von snape
Kapitel 8
Kapitel 8
Die nächsten Tage lief Hermine wie ferngesteuert durch die Gänge von Hogwarts.
Ob sie es sich eingestehen wollte oder nicht, sie konnte es nicht erwarten, ihn wieder zu sehen. Und damit meinte sie nicht den Zaubertrankunterricht, wo er mürrisch wie immer ohne Ende Hauspunkte abzog oder die kurzen Begegnungen während der Essenszeit in der großen Halle, sondern IHREN Unterricht, wo sie ihm zwei Stunden lang so nahe sein konnte, wie sonst nirgends.
Sie war im Geiste unzählige Male die Begegnungen mit ihm durchgegangen und inzwischen war sie sich ganz sicher, dass sein zynisches und beleidigendes Gehabe allein darauf abzielte, niemanden näher an sich heran zu lassen, was sicherlich ein notwendiges Mittel während seiner Zeit als Spion gewesen war, aber jetzt war das nicht mehr nötig und sie war fest entschlossen, ihn aus der Reserve zu locken.
Und so bekam sie eine Stunde vor dem Unterricht kaum einen Bissen runter.
Was wenn sie sich irrte und er wirklich der arrogante und sarkastische Mistkerl war, für den alle anderen ihn hielten?
Dann würde sie sich ziemlich blamieren, wenn sie ihm zu Nahe kam.
Ron und Harry nervten sie schon die ganze Zeit, was denn mit ihr los wäre und so flüchtete sie sich schließlich in ihre Räume und beschäftigte sich lieber mit der Frage, was sie heute anziehen sollte.
Sie hatte eigentlich nie besonderen Wert auf ihr Äußeres gelegt und das Resultat (nachdem sie sich ungefähr acht Mal umgezogen hatte) haute sie zwar nicht aus den Socken, konnte sich aber zumindest sehen lassen.
Sie hatte sich für eine figurbetonte Jeans und eine hübsche Bluse entschieden. Ihre Haare hatte sie im Gegensatz zu sonst zu einem lockeren Zopf gebunden, aus dem einige Strähnen ihres lockigen Haares hervorbrachen und ihr Gesicht einrahmten.
Alles in allem war sie zufrieden mit sich.
Mit klopfendem Herzen machte sie sich auf den Weg zum Unterricht.
Da sie 5 Minuten zu früh da war, ging sie einfach schon in den Raum der Wünsche.
Nachdem sie weitere 30 Minuten auf ihn gewartet hatte, wurde ihre Unruhe zu Sorge.
Warum war er nicht gekommen? Sie wusste, dass er sie nicht vergessen hatte. Er war äußerst penibel in solchen Dingen. Nachdem sie wiederholt aus dem Raum der Wünsche hinaus getreten und wieder hinein gegangen war, fasste sie den Entschluss in seinen Räumen nach ihm zu suchen.
Als sie in den Kerkern angekommen war und vor seinen privaten Räumen stand, schlug ihre Sorge in Panik um. Die Türe stand offen. Das war mehr als ungewöhnlich. Vorsichtig trat sie ein, immer wieder seinen Namen rufend.
Als sie ihn auf dem Boden liegen sah, schrie sie leise auf.
Er sah so blass aus, dass sie Angst hatte er könnte tot sein.
Unter seinem Kopf hatte sich eine kleine Blutlache gebildet.
Sie ließ sich neben ihm auf den Boden fallen und suchte verzweifelt nach einem Puls.
Erleichtert stöhnte sie auf, als sie ihn endlich gefunden hatte.
Als hätte er dieses leise Geräusch gehört, öffnete er langsam seine Augen und blickte verwirrt auf Hermine, die jetzt mindestens genauso blass war wie er.
„Professor, wie geht es ihnen? Was ist passiert? Was kann ich für sie tun? Ich war im Raum der Wünsche und habe auf sie gewartet und als sie nicht kamen, habe ich mir Sorgen gemacht und als ich dann ihre Türe offen vorfand, bin ich einfach eingetreten.“ Stammelte sie völlig aufgelöst.
Unwillkürlich musste er schmunzeln.
“So viele Fragen? Dann scheint es ja zumindest ihnen gut zu gehen.
Ich bin wohl ausgerutscht und mit dem Kopf aufgeschlagen. Ich warne sie, wehe, sie erzählen das jemandem! Dann werden sie ihres Lebens nicht mehr froh! “
Um seinen letzten Worten die nötige Schärfe zu geben, versuchte er sich aufzurichten. Sofort schoss ein extremer Schmerz in seinen Kopf, so dass er heftig die Luft einzog.
Als sie sein schmerzverzerrtes Gesicht sah, entschied sie sich ihn einfach per mobilcorpus in sein Bett zu verfrachten.
Ohne auf seine Protestrufe zu reagieren, schaffte sie es schließlich, ihn ins nächste Zimmer zu bringen.
„Was fällt ihnen eigentlich ein. Ich wäre durchaus in der Lage gewesen, alleine in mein Bett zu kommen. Was haben sie vor. Wehe sie gehen da rein. Ich schwöre ihnen, ich verhexe sie, dass ihnen hören und sehen vergeht, wenn sie es wagen, mein Badezimmer zu betreten.“
Aber zu spät. Hermine ließ den Mann einfach weiterschimpfen und betrat das Badezimmer ihres Lehrers. Was regte er sich denn so auf? Hatte er etwa Angst, sie könnte seine dreckige Wäsche finden? Sie suchte schließlich nur ein Handtuch, mit dem sie seinen Hinterkopf so weit verarzten konnte, dass er nicht die ganze Bettwäsche vollbluten würde.
Als sie die Tür geöffnet hatte, blieb sie wie angewurzelt stehen.
Das Badezimmer sah aus, wie jedes andere, mit dem Unterschied, dass an der gegenüberliegenden Wand, direkt auf Augenhöhe und sofort sichtbar, wenn man eintrat, die Phiole stand, die sie ihm geschenkt hatte und die er ja scheinbar so uninteressant gefunden hatte.
Wie ihr Zauber anzeigte, hatte er sie mit Kräuterextrakten zum Baden gefüllt.
Außerdem hatte er ihren zweiten Zauber wohl etwas verändert. Die Phiole schien jetzt ein beständiges Licht auszusenden.
Sie fühlte, wie in ihr ein Gefühl aufstieg, ein unbekanntes zwar, aber durchaus angenehmes.
Ein so zartes und doch starkes Gefühl der Zuneigung zu dem Mann, der in seinem Schlafzimmer schrie, dass er sie verhexen würde.
Dass er die Phiole in seinem privatem Rückzugsraum geradezu ausgestellt hatte, um sie jeden Morgen, jeden Abend und dank des veränderten Lichtzaubers sogar nachts sehen zu können, erfüllte sie mit einer Zärtlichkeit ungeahnten Ausmaßes.
Als sie sich wieder gefasst hatte, ging sie mit einem nassen Handtuch ins Schlafzimmer zurück.
Bemüht sich nichts anmerken zu lassen, ahnend, dass ihm die Situation schon unangenehm genug war, setzte sie sich neben ihn aufs Bett und begann, seine Platzwunde zu versorgen.
Kein Schmerzenslaut kam über seine Lippen. Er war viel zu schockiert. Jetzt wusste sie es! Verdammt, wieso hatte er sich überhaupt dazu hinreißen lassen, diese blöde Phiole wie ein kostbares Ausstellungsstück in sein Bad zu stellen?
Er kannte zwar die Antwort, war aber zu stur diesen Gedanken jetzt zuzulassen.
Er konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht auslachte und irgendwie musste er sie aus seinen Räumen vertreiben.
Bemüht sie nicht anzugucken blaffte er sie ungehalten an:
„Den Rest schaffe ich auch alleine. Wenn sie mir jetzt endlich meinen Zauberstab geben würden, kann ich mich um den Rest kümmern. Und ich wäre ihnen dankbar, wenn sie endlich aus meinen Privaträumen verschwinden würden.“
Normalerweise funktionierte dieser Ton immer, aber Hermine schien sich keineswegs aus der Fassung bringen zu lassen. Sie holte per Schwebezauber einen Schmerz- und einen Schlaftrunk herbei und versorgte seine Wunde mithilfe des Zauberstabs.
Schließlich sah sie ihm direkt in die Augen und legte eine Hand an seine Stirn.
Sofort beschleunigte sich sein Atem und er wünschte nur noch, sie würde ewig dafür brauchen seine Temperatur zu fühlen.
Auch Hermines Herzschlag erhöhte sich fast automatisch mit dem Körperkontakt und mit dem Blick in seine unglaublichen Augen.
„Sie sollten morgen trotzdem noch zu Madame Pompfrey gehen, um auszuschließen, dass es sich um eine Gehirnerschütterung handelt.“
Warum zum Teufel musste sie selbst denn jetzt diesen intensiven Augenblick zerstören?
Das war doch genau ihr Plan gewesen, ihn aus der Reserve locken, sich ihm nähern.
Als sie auch noch sah, dass sich auf sein Gesicht wieder eine undurchdringbare Maske legte, hätte sie sich ohrfeigen können.
Nicht schnell genug konnte sie aus seinen Räumen fliehen. Nur ein flüchtiges ?Gute Besserung und Gute Nacht' kam noch über ihre Lippen, bevor sie aus seinen Räumen verschwand.
Zurück blieb ein zutiefst verwirrter Severus Snape.
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