von ~Cassiopeia~
13. Zweifel und Vertrauen
Ron schaute etwas ratlos zwischen Hermine und Fred hin und her, wusste nicht, ob er eingreifen oder Hermines Reaktion abwarten sollte. An ihrem Tisch war es leise geworden, alle beobachteten interessiert, was da vor sich ging, wagten es aber nicht, sich zu Wort zu melden.
Ganz langsam stand Hermine auf, versuchte, die aufkommende Eifersucht zu bekämpfen. Vielleicht war es ja alles ganz anders als gedacht? Anders?, dachte sie, was kann man daran missverstehen? Er trifft sich hinter meinem Rücken mit seiner EX!
Ron trat ebenfalls vor, doch Harry hielt ihn zurück.
„Schon gut, Ron, ich mach das schon“, murmelte sie leise und trat hinter ihrem Stuhl hervor, um auf Fred zu zugehen. Er stand bei einem Blumenstand und wartete, traute sich anscheinend selbst nicht weiter vor. Hermine war sich der Blicke ihrer Freunde sehr wohl bewusst, vor allem Rons, der seit ihrer Trennung nicht nur ihr bester Freund war, sondern es sich zur Aufgabe gemacht hatte, sie zu beschützen, vor allem ihr Herz.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, blieb ein paar Meter vor Fred stehen, der plötzlich anfing zu grinsen.
Verständnislos sah sie ihn an, was sollte das denn jetzt?
„Du bist eifersüchtig, oder?“, fragte er und seine Augen funkelten beinahe belustigt.
Hermine behielt ihre abwehrende Haltung bei und blickte zur Seite, irgendwie bekam sie die wütenden Wörter nicht aus dem Mund, die ihr auf der Zunge lagen.
„Mine, hast du vergessen, was ich dir gestern gesagt habe?“, fragte er etwas sanfter.
„Nein, aber wenn du dich einen Tag später mit ihr heimlich in den „Besen“ triffst, wo ich ganz zufällig auch bin, dann gibt mir das zu denken, Fred!“ Wütend blickte sie ihn an, was dachte er sich eigentlich? War das hier alles nur ein Spiel?
„Ich wollte euch nicht stören…“
„Nein, sicher nicht“, antwortete sie giftig. „Du hattest ja beste Gesellschaft! Bei Merlin Fred, sie hat dir das Herz gebrochen! Sie hat dich behandelt wie ein Stück Dreck und was machst du? Du triffst dich mit ihr und das auch noch hinter meinem Rücken! Wenn du es dir doch anders überlegt hast, dann sag es mir wenigstens, aber hintergehe mich nicht.“
Fred Blick verdunkelte sich. „Bitte, wenn du es so siehst? Auf die Diskussion habe ich echt keine Lust, Hermine. Ja, Cath ist meine Ex, aber sie saß zwei Jahre unschuldig in Askaban, verdammt! Sie hat keine Familie, keinen Job. Ja, sie war alles andere als fair zu mir, aber alles, worum sie mich gebeten hat, waren ein paar Kontakte, um wieder ein Leben außerhalb Askabans aufbauen zu können. Die habe ich ihr gegeben, mehr nicht.“
„Warum muss sie da ausgerechnet dich fragen? Hätte sich nicht auf jemand anderen um Hilfe bitten können? Warum ausgerechnet DICH? Fred sie will dich zurück, dass weißt du, da ist es doch nur natürlich, dass ich Angst habe. Sie liebt dich.“ Hermine blickte ihn bei ihren Worten fast verzweifelt an.
„Nein Mine, sie denkt nur, dass sie mich liebt. Sie war ein Teil meines Lebens, ja, ein sehr wichtiger Teil sogar, aber das ist Vergangenheit. Für mich gibt es nur noch eine Frau und das bist du“, sagte Fred und schaute bei seinen letzten Worten zu den Spitzen seiner Schuhe.
Hermines Blick war immer weicher geworden, schließlich ließ sie ihre Arme sinken und trat auf ihn zu.
„Hermine, vertraust du mir?“, fragte er und sah auf, seine Haltung hatte etwas abweisendes angenommen. Abwartend sah er sie an.
Hermine schluckte. „Ich… ich vertraue dir, Fred“, sagte sie leise und schämte sich für die Gedanken, es einst nicht getan zu haben.
„Es tut mir leid“, murmelte sie, küsste ihn auf den Oberarm, hinauf zu seiner Schulter, seinem Hals. „Du bist einfach zu gut für diese Welt und genau dafür liebe ich dich. Entschuldige, dass ich hier aufgetreten bin wie ein eifersüchtiges Huhn…“ Verlegen streichelte sie über seinen Unterarm, barg ihren Kopf an seiner Schulter und spürte seinen Herzschlag, warm und sicher.
Fred nahm ihren Kopf in seine Hände und sah ihr tief in ihre wunderschönen brauen Augen. „Mine, ich liebe dich und alles was ich möchte, ist mit dir glücklich sein“, sagte er noch einmal eindringlich.
„Verzeihst du mir?“, fragte sie fast flüsternd.
„Ja, natürlich tue ich das“, nuschelte er in ihre Haare. „Ich sehe ja ein, dass es durchaus… andere Schlüsse zu ließ“, grinste er wurde aber sofort wieder erst, sah ihr nun direkt in die Augen. „Ich verspreche dir, dass ich dir in Zukunft sage werde, wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte. Cathryn ist Geschichte. Du bist meine Zukunft.“
Stürmisch küsste sie ihn, begeistertes Jubeln erklang entfernt an ihr Ohr, grinsend ignorierte sie ihre klatschende Freunde.
„Ich… ich wollte dich nicht von deinen Freunden weg lotsen“, sagte er plötzlich ein wenig unsicher.
Hermine überlegte. „Weißt du was? Nimm den hier“, sagte sie und drückte ihm ihren Haustürschlüssel in die Hand. „Er bringt dich zum Haus meiner Eltern, ich bin in einer Stunde bei dir, in Ordnung?“
Begeistert küsste Fred sie noch einmal, Hermine schmolz in seinen Armen dahin und ihr wurde ganz heiß bei dem Gedanken an das, was später folgen würde… .
Umständlich löste sie sich von ihm.
„Der rote Schlüssel ist für die äußere Tür, der Rostige hier für die Innentür.“
Interessiert nahm Fred die Schlüssel an sich und disapparierte mitten in einem Wangenkuss.
Mit einem verliebten Lächeln ging sie zu ihren Freunden zurück, welche sie breit angrinsten.
„Du scheinst der Familie verfallen zu sein“, sagte Neville und lachte, Hermine wurde rot.
„Bei einer so wundervollen Familie ist das auch kein Wunder, oder?“, gab sie verspielt zurück und küsste Ron auf die Wange.
„Alles klar?“, fragte er so leise, dass nur sie es hören konnte und sah sie abwartend an. Doch ihr Strahlen waren ihm eigentlich schon Antwort genug.
„Absolut“, sagte sie lächelnd und ließ sich in ihren Stuhl zurück sinken.
„Muss Liebe schön sein“, säuselte Dean und blickte ein wenig geknickt in die Runde. Alle um ihn herum hatten einen Partner und waren glücklich - und er? Er hing noch immer seiner heimlichen Liebe hinter her, die er einfach nicht vergessen konnte. Jene Person, die nun mehr zu strahlen schien als alle zusammen und die zufrieden und glücklich an ihrem Butterbier nippte.
Schnell trank auch er einen großen Schluck, war sich Seamus' wissenden Blicken sehr wohl bewusst. Doch er würde Hermine vergessen. Irgendwann.
°°°
Obwohl noch viel gelacht und geredet wurde, ganz bei der Sache war Hermine nicht mehr. Ein wenig unruhig saß sie auf ihrem Stuhl und wackelte mit dem linken Fuß, bis Harry sie lachend anstupste und meinte: „Na los, geh schon zu ihm. Du machst mich sonst wahnsinnig mit deinem Gehibbel.“
Hermine wurde rot, musste aber trotzdem lachen, sie wusste, wie seine Worte gemeint waren. Also stand sie auf und wollte sich gerade von allen verabschieden, als sie Deans Blick auffing. Er schien traurig und ernst und er wich ihr schnell aus, sah auf den Boden neben sich, umklammerte sein Glas krampfhaft mit beiden Händen.
Etwas verwirrt wandte sie sich zum Gehen, als Ron sie am Ärmel festhielt. „Mine? Sag Fred bitte, wenn er sich noch einmal mit ihr trifft, schlag ich ihn zu Brei“, presste er hervor.
„Keine Angst, Ron“, grinste Hermine, „Das übernehme ich dann schon für dich.“ Sie warf ihm noch einen dankbaren Blick zu und disapparierte.
Wie automatisch griff sie in ihre Tasche, ehe ihr wieder einfiel, dass sie ihren Schlüssel ja Fred gegeben hatte - musste sie eben klingeln. Doch als sie den Finger auf den Klingelknopf legte, musste sie lachen.
Wozu war wie eine Hexe? Sie brauchte keine Klingel, keinen Schlüssel - sie konnte kommen und gehen, wie sie wollte, einfach, indem sie apparierte!
Noch immer breit grinsend klingelte sie doch - allein, um Freds Gesicht zu sehen, wenn er ihr die Tür öffnete in den Haus ihrer Eltern.
Es dauerte ein bisschen, dann hörte sie, wie die Innentür aufgezaubert wurde - und schließlich die Außentür mittels eines Alohomora geöffnet. Dann stand ihr ein verwirrter und kurz darauf strahlender Fred entgegen.
Hermine musste sich ein Lachen verkneifen, als sie sah, dass er die Schlüssel in der Hand hielt. „Du hast keine Ahnung, wie man so was benutzt, oder?“
„Nein, aber einen Alohomora bekomme ich noch hin“, grinste er zurück und trat auf sie zu, um sie zu küssen. Doch ehe sie ihn vertiefen konnte, zog er sich zurück.
„Warte“, sagte er und sah sie aus wissenden Augen an. „Ich habe… etwas vorbereitet“, grinste er, erstaunt sah Hermine ihn an.
„Vorbereitet? Was denn?“
„Das musst du selbst heraus finden. Aber - ich werde an jenem Ort auf dich warten“ Damit war er disappariert.
Verwirrt sah Hermine auf die Stelle, an welcher er bis eben noch gestanden hatte. Was hatte das denn jetzt wieder zu bedeuten? Manchmal hasste sie Fred für seine Spontaneität. Leise seufzend schloss sie endlich die Wohnungstür und betrat das Haus. Es war still und dunkel, als wäre nie jemand hier gewesen. Sie knipste das Licht an und ging zuerst in die Küche - auf dem Tisch standen frisch gebackene Blaubeerpfannkuchen.
Neben ihnen lag ein Zettel:
Iss mich nicht, friss mich nicht, ich bin darauf gar nicht erpicht!
Geh lieber hoch und schau, wer dein Schlafzeug geklaut.
Hermine hätte beinahe laut gelacht, doch ihre Neugierde war zu groß. So ließ die den Teller mit den Pfannkuchen stehen und ging die Treppe hinauf. Die Tür zu ihrem Zimmer stand offen und als sie es betrat, sah sie sofort, was die Sätze auf dem Zettel zu bedeuten hatten: Ihr Bettzeug war verschwunden. Samt Matratze.
Langsam wurde Hermine wütend, was hatte Fred hier nur gemacht?
Eine Karte auf dem Lattenrost erregte ihre Aufmerksamkeit.
Draußen sollst du heut' Nacht ruh'n.
Plötzlich wusste sie, was Fred mit ihrem Bett gemacht, rannte die Stufen hinunter und wäre beinahe in den Teller Pfannkuchen getreten, der dort auf der letzten Stufe stand.
Iss mich jetzt, nimm mich mit auf dem allerletzten Schritt.
Sie hob den Teller auf und ging mit Herzklopfen in Richtung Terrasse. Von der letzten Treppenstufe bis zur Terrassentür war alles mit Rosenblättern bestreut gewesen, die ihr vorher nicht aufgefallen waren… . Und in der Luft erschienen immer neue Blätter aus dem Nichts, wie von Zauberhand… .
Und dann sah sie es.
Im ganzen Garten waren Kerzen und Fackeln aufgestellt und inmitten war ein Fackelkreis, welcher ein Matratzenlager samt Kissen und Decken erleuchtete.
Und auf diesem Lager lag Fred und sah sie mit einem Blick an, dass sie beinahe die Pfannkuchen fallen ließ, ihr Mund wurde trocken.
Ihr Herz klopfte doppelt so schnell, das Blut raste durch ihren Körper, setzte ihn in Flammen. Ihre Beine waren plötzlich wie fest genagelt, sie traute sich keinen Schritt näher. War wie gefangen von dem Anblick, der ihr jegliches Denken aus dem Kopf fegte.
Plötzlich stand Fred vor ihr und sah sie sanft an. „Du hast es gefunden“, stellte er mit leiser Stimme fest, Hermine konnte nichts anderes als nicken. Sie kam sich irgendwie hilflos vor, aber es war eine willkommene Hilflosigkeit, denn sie wusste, Fred würde sie auffangen.
Behutsam geleitete er sie zu dem weichen Lager in der Mitte. Stellte den Blaubeerpfannkuchenteller ab und küsste sie sacht auf den Mund. Sah ihr tief in die Augen, die im Fackelschein beinahe schwarz aussahen und murmelte: „Du hattest Recht, Mine. Du hast gesagt, es sei vorbei, weißt du noch? Bei unserem Gespräch unter dem Baum… es tut mir leid, wenn ich an deinen Worten gezweifelt habe. Aber ich weiß jetzt, dass du Recht hattest. Es ist vorbei. Cath ist frei, ich bin frei. Und diese Freiheit möchte ich dir schenken. Du hast mir gezeigt, die Vergangenheit ruhen zu lassen und mich auf die Zukunft zu konzentrieren - und das möchte ich, mit dir zusammen.“
Hermine ahnte, dass er sich die Worte wohl gut überlegt hatte, doch als er geendet hatte und wohl auch kein weiteres Wort mehr sagen würde, bekam sie erneut Herzklopfen.
Was sollte sie nun antworten?
Da sie auf dem Rücken lag, war über ihr der klare Himmel, der jetzt voller Sterne war. Zwar blickte sie wie gebannt in Freds Augen, doch ein heller Blitz am Himmel lenkte sie ab.
Eine Sternschnuppe!
Sie schloss die Augen und versuchte, die Tränen aufzuhalten, die hinter ihren Liedern brannten. Sie schluckte, war sich jedoch sicher, dass sie sich nicht auf ihre Stimme verlassen konnte.
Als sie wieder aufsah, erkannte sie leichte Unruhe in seinem Blick, welche Wirkung seine Worte auf sie hatten.
Da tat sie, was ihr als erstes in den Sinn kam: sie küsste ihn.
Lachend und weinend zugleich küsste sie ihn, schmeckte ihn, brauchte ihn. Zog ihn zu sich hinunter und er ließ sich küssen, verstand ihre Antwort und erwiderte den Kuss voller Liebe.
Sie vertieften den Kuss, ließen sich aufeinander ein. Die Blaubeerpfannkuchen waren längst vergessen. Alles, was Hermine wusste war, wie glücklich sie war, dass Fred an jenem Abend die Idee gehabt hatte, im Garten des Fuchsbaus die Sternschnuppen zu betrachten.
„Fred?“, hauchte sie gegen seine Lippen, kurz lösten sie sich voneinander.
Fred schluckte nur, seine Stimme hatte er im Kuss verloren.
„Lass mich nie mehr los, versprich mir das“, flüsterte sie, erstaunt sah er sie an. Merkte, dass sie ganz leicht anfing zu zittern und sich anspannte, als sie auf seine Antwort wartete.
„Niemals“, beeilte er sich zu sagen und küsste sie erneut. „Es gibt da nämlich etwas, dass du wissen solltest, Hermine Granger.“
„Was?“, hauchte sie, erwartete beinahe eine weitere Enthüllung.
Doch Fred sah sie nur warm an. „Ich liebe dich.“
Kann man vor Glück sterben?, fragte Hermine sich, als sie diese Worte hörte, von denen sie wusste, dass jedes Wort wahr war.
Sie brauchte eine Weile, um ihre eigene Stimme wieder zu finden und hauchte schließlich kaum hörbar: „Ich dich auch, Fred, ich dich auch.“
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