von snape
Kapitel 11
Am nächsten Abend standen zwei nervöse Gestalten vor Snapes Krankenzimmer.
Harry hatte Angst, sich nicht genügend unter Kontrolle zu haben. Jetzt, wo eine andere Person um seine Gefühle wusste, war es irgendwie offiziell geworden Jetzt konnte er sich nicht mehr verstecken.
Außerdem hatte Harry Sorgen, dass Hermine vielleicht doch etwas Unüberlegtes rausrutschen könnte.
Diese hingegen war angespannt, weil sie immer noch unstreitbar den größten Respekt vor der Person in diesem Zimmer hatte. Sie hatte seine Fähigkeiten immer bewundert, hatte seine Taten zu schätzen gewusst und hatte Snape im Gegensatz zu Ron und Harry oft verteidigt, aber als Mensch fand sie ihn erschreckend.
Oft hatte er gerade sie, Miss Besserwisserin, verhöhnt und fertig gemacht.
Sie hoffte Harry zu Liebe, dass der heutige Abend nicht ausarten würde.
Als Harry angeklopft hatte und als erster eintrat, um Severus auf seinen weiteren Gast vorzubereiten, wurde er schon erwartet.
Snape wollte unbedingt wieder an die frische Luft und hatte auf Harry gewartet.
Nicht dass er erneut in eine Situation wie von vor 2 Tagen kommen wollte, aber er hielt es nicht aus, 24 Stunden in diesem geschlossenen Raum zu verbringen.
Also hatte er sich für das kleinere Übel entschieden, mit der festen Absicht, sich seine Kräfte einzuteilen um einer solchen Situation entgegen zu wirken.
„Hallo Severus. Ich habe heute noch einen Gast mitgebracht. Ich hoffe, es ist dir Recht, wenn Herm…Miss Granger uns begleitet.“
Um ehrlich zu sein, hatte Snape sich nie mehr gefreut, seine ehemalige Schülerin zu sehen. Wenn sie dabei war, konnte doch gar nichts geschehen.
Und so ging er überschwänglich auf Hermine zu, nahm ihre Hände in seine und sprach mit dunkler Stimme zu ihr: „Miss Granger, ich freue mich, sie wieder zu sehen. Wie ergeht es ihnen in ihrem letzten Schuljahr?“
Sprachlos schüttelte sie ihrem ehemaligen Lehrer die Hände.
Als sie sich wieder gefangen hatte, musste sie sich beherrschen, um nicht laut zu lachen.
Sie kam sich vor, als wäre sie mitten in einem Paralleluniversum gelandet, mit einem freundlichen Snape und einer Version von sich, die nicht redete.
„Professor, ich bin auch sehr erfreut, sie bei so viel besserer Gesundheit anzutreffen, als letztes Mal. Wie verläuft die Reha?“
Und mit einem Mal war Harry nicht mehr länger existent.
Snape und Hermine spazierten in Richtung Park und Harry konnte entscheiden, ob er sich ihnen anschließen wollte, oder nicht.
Die Beiden unterhielten sich wie zwei alte Freunde.
Wie sollte Hermine das denn darauf bringen, ob Snape IHN mochte?
Eifersucht machte sich in ihm breit, obwohl er doch wusste, wie dumm das war.
Bei der ersten Pause setzten sich die Drei an einen Tisch. Snape auf die eine Seite, Harry und Hermine auf die andere.
Noch immer waren sie in ein Gespräch vertieft, bei dem es sich um Hermines Fächer und ihre Zukunft handelte.
Als sie aber auch noch begannen, einzelne Tränke zu analysieren und diskutierten, welche Zutaten noch wirkungssteigender seien, war Harry es leid.
„Hey, ich bin auch noch da! Wenn ihr euch schon nicht von einander losreißen könnt, dann sprecht wenigstens über Themen, denen ich auch folgen kann.“
„Was denn, hast du mir nicht immer vorgeworfen, dass ich alleine daran schuld sei, dass du in Zaubertränke versagt hast. Meine Lehrmethoden haben dich doch angeblich davon abgehalten, in die Mysterien des Tränkebrauens einzutauchen. Und jetzt muss ich hören, dass du danach auch nicht viel gelernt hast? Liegt es dann vielleicht nicht doch eher an dir?“
Erfreut merkte Hermine, dass in Snapes Worten kein gehässiger Ton zu finden war, sondern lediglich eine leicht spöttische Art, die Harry necken sollte.
Auch das Lächeln, was Severus ihm zuwarf, war frei von negativen Zügen.
Als Harry dann auch noch auf dieses Spiel einstieg, und die Beiden sich gegenseitig aufzogen, war es an Hermine, sich überflüssig zu fühlen, was ihr aber natürlich nichts ausmachte.
So sah sie das Glitzern in den Augen Beider, wenn sie sich anlachten, hörte die Tonart ihrer Stimmen, die sanft und fast schon liebevoll war.
Sie sah die zufälligen Berührungen, die hauptsächlich von ihrem ehemaligen Lehrer ausgingen.
Snape, der Harry in die Seite stupste, als dieser zu frech geworden war.
Snape, der Harry ein Blatt aus den Haaren zupfte.
Snape, dessen Finger wie zufällig die Hand von Harry streifte.
Hermine konnte spüren, wie wohl sich die Beiden miteinander fühlten.
Und sie freute sich für Harry, der von Innen schier erstrahlte, wenn er Severus zum Lachen brachte.
Sie freute sich genauso für Snape, der wie ausgewechselt war. Er war nicht länger der kalte, herzlose Ex-Todesser, für den viele ihn gehalten hatten. Er war einfach nur ein Mann, der lernte, mit seinen Emotionen offen umzugehen.
Es war angenehm sich mit ihm zu unterhalten, denn sein wacher Geist, den sie immer schon bewundert hatte, öffnete sich ihr in tiefgründigen Fachgesprächen.
Die beiden Männer gaben sich der Illusion hin, die Snape am Anfang so euphorisch auf Hermine hatte zugehen lassen.
?Wenn noch eine Dritte Person dabei ist, kann mir nichts passieren. Dann werde ich nicht Gefahr laufen, etwas Unüberlegtes zu tun.'
Und so merkten sie nicht, wie sie immer neben einander gingen. Nie war Hermine in der Mitte.
Die flüchtigen Berührungen, die Beide erschauern ließen, konnten ihr weiteres Handeln nicht beeinflussen, denn Hermine war ja da.
Und so genossen sie einfach die Anwesenheit des Anderen und verloren sich durch die entspannte Stimmung noch tiefer in einander.
Als es schließlich Zeit für die beiden Schüler wurde, bemerkte Hermine, wie die Männer versuchten den Zeitpunkt der Trennung weiter aufzuschieben.
Snape wollte Harry noch unbedingt dieses eine Buch zurückgeben und musste natürlich erstmal lange danach suchen.
Harry hatte seinen Zauberstab irgendwo im Zimmer verlegt, und musste diesen auch erst wieder finden.
Dass Hermine mit einem einfachen Aufrufzauber Beides in Sekunden hätte finden können, fiel seltsamerweise () Niemandem ein.
Als ihnen schließlich dir Gründe ausgegangen waren, war Beiden deutlich anzusehen, wie ungern sie sich jetzt schon trennten.
An einem anderen Tag, wäre Harry nach der üblichen Verabschiedung einfach gegangen oder Snape hätte ihn angegrummelt, dass er jetzt verschwinden solle.
Aber dadurch, dass Hermine wie eine Anstandsdame auf Beide wirkte, so dass sie keine Angst haben mussten, etwas „Falsches“ zu tun, war Harry mutig geworden und ging langsam auf Severus zu, um ihn in eine Abschiedsumarmung zu ziehen.
Sein Herz drohte ihm aus der Brust zu springen, seine Knie zitterten und seine Hände wurden feucht.
Snape wusste direkt, was der junge Mann vor ihm beabsichtigte und wurde unsäglich nervös.
Er wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn in die Arme zu schließen, ihn endlich bewusst zu berühren und seinen Duft einzuatmen, aber die kleine Stimme in seinem Kopf schrie ihn an, zur Vernunft zu kommen.
?Er ist Lilys Sohn! Er ist Lilys Sohn!'
Also wandte er sich abrupt zu Seite.
Die Ablehnung war Harry natürlich nicht entgangen, sodass er nun völlig verzweifelt, mit hoch rotem Kopf auf den Boden starrte.
Hermine versuchte die Situation zu retten, indem sie sich scherzend von Snape verabschiedete und Harry mit sich aus dem Raum zog.
Zu beschäftigt damit, Harry von unüberlegten Taten abzuhalten, bemerkten Beide nicht das Geräusch von zerspringendem Glas, was aus Snapes Zimmer zu ihnen drang.
Er war der größte Idiot, den die Welt je gesehen hatte.
Er verfluchte sich selbst und konnte sich nicht beherrschen, das Wasserglas gegen die Wand zu schmeißen.
Wie hatte er das Harry nur antun können. Der Junge war mutiger als er gewesen und wollte, wörtlich und im übertragenden Sinne, einen weiteren Schritt auf ihn zumachen und er hatte ihn so heftig vor den Kopf geschlagen.
Dabei wollte er es doch so sehr.
Auch wenn er seine Gedanken immer versuchte zu kontrollieren, durchbrach die eine oder andere Vorstellung hin und wieder seine mentale Schranke und er stellte sich vor, wie Harry wohl schmecken würde, wie dessen weichen Lippen ihm einen Kuss stehlen würde.
Und immer verabscheute er sich für diese Gedanken.
Er hatte weniger ein Problem damit, dass er sich zu einem Mann hingezogen fühlte, das war in den letzten Jahren schon ein paar Mal vorgekommen.
Es erschreckte ihn ungemein, wie intensiv seine Gefühle und Sehnsüchte in Bezug auf Harry geworden waren.
Am Anfang hatte er stets gedacht, oder besser, sich eingeredet, dass diese Gefühle freundschaftlicher Natur wären.
Aber spätestens seit dem ersten Spaziergang, wo er in Harrys Armen Halt fand, wusste er, dass er ihn begehrte.
Und seit gestern wusste er, dass er ihn liebte.
Er hatte in der Nacht von Montag auf Dienstag einen verwirrenden Traum gehabt, der ihn sehr an den von Harry erinnerte.
Er stand Voldemort gegenüber und spürte, wie eine Woge des Hasses in ihm aufstieg.
Dieses Monster hatte ihm Lily genommen!
Doch auf einmal änderte sich das Bild und er kämpfte an ihrer Seite gegen Voldemort, als Harry von dessen Todesfluch getroffen wurde.
Wie in Zeitlupe fiel der junge Mann, doch so schnell sich Snape auch bewegte, er konnte nicht zu ihm gelangen.
Er spürte, wie etwas in ihm zerbrach. Das Gefühl des Verlustes fraß ihn auf.
Er hörte sich selbst verzweifelt aufschreien und wurde davon aus diesem schrecklichen Traum erlöst.
Verschwitzt und schwer atmend bemerkte er, dass sein Gesicht nass war.
Er dachte zuerst, dass er sich im Traum zu stark bewegt und sich dabei selbst verletzt hätte.
Aber als er das Licht einschaltete und vor den Spiegel in seinem Bad getreten war, bemerkte er, dass es Tränen waren.
Er hatte seit dem Tag von Lilys Ermordung nicht mehr geweint.
Doch das Gefühl, dass er in diesem Traum gehabt hatte, war sogar noch stärker gewesen, als damals.
Die Vorstellung Harry zu verlieren, wieder alleine zu sein und ohne ihn durchs Leben gehen zu müssen, war zu viel für ihn.
Und so sank er schluchzend auf der Badematte zusammen.
Warum er trotzdem eben solch eine Reaktion gezeigt hatte, wusste er selbst nicht.
War es wieder die Angst vor Zurückweisung?
Aber Harry hatte sich auf ihn zu bewegt…
Was dann?
Weil er Lilys Sohn war?
Zugegeben, dass war schon eine recht kranke Vorstellung, aber selbst damit konnte er sich abfinden. Schließlich waren Lily und er nie zusammen gewesen.
Also, warum hatte er das getan beziehungsweise eben nicht getan?
Hatte er Angst vor Nähe?
Möglich…
Aber das schwerwiegendste Problem war wohl, dass er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass ein so wunderbarer Mensch wie Harry einen so schrecklichen Mann wie Severus Snape lieben könne.
Auch wenn Snape glaubte, alleine auf der Welt zu sein, irrte er, denn auf Hogwarts hingen zwei Personen genau den gleichen Überlegungen nach.
Hermine hatte all ihre Überredungskraft aufbringen müssen, um Harry zu überzeugen, sich nicht in den schwarzen See zu stürzen.
Die ganze Angelegenheit war ihm unglaublich peinlich.
Er war davon überzeugt, dass Snape jetzt über alles Bescheid wusste und sich aus Abscheu abgewandt hatte.
„Ok, Harry. Das ist doch totaler Quatsch. Er findet dich nicht abstoßend. Er ist nur fürchterlich unsicher. Muss ich dir wirklich schon wieder sagen, was ich heute alles beobachten konnte?
Er hat immer wieder deine Nähre gesucht. Er nicht du! Und er hat dich so zärtlich angelächelt, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Er empfindet etwas für dich, da bin ich mir ganz sicher. Nur kann er es nicht zulassen.“
„Und was soll ich jetzt machen? Ich kann doch morgen nicht einfach wieder zu ihm hin gehen und so tun, als ob nichts gewesen wäre.“
„Du hast aber nur diese zwei Möglichkeiten. Entweder du ignorierst es oder du sprichst ihn darauf an.“
„Und wenn ich einfach nicht hin gehe? Ich könnte dem Krankenhaus eine Eule schicken und mich bei ihm entschuldigen lassen. Ich könnte mir ja was eingefangen haben.“ Sagte Harry hoffnungsvoll.
„Von wegen, Harry Potter. Das werde ich nicht zulassen! Ich werde nicht dabei zusehen, wie ihr aus Angst eure Gefühle verleugnet. Du gehst da morgen wieder hin, hast du mich verstanden!“
Die Arme in die Hüfte gestemmt und mit diesem Blitzen in den Augen, sah Hermine Molly zum Verwechseln ähnlich und er konnte einfach nicht anders als lauthals los zu lachen.
Auch wenn die Stimmung danach aufgelockert war, kamen sie zu keinem Ergebnis und gingen völlig erschöpft zu Bett.
Fortsetzung folgt...
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