeben das perfekte Geschenk für Albus beschrieben.
Und durch die plötzliche Entspanntheit, die ihn ergriffen hatte, packte er endlich das Geschenk von ihr aus.
Zum Vorschein kam eine wunderschöne, aus feinem Silberglas gearbeitete Phiole.
Keine Schnörkel oder alberne Figuren.
Diese Schlichtheit machte ihre Schönheit aus.
Die perfekte Größe, die perfekte Phiole, das perfekte Geschenk.
Er traute sich nicht aufzusehen, aus Angst sich zu verraten, denn sein Inneres wurde geradezu überschwemmt von den unterschiedlichsten Emotionen, die er schon so lange so tief in sich verschlossen hatte.
Er fühlte, wie seine Wangen sich vor Freude röteten, seine Hände feucht wurden und sein Herz unnatürlich schnell schlug.
Wenn er jetzt vor dem Dunklen Lord stehen würde, wäre er tot.
Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn derart aus der Reserve zu locken, dass er Mühe hatte, eine seiner Masken heraufzubeschwören.
Als er sich soweit wieder im Griff hatte, blickte er auf und sah in ihr gespanntes Gesicht.
„Ich habe mir erlaubt ein paar Veränderungen an der Phiole vorzunehmen. Wenn sie eine Flüssigkeit hinein geben, erkennt die Phiole diese und es erscheint genau hier ein Schriftzug.“
Sie beugte sich über den Tisch um auf der Phiole einen Bereich anzutippen.
„Und zum anderen dachte ich, dass es praktisch wäre, wenn man auch im Dunklen etwas erkennen könnte. Wenn sie die Phiole in die Hand nehmen und Lumos sagen, leuchtet die Phiole auf.“
Sie blickte ihn mit einem begeisterten Blick an und wartete darauf, dass er irgendetwas sagen würde. Sie hoffte so sehr, dass ihm das Geschenk gefallen würde, da es weit mehr als ein Geschenk war. Sie stand in seiner Schuld und diese Phiole würde ihn und sie immer daran erinnern.
Natürlich, dachte er schmunzelnd, hatte sie noch etwas von ihrem Wissen diesem Geschenk beigefügt.
Das machte es noch persönlicher, noch schöner, wie er nicht umhin kam, sich einzugestehen.
Aber sobald er die nächsten Worte ausgesprochen hatte, wusste er, dass sein Verstand, wieder einmal, über sein Herz gesiegt hatte.
Verzweifelt wollte er die Worte wieder einfangen, aber sie drangen unaufhaltsam zu ihr.
„Nun, danke, Miss Granger. Zurück zu dem seltsamen Kribbeln, was sie gespürt habe, bevor sie den Blumenkranz ins Wasser gelegt haben. Ich werde mich mit Professor Dumbledore unterhalten und sie dann informieren.
Wenn das dann alles war, wäre ich ihnen verbunden, mich nun alleine zu lassen.“
Sie konnte es nicht fassen, sie hatte gedacht, für eine Sekunde so etwas wie pure Freude in seinem Gesicht gesehen zu haben, als er das Paket geöffnet hatte, und dann kam nur ein einfaches und kühles Danke? Was hatte sie auch erwartet…Dass sie tagelang an den beiden Zaubersprüchen gearbeitet hatte, schien ihm nicht klar zu sein oder es interessierte ihn einfach nicht.
Unendlich enttäuscht murmelte sie ein ?Auf Wiedersehen' und ging so schnell sie konnte, ohne dass es nach Flucht aussah, aus seinem Büro.
Das leise ?Danke, sie ist wunderschön' bekam sie nicht mehr mit, genauso wenig wie den verzweifelten Gesichtsausdruck ihres Professors, der noch soviel mehr hatte sagen wollen, der ihr zeigen wollte, wie sehr ihn dieses Geschenk berührt hatte.
Aber er konnte es nicht.
Jahrelanges Training im Gefühle -Unterdrücken und die Angst genau davor, nämlich Gefühle zu zeigen, ließen sich nicht so einfach wegwischen.
Am liebsten hätte er laut geschrieen, hätte irgendwas zertrümmert, wäre ihr hinterher gerannt, nur um ihr zu sagen, dass er ihr Geschenk liebte.
Aber er blieb stumm, stand reglos in seinem Büro und wischte brutal die einzelne Träne aus seinem Gesicht, die es gewagt hatte hinter seinem Lid hervor zu brechen.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel