von -Hermine-
„Also gut Kingston. Lektion Nummer eins. Das-“ Draco hielt einen schwarzen Besen in seiner Hand hoch, „ist ein Besen.“
Andie zog die Augenbrauen hoch, erwiderte aber nichts.
Es war ein kühler Tag, aber sie fror nicht. Den Umhang und die Uniform hatte sie im Zimmer gelassen. Sie trug blaue Jeans, ein langes hellblaues Shirt und ein kurzärmeliges Karohemd darüber. Malfoy trug schwarze Hosen, und einen grauen Pullover.
Das Quidditchfeld war von Blättern bedeckt und sie sass auf einer Bank, gleich beim Spielfeld.
„Fernab von deinen Vorstellungen ist es in erster Hinsicht ein Fluggerät, kein Putz oder ich-stürz-mich-in-den-Tod-Gerät.“ Er stellte den Besen vor sich hin und stützte beide Hände auf dem Stiel ab, „alles klar?“
Andie nickte und, klopfte mit ihren Händen auf ihre Beine und stand auf. „Darf ich?“ Sie zeigte auf den Besen in seiner Hand, worauf Malfoy auf schnaubte. Sie konnte eine Spur Genugtuung in seinen Augenwinkeln erkennen.
„Du würdest zu schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt werden, glaub mir. Der dort ist für dich.“ Er nickte auf den Besen, der unscheinbar neben der Bank lag.
Andie lief herum und hob ihn hoch. Die Borsten standen ab, der Stiel war krumm, und der ganze Besen machte den Eindruck, als sei er mehrmals gegen die Wand geflogen worden. „Na gut.“ Andie ging ein paar Schritte auf ihn zu, hielt jedoch Abstand. Sie hatte sich zwei Sachen für die ganze Geschichte vorgenommen. Erstens: Genug Abstand zu Malfoy halten. Sie wusste nicht viel über Quidditch, hat jedoch in Erfahrung gebracht, dass es darum ging, einander davon zu fliegen. Das kam ihr mehr als gelegen.
Zweitens: Sie würde versuchen alles was ihr Malfoy vorzeigte, nach zu machen. Sie wollte keine Streitereien oder Diskussionen – nichts, das sie näher zusammen brachten.
Malfoy schien es nicht zu merken, dass sie keinen Wiederstand leistete – er wollte dies genau so schnell hinter sich bringen, wie sie.
„Wir werden heute wahrscheinlich noch nicht fliegen.“, fuhr er fort, kniff die Augen zusammen und schaute in den hellen Himmel. Er legte den Besen neben sich zu Boden. „Das kommt eher auf dich und deine Sichtweise drauf an.“
„Welche Sichtweise?“
„Ein Schüler aus unserer Stufe, Longbotten, hat beim Versuch den Besen in die Hand zu kriegen, den Stiel an den Kopf bekommen.“, sagte er und musste beim Gedanken grinsend den Kopf schütteln, „vielleicht wäre es auch für dich besser einen Helm zu tragen. Für alle Fälle.“
Andie seufzte und legte den Besen ebenfalls neben sich auf den Boden. „Also, was muss ich machen?“
Malfoy hielt einen Moment inne und verzog seine Mundwinkel zu einem kühlen Lächeln, während er sie interessiert und mit Abstand anschaute. „Das.“ Er streckte die Hand aus, hielt seinen Blick auf ihr und sagte „Auf“. Der Besen schoss empor und fand sich in seiner Hand wieder.
Andie stiess die Ärmel ihres Shirts nach hinten, klemmte die Haare hinter die Ohren und schaute Malfoy konzentriert an. Sie streckte die rechte Hand über den Besen, atmete ein und sagte „Auf!“
Nichts passierte. Ihre Augen wanderten nervös zum Besen auf dem Boden, der sich hin und her wand, aber nicht nach oben schoss, so wie Malfoys. Andie befeuchtete ihre Lippen und konzentrierte sich wieder auf Malfoy, der sie ruhig und sogar geduldig ansah.
„Auf!“ Ihre Augen nahmen eine plötzliche Regung zu ihrer rechten wahr – der Besenstiel schoss senkrecht empor und Andie bückte sich nach links, um das Stielende fassen zu können.
„Sehr gut.“, sagte Malfoy, und schwang ein Bein über seinen Besen.
„Ach ja?“, fragte Andie verwundert und lies den Stiel vorsichtig los, als sie bemerkte, wie der Besen schräg in der Luft schwebte.
„Du hast deinen Kopf verfehlt. Und starr mich das nächste Mal nicht so verbissen an, es spielt keine Rolle wo du hinsiehst. Es sei denn, du kannst einfach nicht anders.“ Ein selbstgefälliges Grinsen schlich über sein Gesicht und er zuckte einmal mit den Augenbrauen als er sich vom Boden abstiess und ein paar Meter in der Luft zum Stillstand kam.
Andie seufzte etwas genervt auf und versuchte nicht auf seine Sprüche einzugehen. Mit einem Bein stieg sie über den Besen und nahm den Stiel zaghaft in ihre Hände. Der Besen erhob und sank sich ruhig unter ihr – es erinnerte sie an die Ruhe vor dem Sturm.
Malfoy sass immer noch selbstgefällig auf seinem Besen schräg über ihr, er hatte die Arme verschränkt und schaute sie mit einem süffisantem Lächeln an. Als ob er darauf wartete, dass Andie sogar im Sitzen vom Besen fliegen würde.
„Stoss dich einfach ab Kingston. Es wird nichts passieren, darum schwebe ich auch nicht über dir.“
Andie presste die Lippen zusammen und tat wie befohlen. Sie ging in die Knie und hielt inne – mit wie viel Kraft musste sie sich abstossen? Reichte ein leichter Hüpfer oder doch ein kraftvoller Stoss, sodass der alte Besen in die Luft kam? Andie entschied sich für ein Mittelmass und stiess sich schwunghaft vom Boden ab.
Anders als erwartet, drückte sie der Besen mit einem Ruck in die Luft nach oben. Ein Aufschrei entwich ihren Lippen, als der Aufwind sie nach unten drückte, der Besen jedoch mit aller Kraft dagegen ankämpfte. Andie presste die Augen zusammen – sie wollte nicht wissen, wie hoch sie war oder ob Malfoy in der Nähe war. „Kingston, pass auf! MACH DEINE AUGEN AUF!“
Aus lauter Schreck machte Andie ihre Augen auf und schaute wie wild um sich. Der Boden war weit entfernt, ihr Gehirn schätzte auf 20 bis 30 Meter. Im ersten Moment wusste sie nicht, warum Malfoy so geschrien hatte. Im zweiten Moment, bemerkte sie die Tribüne zu ihrer rechten, die schnell immer näher kam. Zu schnell.
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Anmerkung: Etwas sehr kurz, geht aber bald weiter :-)
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