
von -Hermine-
Hallo zusammen :)
Mein Geschenk an euch - zwei Kapitel vereint in einem grossen. Happy Holidays!
-Hermine-
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„Wie ich es schon mehrmals gesagt habe.“ Malfoys Stimme klang dumpf aus seinen Armen hervor, da er seinen Kopf dazwischen begraben hatte. Die Gruppe sass in der Bibliothek, Hermine vor einem Stück Pergament, und tippte mit der Feder konzentriert darauf. „Wir kamen um die Ecke. Junge lässt Federkiel fallen. Junge bückt sich. Junge verschwindet.“ Malfoy haute bei jedem Satz seinen Kopf auf seine zusammengeschränkten Arme.
„Hm.“, entgegnete Hermine nur.
„Hm?“, wiederholte Malfoy und schaute auf, wobei seine Stirnfransen schräg nach oben schauten, „das ist alles? „Hm“?“
„Es passiert nicht oft, dass ein Schüler auf diese Art verschwindet.“, rechtfertigte sich Hermine und nahm die Feder zwischen beide Daumenfinger und Zeigefinger, „ganz davon abgesehen, ist deine Beschreibung nicht sonderlich hilfreich, da das Verschwinden von Personen im allgemeinen genau so abläuft, sie sind da und dann sind sie es eben nicht mehr.“
Malfoy rümpfte seine Nase und schaute sie mit fassungsloser Mine an. „Zum wievielten Mal besuchst du diese verdammte Schule jetzt, Granger? Zweimal? Fünfmal? Geht es nicht in deinen Kopf?“
„Von was redest du?“, fragte Hermine etwas schrill und mit erröteten Wangen. Ron legte eine Hand auf ihren Arm, worauf sie sich räusperte und sich etwas beruhigte, jedoch die Augenbrauen erwartungsvoll nach oben zog.
Malfoy sass aufrecht hin und verschränkte die Arme vor der Brust.
Andie, welche bis jetzt ruhig neben ihm gesessen hatte, schaute ihn gedankenverloren an. Ihre Ohnmachtsanfälle blieben aus, er hatte sie weggezogen, gesagt, der andere Junge sei nicht gut für sie…warum legte er sich so ins Zeug?
„Wie steht es mit einem Tarnumhang?“, warf Harry in die Runde, „jemand hätte einen über ihn werfen können.“
„Nein, das hätten wir gesehen.“, sagte Malfoy genervt und schaute ihn finster an.
Harrys Blick fiel auf Andie. „Keine weiteren Hinweise mehr?“
„Was? Nein…nein keine. Das sind alle… das haben wir gesehen.“, sagte Andie und räusperte sich. Malfoy warf ihr einen schnellen Blick zu, welchen sie jedoch ignorierte.
„Dann war es wohl Magie.“, sagte Ron.
„Ach nein?“, entgegnete Malfoy verblüfft und liess die Schultern hängen, „und ihr drei seid wirklich die, die immer die Welt retten?“ Er schaute von Harry über Ron zu Hermine, „wie zum Teufel stellt ihr das an?“
„Jetzt reiss dich gefälligst zusammen, Malfoy.“, sagte Hermine, „es gilt eine Lösung zu finden und die Zeit mit Streitereien zu verschwenden, ist nicht sonderlich ratsam.“
„Wir sollten auf alle Fälle Dumbledore Bescheid sagen.“, sagte Harry.
„Ja renn zum Schulleiter Potter.“, entgegnete Malfoy bissig, „vielleicht weiss er endlich mal was zu tun ist.“
Andie seufzte und schaute hinab. Ein StĂĽck von ihrem Aufsatz lag vor ihr.
Nachdem in Slughorns Unterricht ein Kessel explodierte, wies dieser die Klasse an, einen einseitigen Aufsatz ĂĽber die komische Substanz zu schreiben, ĂĽber welche Andie genau nichts wusste. Bisher hatte sie vier Linien zusammengekratzt, drei davon aus einem Buch abgeschrieben, und eine bei Malfoy abgeschaut.
„Ich werde mich mal in die andere Abteilung aufmachen, vielleicht finde ich dort noch eine wichtige Lektüre. Kommt ihr?“ Hermine knallte den Buchdeckel zu, presste die Lippen ärgerlich zusammen und warf Malfoy einen giftigen Blick zu.
Nachdem Andie Hermine angesehen hatte, zuckte sie entschuldigend mit den Schultern und machte sich mit Ron und Harry auf in eine andere Abteilung.
Andie seufzte.
Malfoy zog sein Stück Pergament unter einem Stapel von Büchern hervor, rollte es auf und schaute abwechslungsweise auf seinen angefangenen Aufsatz und in das Buch. „Idioten…“
Andie versuchte aus ihren eigenen Sätzen schlau zu werden.
„Skarabäuskäfer fangen, halbieren, vermahlen und zu den restlichen Zutaten ergeben.“, las Malfoy aus dem Buch vor, „der Zaubertrank an sich bewirkt die Manipulation-“ Malfoy liess seinen Blick langsam auf Andies Pergament wandern, „-des Gehirnes und macht seinen Trinker gescheiter, gewitzter und einfallsreicher. Zudem steigert er die Konzentrationsfähigkeit und unterstützt die Geisteskraft. Hm.“
„Was?“ Andie schaute ihn an und drehte ihre Feder zwischen ihren Fingern.
„Ich wusste gar nicht, dass du so schlau bist Kingston. Dein Aufsatz sagt genau das gleiche wie das Buch.“
„Oh.“ Andie fühlte sich ertappt, „tja…Zufall.“
„Wie geht’s denn weiter?“ Er schaute sie prüfend an und zog herausfordernd die Augenbrauen hoch.
„Wie es…naja…“ Andie räusperte sich, rutschte auf der Bank umher und schaute wieder auf das Stück Pergament. Der letzte Satz hatte sie ohne gross Nachzudenken im Unterricht von Malfoy abgeschrieben. „Der Gripsschärfungstrank fordert zudem die Genauigkeit des Arbeitens, wobei die geschnittenen Ingwerwurzeln einen wichtigen Teil dazu beitragen. An dieser Stelle würde dieser Zaubertrank Andie sehr gut…“ Andie verstummte und räusperte sich so laut, sodass sie versuchte es mit einem Husten zu übertönen. Malfoy schaute sie immer noch an worauf sie rot wurde und das Buch mit einem Knall zuklappte. „Was auch immer. Hast du auch Hunger? Ich habe grossartigen Hunger.“ Sie griff ihren Aufsatz, stopfte ihn in ihre Tasche und stand auf, wobei sie fast über die Bank stolperte.
Sie strich sich eilig die Haare aus dem Gesicht und hoffte, nicht allzu rot zu sein.
Sie bemerkte nicht, wie Malfoy seine Lippen zu einem Grinsen verzog und den Kopf schüttelte, währenddessen er mit einer schwungvollen Bewegung sein ganzes Schulmaterial in seine Tasche beförderte. Er lief ihr nach und verringerte den Abstand zwischen ihr und ihm.
„Hunger, also.“, widerholte er und schaute sie fragend an.
„Grossen Hunger.“, bestätigte Andie, nickte, und versuchte ihn nicht anzusehen. Andie hatte keinen blassen Schimmer wohin die Gänge führten, oder in welchem Flügel sie sich gerade befand. Sie wusste jedoch, dass es gut war in Bewegung zu bleiben – somit verhinderte sie allzu grosse Gespräche und Augenkontakt.
„Dann schlage ich dir die grosse Halle vor. Es sei denn, du möchtest gerne im Verlies essen.“
Andie hielt an und schaute ihn ungläubig an. „Wir haben ein Verlies?“
Malfoy wandte sich mit den Händen in den Hosentaschen zu ihr um. „Das ist ein Schloss Kingston. Türme, Flügel, Verliese…alles inklusive.“
Andie schaute ihn einen Moment an, bis sie sich umwandte und den Gang wieder zurĂĽcklief.
„Rechts.“
Sie stoppte und seufzte auf, bevor sie sich nach rechts wandte und durch einen hohen Gang lief. Sie musste endlich den Plan dieses Schlosses auswendig lernen.
Malfoy lief ihr kopfschüttelnd hinterher. „Du bist unglaublich, Kingston.“
„Was denkst du ist es?“, fragte sie, als er auf gleicher Höhe war. Sie musste das Thema irgendwie von ihr ablenken. „Das was den Schüler angegriffen hat.“
Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Irgendwas Durchsichtiges.“
„Wir haben doch Geister hier!“, raste es Andie durch den Kopf, „vielleicht-“
„Sie gehören zu den Guten.“
„Hm.“ Andie senkte den Kopf und lief weiter neben ihm her. „was kann es bloss sein…“
Plötzlich blieb er stehen und Andie stoppte, als sie dies bemerkte. „Was?“
„Komm zurück.“, sagte er und streckte eine Hand nach ihr aus. Andie begutachtete diese verwirrt und fragte sich für eine Sekunde, ob er mit ihr Händchen halten wollte. „Was ist denn los?“
„Kingston, beweg dich wenn dir dein Leben lieb ist.“ Sein Blick war starr nach vorne gerichtet.
„Was…?“ Andie schaute von seiner Hand nach vorne und wieder zurück, „was siehst du?“
„Ich kann es sehen.“ Malfoys Stimme glich einem Flüstern und er lehnte sich etwas nach vorne, sodass seine Finger sich langsam um die ihren schlossen.
Andie zuckte zusammen und als sie fĂĽr einige Sekunden ĂĽberlegte, wusste sie, von was das er sprach.
Andies Augen huschten schnell über den Gang, kontrollierten jeden Meter, konnten jedoch nichts erkennen. Ihre Finger schlossen sich automatisch um die seinen. „Wo.“
„Vier Meter, geradeaus.“, presste Malfoy zwischen den Lippen hervor, „beachte das Licht.“
Malfoy machte langsam einen Schritt nach hinten und Andie fĂĽgte sich etwas tollpatschig. Sie hielt den Blick starr nach vorne gerichtet und versuchte etwas zu erkennen. Als sie die Hoffnung bereits schon aufgegeben hatte, blinkte etwas im Sonnenlicht.
„Bist du…sicher dass es das-“
„Shht.“
Das Wesen flog, oder mehr glitt langsam durch den Gang, wand sich um die eigene Achse und liess ab und zu ein Aufblitzen des Sonnenlichtes auf seiner Haut zu. Andie ĂĽberlegte fĂĽr eine Sekunde ob das Wesen ĂĽberhaupt eine Haut besass, drĂĽckte diesen Gedanken aber kurzerhand zur Seite.
„Andie…“ Beim Klang ihres Namens zuckte sie wieder zusammen. Malfoy zog sie sachte nach hinten, den Blick immer auf das tuchartige Wesen gerichtet.
Andie verstand. Sie setzte einen Fuss nach den anderen, zog sich so leise und unauffällig zurück wie möglich.
Das Tuch glitt ruhig und unscheinbar durch die Luft. Erst als Malfoy einen neuen Korridor erreicht hatte, zog er sie hastig zu sich heran.
Andie schnappte nach Luft, als sie so nach an seinem Körper war. Malfoy streckte den Kopf um die Ecke, und zog ihn schnell wieder zurück. „Okay.“
„Okay?“, flüsterte Andie nervös und schaute zu ihm hoch. Ihr Oberkörper lag nah an seinem, aber er schien dies nicht weiter zu beachten.
„Du-“ Malfoy hielt inne und zuckte mit dem Kopf zurück als er bemerkte, wie nah sie an ihm ist, „-bist nah.“
„Ja.“, sagte Andie ausser Atem.
„Wieso?“, flüsterte Malfoy zurück.
„Du hast mich zu dir gezogen.“
„Reflex.“
Er roch gut. „Ich weiss nicht wieso ich noch nicht umgefallen bin.“, flüsterte sie nervös und merkte, wie ihre Stimme zitterte.
„Es wäre auch nicht die beste Situation.“ Wiederum schaute er schnell um die Ecke, „hör zu und mach genau das was ich sage, alles klar? Wir gehen weiter den Gang hinunter, ich schieb dich hinter mich und dann verschwinden wir. Begriffen?“, flüsterte er.
Andie nickte etwas verwirrt. „Wieso muss ich hinter dich?“
„Weil du sowieso umfallen würdest und ich so oder so keine Deckung mehr habe.“
„Wie nett.“
„Danke.“
„Na gut.“, sagte sie mit zittriger Stimme und als er sich bewegte, drückte sie sich extra etwas enger an ihn. Er umfasste wieder ihre Hand und hielt sie schützend hinter sich. Andie konnte keine Spur des Tuches erkennen, als sie weiter hinab liefen, doch als die Sonne wieder durch die Fenster schien, konnte sie das Schimmern erkennen. Sie erschrak, als sie bemerkte, wie weit vorne die Gestalt schon war.
Malfoy drĂĽckte sie vorsichtig weiter und Andie war darauf bedacht, nicht umzufallen.
Wie ein Blitz schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Malfoy und sie Gott sei Dank die einzigen Schüler auf den Gängen waren.
Andies Hand krallte sich fest an Malfoys Hand. Ihre andere Hand ruhte auf seinem Rücken und dass sie nicht umfiel, war ihr ganz egal – Hauptsache sie kamen weg.
Das Tuch segelte unbeschwert durch die Luft. Es erinnerte sie an die Ruhe vor dem Sturm. WĂĽrden sie jedoch rechtzeitig noch wegkommen, wĂĽrde dieser nicht ausbrechen.
Andie zuckte zusammen, als sie die Mauer hinter ihr bemerkte.
„Mach die Tür auf.“, flüsterte Malfoy und hielt seinen Blick immer noch auf das Tuch gerichtet, dass nur noch wenige Meter vor ihnen war.
Andies Hand tastete nach der Türfalle und fand sie nach wenigen Sekunden. Sie drückte diese vorsichtig hinunter und stiess die Türe auf – ganz darauf bedacht, keinen grossen Laut von sich zu geben.
Malfoy drĂĽckte sich etwas schneller und schwerer gegen sie und Andie war froh, als sie gegen die kĂĽhle Mauer gedrĂĽckt wurde und die TĂĽre ins Schloss fiel.
Ihr Herz hämmerte, und Malfoy verblieb einige Sekunden reglos an der Tür, bis er sich langsam ihr zu wandte. „Gut gemacht.“
„Danke.“, flüsterte Andie. Sie traute sich nicht, normal zu sprechen. Malfoy war so nah an ihr, dass sie dessen Wärme immer noch fühlen konnte.
Er liess seinen Blick über ihr Gesicht schweifen. „Alles in Ordnung?“
„Ja.“ Andie schluckte, als sie bemerke, dass er immer noch ihre Hand hielt, „wir stehen auf alle Fälle beide noch.“
„Bemerkenswert.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen und Andie war über diese Tatsache kurz verwirrt, jedoch auf positive Art und Weise.
Seine Augen schauten in die ihren und er sah sie mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit, Verwirrung und Entschlossenheit an. Sie wusste nicht was sie erwarten sollte. In Ihrem Gehirn rasten Gedanken über Gedanken und sie fühlte ihren Puls rasen. Der andere Junge schoss ihr durch den Kopf und sie wurde nervöser.
„Stirbst du wenn ich dich jetzt küsse?“
Ihr Herz blieb stehen.
Immer noch sah er sie entschlossen an und seine Finger zuckten. Er hatte den Mund leicht geöffnet, sie fühlte seinen Atem auf ihrem Gesicht.
Andie schluckte. „Ich hoffe nicht.“ Ihre Augen schauten in die seinen, welche nicht von ihr abliessen. Er hob seine freie Hand und strich mit einem Hauch seiner Fingerspitzen über ihre Wange. War das richtig?
Andies Herz setzte wieder ein und pochte wie wild. „Wenn mir etwas passiert, mache ich dich dafür verantwortlich.“, sagte sie leise.
Ein schwaches Lächeln legte sich über seine Lippen. „Und wie willst du das anstellen, wenn du nicht mehr aufwachen würdest?“
Ihr fiel keine Antwort auf diese Frage ein. Malfoy beugte sich langsam zu ihr hinab, seine Fingerspitzen berĂĽhrten sanft ihre Wange.
„Fall jetzt nicht um…“, flüsterte er und war nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt.
Andies Gehirn schaltete ab. Sie schloss die Augen und versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu halten, als seine Lippen sanft die ihren berĂĽhrten.
Ihr Herz machte einen Salto und sie rechnete damit, augenblicklich umzufallen.
Doch nichts passierte.
Sie spĂĽrte seinen Atem, sein Aufseufzen und seine Hand an ihrer Wange. Andie hielt die Lippen geschlossen.
Seine Lippen kĂĽssten sanft die ihren. Seine Hand wurde sicherer, er legte sie an ihre Wange.
„Lass los…“, atmete er und küsste wiederum ihre Lippen. Andie seufzte auf und küsste ihn vorsichtig zurück. In ihrem Kopf rotierte es, doch seine Berührungen und Küsse schalteten ihr Gehirn ab.
Malfoy verzog seine Lippen zu einem Grinsen und kĂĽsste sie weiterhin. Es fĂĽhlte sich an wie Jahre.
Sie wusste nicht ob es falsch oder richtig war. Sie wusste nur dass es sich gut anfĂĽhlte.
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