von cavendish1605
Gut gut, es hat ein wenig länger gedauert. Aber so kurz vor den Ferien müssen ja immer so andere Sachen geschrieben werden. Aber jetzt geht es weiter.
Wieder mit Blickwinkelwechsel und daher nochmal ein kurzer Rückblick als Erinnerung.
_______________________________________________
„Sylvie, was ist los? Du bist so komisch.“
„Nichts ist los. Ich habe nur schlecht geschlafen und bin ein wenig müde.“
„Hm, nun gut. Jedenfalls hat mir mein Vater erzählt, dass er fast genauso reagiert hatte, als meine Mutter ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte.
Vielleicht war es ja wirklich ein Fehler, einfach abzuhauen. Vielleicht sollte ich noch mal mit ihm sprechen. Vielleicht haben wir noch mal eine Chance verdient.“
„Nein, das solltest Du nicht tun.“
„Warum nicht?“
„Rose, Scorpius hat eine neue Freundin.“
Es war das Gefühl, als ob Sylvie ihr gerade den Boden unter den Füßen weggezogen hätte.
„Er hat was?“
„Jordan hat sie am Wochenende kennen gelernt. Er sagt, die Beiden hätten sehr verliebt gewirkt. Es tut mir so leid, Rose.“
„Leid? Warum? Scorpius kann mir gestohlen bleiben. Ich habe ihn verlassen und mir wird auch immer klarer warum. Er ist und bleibt eben ein Arschloch.“
„Ja, wahrscheinlich hast Du Recht. Ich finde auch, dass es ein wenig zu schnell ging. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Was willst Du jetzt machen, Rose?“
„Ich weiß es noch nicht. Ich hatte mir mein Leben zwar immer ein wenig anders vorgestellt, aber dann werde ich wohl noch ein wenig zu Hause wohnen bleiben und
eine alleinerziehende Mama sein. Davon gibt es ja inzwischen nicht wenige.“
„Rose, ich bin immer da, wenn Du mich brauchst.“
„Ich weiß, aber ich denke, dass ich jetzt erstmal allein sein möchte.“
„Ach Rose, es tut mir …“
„… so leid, ja ja, ich weiß.“
Als Rose nach Hause kam, rannte sie sofort in ihr Zimmer. Ihre Eltern sahen ihr nur verwundert hinterher. Kaum hatte sie ihr Zimmer erreicht, schmiss sie sich auf ihr Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Natürlich hatte er sich sofort getröstet. Wie hatte sie nur glauben können, dass er auch nur noch einen Gedanken an sie verschwenden würde. Er hatte früher schon nie lange gebraucht die Nächste am Start zu haben. Wieso sollte es nach ihr anders sein? Wie hatte sie nur so dumm sein können und ihm alle seine Liebesschwüre glauben können. Wie dumm war sie nur gewesen?
Hermine ließ einige Zeit verstreichen, klopfte an und betrat Rose Zimmer.
„Was ist passiert meine Kleine? War es nicht schön bei Sylvie?“
„Er hat eine neue Freundin.“
„Scorpius hat eine neue Freundin?“
„Natürlich Scorpius. Wer denn sonst?“
„Und deshalb weinst Du? Dann bedeutet er Dir wohl doch noch mehr, als Du gedacht hattest?“
„Ach Mama, warum ist alles nur so gekommen? Wie konnte es nur soweit kommen? Was soll ich denn jetzt ohne ihn machen?“
„Komm mal her. Lass Dich mal ganz fest drücken.“
„Das hilft mir jetzt auch nicht. Kannst Du mich bitte allein lassen.“
„Aber sicher.“
„Tust Du mir bitte den Gefallen und sagst es nicht Dad? Ich könnte es nicht ertragen, wenn er sich die ganze Zeit über Scorpius aufregen würde.“
„Sicher. Wein’ Dich aus, ich bringe Dir Dein Abendessen nach oben und sagen den Beiden einfach, dass Dir schlecht ist und Du Dich ausruhen möchtest.“
„Danke.“
Es brach eine schreckliche Woche für Rose an. Sie musste sich nach außen stark geben und wollte sich nicht anmerken lassen, wie es ihr in Wirklichkeit ging.
Sie war oft in ihrem Zimmer und machte sich Gedanken um die Zukunft, aber auch um die Vergangenheit und immer häufiger kam sie zu dem Punkt, dass es der größte Fehler gewesen war, ihn zu verlassen und nicht mehr zu ihm zurück zu kehren.
Es war immer wieder dieser dumme Stolz. Immer wieder der Stolz, der schon so oft alles komplizierter gemacht hatte, als nötig gewesen wäre.
Sie liebte ihn, ohne Wenn und Aber. Er war es, den sie wollte. Egal, wie er war. Egal, was er machte. Sie konnte ihm alles verzeihen, denn sie liebte ihn und nur er war es, der sie glücklich machte. Nur durch ihn, hatte sie angefangen zu leben.
Doch im Endeffekt kam diese Einsicht zu spät. Scorpius war nun mit einer anderen glücklich und sie hatte ihn verloren.
Die Weasleys saßen gerade beim Frühstück auf der Terrasse, als es an der Tür klingelte. Ron stand auf und öffnete die Tür.
„Guten Morgen, Mr. Weasley. Entschuldigen Sie bitte, dass ich so früh störe. Mein Name ist …“
„Ich weiß, wer Du bist. Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen. Was willst Du hier?“
„Ich würde gerne zu ihrer Tochter. Ich muss mit Rose reden. Bitte, darf ich hereinkommen?“
Ron blieb Scorpius zunächst die Antwort schuldig und blieb unbewegt im Türrahmen stehen. Er musterte den jungen Mann, der ihm gegenüberstand.
Die Ähnlichkeit mit seinem Vater war verblüffend. Die Malfoys schienen starke Gene zu haben. Selbst die stolze Körperhaltung und die leicht hochmütige Kopfhaltung hatte Draco seinem Sohn vererbt.
Doch dann trafen sich ihre Augen und Ron sah in ihnen etwas anderes als Stolz und Hochmut. Sie wirkten fast ein wenig traurig.
Sie mussten schon ziemlich traurig aussehen, wenn selbst er es bemerkte, schoss es ihm durch den Kopf.
Also trat er einen Schritt zur Seite und gewährte Draco Malfoys Sohn Einlass in sein Haus.
„Sie ist auf der Terrasse.“
„Danke.“
Mir zittrigen Knien ging Scorpius in die Richtung, die Ron ihm wies. Er hatte das ungute Gefühl, sich in die Höhle des Löwen zu wagen, zumal er nicht wusste, wie Rose reagieren würde, doch dann straffte er seine Schultern und redete sich zum wiederholten Male ein, dass es sich vielleicht lohnen würde. Er musste zumindest einen Versuch starten. Er würde um Rose kämpfen.
So betrat er die Terrasse und augenblicklich verstummten die Gespräche.
„Oh, ich denke, jetzt wird es endlich spannend. Hallo Scorpius!“
„Hallo Hugo. Guten Morgen, Mrs. Weasley. Guten Morgen, Rose.“
„Was willst Du hier?“
„Ich würde gerne mit Dir sprechen. Ich würde gerne unser letztes Gespräch beenden.“
„Das fällt Dir aber reichlich früh ein, findest Du nicht?“
„Ich bin jetzt hier.“
„Ach und das heißt also, dass ich jetzt alles stehen und liegen lassen soll? Alles nur weil es Dir eingefallen ist, mit mir zu reden?“
„Rose, wir müssen über das Baby sprechen. Wir müssen über uns sprechen.“
„Wir müssen über gar nichts sprechen. Das Baby geht Dich nichts an und ‚uns’ gibt es auch nicht mehr. Verschwinde einfach.“
Rose hatte sich so oft in ihren Träumen ausgemalt, wie es wäre, wenn er irgendwann einfach vor ihr stehen würde. Doch jetzt war sie mit der ganzen Situation einfach nur überfordert. Was wollte er von ihr? Wollte er ihr sagen, wie glücklich er war?
Nein, diese Blöße wollte sie sich nicht geben.
Zur allgemeinen Verwunderung ergriff Ron das Wort.
„Rose, ich denke, dass Du Dich ein wenig beruhigen solltest. Es missfällt mir sehr, dass ich schon zum zweiten Mal für ihn Partei ergreifen muss, aber er ist ein Slytherin und noch dazu ein Malfoy. Es muss für ihn eine große Überwindung gewesen sein, hierher zu kommen und dennoch steht er jetzt hier.
Ich denke, dass Du Dir zumindest anhören solltest, was er zu sagen hat. Danach kannst Du ihn dann ja immer noch gerne zum Teufel jagen.“
„Aber Dad. Er hat eine Freundin. Er hat eine neue Freundin! Ich weiß wirklich nicht, was er hier will.“
„Was habe ich? Ich habe keine neue Freundin. Wer hat das denn erzählt?“
Hermine hatte das entsetzte Gesicht von Ron gesehen und merkte, dass dieser, angesichts dieser neuen Information, bereits rosa anlief. Es war Zeit Rose und Scorpius allein zu lassen und so gab Hermine ihren Männern sehr eindeutige Zeichen.
Hugo maulte zwar ein wenig, doch wurde er genauso konsequent wie Ron in das Haus hinein geschoben.
„Rose, ich habe keine neue Freundin. Wie kommst Du denn darauf?“
„Sylvie hat es mir erzählt. Jordan hat sie doch sogar kennen gelernt, als er bei Dir war. Er meinte, dass ihr besonders verliebt gewirkt hättet.
Aber weißt Du, es ist in Ordnung, Scorpius. Ich freue mich für Dich. Es ist doch schön, wenn Du glücklich bist.“
„Jetzt sei aber endlich mal still, Rose. Ich habe keine Freundin und ich bin auch nicht glücklich. Wie könnte ich glücklich sein?“
„Dann willst Du also sagen, dass Jordan gelogen hat? Dann hat er also keine Frau bei Dir gesehen?“
„Doch, nein, hat er, aber nicht so wirklich. Er hat, na ja, sagen wir, er hat etwas in etwas hineininterpretiert, was nicht so war und ich habe ihn in dem Glauben gelassen.“
„Bitte?“
„Fee ist eine gute Freundin, aber ich bin nicht in sie verliebt.“
„Das bedeutet doch gar nichts. Früher musstest Du auch nicht verliebt sein.“
„Ja, früher, aber das war, bevor ich wusste, was für ein Gefühl es ist, jemanden zu küssen, in den man verliebt ist.“
„Tja, Dein Pech. Aber es wird Dir schon nicht so schwer fallen wieder zu Deiner alten Form zu finden. Nur ein wenig Mut, dann kriegst Du auch Fee herum.“
„Rose, warum musst Du es mir so schwer machen? Zwischen mir und Fee war nichts, gar nichts. Das erotischste Erlebnis zwischen uns war ein freundschaftlicher Kuss auf die Wange. Mehr hat auch Jordan nicht gesehen.“
„Und warum bist Du dann hier? Wenn Du sie doch so gern hast, dann solltest Du vielleicht besser bei ihr bleiben.“
In Scorpius wurde der Drang, sich einfach umzudrehen und aus dem Haus zu gehen fast übermächtig. Mit aller Willenskraft kämpfte er dagegen an und sagte, was er sich vorgenommen hatte, Rose zu sagen.
„Ich will sie aber nicht. Ich will Dir sagen, dass es für uns nun endlich Zeit ist, erwachsen zu werden. Wir müssen Verantwortung übernehmen, denn da wächst ein Leben in Dir. Ein Leben, das wir zwei geschaffen haben und das uns braucht. Uns Beide und nicht nur einen von uns.
Wir müssen endlich unseren dummen Stolz über Bord werfen. Der hat uns immer nur im Weg gestanden und wehgetan.“
„Du redest immer von ‚uns’ und ‚wir’, dabei gibt es ‚uns’ doch gar nicht mehr.“
Tränen standen in Rose Augen, als sie es sagte und Hoffnung keimte in Scorpius auf. Anscheinend waren da doch noch Gefühle für ihn, die Rose zu verstecken versuchte.
„Das habe ich nie gesagt.“
Scorpius war näher an sie herangetreten und sein Duft kroch in Rose Nase. Wie sehr hatte sie ihn doch vermisst und nun stand er genau vor ihr.
Warum fiel es ihr so schwer ebenfalls ein paar nette Worte zu finden? Warum stand sie stocksteif wie ein Besen vor ihm und guckte auf den Boden?
„Dann willst Du mich noch?“
„Natürlich will ich Dich! Ich wollte nie etwas anderes. Ich liebe Dich und ich werde auch das Baby lieben, denn es ist unser Kind. Ich hatte zwar gedacht, dass wir uns damit noch ein wenig Zeit lassen würde, aber so ist es auch in Ordnung.
Wir werden es schon gemeinsam schaffen. Ich hoffe nur, dass unsere kleine Tochter genauso schön sein wird wie Du.“
„Oder unser kleiner Junge wie Du. Nur hoffentlich wird er nicht so ein Herzensbrecher.“
„Bin ich ein Herzensbrecher?“
„Ja, mein Herz hast Du zuerst gestohlen und dann hast Du es gebrochen. Die letzte Woche war schrecklich. Als Sylvie mir sagte, dass Du eine neue Freundin hast, da dachte ich, dass meine Welt untergegangen ist.“
Noch immer schaffte es Rose nicht, die Worte zu sagen, auf die er wartete. Sie sehnte sich nach seiner Nähe, doch wusste sie auch, dass sie am Zug war.
„Mein Dad hat für Dich Partei ergriffen. Schon zum zweiten Mal. Vielleicht werdet ihr sogar noch Freunde.“
„Na, so weit würde ich nicht unbedingt gehen, aber vielleicht hasst er mich nicht mehr ganz so.“
„Das wäre auch egal, denn ich könnte es ausgleichen.“
„Und wie?“
„Egal, wie viel Hass Dir aus der Familie Weasley entgegenschlagen wird, ich kann es mit meiner Liebe zu Dir locker ausgleichen.“
„Mit Deiner Liebe zu mir? Heißt das, dass es jetzt wieder ein ‚wir’ gibt?“
„Ja, das gibt es wieder.“
„Dann darf ich Dich also endlich wieder küssen?“
„Ich bestehe darauf.“
„Wir müssen uns aber vorher etwas versprechen.“
„Was?“
„Wir müssen lernen unseren Stolz hinten anzustellen. Zumindest wenn es uns betrifft. Unsere kleine Familie.“
Zärtlich strich Scorpius über Rose Bauch und guckte ihr fest in die Augen. Rose' bereits feuchte Augen konnten die Tränen nicht mehr zurückhalten und sie konnte nur stumm nicken. Und dann endlich fanden seine Lippen auch den Weg zu ihren.
Ron und Hermine hatten die Szene von innen beobachtet.
„Wie geht es Dir dabei, wenn Du Deine Tochter in den Armen eines Malfoys siehst?“
„Hmpf. Ich könnte mir jeden anderen besser vorstellen.“
„Sie sind ein sehr schönes Paar. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.“
„Er sieht genauso aus wie sein Vater. Trotzdem habe ich einen entscheidenden Unterschied gesehen!“
„Der da wäre?“
„Als er mich bei der Begrüßung angesehen hat, habe ich neben Traurigkeit auch ein wenig Respekt in seinen Augen gesehen. Den soll er auch ruhig haben.“
„Sie sieht sehr glücklich aus.“
„Ja, das muss ich leider zugeben. Sie sieht sehr glücklich aus. Ich glaube, dass ich unsere Tochter noch nie so gesehen habe.“
„Vielleicht sollten wir uns eine Zeitlang verziehen und dann später um ein Gespräch mit den Zweien bitten.“
„Wenn Du meinst.“
Doch Hermine war schon auf die Terrasse getreten.
„Wir werden ein wenig spazieren gehen. Vielleicht habt ihr ja Lust, uns etwas Leckeres zu kochen. In ungefähr zwei Stunden sind wir wieder hier.“
Eine Reaktion bekam Hermine nicht. Scorpius und Rose waren viel zu sehr mit sich beschäftigt.
________________________________________________
Herzig, oder?
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel