von snape
Kapitel 3
Die nächsten 2 Wochen liefen nach dem immer gleichen Schema ab.
Harry besuchte Snape jeden Abend nach der Schule und wurde immer gleich wieder hinaus geworfen.
Auch Hermine war zwei Mal mitgekommen, fand das Benehmen ihres ehemaligen Lehrers aber unerträglich, zumal sie nicht verstand, wozu er jetzt noch, nach Voldemorts Tod, seine Fassade aufrecht hielt.
Außer, und das war der Punkt, an dem sie aufgab, dass Snape wirklich ein verbitterter und unsozialer Mensch war, der es liebte, andere fertig zu machen.
Sie konnte zwar nicht genau verstehen, wieso Harry immer noch darauf bestand, ihn weiter zu besuchen, aber sie respektierte seinen Wunsch.
Sie ahnte, dass es für Harrys Weiterkommen in irgendeiner Weise wichtig war, mit Snape über die Vergangenheit zu reden.
Sie wusste, dass er sich mit ihm nur zu gerne über seine Mutter unterhalten wollte, sich bedanken und entschuldigen wollte.
Sie hoffte, dass er es irgendwann schaffen würde, zu Snape durchzudringen, ansonsten würde sich Harry irgendwann in dieser selbst auferlegten Aufgabe verlieren.
Auch diesen Abend hatte Harry sich wieder auf den Weg gemacht.
Seltsamerweise hatten ihn die letzten zwei Wochen nicht entmutigt.
Er wusste einfach, dass irgendwann ein Fortschritt eintreten musste.
Wieder einmal klopfte er an die Zimmertür und trat daraufhin ein.
Die Rekonvaleszenz von Snape ging nur langsam vor sich.
Die schmerzhafte Behandlung, in der ihm nach und nach das Gift von Nagini entzogen wurde, war Kräfte zehrend und so saß er immer noch erschöpft gegen die Kissen gelehnt auf dem Bett.
Harry ahnte, dass er es hasste, so kraftlos und schwach zu sein und auch, dass ihn jemand so zu Gesicht bekam.
„Potter, wann geben sie endlich auf? Was wollen sie von mir?“
Seine Stimme klang müde.
„Ich will mit ihnen reden. Ich möchte soviel loswerden, so viel fragen. Bitte schicken sie mich nicht wieder weg.“
Snape focht einen inneren Kampf aus. Schon 2 Wochen kam Harry nun schon hier her und ließ sich nicht abschrecken.
Egal ob er tobte und schrie, ihn ignorierte oder gar nicht erst in sein Zimmer ließ, der Junge kam einfach jeden Abend wieder.
War es vielleicht leichter, ihn anzuhören? Würde er dann endlich zur Gänze aus seinem Leben verschwinden?
Resignierend bat Snape ihm schließlich einen Stuhl an.
Erleichtert und unendlich glücklich setzte Harry sich neben das Bett.
Die nächsten Minuten sprach keiner von Ihnen.
Aber es war keine unangenehme Stille, es hatte eher etwas von einem langsamen Antasten, ein sich aneinander Gewöhnen.
Schließlich war Snape es, der die Ruhe durchbrach.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich überleben würde.“
Schmerzhaft hörte Harry den stillen Vorwurf darin heraus und blickte seinen Lehrer erstaunt an.
„Sie wollten nicht überleben?“
Snape drehte langsam seinen Kopf und sah ihn an.
Schmerz stand in seinen Augen, Trauer und Verzweifelung.
Harry schluckte hart und wusste nicht, wie er mit diesen so offen gezeigten Emotionen umgehen sollte.
Aber schnell war dieser Augenblick wieder vorbei. Snapes Augen waren wieder unergründlich und kalt.
„Was wollten sie denn unbedingt loswerden, dass sie mir nicht das bisschen Frieden geben können, was mir zusteht. Was genau ist so wichtig, dass sie mir jeden Tag auf die Nerven gehen?“
Diese Worte trafen Harry.
War er wirklich solch eine Last? Oder war das nur wieder eine Schutzhaltung von Snape?
Er entschloss sich, nicht auf die Beleidigungen einzugehen.
„Ich wollte mich bei ihnen entschuldigen.“
Ungläubig starrte Snape den Jungen vor sich an.
Misstrauisch fragte er nach dem Grund.
„Ich habe sie immer falsch eingeschätzt. Sie verdächtigt und beschuldigt.
Ich habe sie verantwortlich gemacht für Sirius' Tod und auch für den meiner Eltern.
Und was ich am Meisten bedauere, ist, sie einen Feigling genannt zu haben.
Es tut mir unsäglich leid.“
Unsicher, ob er sich zu weit vorgewagt hatte, sah Harry auf seinen Gegenüber.
Es traf ihn mit einer solchen Wucht, dass er nicht sicher war, ob er seine Maske aufrecht halten konnte.
Er wusste, dass Harry ihn viele Jahre für so vieles verachtet und verantwortlich gemacht hatte. Aber er ahnte schon damals, dass es sich dabei nur um Schutzbehauptungen gehandelt hatte.
Es war immer leichter jemand anderem die Schuld zu geben.
Aber dass er sich dafür entschuldigte, ihn einen Feigling genannt zu haben, erschütterte ihn.
Denn dieses einzelne Wort löste bei ihm immer so viel aus.
Für ihn war es unwichtig, was andere von ihm hielten, dass niemand wusste, wie viele Opfer er in seinem Leben gebracht hatte.
Aber sobald er Feigling geschimpft wurde, rastete irgendetwas in seinem Gehirn aus.
Mit diesem Wort konnte man ihn tief verletzen.
Und dass Harry dies erkannt hatte, verunsicherte ihn enorm.
Und doch tat diese Entschuldigung unfassbar gut und wärmte ihn auf angenehme Weise von Innen.
Das Minenspiel was sich auf seine Entschuldigung hin auf Snapes Gesicht abbildete, nahm Harry gefangen.
Er konnte sehen, wie verwirrt sein Professor war, und auch, wie gut ihm diese Entschuldigung tat, auch wenn Snape versuchte, ihm genau das nicht zu zeigen.
Harry hatte sofort begriffen, wie schändlich eine solche Bezeichnung für diesen Mann gewesen war.
Nachdem er in die Erinnerungen seines Lehrers eingetaucht war, gesehen hatte, was er auf sich genommen hatte, war ihm übel geworden, als er daran dachte, dass er ihn so beschimpft hatte.
Ohne noch weiter auf das Thema einzugehen, bat Snape ihn, von dem Endkampf zu erzählen.
Ahnend, wie nah ihm die Szene von vorhin ging, begann Harry zu erzählen.
Er war nie leicht über das Geschehene zu reden, die Gesichter der Toten verfolgten ihn noch immer in seinen Träumen.
Aber er zwang sich jedes Detail heraufzubeschwören und auch wenn er ab und zu stockte, berichtete er doch bis zum Ende.
Er konnte hören und spüren, wie viel Kraft es dem Jungen abverlangte, alles noch einmal durchleben zu müssen.
Er kam nicht umhin, seinen Mut und seine Stärke anzuerkennen.
Und so kamen ihm die Worte wie von selbst über die Lippen, er versuchte noch sie aufzuhalten, aber Sekunden später schwangen sie schon im Raum.
„Das war eine erstaunliche Leistung, Harry. Dumbledore wäre sicher stolz auf dich.“
Bevor Harry sich von seiner Überraschung, solch warme Worte von Snape zu hören, erholt hatte, ging die Tür auf und zwei Ärzte und eine Medihexe betraten den Raum.
Aber Harry wollte diesen kostbaren Moment nicht einfach so zerstört wissen und überlegte krampfhaft, was er darauf erwidern könnte.
Doch als er erneut in Snapes Gesicht blickte, waren seine Züge wieder angespannt und er wich seinem Blick aus.
„Harry, schön dich zu sehen. Leider musst du jetzt gehen. Es ist Zeit für seine Behandlung.“
erklang die Stimme von Heiler Baxten.
Also blieb ihm nur das übliche zu sagen, so wie die letzten Wochen auch.
„Wir sehen uns morgen Abend, Professor.“
Als er wieder zurück in Hogwarts war und in seinem Bett lag, ließ er die letzten Stunden Revue passieren.
Ihn überkam ein leichtes Glücksgefühl.
Endlich hatten sie miteinander geredet. Auch wenn noch nicht die Rede von einem Vertrauensverhältnis sein konnte, so war es zumindest ein Anfang.
Und als Snape seinen Vornamen benutzt hatte, hatte sich sein Herz angenehm zusammen gezogen.
Es war ungewohnt seinen Namen aus seinem Mund zu vernehmen, aber es hörte sich verdammt gut an.
Und glücklich lächelnd sank er hinüber in einen tiefen Schlaf.
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