von cavendish1605
Als Rose mit ihrem Koffer das Haus verlassen hatte und die Straße entlang ließ verrauchte ihr Zorn so schnell, wie er gekommen war.
Wie hatte es nur soweit kommen können? Oder war es klar gewesen, dass es irgendwann einmal zu einem Bruch zwischen ihr und ihren Eltern kommen würde?
Warum konnten sie sich nicht einfach für sie freuen und auf ihr Urteilsvermögen vertrauen?
Sie kannten Scorpius gar nicht und was sie gegen Draco haben konnten, verstand Rose auch nicht. Astoria schien auch sehr sympathisch zu sein und wenn sich ihre Eltern nur ein klein wenig angestrengt hätten … aber nein, sie wollten sich ihrem Glück in den Weg stellen. Nie hätte sie von ihren Eltern gedacht, dass sie ihr das Glück nicht gönnen würden. Aber so schien es tatsächlich zu sein.
Doch nun musste sie einen klaren Kopf bekommen und über ihre Situation nachdenken.
Natürlich war ihr klar, dass sie nicht wie eine Bittstellerin an die Tür von Malfoy Manor klopfen konnte. Nie im Leben würde sie dies machen.
Doch wohin sollte sie sonst?
Wahrscheinlich wäre es das Beste zunächst eine kleine Pension in der Winkelgasse zu beziehen und schnellstmöglich dort ein Treffen mit Scorpius zu vereinbaren.
Bereits am gleichen Abend saßen sich Scorpius und Rose in einer Bar bei einem Butterbier gegenüber.
„Du hast es ja ganz schön eilig gehabt, mich wieder zu sehen. Hattest Du so große Sehnsucht?“
„Und Du? Hast Du mich auch vermisst?“
„Natürlich habe ich Dich auch vermisst, am liebsten hätte ich Dich jeden Tag und den ganzen Tag um mich.“
„Ja weißt Du, dass ist ein gutes Stichwort. Ich habe nämlich im Augenblick ein größeres Problem.“
„Dann los, Es wird schon eine Lösung geben.“
„Meine Eltern haben heute Morgen ziemlich gemein reagiert. Sie wollten, dass ich mich von Dir trenne. Ich habe ihnen die Stirn geboten und nun haben sie mich einfach aus dem Haus geworfen.“
„Bitte?“
„Ja, Mum und Dad haben mich auf die Straße gesetzt. Sie haben mir sogar einen Koffer mit meinen Sachen gepackt. Liebenswürdigerweise. Ich habe für heute Nacht ein Zimmer in einer Pension hier in der Nähe gemietet.“
„Deine Eltern haben Dich raus geworfen und Du wohnst nun hier in einer Pension? Meinetwegen? Das kann ich nicht glauben. Was für Eltern sind das denn? Das würde ja noch nicht einmal mein Vater bringen.“
„Ja, ich weiß auch nicht, was in sie gefahren ist. Du hättest mal meinen Vater hören sollen und meine Mutter hat mir sogar weiß machen wollen, dass es für mich das Beste wäre. Unglaublich. Sie denken sogar noch, dass sie im Recht sind.“
„Aber Du kannst doch nicht in einer Pension schlafen. Du kommst natürlich mit zu mir.“
„Meinst Du denn, dass Deine Eltern damit einverstanden wären? Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber natürlich möchte ich auch nicht so gerne hier in der Pension bleiben, zumal ich auch nicht soviel Geld habe.“
„Ich denke nicht, dass es ein Problem wird. Zumindest nicht, solange ich auch dort wohne. Danach müssten wir neu überlegen. Wir haben genug Gästezimmer und meine Eltern haben sich heute nur positiv über Dich geäußert. Meine Mutter war ganz aus dem Häuschen. Sie sagt, Du seiest eine so bezaubernde Person und auch mein Vater hat mir zu meiner Wahl gratuliert.
Ich werde ihnen die Situation schildern und dann geht es schon in Ordnung.“
„Gut, dann kannst Du sie fragen und mir morgen sagen, wie sie sich entschieden haben.“
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich Dich heute Nacht allein hier schlafen lasse. Zur Not übernachte ich auch hier.“
„Danke Scorpius.“
Und tatsächlich. Nur zwei Stunden nachdem er sich von Rose verabschiedet hatte, war Scorpius wieder zurück.
„Pack’ Deine Sachen, Du kommst jetzt sofort mit zu mir.“
„Ich bin startklar, ich hatte gar nicht ausgepackt.“
„Ziemlich überzeugt, meine Kleine.“
„Überzeugt davon, dass Du es regelst? Natürlich!“
Rose fühlte sich um einiges besser als noch am Morgen. Es war ein sehr ereignisreicher Tag gewesen. Frühstück zu Hause, dann Mittagessen in der Pension und Abendessen in Malfoy Manor, vielleicht ihrem zukünftigen Zuhause.
„Und erneut herzlich Willkommen auf Malfoy Manor. Es freut mich, dass wir schon so schnell nach unserem letzten Treffen die Gelegenheit zu einem Wiedersehen bekommen.“
„Ich danke Ihnen, dass ich kommen durfte.“
„Es ist mir eine Ehre Ihnen helfen zu dürfen, Miss Weasley. Wenn Ihre Eltern Sie nicht mehr unter ihrem Dach beherbergen wollen, so steht Ihnen mein Haus gerne zur Verfügung.“ Draco verbeugte sich mit einem süffisanten Lächeln, das Rose zuvor noch nie an ihm gesehen hatte und auch nicht wirklich einordnen konnte, doch zunächst hatte sie keine andere Wahl. Sie musste dankbar sein.
„Vielen Dank, Mr. Malfoy. Zu freundlich von Ihnen.“
„Aber, aber. Jetzt da wir doch alle quasi unter einem Dach wohnen, ist es wohl angebracht nicht mehr ganz so förmlich zu sein. Nennen Sie mich doch bitte Draco und meine Frau ist sicher damit einverstanden, dass Sie sie Astoria nennen, nicht wahr Liebes?“
„Aber natürlich, Schatz.“
Erneut nahm Rose einen Zug um Dracos Mund wahr, den sie nur schwer deuten konnte.
„Gut, dann nennen Sie mich doch bitte Rose.“
„Ich bin davon überzeugt, dass Sie sich zunächst ein wenig frisch machen wollen, Rose. Das Hausmädchen hat Ihnen ein Gästezimmer bereit gemacht. Unweit von Scorpius Zimmer.
Geraldine, zeig’ Miss Weasley ihr Zimmer.“
Rose und Scorpius folgten dem Hausmädchen, das sich nachdem es die Tür geöffnet und den Koffer hineingestellt hatte, stumm zurückzog.
Nun standen die zwei allein in einem riesigen Raum.
„Wie hat Dein Vater das alles gemeint?“
„Was gemeint?“
„Ich weiß nicht. Irgendetwas hat mich irritiert an seiner Freundlichkeit.“
„Dich hat etwas an seiner Freundlichkeit irritiert? Was soll das denn bedeuten? Mein Vater empfängt Dich hier in unserem Haus, gewährt Dir Zuflucht, bietet Dir seinen Vornamen an, was eine außergewöhnliche Auszeichnung ist und Du kritisierst ihn?“
„Ich habe ihn nicht kritisiert und ich weiß sehr wohl, dass ich ihm dankbar sein muss und das bin ich auch, aber trotzdem hat er mich ein wenig irritiert. Darf ich Dir das nicht sagen? Darf ich nicht ehrlich sein?“
„Doch natürlich darfst Du ehrlich sein. Aber vielleicht siehst Du Gespenster, weil Du Dich doch ein wenig von Deinen Eltern hast einlullen lassen.“
„So leicht bin ich nicht zu beeinflussen. Das müsstest Du doch eigentlich wissen, aber wahrscheinlich bin ich einfach nur müde.“
„Dann lass uns schnell runter zum Abendessen gehen und danach kannst Du schlafen, wenn Du magst.“
„Das hört sich verdammt gut an.“
„Entschuldigen Sie meine Offenheit, Rose, aber ich kann es wirklich nicht begreifen, wie Ihre Eltern Sie einfach vor die Tür setzen konnten. Sie sind doch schließlich ihre Tochter und Sie haben schließlich kein Kapitalverbrechen begangen.“
Draco hatte einige Anstandsthemen vorgezogen, ehe er das heikle Thema während des Abendessens anschnitt.
„Diese Meinung teilen wir. Ich denke auch, dass meine Eltern ein wenig toleranter hätten auftreten können.“
„Nun, mit Verlaub gesagt, Toleranz war noch nie eine Stärke in der Familie der Weasleys. Während unserer gemeinsamen Schulzeit wurde ich auch nie von ihren Eltern akzeptiert, wenngleich wir häufig in einem Klassenraum saßen. Es war immer ein unüberbrückbarerer Graben zwischen uns. Erst gegen Ende unserer Schulzeit, als klar wurde, dass wir letztendlich doch auf der richtigen Seite gestanden hatten, begegnete man mir nicht mehr mit der üblichen Ablehnung. Fortan ignorierte man mich schweigend. Nun gut, manchmal kann man nicht mehr verlangen und ich möchte mich auch nicht bei Ihnen über Ihre Eltern auslassen.“
„Es ist nicht sonderlich angenehm für mich zu hören, dass meine Eltern sich Ihnen gegenüber nicht angemessen verhalten haben. Besonders jetzt, da Sie mir freundlicherweise Unterkunft in Ihrem Haus ermöglichen.“
„Aber das ist doch ganz selbstverständlich. Wir vertrauen Scorpius und seiner Wahl und möchten Sie gerne näher kennen lernen, damit unser Vertrauen auch untermauert wird. Und wenn wir dabei auch noch helfen können, dann ist es selbstredend.“
„Ich danke Ihnen, Draco.“
„Ich bin froh, dass unser Junge anscheinend eine Partnerin gefunden hat, die seiner würdig ist. Er hat uns zuvor noch nie ein anderes Mädchen vorgestellt“, mischte sich auch nun Astoria ins Tischgespräch ein.
„Genau, da stimme ich mit meinen Eltern völlig überein. Du passt hervorragend hierhin.“
„Ich habe mich auch direkt sehr wohl und freundlich aufgenommen gefühlt.“
„So, als ob es so sein sollte und immer gewesen wäre.“
Rose wollte sich direkt nach dem Abendessen verabschieden, während Scorpius noch ein wenig mit seinen Eltern reden wollte.
So brachte er sie nur kurz nach oben und verabschiedete sich mit einem kurzen Gute-Nacht-Schmatzer auf die Wange von Rose.
Enttäuscht und ein wenig verwirrt blickte ihm Rose hinterher, als er schon den Korridor entlang schritt.
Kurz bevor er die Treppe erreichte, drehte er sich kurz um und winkte ihr mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen zu.
Rose lächelte kurz zurück und verschwand im Badezimmer. Sie war sehr dankbar, dass Malfoy Manor so großzügig gestaltet war, dass jedes Gästezimmer anscheinend ein eigenes Badezimmer hatte.
Sie dachte zurück an ihr ehemaliges Zuhause und kämpfte die aufkommende Wehmut mit dem Gedanken nieder, dass sie es hier um einiges luxuriöser hatte.
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