von snape
Kapitel 10
Zum Glück war Harry den ganzen nächsten Tag über abgelenkt mit den Vorbereitungen für Hermines Feier.
Ron schien es endlich etwas besser zu gehen und seit langem verbrachten Beide einen richtig schönen Tag zusammen, sie alberten rum, schwelgten in Erinnerungen und fühlten, wie ihre Freundschaft sich wieder verstärkte.
Als der Abend gekommen war und Ron Hermine unter einem Vorwand runter zum See gelockt hatte, sprangen alle aus ihren Verstecken und schrieen „Überraschung!“.
Hermine war völlig überwältigt, doch irgendwie spürte Harry, dass sie schon etwas geahnt hatte. Aber sie ließ sich nichts dergleichen anmerken, was er ihr hoch anrechnete, denn gerade Ron lag so viel daran, ihr eine Freude zu machen.
Der Abend verlief harmonisch und sehr ausgelassen.
Hermine freute sich riesig über das Geschenk von ihnen. Sie hatten in einem alten Buchladen eine richtige Antiquität gefunden. Ein Buch aus dem 17. Jahrhundert über heilende Zaubersprüche. Und da sie schon lange mit dem Gedanken spielte, sich nach der Schule als Medihexe ausbilden zu lassen, war sie vollauf begeistert über ihre Freunde, die sich dieses Mal richtig Mühe gegeben hatten.
Später am Abend, als alle schon leicht angesäuselt waren, stand unvermittelt ein Mädchen aus Ravenclaw vor Harry und begann äußerst offensichtlich mit ihm zu flirten.
Harry, der darin keine wirkliche Übung hatte, wusste nicht, was er sagen oder machen sollte.
Aber die Entscheidung wurde ihm prompt angenommen, als das Mädchen ihn plötzlich küsste.
Und er fühlte…nichts.
Kein Kribbeln im Bauch, kein Herzrasen, und sein Atem blieb ruhig.
Das und die Tatsache, dass er sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschte, als Severus Lippen auf seinen zu spüren, ließen ihn sich hastig zurückziehen.
Eine Entschuldigung murmelnd ging Harry ein paar Schritte, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Er setzte sich abseits der Anderen ins Gras und lehnte sich an eine mächtige Eiche.
Er hatte die Augen geschlossen, merkte aber, wie sich jemand neben ihn setzte.
„Harry, ist alles in Ordnung?“
„Sicher Mine, geh wieder zurück zu deiner Feier. Ich komme gleich auch wieder.“
„Ich habe genug gefeiert. Also, was ist los?“
„Nichts. Wirklich. Ich…“
„Ja?“
„Mine, wann weiß man, ob man jemanden mag? Wie erkennt man das? Woher wusstest du, dass du Ron liebst?“
„Hm, alles beginnt mit diesem Kribbeln in deinem Bauch. Du kannst nur noch an diese Person denken. Du stellst dir vor, wie es wohl sein würde diese Person zu küssen, ihr nahe zu sein.
Du willst soviel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Dir gefallen Dinge an dieser Person, die andere vielleicht schrecklich finden. Um ehrlich zu sein, man benimmt sich wie der letzte Idiot und kann doch nichts dagegen tun.“
Harry musste lachen. Solche Worte aus Hermines Mund zu hören, war eine Seltenheit.
„Also, Harry, wer ist denn die Glückliche?“
Scharf zog er die Luft ein. Natürlich ging sie davon aus, dass es sich um ein Mädchen handeln würde.
Auf einmal zog sich alles in ihm zusammen.
Er konnte es niemandem sagen. Er war völlig allein. Niemand würde es verstehen.
Er wollte nicht schwul sein. Er wollte endlich auch einmal in seinem Leben normal sein.
Nicht der Junge der überlebte. Nicht der Mann, der Voldemort umgebracht hatte. Nicht die ekelhafte Schwuchtel. Er wollte einfach nur normal sein.
Wieso war ihm das nur nicht vergönnt.
Und ohne es zu wollen, entwich ihm ein tiefer Schluchzer und löste eine Flut von Tränen aus, die er nicht mehr aufhalten konnte.
Erschrocken sah Hermine ihn an, um ihn kurz darauf eng in ihre Arme zu ziehen.
„Hey, was ist denn los? Du weist doch, du kannst mir alles erzählen. Was ist denn bloß los, Harry?“
„Was soll ich nur tun, Mine. Ich will nicht mehr anders sein. Ich bin völlig allein. Alle würden mich hassen. Ich will das nicht. Was soll ich nur tun.“ Brachte er völlig aufgelöst über die Lippen.
Und langsam begann Hermines genialer Verstand die wenigen Informationen, die er ihr gegeben hatte, umzuwandeln und sie begann zu verstehen.
„Harry, sieh mich an. Es ist nicht falsch oder abnormal, wenn du einen Jungen liebst.
Lass dir das von niemandem einreden! Und niemand wird dich hassen. Wahrscheinlich wirst du blöde Sprüche zu hören bekommen, aber das bist du doch seit deinem ersten Jahr gewöhnt.
Und, wer ist also DER glückliche?“
Doch anstatt, dass sie Harry mit ihrer Rede beruhigt hatte, begann er wieder lauter zu schluchzen.
„Hey, du musst mir das nicht sagen. Ganz ruhig!“
Lange Zeit sagte keiner ein Wort.
Als Harry sich wieder beruhigt hatte, begann er zögerlich:
„Mine, es ist nicht so, dass ich es dir nicht sagen will, aber du würdest es nicht verstehen…“
„Harry, wie gesagt, ich zwinge dich zu nichts. Erzähl mir doch einfach von ihm. Was magst du an ihm?“
„Hm, im Grunde ist er ein schwieriger Mensch, stolz und unberechenbar, aber wenn wir zusammen sind, ist er witzig und kann sehr sanft sein. Er merkt immer direkt, wenn es mir schlecht geht. Sein Lachen und seine Stimme gehen mir durch und durch. Und wenn er mich anlächelt, nur ganz leicht und unsicher, wie er manchmal ist, dann geht für mich die Sonne auf und mein Herz fängt an zu rasen. Wenn wir uns zufällig berühren, fängt meine Haut Feuer und mein ganzer Körper kribbelt.
Und erst seine Augen. Gott, Mine, diese dunklen Augen bringen mich um den Verstand!“
Während seiner Schilderung beschlich Hermine ein seltsames Gefühl. Diese Beschreibung passte, zumindest zum größten Teil, auf nur einen Menschen, den sie kannte.
Als Harry dann bei seinen Augen ankam, war es ihr schlagartig klar.
„Du bist in Snape verliebt?“
Der Ausdruck in Harrys Gesicht wandelte sich blitzartig von träumerisch zu panisch.
„Mine, bitte. Du darfst das keiner Menschenseele verraten. Das habe ich ja auch nicht vor.“ schloss er leise.
„Wenn du nicht willst, dass es jemand erfährt, wird es auch niemand erfahren, zumindest nicht von mir. Aber Harry, du musst es IHM sagen.“
„Nein! Er würde mich nur auslachen. Lieber verbringe ich noch die 2 Wochen bis zu seiner Entlassung mit ihm, als es ihm zu sagen und ihn danach nie wieder zu sehen.“
„Und wieso bist du dir so sicher, dass er dich auslacht? Was du mir eben erzählt hast, klingt ganz danach, als hättest du es geschafft seinen Panzer zu durchbrechen. Er sich dir geöffnet, dann schuldest du ihm auch die gleiche Offenheit. Vielleicht hat er auch Gefühle für dich?“
„Ach Quatsch. Er liebt meine Mutter. Er steht nicht auf Männer.“
„Du warst auch mit Ginny zusammen und hast Cho geküsst und trotzdem hast du dich jetzt in einen Mann verliebt…“
„Es tut richtig weh, weist du. Ihm so nahe zu sein und ihn doch nicht berühren zu können. Aber ich kann es ihm nicht sagen, noch nicht. Ich will ihn jetzt noch nicht verlieren, das würde ich nicht aushalten.“
„Das ist natürlich deine Entscheidung. Aber warte nicht zu lange! Und wenn du reden willst, ich bin immer da.“
„Ich danke dir so, Mine. Übrigens soll ich dir Glückwünsche von Severus ausrichten.“
Jetzt war es an Hermine, überrascht zu gucken.
„Er gratuliert mir zum Geburtstag? Wow, was hast du nur mit ihm angestellt? Sag ihm bitte, vielen Dank. Oder noch besser, ich komme morgen Abend mit zu ihm und sage es ihm selbst, wenn du nichts dagegen hast. Dann könnte ich auch ein bisschen Gefühlsdetektiv spielen.“
„Ok, du kannst mit kommen. Aber wehe, dir rutsch ?aus Versehen' irgendetwas raus. Und du wirst ihm auch keine Fragen zu seinen Vorlieben oder sonstigem stellen, verstanden?“
„Natürlich nicht! Du kannst dich auf mich verlassen. Ich will lediglich beobachten, wie ihr mit einander umgeht.“
„Danke…
Sollen wir mal wieder zurückgehen. Ron fragt sich sicher schon, wo seine Geliebte geblieben ist.“
„Klar. Lass uns gehen.“
Noch einmal umarmte Hermine Harry und drückte ihn fest an sich, in der Absicht, ihm zu zeigen, dass sie hinter ihm stand, dann machten sie sich auf den Weg zurück zum Fest.
Fortsetzung folgt...
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