von Jennifer Snape
„Machs gut Sophie”, „Wir werden dich vermissen“, „Viel Spaß“, „Schreib sofort, wenn du angekommen bist“, „Pass auf dich auf“, „Hör auf das, was die Lehrer dir sagen“, „Wir sehen uns in den Weihnachtsferien“.
Alle aus meiner Familie riefen durcheinander, als ich am Bahnhof ausstieg. Ich hatte ihnen gesagt, dass es nicht nötig sei, dass sie mich begleiteten und so verabschiedete ich mich am Auto von ihnen.
„Ja ich werde schreiben, sobald ich angekommen bin und ich werde auch nichts tun, was verboten ist. Bis Weihnachten. Machts gut, alle zusammen.“
Jetzt war ich auf mich allein gestellt und musste das Gleis 9 ¾ finden, aber davon hatte ich noch nie etwas gehört. Also Gleis 9 und 10 zu finden war ja kein großes Problem, aber dazwischen war nichts und logischerweise hätte 9 ¾ genau dazwischen liegen müssen. Wenn ich jetzt jemanden fragen würde, würde der mich doch für verrückt erklären. Aber was war, wenn nur richtige Hexen und Zauberer dieses Gleis sehen konnten und nicht so jemand wie ich, wo keiner aus der Familie ein Zauberer war? Ok, jetzt galt es, ruhig zu bleiben und nicht die Nerven zu verlieren, was sich immer so leicht sagte, aber in einer viertel Stunde würde mein Zug gehen und ich war mir sicher, dass der auch ohne mich abfahren würde.
„Wieder alles voller Muggel. Jedes Jahr dasselbe. Hier geht es lang.“ Eine etwas stabilere, rothaarige Frau mit ihren vier Söhnen und einer Tochter, alle das gleiche rote Haar wie sie, gingen an mir vorbei.
Vielleicht wussten die ja wo es lang ging, schließlich hatte die Frau `Muggel´ gesagt und ich meinte mich zu erinnern, so etwas auch in der Winkelgasse gehört zu haben. Aber sie blieben auch zwischen Gleis 9 und 10 stehen, also hatten sie scheinbar auch keine Ahnung, wo es lang ging.
„So Percy, du zuerst. Fred, George.“ Die aufgerufenen Jungen liefen der Reihe nach einfach durch die Absperrung durch. Dann folgte ein anderer Junge mit schwarzen Haaren, der vorher noch nicht bei der Familie dabei gewesen war und scheinbar auch nicht zu ihnen gehörte, und darauf einer, der Ron hieß.
„Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wie ich zum Gleis 9 ¾ komme?“
„Natürlich, Schätzchen. Du musst einfach durch die Absperrung gehen, dann bist du da. Renn lieber ein bisschen, wenn du nervös bist.“
Natürlich war ich nervös, ich konnte doch nicht einfach so durch die Wand rennen. Also irgendwie waren Zauberer doch merkwürdig, verschickten ihre Post mit Eulen und versteckten ihre Züge hinter Wänden. Warum konnte man nicht einfach an einem normalen Bahnsteig einen Zug nehmen? Warum musste man erst noch gegen eine Wand rennen?
Naja, jetzt war auch alles egal und die Frau war eigentlich sehr vertrauenswürdig gewesen, also konnte ja eigentlich nichts passieren. Ich lief also los und plötzlich verschwand alles um mich herum. Bevor ich aber auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, stand ich wieder auf einem Bahnsteig. Hier stand nur ein großer schwarz-roter Zug auf dem `Hogwarts-Express´ stand. Ich drehte mich ein wenig, um die Tafel zu sehen, die immer das Gleis anzeigte und da stand tatsächlich 9 ¾.
Ich hatte es geschafft! Ich hatte den Zug nach Hogwarts gefunden! Aber ich war mir sicher, dass man bestimmt auch irgendwo ein Tür hätte nehmen können, anstatt durch diese Wand zu laufen, aber das war mir im Moment eigentlich egal.
Überall auf dem Bahnsteig standen noch Eltern, die sich von ihren Kindern verabschiedeten und ihnen noch letzte Ermahnungen zuriefen. Typisch Erwachsene!
Ich beschloss, schonmal in den Zug zu steigen und mir ein Abteil zu suchen, weil ich meine Familie ja zum Glück draußen gelassen hatte.
Die Landschaft zog an mir vorüber. Bäume, Wiesen und Flüsse. Es war alles so wunderschön. Wir fuhren jetzt erst seit ein paar Minuten und trotzdem kam es mir so vor, als würden wir schon Stunden unterwegs sein.
Plötzlich ging die Abteiltür auf. Der rothaarige Junge vom Bahnhof, Ron, stand vor der Tür.
„Ist hier noch was frei, der übrige Zug ist besetzt?“
„Ja klar, komm doch rein.“ Er setzte sich und kurz darauf kam der andere Junge vom Bahnhof herein.
Er trug eine Brille, hatte grüne Augen und schwarzes Haar. Beide machten einen sehr netten Eindruck und ich beschloss, dass es nur höflich wäre, wenn ich mich vorstellte.
„Ich bin Sophie Hermes.“
„Ron Weasley“, stellte sich der Junge mit den roten Haaren vor.
„Ich bin Harry Potter.“ Harry Potter, den Namen hab ich schon mal irgendwo gehört.
„Freut mich. Ist das auch euer erstes Jahr in Hogwarts?“
„Ja“, antworteten beide einstimmig. Mir wollte einfach nicht einfallen, wo ich den Namen Potter schon mal gelesen hatte.Oder...? Doch, na klar.
„Ähm, Harry, stimmt das, was in den Büchern über dich steht, also ich meine, dass du den...ähm Todesfluch überlebt hast?“, fragte ich.
„Ja scheint so, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, ich war noch ganz klein.“ Ich merkte, das Harry nicht darüber reden wollte und fragte auch nicht weiter nach.
„Ich hoffe ich komme nach Gryffindor, alle meine Brüder sind in Gryffindor. Aber Hauptsache ich komme nicht nach Slytherin.“ Ron machte einen angewiderten Gesichtsausdruck, als er diesen Hausnamen nannte.
„Warum willst du denn nicht nach Slytherin, was ist daran denn so schlimm? Also, ich weiß wohl, dass es 4 verschiedene Häuser gibt, aber den Unterschied kenne ich nicht, obwohl da ja einer sein muss.“, fragte ich.
„Alle Zauberer die böse geworden sind waren in Slytherin. Aber nur Reinblüter kommen nach Slytherin.“, erklärte Ron.
„Gut, dann komme ich da wohl nicht hin. Ich habe keine Verwandten die Zauberer oder Hexen sind.“, stellte ich erleichtert fest.
„Du kommst nicht aus England, oder? Dein Name klingt so, anders.“
„Nein, du hast recht Harry, ich komme aus Deutschland. Vor drei Jahren bin ich mit meiner Familie nach England gezogen.“
Plötzlich ging die Abteiltür wieder auf und ein Mädchen kam herein. Sie hatte braunes, sehr buschiges Haar.
„Hallo, ich bin Hermine Granger.“ Wir stellten uns auch alle vor.
„Ist bei euch noch was frei, der übrige Zug ist besetzt.“
„Na klar“, antwortete Ron, der sie irgendwie ganz komisch ansah.
„Hat denn von euch schon irgendjemand mal probiert zu zaubern? Also, ich habe mich schon an einfachen Zaubern probiert und sie haben alle geklappt.“ Diese zwei Sätze sagte sie so schnell hintereinander, dass einem ganz schlecht wurde.
„Nein, ich habe noch nicht gezaubert. Mein Vater hat gesagt, dass er nicht will, dass ich zu Hause zaubere. In meiner ganzen Familie gibt es nämlich keine anderen Zauberer oder Hexen.“, antwortete ich.
„Ich bin auch die einzige Hexe in unserer Familie, aber meine Eltern haben nichts dagegen.“, antwortete Hermine.
Die restliche Zugfahrt verlief eigentlich sehr lustig. Wir haben uns alle vier sehr gut angefreundet und beschlossen das wir, falls wir nicht in das gleiche Haus kommen würden, trotzdem Freunde bleiben würden.
Es gab nur einen kurzen Zwischenfall. Einmal ging die Tür auf und ein strohblonder Junge mit 2 Freunden stand in der Tür.
„Hallo, ich bin Draco Malfoy und das sind Crabbe und Goyle. Und du bist sicher Harry Potter. Willst du dich nicht mit uns in ein Abteil setzen? Du solltest dich mit den richtigen Leuten abgeben und ich könnte dir dabei helfen, Potter.“
„Nein danke, ich entscheide selbst wer die richtigen Freunde sind, Malfoy.“, antwortete Harry sofort darauf. Nach einem abschätzigen Blick auf Ron, Hermine und mich sagte er nur noch: „Wenn du dich lieber mit einem Weasley und Schlammblütern abgeben willst, dann bitte.“
Danach verschwand er wieder, gefolgt von seinen beiden Begleitern.
Die anderen erklärten mir, dass ´Schlammblut` ein übles Schimpfwort für Hexen oder Zauberer mit Muggelabstammung war und jetzt wusste ich auch wieder, woher mir das Wort `Muggel´ so bekannt vorkam. Ich hatte es in einem meiner Bücher gesehen und es war einfach die Bezeichnung, die Zauberer für nichtmagische Menschen verwendeten.
Harry regte sich noch furchtbar über Malfoy auf und Ron erklärte uns, dass Draco zu einer reinblütigen Familie gehörte, wo seit Generationen alle Zauberer und Hexen waren und dass er sich da sehr viel drauf einbildete.
Nach diesem Vorfall unterhielten wir uns aber weiterhin sehr gut und bemerkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging.
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