von -Hermine-
Als Andie aufwachte, war es noch nicht hell im Zimmer. Das einzige Geräusch das an ihre Ohren drang, war der Atem ihrer Bettnachbarin. Andie schlug die Decke zurück und stahl sich leise aus dem Bett. War sie einmal wach, war es schwer wieder einzuschlafen.
Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, packte sie ihre Tasche und verliess mit dem ersten Sonnenstrahl der in das Zimmer drang, das Zimmer. Sie lief die Treppe hinab und kam in den frischen Gemeinschaftsraum. Vom Feuer, das am Vorabend noch feierlich geprasselt hatte, war nur noch die goldene Asche ĂĽbrig.
Andie schaute sich kurz im Gemeinschaftsraum um, und lief die zwei Stufen hinauf, um den Gemeinschaftsraum zu verlassen.
„Was zum Teufel tust du hier Kingston?“
Andie hielt inne und wandte den Kopf. Draco Malfoy stand schon fertig angezogen am Fuss der Treppe, die zum Jungenschlafsaal führte. Seine Haare waren glatt nach vorne gekämmt.
„Und wie kommst du in unseren Gemeinschaftsraum?“ Die Verblüffung wich und er sah sie genervt an.
„Durch die Mauer.“, antwortete Andie knapp und zeigte auf die Wand, die nur noch wenige Meter von ihr entfernt war.
„Hoffentlich weil du aus purer Blödheit über einen Erstklässler gestolpert bist und die Wand nachgegeben hat?“
„Nein.“, sagte Andie selbstbewusst und verlagerte ihr Gewicht von einem Fuss auf den anderen, wie sie es oft tat, „wenigstens nicht über…einen Erstklässler.“
„Drittklässler? Vielleicht würde dir eine Brille gut tun.“
„Was machst du schon hier?“, fragte sie stattdessen.
„Das geht dich nichts an, oder?“
„Na dann.“ Andie zuckte mit den Schultern, presste die Lippen aufeinander und ging einen weiteren Schritt auf die Mauer zu.
„Du bist doch nicht etwa in dieses Haus zugeteilt worden, oder?“
Andie blieb stehen und wandte den Kopf. „Doch. Bin ich.“
Malfoy schnaubte genervt auf. „Na toll. Dann halt dich lieber fern von mir, wenn du nicht ständig umfallen willst.“
„Keine Angst.“, murmelte sie, schloss die Augen und ging mit gesenktem Kopf durch die Absperrung. Unversehrt kam sie auf der anderen Seite wieder raus.
Der Gang war leer und die Fackeln loderten an den Wänden. Sie war genug früh aufgestanden um die Grosse Halle und speziell die Klassenzimmer zu finden. Schwer verlaufen konnte sie sich nicht.
Und wie sie sich das konnte. Es schien als ob sie mehr als eine Stunde durch die Gänge irrte. Schlussendlich hängte sie sich an ein paar Slytherinschüler, welche wohl gerade aufgestanden waren. Nach einer Weile stand sie mit ihrer Umhängetasche in den Gängen der Schule. Sie lief eine Weile ziellos umher, als ihr Ron und Hermine entgegen kamen. Erleichtert machte sie einen Schritt auf die beiden zu, welche gerade tief in ein Gespräch versunken waren.
„Andie!“ Hermines Gesicht hellte sich auf, „wie geht es dir? Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht.“
„Es ist alles in Ordnung, danke.“ Andie nickte, „seid ihr gerade auf dem Weg in die Schule?“
„Jaa…“, erwiderte Ron und verzog das Gesicht, „wir müssen in den Nordturm, Wahrsagen.“
„Bist du sicher?“ Hermine studierte ungerührt dessen was Ron gerade gesagt hatte, Andies Gesicht. Sie schaute sie besorgt an. Andie nickte wiederum und versuchte dies so überzeugend wie möglich zu machen.
„Also in unserer Zeit war es wenigstens im Nordturm. Oder wird es im Nordturm sein.“ Ron legte die Stirn in Falten und schien nicht begriffen zu haben, dass die Frage nicht ihm galt, „keine Ahnung warum. Als ob der „Blick“ dort oben besser wäre.“
Hermine wandte den Kopf zum ersten Mal Ron zu und seufzte tief, bevor sie sich wieder an Andie wandte. „Du bist doch nicht wieder umgefallen, oder?“
„Nein. Nein das…“ Andie schaute unsicher auf und schaute abwechslungsweise in die Gesichter von Hermine und Ron. „Ich glaube, Malfoy ist der Grund. Für meine Ohnmachtsanfälle, meine ich.“
„Wie meinst du das?“, fragte Hermine und legte die Stirn in Falten.
„Jedesmal wenn ich ihm näher bin-“
„Uäh, erspar uns die Details.“, sagte Ron und es schauderte ihn, „diese Vorstellung sollte in die verbotene Abteilung.“
„Jedes Mal wenn ich ihm näher bin-“, fuhr Andie ungerührt fort und schenkte Ron einen ernsten Blick, „wird es mir anders.“
„Aber das ist doch verständlich.“, sagte Ron und schüttelte den Kopf, „jeder kriegt doch das Kotzen wenn er Malfoy näher kommt.“
„Ron!“
„Was? Löst er in dir etwa Frühlingsgefühle aus?“, fragte er Hermine, „ansonsten würde ja Andie auch nicht umfallen!“
„Nein! Natürlich nicht…“, antwortete Hermine und schüttelte etwas verwirrt den Kopf, „aber es gibt auch genügend Menschen…oder eher Mädchen, die bei der Vorstellung von-“ Sie schaute auf und schaute zu Andie, welche fragend die Augenbrauen hochgezogen hatte und Ron, der sie erwartend und etwas ängstlich ansah, „naja, von jemandem….der halt…ach wirklich, wir sollten beim Thema bleiben.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Erzähl weiter.“
„Na gut…es wird mir einfach…schwarz vor Augen.“
„Du siehst sein wahres Ich.“, stellte Ron fest und nickte, „wahrscheinlich darum.“
„Ach und was sieht sie dann bei dir Weaselby?“ Malfoy blieb mit ein paar Schulbüchern unter dem Arm bei ihnen stehen, „gleissendes Weiss?“
„Bei mir wird sie auch nicht ohnmächtig du Idiot!“, sagte Ron etwas leiser und zog seinen Umhang über seiner Schulter zurrecht.
„Das wäre ja auch nicht möglich. Wahrscheinlich wird sie für einen Moment blind, weil du nichts im Kopf hast.“
„Nein Ron, lass.“ Hermine legte eine Hand auf seinen Arm, als Ron gerade auf Malfoy loslegen würde. Sein Gesicht nahm einen dunkleren Ton an, aber er zog sich etwas zurück. „Er ist es nicht wert.“
„Aber ich bin es wert ohnmächtig umzufallen.“, rief Malfoy als er sich weiter entfernte. Mit einem fiesen Grinsen wandte er sich um und verschwand im nächsten Schulzimmer.
Andie seufzte und langte sich mit beiden Händen an die Stirn. „Was auch immer.“
„Ich weiss echt nicht, wie du es mit ihm in einem Haus aushältst.“ Hermine schaute sie mitleidig an, „vielleicht könnten wir mit Dumbledore ein Wort reden. Er mag Harry.“
„Natürlich mag er Harry.“, fügte Ron hinzu und zuckte mit den Schultern, „er wird ja auch die Welt retten.“
Ein Lächeln schlich über Andies Gesicht. „Danke, aber es muss irgendwie klappen.“
Hermine schenkte ihr einen unsicheren Blick.
„Wirklich. Solange ich ihm nicht zu nahe komme, ist alles klar. Ich halte mich einfach auf Abstand.“
„Ich will dir nicht die Hoffnung versauen.“, meinte Ron und zog die Augenbrauen hoch, während er mit den Schultern zuckte, „aber das versuchen wir schon seid Jahren aber jetzt sind wir sogar in der Vergangenheit und man wird ihn nicht los.“
„Halt dich einfach fern von ihm.“, meinte Hermine und strich ihr über den Arm, „wir müssen jetzt ins Wahrsagen. Du hast Verwandlung?“
Andie nickte. „Genau. Wahrsagen…das klingt interessant.“
„Jaa vielleicht sehen wir uns selber.“, meinte Ron und plötzlich verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen, „ich wette ich sehe wie wir im Unterricht einpennen…“
„Niemand pennt ein, Ronald.“, tadelte ihn Hermine, griff nach seinem Arm und zog ihn herum, „es wäre an der Zeit dass du und auch Harry euch bewusst werdet, wie viel ihr eigentlich lernen könnt.“
„Ich muss nichts lernen, ich weiss ja schon was passiert!“
„Du weißt genau was ich meine Ron.“
Andie schaute den beiden mit einem Lächeln nach und schüttelte den Kopf. Die Türe zum Verwandlungszimmer stand immer noch offen, ein paar Schüler tröpfelten in die Stunde. Andie machte kehrt und lief in das Schulzimmer.
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