
Musiktipp: The Kill von 30 Seconds to mars
(Die Liedzeilen in der Mitte des Kapitels entsammen diesem Song und gehört uns leider nicht, auch wenn wir ihn sehr lieben)
Lily saß an ihrem Fenster und starrte in das verregnete Wetter von London. Die Sommerferien waren wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Einen so schlechten Sommer hatten sie in England schon ewig nicht mehr.
Und was war das schlimme daran? Sie saß hier im Haus mit Potter fest. All ihre Freundinnen waren gen Süden gereist und sie musste hier bleiben.
Und wenn das schon nicht schlimm genug war, nein, James musste auch noch ständig seinen besten Kumpel Black zu besuch haben.
Das Leben war einfach nur ungerecht.
Als es klingelte schreckte Lily aus ihren Gedanken auf.
„ICH GEH SCHON“, brülle James und polterte die Treppen nach unten. „Hey Alter, na alles klar?“, hörte Lily ihn an der Haustür fragen. Das Übel war so eben eingetroffen. Black. Lily verdrehte die Augen als die beiden lautschwatzend an ihrer Zimmertür vorbei gingen. James warf seine Tür zu und stellte die Musik oder den Fernseher an. Sie hörte, wie das Bett leicht gegen die Wand stieß, was nur bedeuten konnte, dass einer der beiden sich auf es hatte fallen lassen.
Ihr war so langweilig. Wenn James alleine wäre, könnte sie ihn wenigstens etwas anzicken. Grinsend legte sie ihre Finger auf ihre Lippen. Sie wusste was da meistens passierte. Sie beschimpften sich, schrieen etwas rum und schlussendlich knutschten sie.
Seit vier Tagen ging es so. Langsam traute sich Lily gar nicht mehr mit ihm alleine zu sein, weil ihr klar war worauf es hinaus laufen würde.
Aber vielleicht ließ sich James auch anzicken, wenn sein bester Freund da war. Ein Versuch war es ja wert.
Grinsend erhob sie sich vom Fensterbrett und lief zu seinem Zimmer. Ohne anzuklopfen öffnete sie seine Tür und ließ sich neben ihn aufs Bett fallen.
„Evans, was soll das?“, fragte er sie erst verwirrt. Seit wann betrat sie freiwillig ein Zimmer in dem Sirius Black war? „Was willst du Schwesterherz?“, fragte er sie und grinste seinen besten Freund an.
„Nichts, ich wollte nur mal sehen, was ihr so macht“, lächelte Lily.
„Evans, verschwinde“, rief James nun wütend. Was sollte das?
„Nein, Potter, dass ist auch mein Haus“, lächelte sie weiter. Sie registrierte den verwirrten Blick von Black, der zwischen ihr und ihrem Stiefbruder hin und her wanderte.
Was dachte sie sich nur dabei? Spazierte hier rein, machte auf unschuldig und provozierte so einen neuen Streit. Das konnte er sich vor Sirius nicht erlauben.
Er stand auf und packte Lily am Arm.
„Ich platz auch nicht in dein Zimmer, wenn du Besuch hast“, schimpfte er, während er sie hinter sich aus dem Zimmer zog.
Als sie außer Sirius Hörweite waren, presste er sie gegen die Wand. „Was sollte das?“, zischte er ihr zu. „Das ist nicht lustig.“
„Ich fand es lustig“, sagte Lily und leckte ihm frech über die wutverzerrten Lippen. Sie musste James Recht geben, er hatte gesagt es würde ihn heiß machen, wenn Lily ihn anschrie. Wenn James sie so ansah wurden ihre Knie weich und ihr Verstand setzte aus.
„Wann geht Black wieder?“, fragte Lily unschuldig.
„Er ist eben erst gekommen“, sagte James wütend. Sie machte ihn rasend, in seinem Zimmer saß sein bester Freund und sie versuchte ihn heiß zu machen.
„Mir ist langweilig“, schmollte sie ihn an. „Sei doch ein bisschen nett zu mir und nimm mich mit. Ich werde euch auch nicht stören. Ihr werdet gar nicht merken das ich da bin.“
James biss sich auf die Zähne, bevor er sie flüchtig küsste und sie eindringlich ansah.
„Okay, aber keine Spielchen, klar?“
Lily biss sich auf die Unterlippe und nickte artig. Sie freute sich wie ein Kleinkind, als sie James zurück ins Zimmer folgte.
„Sie lässt nicht locker. Ist es ein Problem für dich, wenn ich meine kleine Schwester mitnehme?“, fragte er Sirius entschuldigend. Dieser nickte leicht abwesend. Irgendwas ging hier vor, auch wenn er noch nicht wusste, was.
„Toll und was machen wir jetzt?“, fragte Lily und ließ sich auf James´ Knie nieder. Dieser hatte sich, um nicht neben Lily auf dem Bett liegen zu müssen, auf seinen Schreibtischstuhl gesetzt.
„Also, zu erst gehst du mal von mir runter“, presste James den Vorschlag zwischen seinen Zähnen durch. „Und dann bekommst du einen Maulkorb verpasst, so dass du ruhe gibst.“
Sirius lachte leise. „Am besten machst du sie noch taub, so dass sie erst gar nicht hört was wir erzählen.“
Lily verschränkte ihre Arme vor der Brust und weigerte sich aufzustehen.
„Keine Spielchen, habe ich gesagt Lily Evans, sonst fliegst du raus“, drohte James ihr erneut.
„Du bist ein Spielverderber, Potter“, zickte Lily und stand auf, um sich aufs Bett fallen zu lassen.
„Sind Mum und Samuel weg?“, fragte Lily und streckte sich, wohl darauf bedacht, dass ihr T-Shirt hoch rutschte und ein Stück ihres Bauches freigab.
„Ja, Mum und Dad sind weg“, knurrte James. Lily hielt sich nicht an die Spielregeln, aber wenn er jetzt reagierte, müsste er Sirius eine Menge erklären.
Sirius, der noch nie besonders taktvoll war, piekste mit seinen Fingern in Lilys Bauch.
„So freizügig kenn ich dich gar nicht, Evans.“
Er wackelte mit den Augenbrauen in Richtung James.
„Da werde ich ja richtig neidisch auf dich Prongs.“
„Ach ja?“, murrte James.
Lily grinste breit. Wenn Sirius wüsste.
„Er weiß dass gar nicht zu schätzen“, sagte Lily an Sirius gewandt. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte Lily quengelnd.
„Ich rauch jetzt erst mal eine“, meinte James und zog eine Zigarette aus seinem Päckchen und zündete sie an. Er hielt Lily und Sirius die Zigarettenschachtel hin. Sirius nahm dankend eine Zigarette, während Lily den Kopf schüttelte.
Na super, jetzt würde sie später einen Aschenbecher küssen. Sie stand vom Bett auf und lief zum Fenster, um es zu öffnen. Der Rauch musste sich ja nicht überall festsetzen.
Es regnete immer noch. Die Wolken hingen tief über London und drückten die Stimmung.
Sirius gesellte sich neben Lily und schaute aus dem Fenster.
„Sind das eure neuen Nachbarn?“ Er zeigte auf ein Mädchen mit rotblonden Haaren, die so lockig waren, dass man sie fast mit einer Drahtbürste hätte verwechseln können.
Lily seufzte. „Ja, sind sie.“
Das Mädchen hatte schon am ersten Tag ihrer Ankunft versucht James anzuflirten. Vor vier Tagen war es Lily auch noch egal gewesen, aber das hatte sich geändert.
„Ja die Kleine heißt Linda“, sagte James an Sirius gewandt. Dass war seine persönlich Rache für Lily. Er hatte bemerkt, wie Lily reagierte, wenn die Neue mit ihm sprach.
„Sie hat mich für heut Abend ins Kino eingeladen, aber ich weiß noch nicht, ob ich zusage. Was meinst du Pad?“, fragte James und grinste Sirius an.
„Also ich würde die Kleine nehmen. Toller Körper, nettes Gesicht, wenn auch komische Haare. Kannst sie ja danach immer noch abschieben“, grinste Sirius zurück und klopfte James auf die Schulter. „Prongs unser Weiberheld“, lachte er bellend.
Lily rümpfte die Nase und wandte den Jungs den Rücken zu. Sie mussten nicht mitbekommen das sie vor Zorn Tränen in die Augen bekam.
„Sie ist bestimmt hohl wie eine Nuss“, bemerkte Lily abfällig und krallte sich am Fensterbrett fest.
Wenn James wirklich mit der ausgehen würde, oder noch schlimmer, wenn sie mitbekommen würde das was zwischen ihnen lief, könnte sie für nichts garantieren. Dann sollte er eine geballte Lily Evans abbekommen. Mal sehen ob er es dann immer noch so heiß fand, wenn sie ihn anschrie.
„Oh man Evans, wenn ich es nicht besser wüsste, würd ich sagen du bist eifersüchtig. Gönn unserem kleinen Prongs doch den Spaß“, grinste Sirius anzüglich.
„Pff, eifersüchtig auf die wegen dem? Niemals, Black. Ich hab Geschmack“, meinte Lily lächelnd. Wenn Sirius jemals raus bekommen würde, was hier abging, sie wollte lieber nicht daran denken.
„Und gehst du mit ihr aus, Potter?“, fragte Lily ihren Stiefbruder.
„Mhm ich denk mal schon. Sirius hat recht, ein bisschen Spaß muss sein“, er grinste seinem besten Freund zu und blickte dann Lily in die Augen, als sich Sirius wieder dem Fenster zu wand. Lily wusste nicht genau, wie sie seinen Blick deuten sollte.
Sie formte mir ihren Lippen lautlos „Du Arschloch“ und stürmte aus dem Zimmer, nicht ohne die Tür hinter sich laut zuzuknallen.
Das war so nicht geplant gewesen. Sie hatte gehofft, wenn Sirius erst mal weg wäre, hätte sie ihn für sich alleine, aber nein, James Potter musste ja Zweigleisig fahren.
„Was ist denn mit der los?“, fragte Sirius und sah James an.
„Da fragst du mich zu viel. Die ist in den letzten Tagen extrem zickig, hat bestimmt ihre Tage“, scherzte James.
„Weiber“, stimmte Sirius ihm zu und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. „Und was machen wir jetzt?“, äffte Sirius Lilys Tonfall nach.
James beugte sich aus dem Fenster und rief dem Mädchen, dass draußen im Regen stand zu:
„Hey Linda, ist acht Uhr okay für dich?“
Das rotblonde Mädchen schaute ruckartig auf und fing an zu lächeln.
„Klar, ich hol dich ab.“
„Cool“, murmelte James, fühlte sich aber nicht wohl dabei.
Sirius klopfte ihn auf die Schulter. „Yo, so macht man ein Date klar. Weißt du, ich glaube Evans braucht nur mal wieder einen richtigen Kerl, dann wird sie auch etwas lockerer. Ich habe mal gelesen, dass Frauen so missgelaunt sind, wenn sie länger keinen Sex hatten.“
„Oh das erklärt bei der einiges. Ich hab noch nicht mit bekommen, dass sie nen Kerl ran gelassen hat“, grinste James und fühlte sich mehr als schlecht.
„Uh unsere Vertrauensschülerin noch ne Jungfrau? Würde passen. Denkst du dass stimmt wirklich? Aber jetzt wo du es sagst, ich kann mich auch an keinen erinnern“, meinte Sirius und kniff die Augen zusammen um so besser nach zu denken.
„Ich auch nicht“, murmelte James und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch.
So langsam bekam er das Gefühl, es wäre keine gute Idee weg zu gehen. Vielleicht sollte er endlich mal mit ihr darüber reden. Was zwischen ihnen lief war nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein paar mal waren sie sich in den letzten Tagen sehr nahe gekommen und nie hatte er sich gefragt ob Lily Jungfrau war oder nicht. Er hoffte das sie es war, aber es wäre unverschämt es zu verlangen, immerhin war er selbst nicht gerade unschuldig und sie hatte ein Recht darauf genauso erfahren zu sein wie er.
Trotzdem stieß ihn ein bitterer Gallengeschmack auf, als er daran dachte.
„Prongs ich rede mit dir“, meinte Sirius und wedelte vor seinen Augen rum.
„Ähm ja ´tschuldigung ich war grad wo anders. Was hast du gesagt?“, fragte James und zwang sich Sirius anzusehen.
„Ich fragte, ob wir zu Moony gehen sollen“, meinte Sirius und stieß sich vom Fensterbrett ab. „Ja klar, lass uns gehen“, sagte James und schnappte sich seine Jacke vom Stuhl.
Acht Uhr rückte immer näher und Lily lief ungeduldig im Flur auf und ab. Jeden Moment würde es klingeln. Sie hatte es im Gefühl. Im ganzen Haus roch es nach James After Shave. Sie liebte den Geruch. Er war ihr so vertraut.
Als es endlich klingelte rannten James und Lily gleichzeitig zur Tür, aber da Lily kleiner und flinker war, erreichte Lily sie vor ihm und öffnete sie.
Dort stand sie: Linda, das neue Hassobjekt von Lily.
Linda strahlte über das ganze Gesicht. „Haaaallöööööle“, grüßte sie und Lily knallte die Tür direkt wieder zu.
Sie drehte sich zu James um, der sie geschockt ansah.
„Bleib hier bei mir“, bat sie ihn. „Hast du ihre nervige, penetrante Stimme gehört? Sie wird dich den ganzen Abend zunölen.“
„Red keinen Quatsch Lily“
James öffnete wieder die Tür und Linda stand immer noch strahlend davor. Lily schob sich zwischen die beiden und begutachtete sie.
„Woher kommst du, wie alt bist, was macht du?“, ratterte sie ihre Fragen runter, die Linda auch wirklich brav und geduldig antwortete.
„Ach ist das niedlich. Du hast aber eine süße, kleine besorgte Schwester, James.“
Reflexartig knallte Lily die Tür wieder zu und klammerte sich an James.
„Bitte geh nicht mit dieser Tussi aus. Ich flehe dich an und du kennst mich, das ist normalerweise unter meiner Würde.“
„Tschüß Lily!“ James löste sich von seiner Stiefschwester, gab ihr einen Kuss und öffnete die Tür.
„Okay Linda, wir können gehen.“ Er legte seinen Arm um sie und trat auf die Strasse. Sauer schmiss Lily die Haustür hinter ihnen zu und ließ einen lauten Schrei los, trat gegen die Tür und brüllte Schimpfwörter durchs Haus.
Sie war so sauer, dass sie die Tränen nicht zurück halten konnte. Wütend stapfte sie die Treppe nach oben und in ihr Zimmer, wo sie die Musik laut stellte. Sie warf zornig Kissen gegen die Wand. Aber warum sollte sie ihr Zimmer verunstalten? James war ja schließlich der Übeltäter. So stürmte sie in sein Zimmer und riss die Tür auf.
Laut schallte die Musik von ihrer Lieblingsband durch das Haus.
“Come
Break me down
Bury me, bury me
I am finished with you
Look in my eyes
You're killing me, killing me
All I wanted was you”
Das Lied pushte Lily und sie fing an sein Zimmer zu verwüsten. Sie riss die Schubladen auf und leerte deren Inhalt über den Boden. Der Schrank folgte und danach warf sie sein Bettzeug quer durch das Zimmer. Ihr Blick fiel auf die Nachttischschublade. Da würde sie bestimmt auch ein paar interessante Dinge finden. Mit einem Ruck öffnete sie die Schublade und entdeckte eine Packung Kondome.
„Na, diese Suppe werde ich dir versalzen, Potter“, lachte sie und öffnete jedes einzelne Kondom und blies es auf.
“What if I wanted to break...?
What if I, What if I, What if I, What if I....”, ertönte die letzten Klänge des Liedes und Lily fand noch was anderes in seiner Schublade.
Mit zittrigen Händen zog sie ein Bild von sich aus der hintersten Ecke. Ein Bild, auf dem sie ihre Schuluniform trug. Ein Bild auf dem sie hochgeschlossen wirkte, fast bieder. James bewahrte lieber so ein Bild von ihr auf, als eines der vielen vom letzten Strandurlaub, auf dem sie nur einen Bikini anhatte?
Mit einem Lippenstift bewaffnet steuerte sie auf den Spiegelschrank zu und kritzelte „You’re killing me“ drauf.
Erschöpft ließ Lily sich auf seinem Bett nieder und rollte sich ein. Das Bett roch nach James. Ein Duft, der sie beruhigte. Nach wenigen Minuten, in denen sich ihr Puls wieder normalisiert hatte ging sie nach unten ins Wohnzimmer und setzte sich vor den Fernseher. Sie würde warten bis James heim kommen würde, und wenn sie die ganze Nacht wartete.
Sie hatte es sich richtig gemütlich gemacht. Um sie herum waren Chipstüten, halbaufgegessene Schokolade, Käsekräcker und eine Flasche Cola verteilt. Im Fernseher lief eine herrliche Schnulze und kuschelig angezogen hatte sie sich auch.
Ihre Mum war seit dem Mittag bei einer Freundin und Sam, James Dad saß wohl immer noch in der Aurorenzentrale.
Gegen Mitternacht hörte Lily schließlich wie sich die Tür öffnete. Herein kam ein düster dreinblickender James.
Komisch, dachte Lily, er hatte sein Zimmer doch noch gar nicht gesehen. Schweigend setzte er sich neben sie und starrte auf den Fernseher.
„Du bist ja noch wach?“, fragte er sie vorsichtig. Er nickte mit dem Kinn zum Bildschirm. „Was schaust du da?“
Lily ignorierte ihn.
„Hey, was ist los?“ James schaute sie verdutzt an. So schweigend kannte er seine Stiefschwester gar nicht.
Lily zog die Augenbraue hoch und starrte weiter in den Fernseher und aß ihre Chips.
„Bist du böse auf mich?“
Lily verkniff sich eine Antwort und machte den Fernseher aus, stand auf und lief in die Küche. James sprang auf und lief ihr hinter her.
„Sprichst du nicht mehr mit mir oder was?“
In aller Seelenruhe öffnete Lily den Kühlschrank, holte sich eine Wasserflasche raus und nahm einen Schluck.“
„Mensch Lily, jetzt sag doch was“, flehte James sie schon fast an.
Lily stellte die Flasche zurück und lief die Treppe hoch, James ihr dicht auf den Fersen.
„Ist es wegen vorhin? Weil ich mit Linda ausgegangen bin?“
Als Antwort bekam er das Zuknallen von Lilys Schlafzimmertür, die sie ihm direkt vor der Nase zuschlug.
James verdrehte die Augen. „Na super.“
Er drehte sich um und stieß die Tür zu seinem Zimmer auf. Als er das Licht anmachte stockte ihm der Atem. Im ganzen Raum waren Luftballons verteilt. Der Inhalt seiner Schubladen und Schränke lagen verstreut auf dem Boden. Auf seinem Lieblingspulli war ein Tintenfass zerbrochen. Bei genauerem Hinsehen, erkannte er dass es keine Luftballons waren, sondern Kondome, er hechte an seinen Nachtschrank und erschrak, als er feststellte, dass der jenige, der sein Zimmer verwüstet hatte, kein einziges Kondom übrig gelassen hatte. James drehte sich um konnte nun lesen, was an den Spiegel geschrieben wurde. „You´re killing me“, wiederholte er leise. „LILY!“, brüllte er durch das ganze Haus.
„Ja?“, kam es kleinlaut hinter ihm.
Hastig drehte er sich zur Tür und sah Lily am Türrahmen lehnen. Er war einfach sprachlos. Fassungslos gestikulierte er und zeigte stumm auf verschiedene Gegenstände auf den Boden. Als er zu dem Pullover kam, fand er seine Stimme wieder. „Das war mein Lieblingspullover.“
Lily biss sich auf die Lippe. „Ich weiß“, murmelte sie kleinlaut.
Dann zeigte er auf die Kondome. „Du hast alle kaputt gemacht.“
„Ich wollte dir die Gelegenheit zerstören“, gab sie leise zu und löste sich von der Tür und trat ins Zimmer.
„Welche Gelegenheit? Denkst du, ich würde wegen der Teile extra noch einmal heim kommen? Denkst du, ich hätte keins dabei?“, er blickte sie verwirrt an. Was war nur los mit ihr? Er hatte sie noch nie so durchdrehen gesehen. Ja bei ihrem ersten Treffen von ihren Eltern hatte sie, seinem Vater das Glas Rotwein im Restaurant mit Absicht übergekippt. Aber das hier war blinde Zerstörungswut. Dass war nicht die brave und herzensgute Lily Evans, die von Dumbledore in der sechsten zur Vertrauensschülerin gewählt worden war. Nicht die Lily Evans, die alle kannten und doch die Lily Evans, die er liebte.
„Ich … ich … weiß es nicht was ich gedacht habe“, stotterte Lily. „Es kam einfach so über mich. Ich … ich …“
Sie brach ab und schaute ihn aus großen Augen an. „Hast du etwa ….?“
Die Frage konnte sie nicht aussprechen. Und ehrlich gesagt wollte sie auch die Antwort nicht darauf hören.
Sie band sich die Haare zu einem Zopf und zog ihren Zauberstab aus dem Hosenbund.
„Ich räume wieder auf!“
Sie sprach die Zauberformel und James sah gebannt zu, wie sich seine Hemden wie von Zauberhand wieder zusammenlegten und in den Schrank legten. Die Schreibtischschubladen flogen zurück an ihren Platz und räumten sich ein. James trat hinter Lily.
„Ich hab nicht, Lily“, flüsterte er ihr ins Ohr, und seine Lippen berührten sanft ihre Ohrmuschel.
Die Rothaarige zuckte leicht zusammen als sie die sanfte Berührung von seinen Lippen wahrnahm.
„Du hast nicht“, murmelte sie leise und erleichtert. Das war das was sie gehofft hatte.
„War sie so öde?“; fragte sie ihn vorsichtig.
James ging um sie herum und blieb vor ihr stehen. Amüsiert zog er die Augenbraue hoch. „Die war so langweilig, dass ich sie nicht mal geküsst habe.“
„Nicht einmal geküsst?“, fragte Lily hoffnungsvoll.
James schüttelte seinen Kopf.
„Aber ich dachte, du lässt niemals etwas anbrennen, Potter?“, fragte Lily ihn und sah ihn aus ihren grünen Augen von unten an.
James lächelte sie schief an und kam mit seinem Gesicht ihrem näher.
„Wenn man einmal die Süße von deinen Lippen probiert hat, möchte man nichts anderes mehr schmecken.“
Lily kicherte leise. „War in deinem Burger ein Poet, den du aus versehen mit verschluckt hast?“
„Hab keinen Burger gegessen“, hauchte James und streifte ihre Lippen mit seinen. „Der Poet muss sich in den Pommes versteckt haben.“
Lily presste ihre Lippen auf seine. Viel zu lange hatte sie heute darauf warten müssen. Ihre rechte Hand wanderte zu seinen Haaren. Sie presste ihren Körper fest an seinen. James drückte Lily an sich und küsste sie wild, leidenschaftlich und verlangend. Er ließ sich mit Lily in seinen Armen auf sein Bett fallen und erst nach endlosen Minuten löste er sich von ihr.
„James, was ist mit uns?“, fragte sie ihn vorsichtig, darauf bedacht ihm nicht in die Augen zu sehen.
„Ich weiß es nicht“, flüsterte er, während er seine Wange an ihrer rieb und seine Nase die ihre an stupste.
„Wir können nicht so weiter machen wie bisher. Was würden Sam und Andy sagen?“
„Sie müssen es nicht erfahren. Keiner muss es erfahren“, antwortete James schnell. Er wollte nicht, dass es endete. Dafür war es schon viel zu spät. Wie sollte er jemals wieder Lily als seine Stiefschwester betrachten können?
„Wir können nicht zurück, oder?“, fragte sie ihn vorsichtig. Eigentlich kannte sie die Antwort.
„Könntest du?“, stellte James die Gegenfrage. Es interessierte ihn wie Lily es sah.
Sie biss sich auf die Unterlippe und strich ihm durch die Haare. Mit einem Kopfschütteln antwortete sie ihm.
„Aber es wird kein gutes Ende nehmen. Bei diesem Spiel kann es nur Verlierer geben und mindestens einer wird ein gebrochenes Herz haben und wenn es die Herzen von unseren Eltern sind.“
James stöhnte gefrustet auf und vergrub sein Gesicht an Lilys Halskuhle.
„In ein paar Wochen sind wir wieder in Hogwarts. Da müssen wir wenigstens unsere Eltern nichts mehr vormachen.“
„Ja, aber dafür all den Lehrern, Freunden und Mitschülern“, warf Lily nachdenklich ein.
„Hör auf es dir schlecht zu reden, Lily“, bat James sie und sein Gesicht tauchte wieder über ihrem auf.
„Du solltest dir vielleicht ein Moto von mir zu deinem Eigenen machen. Carpe diem.“
„Aber James wie stellst du es dir denn vor? Wie willst du Sirius, Remus und Peter dein ständiges Verschwinden erklären? Und wenn sie dann mitbekommen, dass ich auch häufig fehle, werden sie eins und eins zusammen zählen. Wenn das jemand raus bekommt, bekommen wir bestimmt ärger. Auch wenn es rechtlich nicht verboten ist, wird jeder etwas finden, was er daran auszusetzen hat. Und ich will weder meine Freunde noch meine Mum verlieren“, nuschelte Lily gegen seine Brust und sog den Duft seines After Shaves tief in sich ein.
„Also meinst du, dass es bessere wäre, wenn wir damit aufhören? Wenn wir es sein lassen?“ James sah seine Stiefschwester traurig an.
„Ja, James. Ich glaube, wir würden unseren Eltern sonst nur weh tun, dass wäre nicht richtig.“ Sie sah ihn aus ihren smaragdgrünen Augen an. Sanft küsste sie ihn. Es war mehr als ein Kuss. Es war ein Abschiedskuss. Lily löste sich aus seiner Umarmung und lies James alleine zurück in seinem Zimmer, mit seinen wirren Gedanken und Gefühlen
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