von Lady_Selena
Sanft lächelnd erwachte Tom am nächsten Morgen in seinem Schlafsaal zusammen mit den anderen Slytherins seines Jahrgangs. Seine Mitschüler mögen angenommen haben, dass er von einem Mädchen geträumt hat, so konnte man sein mildes Lächeln deuten und das taten sie auch. Allerdings ahnte keiner, was wirklich hinter Toms verträumtem Blick vor sich ging. Er musste nur noch den richtigen Moment abpassen. Eine Gelegenheit suchen, die nicht so schnell in Vergessenheit geriet. Einen Augenblick in dem er mit seiner neuen Verbündeten möglichst viele Schlammblüter auf einmal vernichten konnte.
Leider fiel ihm noch keine Möglichkeit ein, die Schlammblüter zusammenzutreiben und die unschuldigen zu verschonen, denn er war sich sicher, war der Basilisk einmal frei, so wäre er kaum wählerisch in seinen Opfern. Wie lange mochte er wohl schon auf Nahrung warten? Auf menschliche Nahrung...
Er kehrte ins hier und jetzt zurück und stellte fest, dass seine Klassenkameraden die Betten ebensowenig verlassen hatten, wie er. Nunja, genaugenommen war das für Tom nichts Neues. Sie bewunderten ihn und hießen nichts gut oder schlecht bevor er nicht seine einhellige Meinung dazu abgegeben hatte. Langsam richtete er sich auf und verließ sein Bett, mit den smaragdgrünen Vorhängen. Die anderen Jungs nahmen dies als Zeichen sich nun ebenfalls fertig für das Frühstück zu machen.
Tom Riddle war schnell in seine Schuluniform geschlüpft und verließ den Schlafsaal, durchquerte allein und ohne Notiz von irgendwem oder iregendwas zu nehmen den Gemeinschaftsraum und bald stieg er die Treppen oben aus den Kerkern, um in die Eingangshalle und schließlich in die Große Halle zu gelangen. Er setzte sich ans leere Ende des Slytherintisches und begann sich Frühstück aufzutun: Speck, Rührei und Toast. Dazu schenkte er sich Kürbissaft in seinen Kelch ein.
Er war gern allein. Doch er blieb es nicht lange. Seine Bewunderer der höheren und niederen Klassen kamen zu ihm geeilt, sobald sie ihn erblickten. Einige hatten wohl gehofft, er würde sich zu ihnen setzen und einen Platz in ihrer Nähe reserviert, aber diesen Gefallen würde er, der noch so Großes vorhatte gewiß nicht tun.
"Guten Morgen, Tom. Gut geschlafen?" fragte Rosier, der sich ihm gegenübersetzte.
"Ich kann nicht klagen." mehr mussten diese Speichellecker nicht erfahren. Die Kammer des Schreckens war, vorerst noch, sein Geheimnis. Wieso sollte er alles aus Spiel setzen, indem er wichtige Informationen mit jemanden teilte? In seinem Kopf waren sie immer noch am Besten aufgehoben.
Auch seine Klassenkameraden näherten sich nun der Tafel und setzten sich rechts und links seines Platzes auf die Bänke. Er war in der Mitte, beobachte ihre Späße und sah und hörte jedes Detail, blieb aber während des Frühstücks still und schweigsam. Es sei denn, er wurde direkt angesprochen. So wie immer.
Seine Gefährten störten sich nicht mehr daran. Er war ein unbequemer Freund, wenn man es denn so nennen durfte. Dennoch bewunderten sie ihn. Zu groß war der Respekt vor seinen Fähigkeiten und seinem Blut.
Während zwei seiner Kumpane, Mulciber und Avery, einem hübschen Mädchen aus Ravenclaw hinterherpfiffen, schaute Tom kurz zum Lehrertisch. Sofort spürte er den stechenden Blick der blauen Augen des Verwandlungslehrers auf sich, Albus Dumbledore. Daneben winkte ihm Professor Slughorn erfreut zu.
Letzterer erhob sich dann von seinem Platz und Tom beobachtete wie der Dicke Lehrer direkt auf ihn zuwatschelte, während er hinter sich die schnippge Antwort der Ravenclaw vernahm, die gerade angab, kein Interesse an Slytherins zu haben, da diese sie sowieso als wertlos ansehen würden.
"Schade. So hübsch muss ausgerechnet ein Schlammblut sein." murmelte Mulciber und widmete sich wieder seinem überladenen Teller.
"Nana! Wer wrd denn? Wenn ich noch einmal etwas vergleichbares aus ihrem Mund höre, Mr. Mulciber, so sehe ich mich leider gezwungen ihnen Strafarbeiten aufzugeben!" sagte Prof. Slughorn streng, der sie inzwischen erreicht hatte.
"Tom! Ich MUSS ihnen gratulieren! Solch eine Ausarbeitung über Mondsteine habe ich selten lesen dürfen! Druckreif! Druckreif sage ich!" Tom setzte sein charmantes Lächeln auf und spielte ein wenig den Verlegenen ob dieses Kompliments.
"Das ehrt mich Prof. Slughorn, aber sie übertreiben doch sicherlich. Sicher übertreffen mich meine Mitschüler mit ihren Hausaufgaben bei weitem..." Er wusste ganz genau, dass dies nicht stimmte oder sein konnte, dennoch wusste er, dass er den Lehrer so beeindrucken konnte.
"Papperlapapp. Seien Sie nicht immer so bescheiden, Tom. Sie wissen selbst ganz genau, dass Sie Klassenbester sind. Nicht unverdient, wohlbemerkt, nicht unverdient. Aus Ihnen wird noch ein ganz Großer, oh ja. Lestrange!" wechselte er auf einmal den Tonfall und wurde schroff "Mit Ihnen muss ich auch über iIhre Hausarbeit reden. Haben Sie auch nur die geringste Ahnung, WAS Mondsteine sind und welch wichtige Eigenschaften sie haben?" Der Angesprochene nickte zaghaft, dann sprach Slughorn weiter "Aus Ihrem Aufsatz geht das aber nicht hervor!" Dann wurde seine Stimme wieder ganz sanft und die Erklärungsversuche von Lestrange ignorierte er völlig, so dass dieser bald schwieg.
"Tom, mein Junge, was haben Sie denn als Erstes für Unterricht, bevor ich Sie heute Nachmittag wieder in meinem Kerker begrüßen darf?"
"Doppelstunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste bei Prof. Merrythought. Aber viel mehr freue ich mich natürlich auf Ihren Unterricht." charmant lächelnd verabschiedete sich Tom von seinem Hauslehrer und eilte in sein Klassenzimmer. Seine Klassenkameraden dicht auf den Fersen. In der letzten Reihe nahmen sie ihre Plätze ein und packten Bücher, Pergamente, Federn und Zauberstäbe aus.
"Guten Tag, Klasse" grüßte die kleine, grauhaarige Galatea Merrythought mit
ihrer hohen, rauchigen Stimme.
"Guten Morgen, Prof. Merrythought" sagte die Klasse im Chor.
"Mit der Hausarbeit von vergangener Woche ist es uns endlich gelungen, die Ausführungen über Schattenkreaturen und andere mehr oder minder gefährliche Wesen abzuschließen. Demnach bricht für uns eine neue Ära an. Ab sofort werden wir uns damit beschäftigen, was sich Zauberer gegenseitig antun können." Tom wurde hellhörig und richtete sich auf seinem Stuhl auf. Die Lehrerin sprach ungerührt weiter "Nachdem wir in den vergangenen Jahren gelernt haben,. wie wir uns mit Zaubern gegen verschiedenste Kreaturen zur Wehr setzen können, so werden wir uns im Kommenden damit beschäftigen, welche Zauber man gegen feindliche Flüche einsetzen kann. Allerdings werde ich Ihnen keine Kenntnisse vermitteln, wie solche Flüche angewendet werden. Als erstes sollen Sie sich einen Überblick darüber verschaffen, gegen welche Flüche es keinen Gegenzauber gibt. Schlagen sie bitte die Seiten 136 in Ihren Büchern auf und machen sich Notizen zu den wichtigsten Punkten."
Nach ihrer Ausführung kehrte sie hinter ihr Schreibpult zurück und beobachtete die Klasse bei ihrer Aufgabe.
Tom Riddle schlug seine vergilbte Ausgabe "Fortgeschrittene Verteidigung gegen die Dunklen Künste" auf und begann zu lesen:
Die unverzeihlichen Flüche
Drei Flüche, die Unverzeihlichen genannt, sind Flüche, die sich direkt gegen den freien Willen, das Leben selbst und die körperliche Unversehrtheit von Mitmenschen richten. Zauberer, die diese Flüche anwenden, werden hart und kompromisslos bestraft. In jedem Fall führt auch nur die versuchte Verwendung zu einer lebenslangen Haftstrafe.
Gegen diese Flüche gibt es keine Gegenzauber. Bis auf die Ablenkung der gezielten Flüche, ist keine Methode bekannt, die die Wirkung schwächt oder gar unschädlich macht.
Die Flüche im Detail betrachtet:
1. Der Imperiusfluch
Dieser Fluch erlaubt die vollkommene Gedankenkontrolle. Ohne freie Entscheidung führt das Opfer sämtliche Befehle aus, die der Täter ihm eingibt. Auch der Selbstschutz ist ausgeschaltet. So sind Fälle bekannt, in dem Opfer Selbstmord begingen oder sich schwere Verletzungen zufügten, weil der Täter es befohlen hatte.
Dennoch sind Fälle bekannt, in denen sich die Opfer erfolgreich gegen diesen Fluch zur Wehr setzen konnten und ihn vollends abgeschüttelt haben. Dies erfordert einen sehr starken Willen, den nur die wenigsten Menschen aufbringen können.
Toms Augen leuchteten für den Bruchteil eines Augenblicks gierig auf. Bis auf den Letzten Teil, klang dieser Fluch mehr als nützlich. Er würde ihn erlernen. Ein Meister seiner Anwendung werden. Er wollte Macht und dieser Fluch würde ihn den Weg dahin ebnen. Er las weiter
2. Der Cruciatusfluch
Der Cruciatusfluch wird auch richtigerweise als Folterfluch bezeichnet. Dieser Fluch verursacht dem Opfer ungeheure Qualen, die nicht selten Todeswünsche oder geistige Zerrüttung hervorrufen. Opfer beschreiben das Gefühl so, als wenn sämtliche Nerven im Körper in Flammen stehen. Die Qual ist erst beendet, sobald der Täter den Fluch wieder löst.
Tom lächelte süffisant. Dieser Fluch bedeutete Macht. Macht, die aus Angst geboren wird. Angst vor der Strafe, der Strafe Lord Voldemorts. Dem Namen, den noch alle müde belächeln, aber bald fürchten würden, wenn er erst diese Flüche beherrschte. Er las schnell weiter.
3. Avada Kedavra
Dieser Fluch wird auch als Todesfluch oder der unabwehrbare Fluch bezeichnet. Während bei den anderen unverzeihlichen Flüchen die Opfer im Nachhihein meist keine nennenswerten Schäden davontragen, so gibt es nach diesem Fluch keine Hoffnung mehr. Wer von diesem Fluch getroffen wird ist augenblicklich und ohne äußerliche Zeichen einer Verletzung tot. Es gibt keine bekannten Fälle, bei denen jemand diesen Fluch je überlebt hat. Auch Schutzzauber, wie zum Beispiel Protego, sind zwecklos gegen diesen Fluch. Er beendet unweigerlich sämtliche Körperfunktionen, weshalb es auch keine Möglichkeit der Heilung oder Reanimation gibt.
'Der unabwehrbare Fluch', 'keine Möglichkeit der der Heilung oder Reanimation', 'Schutzzauber zwecklos'...
In Toms Kopf wirbelte es. Sollte es tatsächlich so einfach sein, einen Menschen zu töten? Unabwehrbar? In diesem Augenblick vergaß er alles um sich herum. Er sah eine Schreckensherrschaft vor sich. Berge toter, wertloser Muggel und Schlammblüter. Seine Abstammung tausend- und abertausendmal gerächt. Gerächt an seinem Vater, der ein Muggel war, zu feige, bei seiner Mutter zu bleiben, nachdem er wusste, was sie war. Gerächt an seiner Mutter, die nicht Hexe genug war, sich um ihn zu kümmern und ihrem Sohn das Grab vorgezogen hatte.
Galatea Merrythought, die noch immer interessiert die Klasse beobachtete, hatte bemerkt, dass Tom seinen Blick gehoben hatte und nun ins Leere schaute. Einen kurzen Moment meinte sie ein scharlachrotes Glühen in seinen Augen zu entdecken, doch als sie blinzelte war es schon verschwunden. Sie nahm an, dass dies nu eine optische Täuschung war, suchte dennoch unbewusst nach etwas im Raum, dass sich hätte in den Augen ihres Schülers spiegeln können. Doch sie entdeckte nichts und beruhigte sich damit, dass ihre alten Augen ihr wohl einfach einen Streich gespielt hatten. Nichts ahnend, dass sie Tom Riddle einen Weg gezeigt hatte, die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen...
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