von Lilienblüte
Re-Kommis:
@Roya: Natürlich schreibe ich so lange, bis ein gewisser Herr auftaucht. Und so viel zeit trennt uns glücklicherweise nicht mehr davon. Nur noch Tonks'Ausbildungszeit.
@shaly:Und gutes Abi gemacht? :D Ja, Abschiede gehören leider dazu. Und dass nicht jeder mit seinen Schulfreunden befreundet bleibt, ja, Doras Leben ist eben realistisch xD Stimmt, den Tod von Doras Opa hätte ich natürlich etwas länger schreiben können. ^^
Und dass Dora sich Sorgen um die Zeit danach macht ... hm, ich weiß nicht, ich denke die hat sie einfach nicht so sehr wie normale Menschen, einfach weil sie schon immer wusste, was sie machen will.
@Elbe: Ja, stimmt, das letzte Schuljahr ist ein wenig zu kurz gekommen und Mias Abschied aus dem Leben von Dora und Sharon somit auch ^^
Kapitel 19 - Neue Zeit und alter Kummer
27. Juli 1992
Es ist wieder lauter geworden in dem kleinen Häuschen von meiner Oma. Melinda und ich sind für diese Sommerferien hier eingezogen und meiner Oma geht es schon wieder viel besser. Dass sie all ihre jahrelangen Aktivitäten aufgenommen hat, tut ihr ziemlich gut und sie schaut sich im Moment schon Prospekte an für die Kreuzfahrt, die sie und mein Opa immer noch machen wollten und von der er sich gewünscht hat, dass sie die ohne ihn macht. Meine Oma hat echt wieder zurück ins Leben gefunden und wie sehr mich das freut, könnt ihr euch nicht vorstellen. Es war komisch in den ersten Wochen nach Opas Tod. Meine Oma war immer die Starke für mich. Dass sie auf einmal schwach und verloren war, daran konnte ich mich nicht gewöhnen. Wie viel schöner war es nun, sechs Monate nach Opas Tod meine Omi wieder lächeln zu sehen. Wie viel schöner es war, wieder ihre alten Sprüche zu hören und zu sehen, dass sie auch ohne meinen Opa Spaß am Leben hatte. Natürlich gab es diese Momente, in denen sie mitten im Gespräch ganz ernst wurde und traurig in die Ferne blickte, dann wusste ich, dass sie an meinen Großvater dachte. Aber diese Momente würde es immer geben. Mein Großvater war nun einmal der wichtigste Mensch in ihrem Leben gewesen.
Heute war nun also mein großer Tag. Der Tag meiner Aurorenprüfung. Fünf Ohnegleichen auf UTZ-Niveau sind nämlich nur die Grundvoraussetzung für den Aurorenberuf. Ferner gibt es mehrere Einstellungstests, bei denen wir auf Charakter und körperliche Eignung überprüft werden sollten. Nicht jeder der intelligent ist, ist nämlich ein guter Auror. Wir waren am Anfang dreißig Leute, die im Zaubereiministerium eine Ausbildung zum Auror beginnen wollten. Fünf wurden schon nach dem ersten Gespräch nach Hause geschickt. Drei Leute, die so dick waren, dass sie – egal wie gut ihre Sprüche waren – niemals einen Kampf gegen einen Todesser durchgestanden hätten und zwei Leute, die wohl charakterlich nicht rein passten.
Ich habe nach dem ersten Bewerbungsgespräch auch halb damit gerechnet, aus dem Bewerbungsverfahren zu fallen. Die Leute hier suchten Menschen, die sich streng an jedes Gesetz hielten. Mein Vater hatte mich davor gewarnt, dass es im Zaubereiministerium so ablief, aber ich hatte seine Warnung ignoriert. Zu sehr wollte ich unbedingt Aurorin werden.
Die Menschen, die mir beim Bewerbungsgespräch gegenüber gesessen hatten wollten niemanden, der frischen Wind ins Aurorenbüro brachte, sie wollten Menschen, die sich an das hielten, was sie kannten. Die sich unterordneten ohne vorher ihre Meinung zu sagen. Von den Leuten aus dem Ministerium, die mit mir dieses Gespräch geführt hatten, hatte ich einige skeptische Blicke kassiert und ebenso musterten mich manche meiner Mitbewerber sehr abweisend und steckten dann die Köpfe zusammen. Ich musste lächeln. Diese oberflächlichen Menschen würden mir scheinbar mein ganzes Leben erhalten bleiben. Gut, dass ich nicht wie sie war.
Nach diesem kurzen Bewerbungsgespräch wurden unsere Fähigkeiten getestet. Dazu gingen wir alle nacheinander in einen kleinen Trainingsraum, in dem – wenn wir es schafften – später unsere Duellstunden stattfinden würden. Hier trafen wir zum ersten Mal auf die zehn Auroren, welche die Lizenz zum Ausbilden hatten. Im Aurorenbüro war es anders strukturiert als in den meisten Ausbildungen im Zaubereiministerium. Hier gab es keine Mindestanzahl der Leute, die jedes Jahr ausgebildet wurden. Hier gab es ganze Jahrgänge, in denen niemand die Voraussetzungen erfüllte. Es wurden nur die genommen, in denen die Ausbilder wirklich die Fähigkeit sahen, ein Kämpfer gegen die dunkle Magie zu werden.
Ich imponierte den Ausbildern mit meiner Fähigkeit zum Tarnen. Sie guckten alle nicht schlecht, als ich mich vor ihren Augen mit einem Mal in einen alten Opa verwandelte. Als Metamorphmagus war mir wirklich eine wunderbare Eigenschaft mit in die Wiege gelegt worden. Dafür machten sie sich auch alle Notizen, als ich mich beim „Rückzug vor den Todessern“ erst mal schön auf den Boden legte, statt wegzulaufen – verflucht sei meine Tollpatschigkeit!
Am Ende des Tages erhielten wir die Ergebnisse. Und – es gab jemanden, der mich ausbilden wollte! Ich konnte es schon kaum glauben, als mein Name auf der Liste der Leute erschien, die ab August einen Ausbildungsplatz hatten. Und dann noch mein Ausbilder - Alastor Moody, einer der bekanntesten und berühmten Auroren überhaupt. Dass er so vernarbt war, dass von seinem Körper nur noch die Hälfte übrig war und er allgemein als verrückt war, störte mich nicht im Geringsten. Von wem würde ich besser lernen können als von Moody?
„Dankeschön, danke, dass Sie mich ausbilden wollen!“ Strahlend stand ich vor meinem Ausbilder der nächsten drei Jahre. Er hatte ein Holzbein, ein magisches Ersatzauge und das ganze Gesicht so voller Narben, dass man von der ursprünglichen Haut nur noch wenig sah - aber ich strahlt ihn an, als wäre er der schönste Mensch auf Erden.
„Bedanke dich bei dir selbst! Ich hab dich nicht ausgesucht, weil ich besonders mildtätig bin, sondern weil ich erwarte, dass sich hinter deinen pinken Haaren ein intelligentes Köpfchen und unter deinen Punkerklamotten ein leidenschaftliches Kämpferherz versteckt.“
„Sie werden sich nicht getäuscht haben“, versprach ich.
„Davon gehe ich aus.“ Er nickte mir noch einmal zu: „Bis zum ersten September! Ich erwarte Sie pünktlich um acht in meinem Büro, Nymphadora!“
Als ich nach Hause kam saß meine Omi im Wohnzimmer und blickte nachdenklich auf ein Bild von meinem Großvater. Mir wurde das Herz schwer. Gerade noch war ich so glücklich gewesen und nun – nun wurde mir wieder bewusst, wie schwer das Leben sein konnte.
„Omi?“
Sie zuckte zusammen, legte das Bild meines Opas auf die andere Seite und wischte sich die Tränen fort.
„Wie ist es gelaufen?“, fragte sie und versuchte ein Lächeln.
Ich ging zu ihr und setzte mich wortlos neben sie. Dann nahm ich sie sanft in den Arm und drehte das Bild meines Opas wieder um.
„Omi, das ist dir gerade vollkommen egal. Du musst bei mir nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre, okay? Wenn du dich mal nicht für meine Prüfungsergebnisse interessierst weil du um deinen Mann trauerst – glaubst du, dafür habe ich kein Verständnis? Du musst mir gegenüber nicht so tun, als wäre alles nach ein paar Monaten wieder wie immer. Ich kenne euch beide, da war ich noch ein kleines Baby. Ich habe immer gesehen, wie sehr ihr aneinander hängt und wie sehr ihr euch liebt. Glaubst du, dass ich, die bei jedem Blick, den du Opa zugeworfen hast, gesehen hat, wie sehr du ihn liebst, wird dich nicht verstehen, wenn du um ihn weinst. Omi, ich habe vorher noch nie jemanden verloren und ich habe noch nie so jemanden verloren, den ich so sehr geliebt habe, wie du jetzt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du irgendwann wieder dein Leben so führen kannst, wie du es vorher gemacht hast. Etwas wird dir immer fehlen und du musst nicht so tun, als ob dein Leben vollkommen sei.“
Meine Oma fing an zu weinen. Und dann weinte sie Tränen, die sie seit Wochen runterschluckte.
„Ich glaube, ich habe zu früh angefangen wieder zu leben. Es ist noch alles nicht so normal wie ich es mir wünschen würde.“
„Und es gibt niemandem, dem du das vorspielen musst! Du musst nicht immer stark sein!“
„Du hast es geschafft, heute, Dora, oder? Du hast deine Traumausbildung?“
Ich nickte.
Oma sah lange auf das Foto von ihrem verstorbenen Mann und schaute mich dann an: „Er wäre so unglaublich stolz auf dich. Er hat immer gewusst, dass du es schaffst. Hexenpolizistin hat er deinen Traumberuf immer genannt."
28.Juli 1992
Am nächsten Tag teilte ich meinen Eltern die freudige Nachricht mit. Mein Vater war aus dem Häuschen und sogar meine Mum, die mich doch immer zur Heilerin machen wollte, freute sich unbändig.
„Wenn du schon keine Menschen heilen willst, sorgst du wenigstens dafür, dass die Menschen erst gar nicht bei mir im Krankenhaus landen. So kann man auch zusammen arbeiten“, lächelte sie und ich drückte sie. Diese Aussage zeigte mir so deutlich, dass meine Mum auch endlich mal stolz auf mich war und dass sie mich so annahm, wie ich war, auch wenn ich nicht die Tochter war, die sie sich gemalt hätte.
Abends ging ich dann mit Melinda und Sharon aus. „Mit meinen Freundinnen ausgehen“ - das war jetzt nicht mehr die Dreierclique aus Hogwarts. Mit meinen Freundinnen ausgehen, das bedeutete nun einen Abend mit Sharon und Melinda. Mia hatte sich seit unserem Abschluss nicht mehr bei uns gemeldet. In dieser Reinblutfamilie der Stanleys fühlte sie sich offensichtlich so wohl, dass sie für andere Freundinnen keine Zeit mehr hatte.
Melinda hingegen kannte Sharon ja sowieso schon aus den Ferien und ich hatte sie dann bei den ersten Mädelsabenden mit Sharon mitgenommen. Die beiden hatten sich sofort wieder sehr gut verstanden und seitdem waren wir öfter mal zu dritt unterwegs. Wir drei harmonierten gut miteinander – aber es war nicht wie früher die verrückte Clique, die schon gemeinsam die Geheimgänge von Hogwarts erforscht hatten.
1.September 1992
„Ich bin ein Auror, der viel von sich selbst und viel von anderen erwartet. Wenn du hart an dir arbeitest und immer dein Bestes gibt, dann werden wir gut miteinander klar kommen. Tust du das nicht, wirst du diese Ausbildung schneller wieder verlassen, als du „Todesser“ sagen kannst. Haben wir uns so weit verstanden?“
„Ja, Mr. Moody. Ich möchte diese Ausbildung unbedingt absolvieren und werde alles tun, was dafür nötig ist.“
„Gut. Dann mach dich gleich bereit für unseren ersten Einsatz. Ein ehemaliger Todesser, dessen Haus wir überprüfen werden. Ein unbekannter Tipp ist eingegangen, dass er noch so einige magische dunkle Gegenstände aus seiner Vergangenheit retten konnte.“
„Haben Sie irgendwelche Unterlagen über ihn, die ich noch vorher lesen soll?“ Nicht, dass ich mich darauf freute, Unterlagen zu lesen. Aber es war schließlich mein erster Arbeitstag und ich wollte einen guten Eindruck machen.
„Ich hab meine persönliche Erfahrung mit ihm, die ist um einiges mehr wert als irgendwelche Papiere über ihn. Glaub mir, wenn ich dir erzähle, wie er einen damaligen Kollegen in Stücke zerriss, ist es weit eindrucksvoller, als wenn du das auf einem Papier liest. Stell dich darauf ein, dass meine Ausbildung sehr viel weniger bürokratisch ist, als die meiner Kollegen.“
Weniger Papierkram und dafür mehr Praxis? Das hörte sich ganz nach einem Chef an, mit dem ich mich gut verstehen würde.
Gerade, als wir losgehen wollten, öffnete sich die Tür. Ein junger Mann, etwa in meinem Alter, vielleicht ein paar Jahre älter trat ein. Er nickte uns kurz zu, stellte sich neben mich und starrte mich an.
„Wie hast du es denn mit diesen Haaren geschafft, eine Anstellung im Zaubereiministerium zu bekommen?“, fragte er mich anstelle eines Gutenmorgengrußes.
Ich starrte ihn perplex an. „Und du scheinst alle durch Höflichkeit überzeugt zu haben“, entgegnete ich.
Nun mischte sich auch Mad-Eye ein:„Du musst Magnus Andersson sein.“
„Blitzmerker“, entgegnete er.
„Nymphadora“, Mad-Eye wandte sich an mich. „Darf ich dir Magnus vorstellen? Er ist mir ebenfalls als Auszubildener zugeteilt worden und wird mit dir zusammen von meiner reichlichen Erfahrung profitieren.“
„Und, wie war’s?“ Julie Stanton, ebenfalls eine Aurorenanwärterin, setzte sich in der Mittagspause zu mir an den Tisch.
Während ich die schlimmsten „Chips and Fish“ aß, die ich je in meinem Leben gegessen hatte, – die Mensa des Zaubereiministeriums benötigte dringend einen neuen Koch - überlegte ich wie der heutige Tag für mich verlaufen war. Eigentlich recht angenehm – bereits ein Außeneinsatz und mein Auszubildener schien sich auszukennen.
„Hat mir sehr gut gefallen und dir?“
„Mein Tag war echt fantastisch. Mein Ausbilder unterrichtet seit Jahren, die Auszubildenen, die in den Einstellungstests am besten abgeschnitten haben. Ich habe gehört, du hast es nicht besonders gut erwischt. Mad-Eye Moody, diesen verrückten alten Kauz, der jedes Jahr wegen Überschreitung der Dienstvorschriften kurz vor der Suspendierung steht und einen Mitauszubildenen, der in seiner letzten Ausbildung total angeeckt ist und sich deswegen nach England versetzten lassen musste.“
Das erklärte, warum Magnus so merkwürdig reserviert war. Und warum Julie, die mich beim Einstellungstest mit mehreren entsetzten Blicken bedacht hatte, sich auf einmal für mich interessierte. Sie wollte mir nur unter die Nase reiben, dass ich es doch ziemlich schlecht getroffen hatte. Gut, dass ich nicht ihrer Meinung war.
„Mad-Eye Moody halte ich für genial“, sagte ich kühl.
„Wirklich? Nun ja, das empfinden wir sicher alle als unterschiedlich. Ich fände es nicht sonderlich beruhigend, wenn ich noch wüsste, ob mein Ausbilder im nächsten Monat noch für mich da sein kann, weil er bereits Auror auf Bewährung ist. Und es ist sicherlich auch nicht die beste Empfehlung für eine junge Aurorin, wenn man seine Ausbildung bei jemandem macht, der bereits mehrere Disziplinarverfahren bekommen hat und mehrfach suspendiert wurde.“
„Du bist nicht zufällig mit Suzie Davenport verwandt?“, fragte ich, weil mich Julie gerade verdammt an jemanden erinnerte, mit dem ich mich in den vergangenen sieben Jahren herumgeschlagen hatte.
Sie schaute mich verwirrt an und hielt mich nun wohl endgültig für geistig gestört.
„Ich denke, dass es keine bessere Empfehlung geben könnte, als einen Auror zum Ausbilder zu haben, der die Hälfte von Askabans Zellen gefüllt hat. Was hat dein Ausbilder gemacht, während Mr. Moody im Kampf sein Leben riskiert hat? Wahrscheinlich saß er noch in Hogwarts und hat die Theorie gelernt?“
Julie öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn gleich darauf wieder, was mir sagte, dass ich Recht hatte.
„Offensichtlich haben sie genau die Leute zu Moody abgeschoben, die niemand anders haben wollte. Mir würde es schon zu denken geben, wenn ich auf die gleiche Stufe gestellt werde wie jemand, der in seinem ersten Jahr schon nicht klar kam.“
„Miss Stanton“, räusperte sich Moody, der unbemerkt herangetreten war. „… es wird Sie vielleicht interessieren, dass ich Nymphadora selbst ausgewählt habe. Auroren wie ich, die schon so viel für das Ministerium getan haben, müssen nicht mehr ausbilden. Ich hatte drei Jahre lang keinen einzigen Auszubildenen, weil es niemanden gab, in dem ich das Potenzial dafür gesehen habe. Nymphadora aber scheint mir jemand zu sein, der in meine Fußstapfen treten könnte. Junge Leute wie Ihr Ausbilder, die noch durch den Honigtopf gelaufen sind, während ich Lord Voldemort gegenüber stand, haben diese Möglichkeiten nicht. Sie müssen den ausbilden, der ihnen zugeteilt wird, aber ich darf wählen. Übrigens habe ich gerade gehört, dass Mr. Fraser gesagt hat, er wüsste nicht, wie seine Auszubildene durch den Intelligenztest des Ministeriums gekommen ist. Meinte er Sie damit, Miss Stanton?“
Julie errötete und wusste zu dieser Beleidigung nichts mehr zu sagen. Mr. Moody nickte mir noch einmal zu und ging dann wieder davon.
„Unverschämt, dieser Kerl“, fluchte Julie. „Aber wenigstens habe ich nicht so einen Versager wie diesen Magnus als Kollegen. Du tust mir schon leid, dass du es nun jahrelang mit dem aushalten musst.“
„Julie, weißt du was?“ Ich stand auf. Sie langweilte mich mit ihrem oberflächlichen Gerede zu Tode. „Er ist mir zehnmal lieber als so eine oberflächliche Ziege wie du, die wahrscheinlich in ihrem ersten Monat rausfliegen will, weil sie bei Kämpfen aus Sorge um ihre manikürten Nägel nicht mitmachen kann. Ich kenne solche Mädchen wie dich, Julie und genau das ist der Grund für all das.“ Ich gestikulierte auf meine Haare, meine Klamotten und meine Piercings. „Ich habe keine Lust mit Mädchen wie dir auf eine Stufe gestellt zu werden und bin so anders wie es nur geht. Ihr werdet nie verstehen, dass es im Leben noch mehr als Oberflächlichkeit gibt. Früher habe ich Menschen wie dich gehasst, inzwischen habe ich nur noch Mitleid für euch.“
Ich nahm mein Tablett, durchquerte den Raum und ging zu Magnus an den Tisch
„Ist der Platz noch frei?“
Er zuckte mit den Schultern: „Sieht es so aus, als würden sich alle darum reißen, neben mir zu sitzen?“
Ich überging diesen Kommentar wortlos und setzte mich neben ihn.
„Und wie gefiel dir dein erster Tag?“
„Arbeit ist niemals ein Vergnügen, oder?“
Komischer Kauz.
„Also ich fand es ziemlich cool.“
„Unsere Mitschüler könnten deutlich netter sein und unseren Chef finde ich schon sehr streng.“
„Streng aber gerecht, denke ich. Und er hat so viel Erfahrung wie kein anderer Auror Englands. Er gehörte zu den ganz Großen, als Du-weißt-schon-wer an der Macht war.“
„Seine größte Zeit hat er schon hinter sich. Sonst hätte man ihm nicht uns beide als Auszubildene zugewiesen. Er hat die bekommen, die bei keinem anderen ins Schema passten und scheint darüber genauso erfreut zu sein wie ich.“
„Das glaube ich nicht.“ Ich erzählte Magnus, wie er mich gerade gegenüber Julie verteidigt hatte, aber Magnus schien nicht besonders beeindruckt: „Erzählen kann er viel. Findest du es nicht merkwürdig, dass er ausgerechnet uns beiden als Auszubildene ausgewählt haben soll? Die Punkerin mit den pinken Haaren und den Loser, der sein erstes Jahr zum zweiten Mal machen muss?“
„Ich glaube er hat uns ausgewählt, weil wir anders waren als die anderen.“
„Du siehst scheinbar in allen nur das Positive.“
„Und du in allem nu das Negative.“
„Nymphadora, ich hab einfach schon ein bisschen mehr erlebt als du. Einen strengen Chef, der keine Fehler akzeptiert und Mitschüler, die mich gleich am ersten Tag nicht leiden können. Sowas hatte ich schon einmal und brauche das nicht noch einmal. Ich weiß gar nicht, ob ich mir das hier noch antun soll.“
„Du machst es einem aber auch wirklich nicht leicht dich zu mögen.“
14. September 1992:
Magnus war wirklich ein komischer Kauz und ging mir mit seinem Pessimismus und seinen blöden Sprüchen in den folgenden Wochen noch gehörig auf die Nerven. Aber unser Außenseiterstatus verband uns schnell. Nach zwei Wochen war es zur Gewohnheit geworden, dass wir zusammen in der Mittagspause aßen, gemeinsam in den Unterricht gingen und dort wie selbstverständlich nebeneinander saßen.
Und mit den Wochen konnte ich ihn immer besser leiden.
Fazit der ersten Wochen: Mein Ausbilder ist echt klasse und ich glaube von ihm kann ich wirklich eine Menge lernen. Und mit meinem Kollegen Magnus komme ich inzwischen auch gut klar. Wir sind auf dem besten Weg, Freunde zu werden. Es läuft alles so glatt, dass ich schon Angst habe, auszurutschen...
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