von Jennifer Snape
Wieder eine Doppelstunde vorbei. Aber das Wood es auch nicht endlich lernte. Zaubertrankzutaten zu zerschneiden, zerhacken oder sonst zu zerkleinern war doch nicht so schwer. Trotzdem scheiterte er da jedes Mal dran.
Aber das war wohl typisch Gryffindor: zu blöd zum Tränke brauen.
Jetzt musste ich aber erst mal in die Große Halle was essen. Ich hasste es mit so vielen Schülern in einem Raum zu essen. Da war es immer so unerträglich laut. Aber Professor Dumbledore war ja der Meinung, dass es besser war, wenn wir die Schüler im Auge behielten und ich glaubte, dass das bei manchen auch gar nicht so verkehrt war. Zum Beispiel bei Potter war es besser, denn dann konnte er auch nichts anstellen, so wie sein Vater es immer gemacht hatte.
Ich versuchte aber immer so schnell wie möglich dem Lärm in der Großen Halle wieder zu entkommen, obwohl ich mir über die letzten Jahre gut angewöhnt hatte, hier einfach alle Geräusche auszublenden.
„Und Severus, wie machen sich die Erstklässler so?“ Professor Dumbledore war auch schon am Essen und hatte mich mit seiner Frage aus meinen Gedanken gerissen.
„Wie immer, keiner weiß wie man richtig mit den Anweisungen umgehen soll. Es ist jedes Jahr dasselbe. Nur Miss Granger und Miss Hermes haben es diesmal geschafft den Trank richtig zuzubereiten. Bei Miss Granger wundert mich das nicht wirklich, sie hat ja anscheinend jedes Buch darüber gelesen, das sie finden konnte, aber bei Miss Hermes hat es mich sehr überrascht. Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie irgendwann schon einmal etwas davon gelesen und bei meinen Erklärungen hat sie auch nicht zugehört und trotzdem hat sie alles alleine geschafft.“
„Mich überrascht das gar nicht. So etwas habe ich schon erwartet. Sie hat auch ein großes Talent für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Und Minerva hat mir gesagt, dass sie die Verwandlung auf Anhieb geschafft hat. Das hat sie wohl von ihrer Mutter. Sie war in Verwandlung auch sehr begabt. Ja, sie hat doch viel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. Das hast du ja auch schon festgestellt.“
„Oh nein, sie hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihrer Mutter“, widersprach ich ihm sofort. Ich hatte Marie Hermes nur einmal getroffen, aber sie war ganz anders als ihre Tochter.
An jenem Abend war ich noch sehr spät mit Sarah in London verabredet gewesen. Wir hatten ein halbes Jahr keinen Kontakt mehr zueinander gehabt. Ich wusste, dass ihre Familie sie daran hinderte, obwohl ihre Eltern und ihre Schwester Muggel waren. Aber sie mussten ihr nur erzählen, dass sie mich besser nicht treffen sollte und dann tat sie es auch nicht, weil sie ihnen vertraute. Ich versuchte nie sie umzustimmen, weil ich wusste, wie wichtig ihr ihre Familie war. Auch nach dem Tod ihrer Eltern tat sie alles, was ihre Schwester sagte, weil sie bei ihr lebte und ihr vertraute, dass sie nur Gutes wollte.
Aber ich war so unbeschreiblich glücklich und überrascht, als ich nach einem halben Jahr einen Brief bekam, dass sie mich treffen wollte und dass sie eine Überraschung für mich hatte. So ging ich an dem Abend, an dem sie mich treffen wollte nach London an den Rand eines Stadtparks. Als ich ankam sah ich sie schon da stehen. Ihre langen schwarzen Haare wehten im leichten Wind und ich näherte mich ihr von hinten. Sie sah von hinten irgendwie anders aus und stand auch nicht, wie sie es eigentlich immer tat im Hohlkreuz, sondern ganz gerade. Als ich dicht hinter ihr stand räusperte ich mich. Sie drehte sich um und ich sah in ein Paar grüne Augen, die vor Zorn funkelten. Aber es waren nicht Sarahs Augen. Vor mir stand ihre ältere Schwester Marie. Sie blickte mich zornig und hasserfüllt an und ich fragte sie nur, wo Sarah war. Da schrie sie mich an, dass alles meine Schuld sei und dass sie von Anfang an gewusst hätte, dass ich nur Unglück brächte. Dann lief sie davon, stieg in ein Auto und fuhr weg, bevor ich es überhaupt realisiert hatte.
Ich fragte mich noch Wochen danach und auch heute noch, was sie damit gemeint hatte. Ich wollte wissen, woran ich Schuld war und wieso. Aber ich hatte auch Angst. Was, wenn sie tot war.
Dieser Gedanke war dann auch ausschlaggebend dafür, dass ich nie genauer nachgefragt hatte. Aber diesen Ausdruck in Maries Augen werde ich nie vergessen. So schmerzlich und wütend zugleich. Aber das habe ich bei ihrer Tochter noch nicht gesehen und auch ihr sonstiges Verhalten erinnert mich eher an Sarah als an Marie, aber die beiden waren ja Schwestern.
Aber Dumbledore holte mich wieder aus meinen Gedanken: „Oh doch, Severus. Und auch du hast diese Ähnlichkeiten schon längst bemerkt und tief in deinem Innern weißt du das auch.“
Plötzlich kam mir ein Gedanke. „Aber Professor Dumbledore, ihre Mutter ist doch eine Muggel. Wie konnte sie da gut in Verwandlung sein und woher kennen Sie die überhaupt so gut?“
„Das, mein lieber Severus, wirst du alles erfahren, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“
Als er das gesagt hatte, stand er mit einem Lächeln auf und verließ die Große Halle.
Aus dem sollte mal einer schlau werden. Der Mann wusste immer über alles Bescheid, aber er informierte andere nie darüber, sondern machte nur irgendwelche Andeutungen. Aber vielleicht sollte ich mich mal erkundigen. Was war denn, wenn Marie gar nicht ihre leibliche Mutter war. Das würde so manches erklären. Aber damit sollte ich mich nicht mehr heute beschäftigen. Am Wochenende würde dafür noch genug Zeit sein.
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„Heute Nachmittag können wir die ganze Zeit Zaubererschach spielen.“, schlug Ron beim Mittagessen vor, da wir heute keinen Nachmittagsunterricht hatten.
„Wir sollten unsere freie Zeit besser zum Lernen nutzen, Ron.“, meinte Hermine darauf.
„Also, Wood war vorhin bei mir und wir haben heute Nachmittag Quidditchtraining. Ich kann also weder lernen, noch Zaubererschach spielen.“, sagte Harry entschuldigend.
„Oh, das ist ja schön. Dann komme ich mit und guck zu, ok?“, fragte ich Harry. Ich wollte schon immer mal ein Quidditchspiel sehen, also zumindest seit Harry und Ron mir davon erzählt hatten. Und außerdem hatte ich absolut keine Lust heute zu lernen und Zaubererschach konnten wir auch noch am Abend spielen.
„Klar kannst du zugucken.“, antwortete Harry mir.
„Dann komme ich auch mit“, sagte Ron, der eingesehen hatte, dass alles besser war, als mit Hermine zu lernen.
„Komm doch auch mit Hermine“, bat ich sie.
„Na gut, aber danach lernen wir noch.“
„Ok, dann lasst uns mal losgehen“, sagte Harry.
Wir gingen also zusammen zum Quidditchfeld und Harry ging in die Kabine um sich umzuziehen. Hermine, Ron und ich waren die einzigen, die sich das Training anguckten. Nachdem Oliver Wood Harry das Spiel noch mal erklärt hatte, stiegen alle zusammen mit ihren Besen in die Luft. Ich fand, dass sie ziemlich gut spielten, aber Wood war da anderer Meinung. Andauernd schrie er übers Feld, weil keiner das machte, was Wood wollte. Nur mit Harry hatte er nicht viel zu meckern und schon nach 20 Minuten hatte er den Goldenen Schnatz gefangen. Sie flogen alle wieder runter zum Boden und Wood erklärte die ganze Strategie noch einmal. Nach zwei Stunden Training hatte Harry den Schnatz dreimal gefangen und Wood hatte endlich Erbarmen.
Wir warteten neben der Kabine auf Harry und gingen dann hoch zum Schloss. Jetzt hatten wir fast noch den ganzen Nachmittag vor uns und Hermine fing natürlich wieder damit an, dass wir am besten lernen könnten. Ich wollte nicht mit Hermine streiten und deshalb sagte ich schnell, bevor Harry und Ron was sagen konnten: „Vielleicht kannst du mir ja noch mal den Schwebezauber erklären. Ich hab den vorhin im Unterricht nicht hinbekommen und Flitwick hat ja gesagt, dass das ein sehr wichtiger Zauber ist.“
„Natürlich kann ich dir das gleich noch mal zeigen. Eigentlich ist das ganz einfach. Du musst dich nur voll darauf konzentrieren. Es ist natürlich viel schwieriger einen schweren Gegenstand schweben zu lassen, ich habe das im Unterricht noch mal mit einem Bücherstapel probiert, aber wir können ja erst mal mit einer Feder anfangen. Ich möchte dann nachher gerne mal ausprobieren, ob ich es schaffe, einen Menschen schweben zu lassen. Darf ich das vielleicht an dir testen?“
„Ja klar, dabei kann ja nicht viel passieren und du kannst das ja schon mit der Feder und Büchern.“
Ich war froh, dass ich es geschafft hatte, Hermines Laune zu bessern und dass Ron und Harry nicht auf sie losgegangen waren wegen ihres Vorschlages, den Rest des Tages mit Lernen zu verbringen.
Wir waren schon fast wieder beim Schloss, als mich plötzlich ein schrecklicher Schmerz durchfuhr. Ich schrie auf und warf mich auf den Boden. Ich spürte einen durchdringenden, stechenden Schmerz im ganzen Körper. Ich hatte das Gefühl, dass ich von innen heraus brannte und wollte nur noch, das es aufhörte.
So plötzlich, wie der Schmerz gekommen war, war er dann auch schon wieder weg. Ich sah Harry, Ron und Hermine über mir stehen und wollte mich aufrichten, doch es wurde um mich herum alles schwarz und dann war ich ohnmächtig.
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