von snape
Kapitel 15
Kapitel 15
Zum Glück war der nächste Tag ein Samstag, sodass sie nicht schon wieder in die Verlegenheit kamen, überstürzt seine Räume zu verlassen, um den Schein aufrecht zu erhalten.
Und da Hermine mit Ginny ein Zimmer teilte, fiel es den anderen auch nicht auf, dass sie die ganze Nacht verschwunden war. Nur zu gern glaubten sie, Hermine wäre schon wach und in der Bibliothek.
Als er die Augen aufschlug, sah er direkt in ihre und wie von selbst legte sich ein warmes Lächeln auf seine Züge.
„Gut geschlafen?“ fragte er sie mit noch leicht verschlafender Stimme und zerzausten Haaren.
Bei Merlin, dieser Mann war aber auch unglaublich sexy und wenn er dann auch noch lächelte, hätte sie Stunden damit zubringen können, ihn nur anzublicken. Gut, wenn sie ehrlich zu sich war, fielen ihr auch noch einige andere Dinge ein, die sie mit ihm hätte machen wollen.
„Woran denkst du?“
Ertappt zuckte sie zusammen, um gleich darauf in den Angriff überzugehen.
„Wie hat dir mein Geschenk damals wirklich gefallen?“
Das hatte sie ihn schon länger fragen wollen und obwohl sie die Antwort bereits kannte, wollte sie es aus seinem Mund hören.
Unmerklich veränderte sich sein Gesicht, sein Lächeln, und er wirkte leicht melancholisch, als er ihr antwortete: „Es ist perfekt. Ich habe es vom ersten Augenblick an geliebt.“
Diese schlichten und einfachen Worte ließen ihr Herz höher schlagen.
Langsam senkte sie ihren Kopf zu ihm herunter und küsste ihn liebevoll auf die Lippen.
Hungrig erwiderte er diese Zärtlichkeit und zog sie dicht an sich.
Oh nein, er würde nie genug von ihr bekommen. Das Gefühl sie zu küssen, sie zu berühren und beim Aufwachen neben sich zu spüren, war einfach vollkommen.
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, sich zu lieben, zu reden, zu schweigen und erst als Hermines Magen laute Hungergeräusche von sich gab, standen Beide seufzend auf.
Nachdem sie geduscht hatten, bestellte Severus ihnen ein üppiges Mahl in seine Räume.
Als sie später aneinandergekuschelt vor dem Kamin saßen, jeder ein Buch in den Händen, schlich sich bei Beiden der Gedanke ein, wie schön es doch wäre, diese Verbundenheit für immer festzuhalten, und unwillkürlich drängten sie sich noch enger aneinander.
In den nächsten Wochen fiel allen eine Veränderung an Hermine auf, sie wirkte entspannt, fast schwebend und nur ihre engsten Freunde kannten den Grund dafür, Severus.
Sie taten sich gegenseitig gut. Auch wenn der Zauberer natürlich bemüht war, sein altes Verhalten beizubehalten, so konnte dem geübten Beobachter ein ums andere Mal auffallen, wie sich ein leichtes Lächeln auf seine Züge legte, seine Gesichtszüge manchmal entgleisten und sie sanfter wirken ließen.
Der Unterricht bei Dumbledore hingegen verlief nicht ganz nach Planung.
Inzwischen beherrschte Hermine zwar einige Flüche, aber es waren lediglich passive Zauber, wie der Entwaffnungszauber oder Schutzzauber.
Aber die Flüche, mit denen man Schaden anrichten konnte, die Personen angreifen und verletzen konnten, gelangen ihr einfach nicht.
So resignierend es für Beide war, dachte keiner von ihnen auch nur entfernt ans Aufhören.
Als Hermine diesen Abend in den Raum der Wünsche betrat, grüßte sie den Schulleiter und bemerkte nicht den leicht bedauernden Ausdruck in seinen Augen.
„Hermine, schön sie zu sehen. Ich habe mir überlegt, dass wir heute etwas anders an die Sache herantreten sollten. Wir werden heute Abend gegeneinander kämpfen.“
Erstaunt und erschrocken starrte sie ihn an. War das sein Ernst? Als ob sie ihn angreifen könnte. Nicht, dass sie auch nur entfernt annehmen würde, ihm Schaden zufügen zu können, aber sie wollte einfach nicht gegen diesen sanften, liebenswürdigen Mann kämpfen.
„Sir, ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Ich weiß natürlich, dass meine Fähigkeiten nicht ausreichen würden, sie zu verletzen, aber wenn nun ein Fluch doch zu ihnen durchdringt? Ich will nicht gegen sie kämpfen.“
„Das habe ich mir schon gedacht, meine Liebe. Aber irgendetwas muss sich ändern. Ich bezweifle, dass sie bei dem bisherigen Unterricht noch etwas lernen werden. Sie beherrschen die Zauber, nur möchten sie sie nicht anwenden. Darum entschuldigen sie bitte, was ich jetzt tun werde. Petrificus Totalus!“
Zu überrascht, um zu reagieren, wurde Hermine gelähmt und kippte nach hinten.
Schmerzlich knallte sie auf den Rücken.
Als sie die Augen öffnete, sah sie das besorgte Gesicht Dumbledores über sich.
„Was?“ mehr bekam sie nicht über die Lippen.
Er löste den Zauber von ihr.
„Hermine, es tut mir sehr leid. Ich habe lange überlegt, ob dies der richtige Weg ist. Und auch, wenn ich selbst immer noch nicht hundertprozentig davon überzeugt bin, denke ich, dass sie erst in einer Kampfsituation anfangen werden ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Und mir ist es lieber, eine solche in einem kontrollierten Umfeld heraufzubeschwören, als sie blindlings in eine Horde Todesser herein laufen zu lassen. Geht es wieder?“
Auch wenn sie seiner Logik nicht widersprechen konnte, war in ihr eine Wut entfacht.
Diese Seite an ihm war ihr fremd, aber wenn sie genauer darüber nachdachte, war er nicht nur der liebe, manchmal etwas schrullige Schulleiter von Hogwarts. Er war derjenige, der Severus immer und immer wieder zu den Treffen mit Voldemort geschickt hatte, in Kauf nehmend, dass dieser verletzt, wenn nicht sogar getötet werden konnte.
Und mit einem Mal wurde ihr mit einer unerbitterlichen Klarheit bewusst, dass sie sich im Krieg befanden. In einem Krieg, der Opfer verlangte.
Opfer, die willentlich gemacht wurden. Und derjenige, der über eben diese Opfer entschied, hatte die größte Verantwortung von allen zu tragen. Dumbledore musste mit all diesen Entscheidungen leben, mit dem Wissen seiner Taten und mit dem Gewissen, was damit einherging.
Ihr fröstelte. Dennoch richtete sie sich auf und trat ihm entschlossen entgegen.
„Lassen sie uns weiter machen.“
Erleichtert, als hätte er ihre Gedanken mit verfolgen können, nickte er leicht, bevor er den nächsten Fluch auf sie richtete.
Die nächsten Stunden waren anstrengend, nervenaufreibend und ziemlich schmerzlich für Hermine.
Sie wollte ja kämpfen, lernen mit ihrer Magie umzugehen, aber alles was sie Dumbledore entgegenbringen konnte, waren Schutzzauber. Einmal hatte sie es geschafft, ihm den Zauberstab zu entwenden, war sich aber nicht sicher, ob das nicht eher eine pädagogische Maßnahme seinerseits gewesen war.
„Hermine, konzentrieren sie sich! Ich weiß, es ist belastend, aber sie alleine haben die Macht ihre Liebsten zu schützen, zu jeder Zeit. Man kann sie nicht entwaffnen, niemals. Wissen sie eigentlich, was für einen Vorteil das darstellt? Nutzen sie diesen endlich. Was, wenn sie auf dem Schlachtfeld stehen, Flüche treffen auf Menschen, Menschen die sie lieben und sie schaffen es lediglich Schutzzauber zu sprechen. Damit kommen sie nicht weit. Konzentrieren sie sich! Was glauben sie passiert wohl, wenn Voldemort auf Severus trifft, den Verräter. Er wird ihn quälen und töten und nur sie können ihm helfen!“
Bei diesen letzten Worten, die er geradezu geschrieen hatte, schoben sich schreckliche Bilder vor ihre Augen. Und die Panik, die damit einherging, die Angst um ihren Geliebten wandelte sich in rasenden Zorn. Und endlich, endlich gelang es ihr, die volle Macht ihrer Magie zu fassen, sie zu kontrollieren und zu benutzen.
Mit Tränen in den Augen schrie sie dem Zauberer entgegen „Stupor!“
Aus ihren Händen schossen helle Lichtblitze und Dumbledore wurde, von der Intensität ihrer magischen Kraft überrascht, nach hinten geschleudert und blieb reglos liegen.
„Oh nein, oh nein. Was hab ich nur getan.“ Sie lief auf ihren Professor zu, ließ sich neben ihm nieder und sprach schnell Enervate.
Bitte, machen sie die Augen auf.
Eine Ewigkeit von Sekunden später öffneten sich seine Augen und der stolze Ausdruck darin traf sie vollkommen unvorbereitet.
„Es tut mir so leid. Auf einmal habe ich alles vor mir gesehen und dann fühlte ich diese Kraft in mir und ich...“ erstickt brach sie ab.
„Mir tut es leid, Hermine. Ich habe dich diese Stunde bis an deine Grenzen getrieben. Auch wenn es sich gelohnt hat, bin ich noch nicht davon überzeugt, dass der Zweck die Mittel heiligt. Dennoch bin ich sehr stolz auf dich. Das war ein exzellenter Angriff.“
Nachdem er sich erhoben hatte, kamen sie darin überein, für heute den Unterricht zu beenden.
Völlig erschlagen schlich sich Hermine in die Kerker. Sie wollte jetzt nur noch zu Severus und in seinen Armen den Schutz und Trost suchen, den sie jetzt dringend brauchte.
Zum Glück schlief er schon, sie wusste, er würde ausrasten, wenn sie ihm von den letzten Stunden erzählte.
Dass sie nicht umhin kam, ihm davon zu berichten, war ihr durchaus bewusst. Aber das musste einfach bis morgen warten.
Albus Dumbledore hingegen schritt noch lange in seinem Büro auf und ab. Er wusste, es war wichtig, dass Hermine ihre Macht kontrollieren konnte, aber er verachtete sich für seine Methoden. Schon wieder hatte er einen Menschen für seine Zwecke missbraucht, zugegeben seine Absichten waren, auf lange Sicht, sinnvoll und würden der Zauberwelt hoffentlich den Frieden zurückbringen, aber das bittere Gefühl in seinem Herzen sprach gerade eine ganz andere Sprache.
Irgendwann, als sich seine Gedanken in einem ewigen Kreis zu bewegen schienen, machte er sich auf den Weg in sein Schlafgemach und fiel sogleich in einen unruhigen und wenig erholsamen Schlaf, angefüllt mit bösen Ahnungen und Bildern von Tod und Verderben.
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