von Lilienblüte
Re-Kommis:
@Roya: Ja, das ist schwer für Tonks, um darüber hinweg zu kommen. Vor allem jetzt in der Endphase ihrer Ausbildung - gleich wirst du sehen, wie es weitergeht.
@Elbe: Hihi, klar kann sie im Grunde genommen nichts dafür, aber das kann sie so noch nicht sehen. Sie braucht erst mal jemanden, der das für sie so sehen kann.
Neeein, ich hab nichts gegen Kingsley und Tonks und er werden auch auf einen gemeinsamen Nenner kommen ... irgendwann XD Aber als ich mir die beiden so vorgestellt habe, ging das irgendwie nicht klar, dass die beiden sich von Anfang an verstehen. Sie sind so - unterschiedlich.
@shaly: Die Prüfungen kommen zwar noch nicht in diesem Chap vor, aber garantiert im nächsten oder übernächsten. :D
Ja, das ist bei Zeitsprüngen immer schade ... :D Aber manchmal müssen die einfach sein XD
Kingsley ... ja, die beiden werden schon noch warm. Aber sie sind einfach so grundverschieden ... das konnte nicht gutgehen beim Zusammenarbeiten :-) Kingsley stelle ich mir immer als den vor, der jedes Papier rechtzeitig abgibt und Tonks als diejenige die kein Papier erchtzeitig abgibt. xD
Kapitel 21: Versöhnung und Einladung
30.Juni 1995
„Ich kann einfach nicht!“ Resignierend warf ich meine Bücher auf den Schreibtisch, von wo aus sie natürlich prompt auf den Boden rutschten.
„Dora.“ Mein Daddy trat neben mich und legte mir die Hand auf die Schulter. Für den Sommer war ich wieder in mein altes Zimmer gezogen. Meine Oma war auf einer ihrer Kreuzfahrten und ich wohnte nicht gerne allein. Es waren nur noch drei Tage bis zu den Prüfungen. Aber seit dem Vorfall mit Mad-Eye konnte ich mich auf nichts mehr konzentrieren. Wie sollte ich eine Aurorin werden, wenn mir nicht auffiel, dass anstelle meines Ausbilders ein gut getarnter Todesser vor mir stand? Konnte ich dann noch guten Gewissens eine Aurorin werden?
„Du wirst die beste Aurorin, die es gibt, Dora. Das weiß ich.“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich werde gar keine, Daddy. Ich pack es einfach nicht. Ich kann nicht lernen. Und als Aurorin bin ich so dermaßen ungeeignet. Daddy, ich werde nicht zur Prüfung gehen.“
Beruhigend strich er mir einmal über die Schulter: „Dora, geh zu ihm und rede mit ihm. Sonst findest du keine Ruhe.“
„Aber Daddy … ich, ich muss lernen. Es sind nur noch drei Tage. Ich kann es mir nicht leisten …“
„Dora, das ist eine Ausrede und das weißt du so gut wie ich. Es bringt dir mehr jetzt zu Mr. Moody zu gehen, weil du dich nicht aufs Lernen konzentrieren kannst, solange dir im Kopf herumschwirrt, dass du Schuld sein könntest an den Ereignissen der letzten Woche. Geh zu ihm und rede mit ihm über die Vorwürfe, die du dir machst. Er wird dir schon klar machen, dass nichts davon deine Schuld war und du diese Aurorenprüfungen mit Leichtigkeit schaffen wirst.“
Ich schluckte. Er hatte Recht … aber die Aussicht, Mad-Eye gegenüber zu stehen und ihm zu sagen, dass ich nichts gemerkt hatte. Er wäre so enttäuscht von mir, dass ich die simpelsten Täuschmanöver nicht durchschaute. Und das nachdem er mir hunderttausendmal eingeprägt hatte, immer wachsam zu sein.
„Dora … du kannst es sowieso nicht bis in alle Ewigkeit aufschieben.“
Widerstrebend nickte ich und erhob mich langsam.
„Er liegt im vierten Stock, sagt deine Mum.“
Ich mochte das St. Mungo’s Hospital nicht. Krankenhäuser hatten mich schon immer unwohl fühlen lassen und seitdem mein Opa in einem Krankenhaus gestorben war, mochte ich sie noch weniger. Wie meine Mum Gefallen an einem Job im Krankenahaus fand, konnte ich nie verstehen.
Vor dem Krankenzimmer von Mad-Eye zögerte ich noch etwas.
„Dora, geh rein.“ Mein Vater schob mich energisch Richtung Tür. „Ich warte hier auf dich.“
Zaghaft klopfte ich, dann streckte ich einen Kopf zur Tür herein.
Im ersten und im zweiten Bett des Krankenzimmers lagen Männer, die ich nicht kannte. Dem ersten war ein sehr merkwürdig aussehendes Geweih gewachsen, der andere war über und über mit offenen, blutigen Wunden übersät. Ich erschauerte und wandte mich dann zum Fenster, an dem Mad-Eye stand.
„Nymphadora, ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. Angst gehabt, mich wiederzusehen?“
Zögernd kam ich näher und stellte mich neben ihn ans Fenster. Ich blickte ihm in die Augen und nickte langsam. „Ich … es tut mir so Leid, Mad-Eye … ich hätte dich erkennen müssen. Ich hätte merken müssen, dass nicht du es bist. Du hast mir sogar versucht, einen Tipp zu geben. Und ich habe nichts verstanden. Wenn ich es gemerkt hätte, so viel hätte verhindert werden können. Cedric hätte nie sterben müssen. Und Du-weißt-schon-wer … ist es wahr, Mad-Eye? Ist es wahr, dass er zurück ist?“
Mit Tränen in den Augen schaute ich meinen Ausbilder an und der tat etwas, was bei ihm wirklich selten war – er lächelte. Und dann geschah etwas noch Außergewöhnlicheres. Einen Moment streckte er seine Hand aus und berührte meine.
„Nymphadora, du hast mir wirklich gefehlt letztes Jahr.“ Dann zog er seine Hand wieder zurück und mit dieser Geste verschwand auch sein Lächeln und er blickte mich ernst an.
„Ja, Nymphadora. Er ist zurück. Und das nicht deine Schuld. Nicht mal ein kleines bisschen. Genauso wenig wie der Tod von diesem Diggoryjungen deine Schuld ist. Dora, dich trifft von allem keine Schuld. Es ist niemandes Schuld. Lord Voldemort ist schlau. Im ersten Krieg war er uns grundsätzlich einen Schritt voraus. Und du, Dora, du bist nicht die Einzige, die nicht realisiert hat, dass nicht ich derjenige war, der durch Hogwarts lief. Dieser Barty Crouch hat alles sehr intelligent eingefädelt. Nicht einmal Dumbledore, der mich seit Jahrzehnten kennt, hat erkannt, dass es mein Doppelgänger war, der jeden Tag mit ihm am Tisch saß. Du musst dir wirklich keine Vorwürfe machen, wenn dieser Todesser Zauberer täuschen konnte, die viel mehr Erfahrung hatten als du.“
„Aber ich … Mad-Eye, wie soll ich eine Aurorin werden, wenn ich mich so leicht täuschen lasse? Wenn ich nicht merke, dass nicht mein Ausbilder mir gegenüber sitzt, sondern ein gut getarnter Todesser?“
„Dora, auch als Aurorin bist du nur ein Mensch. Du kannst dich gleich davon verabschieden, dass du in deiner Karriere keine Fehler machen wirst. Fehler sind menschlich. Und du, Nymphadora, du hast dich für einen Beruf entschieden, indem Fehler nun einmal gigantische Auswirkungen haben. Wenn du eine Karriere bei Gringotts gewählt hättest, hätten Fehler keine dramatischeren Auswirkungen als ein Schadensgeld. In dem Beruf, in dem wir beide arbeiten jedoch, Dora … da kann ein Fehler dein Leben oder das eines anderen kosten. Aber anders als bei einer Karriere im Bankwesen hast du in unserem Beruf auch die Chance Tausende von Menschen zu retten und das ist es, worauf es dir ankommen sollte. Du wirst Fehler nicht verhindern können und es wird Tode geben, die du nicht verhindern konntest. Danach wirst du dir jedes Mal Vorwürfe machen. Aber irgendwann gewöhnst du dich daran und dann wirst du stattdessen auch erkennen, wie viele Menschen du schon gerettet hast. Darauf kommt es an bei unserer Arbeit.“
„Ist das wirklich deine Meinung?“
„Dora, ich weiß, dass du grad an allen zweifelst, nur weil dir eine Sache nicht aufgefallen ist. Aber ich sage dir eines: Du bist die talentierteste Aurorin, die ich je ausgebildet habe. Und wenn du nun an dir selbst zweifelst und deine Prüfung sausen lässt, dann raubst du England eine der besten Aurorinnen. Und glaube mir, angesichts der Rückkehr von Lord Voldemort werden wir dich dringend in unseren Reihen brauchen.“
Ich schaute ihn an und merkte, dass er es ernst meinte. Er glaubte wirklich noch an mich.
„Was mich gleich zu einem weiteren Punkt bringt, über den ich mit dir sprechen wollte.“
„Was denn?“ Nun war ich neugierig.
Er blickte sich zu allen Seiten um: „Nicht hier, Nymphadora. Weißt du was, ich wollte mich sowieso dringend selbst entlassen. Dieses Nichtstun hier geht mir schon die ganze Zeit auf die Nerven und ich glaube da draußen kann ich grad einiges mehr leisten als hier drinnen.“
„Solltest du nicht doch besser noch bleiben? Du hast … ein Jahr in einem Koffer verbracht!“
„Eben. Ich habe ein Jahr in einem Koffer verbracht. Hinterlässt das irgendwelche bleibenden Schäden? Nein. Hier wussten sie nicht einmal in welche Abteilung sie mich legen sollten. Es geht mir großartig. Ich bin nur hier, weil Dumbledore es so wollte. Aber ich denke, drei Tage sind ein guter Kompromiss. Ich habe mich ein bisschen ausgeruht, so wie er es wollte und nun werde ich kämpfen, wie ich es will.“
Nachdem Mad-Eye sich trotz lautstarker Proteste der Heiler selbst entließ, nahm er mich mit zu sich nach Hause. Eine halbe Stunde lang sicherte er das Haus gegen Eindringlinge und Leute, die uns belauschen wollten – sein Verfolgungswahn hatte sich nach dem letzten Jahr noch einmal dramatisch verschlimmert – und dann rückte er endlich heraus mit dem, was er in der Öffentlichkeit nicht sagen konnte.
„Nymphadora, wie ich dir gerade gesagt habe, die Gerüchte sind wahr. Voldemort ist zurück. Damals, in der ersten Zeit von Voldemort, hat Dumbledore einen Widerstandsorden gegründet, in den ich eingetreten bin. Wir haben gegen Voldemort und seine Todesser gekämpft und viele von uns haben ihr Leben gelassen. Dumbledore wird die alten Kämpfer wieder zusammen rufen und er wird neue Kämpfer dazu holen. Ich möchte dich dabei haben.“
Mit großen Augen sah ich ihn an. Dass er mich für eine solch wichtige Vereinigung vorschlug, das schlug alles, was er mir am heutigen Tag gesagt hatte. Diese Einladung in den Widerstandsorden zeigte mir mehr als alles andere, wie sehr er an mich glaubte.
„Ich … ich würde sehr gerne … .“
„Gut. Aber Nymphadora, der Orden ist absolut geheim. Du wirst zu niemandem ein Wort sagen, hast du mich verstanden? Im Ministerium ist es gefährlich, weil manche denken werden, dass Dumbledore die Macht an sich reißen will. Und es wird noch viel gefährlicher, wenn Voldemort erst mal seine alten Anhänger um sich gescharrt hat und wir nicht wissen, wer im Ministerium noch einer von den Guten ist. Du wirst den Orden während der Arbeit nicht erwähnen, hast du verstanden?“
Ich nickte.
„Und du solltest dir darüber klar sein, dass eine Mitgliedschaft im Orden nicht gerade die Garantie für ein langes Leben ist. Viele von uns sind gestorben, manche wurden in Stücke zerfetzt und von einigen wurden ganze Familien ausgelöscht. Es ist wahrscheinlich, dass wir in diesem Krieg getötet werden – oder uns Schlimmeres wiederfährt.“
„Das macht ja richtig Mut. Du hast zu viel Zeit mit Magnus verbracht, glaube ich.“ Demnächst würde ich die beiden mal gemeinsam zu einem Motivationskurs schicken.
„Das ist kein Scherz, Nymphadora!“, blaffte Mad-Eye mich an. „Ich muss dir klar machen, was da draußen auf dich wartet. Es ist nicht mehr länger Übung. Es ist nicht wie in deiner Ausbildung, wo ich immer hinter dir war, um im rechten Moment einzuschreiten, wenn du nicht aufgepasst hast. In deinen Kämpfen für den Orden wird dein Leben immer auf dem Spiel stehen.“
Ich nickte: „Meine Eltern haben mir von der Zeit berichtet, als Du-weißt-schon-wer das erste Mal an der Macht war. Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Aber ich bin Aurorin geworden, weil ich für das Gute kämpfen wollte. Und das will ich immer noch.“
„Gut. Dann werde ich dich informieren, sobald ich von Dumbledore weiß, wann der Orden sich das erste Mal nach dreizehn Jahren wieder treffen wird.“
„Und?“, fragte mich mein Vater, als wir später gemeinsam zu Abend aßen.
„Er hat mir gar keine Vorwürfe gemacht. Er meint, niemand hätte es durchschaut. Und das war noch nicht alles. Er hat mich … .“ Dann stockte ich. Erzähle es niemandem … hieß das, auch meine Eltern durften nichts wissen?
„Was hat er?“
Meine Eltern hatte Mad-Eye bestimmt nicht damit gemeint. Meine Eltern, nun ja, denen konnte ich schlecht verheimlichen, wenn ich mein Leben im Kampf gegen Du-weißt-schon-wen aufs Spiel setzen würde? Sie hatten doch das Recht, so etwas zu wissen.
„Er will, dass ich mit ihm in den Orden des Phönix kämpfe.“
Als ich ein klirrendes Geräusch hörte, guckte ich zunächst auf meinen Platz – aber meine Tasse stand überraschenderweise noch auf dem Tisch.
„Was?“ Meine Mutter schaute mich vollkommen panisch an. Dass ihre Tasse heruntergefallen war schien sie nicht einmal bemerkt zu haben.
„Und?“ Mein Vater sah mich gespannt an.
„Ich werde es machen“, sagte ich entschieden.
„Ausgeschlossen!“ Meine Mutter stieß ihren Stuhl zur Seite, sprang auf und sah mich wütend an. „Du-weißt-schon-wer ist zurück! Es reicht mir, dass du in deiner Arbeit von nun an nicht mehr sicher bist. Aber du wirst dich auf gar keinen Fall noch weiter in Gefahr begeben. Dora, du bist nicht so sicher wie die anderen im Orden. Ich habe eine Familie verlassen, die seitdem danach trachtet mir diese Schande heimzuzahlen. Wenn Bellatrix dich erwischt … .“
„Die sitzt lebenslänglich in Askaban“, warf ich ein. Ich wusste von meiner Tante Bellatrix nicht viel. Mum sprach nie von ihr. Nur Daddy hatte mir gesagt, dass sie und Mum früher wie beste Freundinnen gewesen waren – bis meine Mum einen Muggelstämmigen geheiratet hatte und sich Tante Bellatrix der bösen Seite zugewandt hatte. Im ersten Krieg hatte Bellatrix Lestrange fast genauso viele Menschen getötet wie Voldemort selbst, in den Geschichtsbüchern wird sie als seine engste Vertraute beschrieben.
„Die wird sicher nicht mehr lange in Askaban sitzen!“, warf meine Mutter panisch ein. „Askaban wird kein sicherer Ort mehr sein, schon im ersten Krieg waren die Dementoren mit einem Mal auf der anderen Seite …“ Meine Mutter erschauerte. „Und selbst wenn sie da noch ein paar Jahre bleibt, Dora, es gibt immer noch meine andere Schwester Narcissa, die durchaus eine Todesserin sein könnte und ihren Mann, der ganz sicher ein Todesser ist. Für Todesser ist es nicht leicht, einen Blutsverräter in der Familie zu haben, Dora.“
„Das bricht mir das Herz.“
„Sei nicht albern“, fuhr sie mich an. „Was ich damit sagen will ist, dass sie alles dran setzen werden, Verräter zu vernichten. Und wenn sie ihnen im Kampf so freiwillig in die Arme laufen … Dora, um Himmels Willen. Du hast die Zeit um Voldemorts ersten Krieg nicht mitbekommen. Du weißt nicht, wie es ist. Du weißt nicht, wie viele Leute sterben.“
„Nein. Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich mich nicht verstecken kann. Wenn Du-weißt-schon-wer zurück ist, dann werde ich ihm im Kampf gegenübertreten und nicht davonlaufen.“
„Ich verbiete es, Nymphadora!“
„Du kannst es mir nicht verbieten!“
„Du bist meine Tochter!“
„Mum, ich bin kein Kind mehr. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.“
„Schon diese Entscheidung zeigt, wie sehr du noch ein Kind bist! Du rennst blindlings in deinen Tod!“
„Hey. Dromeda.“ Nun fand mein Vater, dass die Zeit gekommen war, einzuschreiten. Er sah meine Mutter ernst an: „Ich finde es mutig von Dora, dass sie sich diesem Mann entgegen stellen wird. Und ich denke nicht, dass sie sich einer größeren Gefahr aussetzt, als die übrigen Ordensmitglieder. Die Todesser wollen jedes Ordensmitglied vernichten. Egal, ob sie Blutsverräter sind oder nicht.“
„Aber sie … . Ich bin auch gegen Du-weißt-schon-wen und stürze mich nicht in die erstebeste Schlacht!“
„Sie ist nicht du, Dromeda.“
„Offensichtlich. Sonst würde sie niemals so leichtfertig ihr Leben aufs Spiel setzen!“ Meine Mutter rauschte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
„Sie beruhigt sich wieder, Dora.“ Er zwinkerte mir zu: „Man muss für das kämpfen, was einem wichtig ist, Dora.“
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