von snape
Kapitel 18
Kapitel 18
Nachdem Severus eingeschlafen war, ging Hermine leise ins Wohnzimmer zurück und setzte sich auf die Couch.
Sie hatte Angst. Angst vor der Schlacht, vor ihrer Aufgabe darin. Angst zu Versagen. Angst zu Töten. Angst um ihn.
Sie wusste nicht, wie sie weiterleben könnte ohne ihn.
Inzwischen war er ihr Leben. Sie liebte ihn so sehr, dass es schmerzte.
Sie brauchte ihn, wie Sauerstoff, wie Wasser, wie Nahrung.
Ohne ihn könnte sie nicht überleben.
Und sie wusste, dass er genauso empfand. Zwar hatte er es immer noch nicht geschafft, ihr seine Liebe zu gestehen.
Aber Worte waren manchmal nicht wichtig. Sie erkannte an jedem seiner Blicke, an jeder seiner Berührung und an jeder kleinen Aufmerksamkeit, die er ihr zukommen ließ, dass er sie ebenfalls liebte.
Erneut kamen ihr die Tränen. Sie hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Ein Stein lag in ihrem Magen. Ein Kloß in ihrem Hals. Immer schwerer fiel es ihr, nicht in Panik zu verfallen.
Sie musste versuchen mit ihrem Verstand an die Sache heranzugehen.
Nachdem sie mit aller Macht ihre Gefühle zurückgedrängt hatte, begann sie zu überlegen.
Das Einzige, was sie aktiv verhindern konnte, war, dass er verletzt würde.
Sie hatte zwar nicht vor, Dumbledores Plan entgegen zu arbeiten, aber wenn sie Severus folgte, könnte sie ja ebenso den Menschen in seiner Umgebung helfen, wie ihm auch.
Sie würde im Hintergrund bleiben, aber bei ihm.
Sie würde kämpfen, aber immer in seiner Nähe.
Nachdem sie diesen Plan, der zugegeben nicht der genialste war, mehrfach wiederholt und in ihren Geist gebrannt hatte, war sie ein wenig beruhigt und schlich wieder rüber ins Schlafzimmer, wo sie eng an ihn gekuschelt endlich einschlief.
Die nächsten zwei Tage waren angefüllt mit geschäftigem Treiben.
Die Evakuierung der Schüler musste vorsichtig und unter einem enormen Aufwand an Zeit und Zaubern durchgeführt werden. Weder durfte Voldemort Verdacht schöpfen, weil auf einmal überall verlautet würde, dass die Schüler nach Hause geschickt worden waren, noch durften die Kinder der Todesser etwas ausplaudern. Also wurden unzählige Vergessenzauber gesprochen, leichte Krankheiten angezaubert und alle weiteren Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Alle waren dankbar für die Ablenkung.
Keiner wollte jetzt schon an morgen denken. Keiner wagte es auszusprechen. Also schwiegen alle und arbeiteten unermüdlich, damit man am Abend auch ja in einen traumlosen tiefen Schlaf fallen würde.
Aber schließlich kam der gefürchtete dritte Tag.
Schon beim Frühstück, das alle an einem großen Tisch zu sich nahmen, war die Anspannung deutlich zu spüren.
Die wenigsten schafften es, wirklich etwas runter zu bekommen.
Natürlich hielt das Ron nicht auf, sich unzählige Male nachzunehmen.
Schmunzelnd beobachteten Hermine und Harry, wie er sich schon wieder drei Toastscheiben angelte.
Nach und nach bemerkten auch die Anderen, dass es wohl mehr bedarf, als eine Armee von Todessern, angeführt von seiner Arschigkeit, Lord Voldemort, um einem Ron Weasley den Appetit zu verderben.
Langsam breitete sich das Kichern von einem Ende des Tisches bis zum anderen aus und erreichte Ron, als die ansteckende Heiterkeit die trübe Stimmung zumindest für den Moment verdängen konnte.
„Wasn…ichabaltunger? Und außerdem hab ich keine Lust, heut Abend beim Todesser-Verfolgen nach einer halben Meile ohnmächtig zu werden, weil ich nichts gegessen habe.“
Sprachs und griff nach einem Würstchen, in dass er herzhaft hinein biss.
Das Lachen, was daraufhin losbrach schaffte es sogar, Severus ein Schmunzeln auf die Lippen zu zaubern.
Dumbledore nutzte die Ausgelassenheit, um über die Anwesenden einen speziellen Schutzzauber zu sprechen.
Auch wenn dieser seine Mitstreiter und Freunde nicht endlos schützen würde und gewiss nicht vor dem Tod bewahren konnte, so schenkte der Zauber zumindest Zuversicht und Kraft und ließ schwächere Flüche für eine gewisse Zeit daran abprallen.
Damit der Zauber gelingen konnte, musste derjenige, der ihn empfing, in einer möglichst entspannten Verfassung sein.
Umso dankbarer war er dem jungen Weasley, dass dieser sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ und damit den anderen diesen kostbaren Augenblick der Ruhe und Freude schenkte.
Der Rest des Tages verlief relativ träge, aber zumindest hatte die nackte Angst nach keinem der Anwesenden mehr gegriffen, was aber natürlich nur Dumbledore auffiel.
Da sie nicht wussten, wann genau Voldemort angreifen würde, hatten sie beschlossen, sich ab Sonnenuntergang auf die Wachposten zu begeben.
Nach einem weiteren gemeinsamen Essen am Nachmittag, vor dem schon gewettet worden war, wie viel Ron wohl verdrücken würde, zog sich jeder zurück.
Ob alleine oder in kleinen, im Falle der Weasleys eher großen, Gruppen, hing jeder seinen Gedanken nach und versuchte sich auf die kommende Aufgabe zu konzentrieren.
Severus und Hermine hatten sich in die Kerker zurückgezogen.
Dank des Zaubers von Dumbledore konnte sich die Panik nicht völlig in ihnen ausbreiten.
Dennoch wussten beide, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.
Möglicherweise war es das letzte Mal, das sie sich so gegenüberstanden, das letzte Mal, das sie sich sahen.
„Würdest du mir einen Gefallen tun, Severus?“
Er sah sie lange an, ein wenig misstrauisch, was sie ihn fragen würde. Hatte es was mit dem Kampf zu tun?
„Natürlich.“
„Bitte küss mich!“
Ein wenig erstaunt und ebenso amüsiert über diese kleine Bitte zog er sie sanft in seine Arme und küsste sie vorsichtig.
Der Gedanke, ihr nie wieder so nahe zu sein, ließ ihn verzweifelt aufkeuchen.
„Was ist los, mein Schatz?“
Besorgt nahm sie seinen Kopf in ihre Hände und blickte ihm traurig in die Augen.
„Ich will nicht mehr ohne dich sein. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert.“
Er schaute sie mit einer solchen Verzweifelung an, dass sie es fast nicht ertragen konnte. Sie fühlte sich an ihren eigenen Schmerz erinnert, konnte sich jetzt aber nicht darauf einlassen. Ansonsten würde sie im Kampf Niemandem helfen und könnte ihn nicht unterstützen.
Also tat sie das Einzige, was ihr noch einfiel, das Einzige, was sie Beide ablenken würde.
Ein letztes Mal noch wollte sie ihn spüren, sich bewusst werden, dass er noch bei ihr war.
Sie begann ihn stürmisch zu küssen und er erwiderte diesen Kuss mit einer Leidenschaft und Verzweifelung, dass ihr der Atem stockte.
Fast brutal wurde der Kuss, aber keiner der Beiden war versucht ihn zu beenden. Ihre Zungen tanzten einen energischen Tanz, keiner wollte nachgeben.
Sie rissen sich die Kleider vom Leib, drückten sich aneinander, Haut an Haut.
Ihr Herzen klopften wild im Einklang.
Ihre Hände erforschten den Körper des anderen wie nie zuvor.
Alle Hemmungen wurden fortgespült unter dieser verzweifelten Stimmung.
Er fegte mit einem Handgriff den Schreibtisch leer und drückte Hermine fest auf diesen, bevor er mit einem Ruck in sie eindrang.
Sie stöhnte auf. Das hier war nur noch pure Lust, wie sie es noch nie erlebt hatte. In einem anderen Fall hätte sie vielleicht Bedenken geäußert über sein wildes Vorgehen, aber in dieser Situation, in diesem Moment, war es das Richtige.
Sie musste ihn jetzt auf diese Art spüren, sie musste fühlen, dass sie lebendig war und dass Er noch bei ihr war.
Sie schlang die Beine um seinen Rücken, forderte ihn auf, das Tempo zu erhöhen.
Er stieß immer tiefer, immer fester in sie. Ihr keuchender Atem vermischte sich mit seinem fast schon animalischen Stöhnen.
Alles andere wurde unwichtig. Was zählte waren sie beide, hier und jetzt vereint.
Mit jedem Stoß kamen sie dem Höhepunkt näher, ersehnt und doch am Liebsten auf ewig heraus geschoben.
Als sie in einem letzten tiefen Kuss verbunden, gemeinsam über die Klippe sprangen, krallten sie sich noch enger aneinander fest.
Erschöpft lag er auf ihr, sah sie an und konnte nicht glauben, was gerade passiert war.
Er wollte sich entschuldigen für seine fast schon brutale Art, als ihn ein Ausdruck aus ihren Augen traf, der ihn innehalten ließ.
Sie hatte es ebenso gewollt wie er.
Sie kuschelte sich noch kurz an ihn, bevor sie sich beide schmerzhaft bewusst wurden, dass sie sich wieder anziehen sollten. Die Sonne ging langsam unter.
Wieder standen sie sich gegenüber, er streichelte ihr sanft über die Wange.
Die andere Hand hielt ihre fest umklammert.
Sie strich mit ihren Fingern immer wieder über seine Stirn, seine Wangenknochen, als wollte sie das Bild, was ihre Finger nachzeichneten, für immer in sich aufnehmen.
„Ich liebe Dich, Severus Snape. Du bist mein Herz und Verstand. Und ich warne dich, wage es nicht heute Nacht zu sterben!“
Als er ansetzte, um darauf etwas zu erwidern, begann ein höllischer Lärm, der kurz darauf von einer alles verschlingenden Stille abgelöst wurde.
Sie sahen sich ein letztes Mal in die Augen, um den Anblick des anderen für immer in sich aufzunehmen.
Ein letzter Kuss.
Dann begaben sie sich nach oben.
In eine ungewisse Zukunft.
Der Tod lauerte, hatte schon zum Sprung angesetzt.
Es hatte begonnen.
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