Wo bist du, Ron? - Kapitel 3
von Judi2823
Hi!
Ja, ich weiß. Jetzt hat es wirklich lange gedauert bis zum nächsten Kapitel. Es tut mir schrecklich Leid und das nächste wird ganz sicher nicht so lange brauchen. Ich beantworte außerdem die Kommentare nun immer am Anfang jedes neuen Kapitels, weil ich euch nicht mit Nachrichten nerven will. Joa, das tue ich dann jetzt mal:
@ Rose_Weasley: Es freut mich unendlich, dass es dir so gut gefällt. Ja, Hermine nimmt diese Sache schon ziemlich schwer und so kommt es dann zu diesen Vorwürfen. Was das für ein Auftrag war? Das kannst du jetzt lesen. Viel Spaß!
@ angelfly04: Du schon wieder :D Es ist echt klasse, dass egal bei welcher FF du immer ein Kommentar schreibst. Ich weiĂź nicht, was ich machen wĂĽrde, wenn da irgendwann mal keins von dir ist. Ich werde mich bemĂĽhen die FF auch weiterhin nachvollziehbar zu gestalten und bei dem Ende werde ich mir besonders MĂĽhe geben. Ich drĂĽck dich ganz fest und wĂĽnsch die viel SpaĂź.
@ Raum der Wünsche: Es ist toll, dass dir die Freundschaft der dreien in meiner Story so gut gefällt, denn die Freundschaft ist mir besonders wichtig. Deswegen freut es mich umso mehr. Ich hoffe dir gefällt es auch weiterhin.
@ HolyHarpie: Da kann ich nur sagen: Jetzt! Viel SpaĂź!
So, danke an alle. Ich hoffe euch allen gefällt es auch weiterhin und ihr lasst mich wissen, was ihr denkt.
Alles Liebe
Judi
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Wo bist du, Ron?
Kapitel 3
„Schhh, James. Du bekommst ja gleich was zu trinken. Du musst dich nur noch ein wenig gedulden“, hörte ich Harry sagen. Ich hatte meine Augen noch nicht geöffnet, aber konnte auch so ohne Probleme feststellen, dass James nicht gerade zufrieden war und dass Harry versuchte seinen Sohn wieder glücklich zu machen. Komisch, dass ich sie so deutlich hören konnte, wo doch das Schlafzimmer und die Küche eher weiter entfernt von einander lagen.
Aber Moment mal, das, worauf ich lag, fĂĽhlte sich gar nicht so an wie unser Ehebett.
Ich öffnete meine Augen und stellte überrascht fest, dass ich auf dem Sofa lag. Wie war ich hierher gekommen?
„Och, James! Jetzt hast du sogar schon Tante Hermine geweckt“, sagte Harry und sah mich mit einem gequälten Gesicht an, das gleichzeitig „Tut mir Leid, dass wir dich geweckt haben“ sagte.
Ich stand auf und ging in das Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Ich schaute kurz auf die Uhr. Was?! Es war schon 14.00 Uhr! Noch nie in meinem Leben hatte ich bis 14.00 Uhr geschlafen. Jedenfalls nicht wenn nicht gesund war.
Als ich eine halbe Sunde später frisch geduscht und vollständig angezogen aus dem Bad kam, lag James ruhig in Harrys Armen und lachte über seinen Vater, der wilde Grimassen schnitt. Die beiden bemerkten mich erst gar nicht, da sie ineinander vertieft waren.
„Oh, sieh mal. Tante Hermine ist da“, sagte Harry und drehte James in meine Richtung.
„Sa – ma – mi – ba – du“, plapperte James. Diese „Wörter“ brachten mich doch tatsächlich zum Lachen.
„Was ist das? Bringst du deinem Sohn afrikanisch bei?“, fragte ich lachend. Harry grinste mich an und schüttelte seinen Kopf. Er wusste, dass meine Frage nicht ernst gemeint war.
„Das tut gut“, sagte Harry plötzlich.
„Was?“, fragte ich sofort.
„Dich lachen zu sehen“, antwortete Harry. Mein Lachen stoppte. Warum genau, wusste ich nicht. Aber wahrscheinlich war mir gerade wieder eingefallen, wieso ich in den letzten Wochen so wenig gelacht hatte.
„Hör nicht auf“, sagte Harry, der sichtbar bereute, mich auf mein Lachen angesprochen zu haben, „Ron würde es nicht wollen, dass du wegen ihm nicht mehr lachst. Er mochte dein Lachen schon immer und er mochte es besonders, wenn er es war, der dich dazu gebracht hatte.“
Ich zwang meinen Mund zum einem kurzen Lächeln und starrte bedrückt auf meine Hände.
„Hermine, ich weiß, du kannst es nicht, aber versuch wenigstens dich nicht so fertig zu machen. Das hilft niemanden un-“
„Si – ba – du – ki – ka – ba –ba“, sagte auf einmal James, der die Aufmerksamkeit seines Vaters vermisste, „ba – bu – du – ba – sa – du“.
James kippte die Stimmung wieder etwas ins positive und Harry widmete sich wieder seinem Sohn, aber nicht ohne zu sagen, dass in der Küche eine Kanne Tee stand. Das war eine gute Idee. Also ging ich in die Küche und holte mir eine Tasse. Dabei mir ein Verdacht. Mittlerweile war mir wieder eingefallen, wie ich gestern auf dem Sofa gelandet war, doch warum ich so schnell eingeschlafen war, hatte ich bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen können. Ich ging wieder zurück ins Wohnzimmer und setzte mich mit meinem Tee auf den Sessel.
„Und so guckt die Mama, wenn der Papa mal wieder die Küche dreckig gemacht hat“, sagte Harry und zeigte James eine besonders böse Grimasse. James lachte über Harrys Gesicht und zeigte mit seinen kleinen Fingern auf Harrys hochgezogene Augenbrauen. Ich trank einen Schluck Tee und entschied mich, Harry jetzt mit meiner Vermutung zu konfrontieren.
„Kann das sein, dass du gestern irgendetwas in meinen Tee geschüttet hast?“, fragte ich. Harry sah auf und nickte.
„Ich wusste nicht, wie ich dich anders zu Ruhe bringen sollte. Du warst so aufgelöst“, sagte Harry, „Also hab ich ein wenig Beruhigungstrank in deinen Tee getan und deine Müdigkeit hat den Rest erledigt. Ich wusste einfach keine andere Lösung. Es tut mir Leid. Ich hätte dich vorher fragen sollen.“
„Ach, das ist schon in Ordnung“, sagte ich, „Außerdem hat es gut getan solange zu schlafen.“
„Gi – ga – du – bi!“, murmelte James und streckte seine Hände nach seinem Vater aus. Harry lächelte ihn an und schaute wieder zu mir.
„Wie wär’s, wenn wir gleich einen Spaziergang mit James machen? Ich glaube das könnte ihm gut tun. Schließlich ist gleich seine Mittagsschlafzeit und beim Spazieren gehen wird er immer müde. Kommst du mit?“, fragte Harry. Das war eine gute Idee. Schließlich könnten wie ja nicht den ganzen Tag hier herumsitzen.
„Klar, komm ich mit. Frische Luft kann nie schaden“, sagte ich und trank meinen Tee. Harry stand auf, um James dicker anzuziehen und den Kinderwagen zu holen, und ging in das Arbeitszimmer.
Ich schaute mich währenddessen im Wohnzimmer um und wie so oft blieb mein Blick am Kamin hängen, aber nicht nur an den Kamin selbst, sondern vor allem an den Fotos, die auf dem Kaminsims standen. Es waren acht wunderbare Fotos und jedes hatte diesen Platz verdient. Jedes dieser Fotos war für mich unendlich wichtig. Manche einfach nur wegen der Menschen, die sie zeigten, und andere wegen den Momenten, die sie wiederspiegelten.
Als Kind fand ich Fotos unwichtig und mich nervte es jedes Mal, wenn mein Vater irgendetwas fotografierte. Ich weiß noch genau, was ich immer zu ihm gesagt habe. Es war ein einfacher Satz, den ich nun bereute so oft gesagt zu haben, denn mein Vater hatte manchmal darauf gehört.
„Daddy, in Wirklichkeit ist doch sowieso alles schöner als auf einem Foto, also pack den Fotoapparat ein!“
Es stimmte zwar, dass das Foto nur einen Teil des Betrachteten darstellte, jedoch halfen Fotos einem die Momente in Erinnerung zu behalten. Oft wünschte ich mir, ich hätte mehr Fotos aus meiner Kindheit oder auch das ein oder andere aus der Zeit in Hogwarts. Eines der wenigen, die Ron und ich besaßen, stand in einem kleinen Holzrahmen auf unserem Kamin. Zu dem Bild kannte ich die Geschichte, doch ich hätte diesen Schultag wahrscheinlich schon längst vergessen gehabt, wenn Colin Creevey damals nicht dieses Foto gemacht hätte.
„Ach, ist das nicht toll?“, sagte Ron und lehnte sich glücklich an den Baumstamm unserer Buche, „Endlich haben wir keine Prüfungen mehr, Wochenende und es ist kein Du-weißt-schon-wer in Sicht. Wir können uns nun endlich mal erholen.“
Harry und ich grinsten ihn an. Das stimmte voll und ganz. Sogar ich hatte genug von Schule für dieses Jahr. Nächstes Schuljahr würde ich auf jeden Fall nur so viele Stunden belegen, wie ich ohne Zeitumkehrer konnte.
Ich kniete mich hin und setzte mich dann neben Ron von den Baum, der seit ein paar Tagen nur noch „unsere Buche“ hieß. Das hier war einfach unser Platz geworden und sonst setzte sich niemand unter die alte schattenspendende Buche. Also war es unsere geworden.
Harry setzte sich auf die andere Seite neben Ron und schaute auf den See.
„Harry, hör auf an Sirius, Pettygrew oder Du-weißt-schon-wen zu denken und genieß den Tag!“ sagte Ron bestimmt.
„Eigentlich habe ich gerade an die Dursleys gedacht, aber das ist ja egal“, erwiderte Harry lachend.
„An die brauchst du auch nicht zu denken“, sagte Ron und machte entspannt die Augen zu. Harry grinste ihn an und tat es ihm gleich. Ich sah die beiden kurz an, nahm dann aber meine Tasche auf den Schoß und zog eines meiner Bücher heraus. Doch bevor ich es aufschlagen konnte, nahm Ron es mir weg und stellte sich hin.
„Heute wird nicht gelesen!“, meinte er lachend. Das war jawohl unverschämt! Seit wann bestimmte Ronald Weasley, was ich mache und was nicht?! Ich stand ebenfalls auf. So leicht brachte er mich nicht davon ab das zu machen, wozu ich Lust hatte. Ich konnte mir das nicht gefallen lassen. Sonst dachte er noch, er könnte alles mit mir machen.
„Ron, gib mir das Buch zurück!“, sagte ich und streckte meine Hand aus. Doch er wich zurück und grinste noch mehr.
„Hol es dir doch“, sagte er und streckte mir das Buch entgegen. Bevor ich es jedoch nehmen konnte, zog er es weg und rannte an mir vorbei.
„Ron!“, schrie ich und lief dem lachenden Dieb hinterher. Irgendwie musste ich auch wenig lachen, scheinbar war Rons Lachen ansteckend.
„Komm, hol es dir! Hol es dir du kleiner Bücherwurm!“
„Mach ich doch! Ich bekomm dich schon noch!“
Doch Ron war einfach zu schnell. Ich hatte keine Chance, jedenfalls nicht ich alleine gegen ihn.
„Harry, hilf mir!“, rief ich lachend, während ich Ron immer noch hinterher lief.
Plötzlich blieb Ron stehen und lachte mich an.
„Ich warte lieber mal auf dich. Gegen mich hast du doch eh keine Chance“, sagte er .
„Hab ich wohl!“ rief ich, obwohl es nicht stimmte, und rannte auf ihn zu. Ich schaute kurz nach hinten und sah wie Harry ebenfalls zu Ron lief. Vor Ron kam ich zum Stehen und wollte das Buch greifen. Doch er hielt es lachend nach oben.
„Ron! Das ist gemein!“, rief ich und versuchte hüpfend an das Buch heranzukommen, „Ich komm nicht dran!“
„Tja, du bist eben zu klein zum Lesen“, sagte Ron lachend und ich hörte, wie Harry sich hinter mit kaputtlachte.
„Harry hilft mir! Du bist doch groß genug!“, rief ich und versuchte Rons Arm herunterzudrücken, doch er war einfach zu stark. Harry bewegte keinen Zentimeter nicht und schaute einfach nur zu, wie ich verzweifelt aber auch lachend versuchte an das Buch heranzukommen. Doch irgendwann gab ich lachend und völlig atemlos auf.
„Das ist fies!“, sagte ich und schaute in Rons grinsendes Gesicht.
„Gar nicht, das ist lustig“, sagte Ron schlicht und ließ das Buch ein wenig sinken. Das war meine Gelegenheit. Ich griff einmal schnell nach dem Buch und schon hatte ich es. Dass sich Jungen auch immer so schnell ablenken ließen...
„Ha! Jetzt habe ich es!“, sagte ich und ging ein paar Schritte von Ron weg.
„Scheiße!“, sagte er, lachte aber trotzdem.
„Dann bist du eben doch groß genug zum Lesen“, fügte er noch hinzu und ging zu mir und Harry. Wir drei grinsten uns an und merkten gar nicht, dass Colin auf uns zu kam.
„Hallo ihr drei!“, sagte der kleine Junge, der wie immer seine Kamera mit sich herumschleppte.
„Hi Colin!“, sagte Harry, „Hättest du nicht Lust ein Foto von uns zu machen?“
„Klar, hab ich das“, sagte Colin, der überaus glücklich war seinem großen Vorbild ‚Harry Potter’ zu helfen, „Dann rückt mal näher zusammen.“
Ron und Harry legten ihre Arme um meine Schultern, während ich in der Mitte mein Buch umklammerte. Als Harry und Ron das sahen, lachten sie noch viel mehr und steckten mich damit erneut an. So lachten wir alle in die Kamera und waren einfach nur glücklich.
In meinen Erinnerungen vertieft, hatte ich gar nicht gemerkt, dass ich aufgestanden war und das Bild in die Hand genommen hatte. Ich schaute auf es hinunter und ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht.
„Hermine, wir sind- oh! Was guckst du denn da?“, sagte Harry und ließ den Kinderwagen samt James stehen, um mir über die Schultern zu schauen. Obwohl ich Harry nicht sah, wusste ich, dass er gerade ebenfalls lächelte.
„Du hast den restlichen Tag kein bisschen gelesen“, sagte Harry auf einmal, „Wir hatten einfach nur Spaß ohne zu lernen, ohne sich Sorgen zu machen und ohne Probleme. Es war fantastisch.“
„Ja, das stimmt“, erwiderte ich und stellte das Bild zurück auf seinen Platz. Ich guckte etwas bedrückt auf den Boden, das Bild erinnerte mich daran wie sehr ich Ron vermisste.
„Hey, Hermine“, sagte Harry, legte die Hand unter mein Kinn und schob meinen Kopf nach oben, „Es wird noch mehr solcher Tage geben, versprochen.“
„Versprich mir nichts, was du nicht halten kannst, Harry“, murmelte ich und drehte meinen Kopf weg. Woher wollte er das wissen? Er wusste genauso wenig wie ich, wo Ron war und wie es ihm ging!
„Hermine, es tut mi-“
„Lass uns gehen, ja?!“, sagte ich nur und öffnete die Haustür. Harry nickte und schob den Kinderwagen an mir vorbei ins Treppenhaus. Ich zog meinen Mantel und meinen Schal an, schloss die Tür ab und wartete schweigend mit Harry auf den Aufzug.
Noch eine Stufe und noch eine und wieder eine.
Ich hatte mich dazu entschlossen, die Treppe hochzusteigen, anstatt mich mit dem schlafenden James und Harry in den viel zu kleinen Aufzug zu quetschen. Die frische Luft hatte wirklich gut getan und es war sogar entspannend gewesen, einfach nur zu dritt durch den Park zu gehen. Manchmal hatten wir ein wenig geredet, aber die meiste Zeit sind wir einfach nur still nebeneinander her gegangen. Ich war nicht böse auf Harry oder etwas Ähnliches. Ich hatte einfach keine Lust zu reden und brauchte die Zeit, um einfach mal meine Gedanken zu ordnen. Ihm ging es, denke ich, genauso.
Harry und James kamen ungefähr gleichzeitig mit mir an der Wohnungstür an, wobei Harry im Gegensatz zu mir überhaupt nicht außer Atem war. Ich ging zur Tür und wollte sie aufschließen. Doch, Moment. Sie war überhaupt nicht abgeschlossen. Aber ich hatte sie auf jeden Fall verschlossen. Hieß das vielleicht, dass er... Nein, das konnte nicht sein, oder? War er wirklich wieder da?
Ich wartete nicht lange und öffnete mit einem aufgeregten Kribbeln im Bauch die Tür.
Ich konnte ihn schon fast vor mir sehen, seine blauen Augen, seine roten Haare, seinen lächelnden Mund.
Als ich die Augen öffnete, sah ich tatsächlich einen Jungen Mann vor mir, doch es war nicht der, den ich mir so sehnlichst gewünscht hatte. Es war Neville.
„Hi Leute!“, sagte er mit einem gequälten Lächeln.
„Neville!“, sagte Harry überrascht und schloss hinter mir die Tür. Er ging zu ihm und umarmte ihn kurz. Ich stand sprachlos und steif da, zu groß war die Enttäuschung.
„Es tut mir leid, dass ich einfach so hier reingekommen bin, aber Ron hat mir vor Jahren einen Schlüssel gegeben für Notfälle“, sagte Neville entschuldigend, „Und als ich vor der Tür stand und keiner hat mir aufgemacht, habe ich gedacht, es wäre vielleicht etwas passiert und habe die Tür geöffnet.“
„Wir waren nur ein bisschen spazieren gehen mit James“, sagte Harry und auch ich erholte mich.
„Das ist schon in Ordnung“, sagte ich schnell, woraufhin Neville mich erleichtert ansah.
„Ich geh schnell James umziehen und leg ihn in seine Wiege, damit er schlafen kann“, sagte Harry und verschwand mit dem Kinderwagen und James in unserem Arbeitszimmer.
Es war komisch alleine mit Neville in einem Raum zu sein, denn plötzlich kamen in mir riesige Schuldgefühle, für die Dinge, die ich ihm gestern an den Kopf geworfen hatte, hoch.
Nach einiger Zeit des Schweigens, nahm ich endlich den Mut zusammen mich zu entschuldigen.
„Es tut mir Leid wegen gestern. Ich war nur so wütend und habe einfach irgendetwas gesagt. Ich meine das alles nicht so. Natürlich hast du es verdient hier zu sein. Es tut mir wirklich schrecklich Leid. Ich hoffe du bist mir nicht mehr böse.“
Während meiner Entschuldigung schossen mir Tränen in die Augen. Ich mochte Neville, sehr sogar, und konnte es einfach nicht ertragen, dass er böse auf mich war.
„Lass es gut sein, Hermine“, sagte Neville und ging auf mich zu, „Ich war und bin dir nicht böse.“
Ich konnte nicht anders, ich stĂĽrmte einfach auf ihn zu und drĂĽckte ihn fest in meine Arme. Ich hatte wirklich tolle Freunde.
Als Harry ein paar Minuten später zurück ins Wohnzimmer kam, hatte ich schon Tee gekocht und Neville und ich saßen bequem auf dem Sofa.
Harry setzte sich auf den Sessel und wir redeten ein wenig über Hannah, den Tropfenden Kessel und vieles mehr. Es war dieses typische Lange-nicht-mehr-gesehen-Gerede und nach einer Zeit begann es mich zu nerven. Irgendwann redeten nur noch Neville und Harry miteinander und ich hörte genervt zu.
Während des Gesprächs schoss mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf.
„Neville war dabei! Er war dabei, also frag ihn!“
Aber konnte ich das einfach so machen? Neville war schließlich gekommen, um zu schauen, wie es mir ging und nicht um ins Verhör zu geraten.
„Aber, Hermine, jetzt oder nie! Er sitzt direkt vor dir. Du muss ihn nur fragen. Du könntest viel mehr erfahren. Du wüsstest vielleicht sogar den ganzen Ablauf dieser dummen Mission und müsstest nicht mehr ständig die wenigen Bruchstücke an Informationen, die du hast, zu irgendeinem neuen unwahrscheinlichen Verlauf verknüpfen. Mach es einfach! Frag ihn!“
Warum eigentlich nicht? Fragen schadet ja bekanntlich nicht. Neville und Harry hatten gerade ihr Gespräch über irgendetwas, das ich nicht mitbekommen hatte, beendet und schwiegen. Das war meine Gelegenheit.
„Neville, kannst du mir bitte mehr über euren Einsatz vor drei Wochen erzählen?“, fragte ich schlicht und direkt.
Neville und Harry sahen mich überrascht an und Neville begann wie so oft, wenn er nervös war, mit seinem Ehering herumzuspielen.
„Ich wusste, dass du mich das früher oder später fragen würdest. Ich hätte es nur nicht so direkt erwartet“, sagte Neville, „Ich weiß, dass euch beiden bis jetzt noch niemand die genaue Geschichte von dem Einsatz erzählt hat und genau deswegen bin ich hier. Ihr habt verdient zu hören, was damals passiert ist und ihr seit vertrauenswürdig, also warum sollte ich es euch nicht erzählen?“
„Danke“, sagte ich erleichtert und auch glücklich.
„Neville, du weißt schon, dass du deinen Job verlieren kannst, wenn das herauskommt, oder?“, fragte Harry warnend.
„Es wird aber nicht herauskommen“, sagte Neville und trank einen Schluck Tee, „Ich verlass mich da auf euch.“
Harry und ich sahen ihn versichernd an und er begann zu erzählen.
„Es war Samstag, vor drei Wochen, als gegen 9.30 Uhr ein Notruf bei uns einging, dass eine Gruppe von Menschen in einem Stück Wald zaubern würden und dass es sehr komische höchstwahrscheinlich dunkle Zauberer seien. Also sind vier von uns dort hin und sie sahen tatsächlich vier Vermummte Personen, die mit einem Kessel auf einer Waldlichtung standen, und eine Reihe dunkle Zauber ausübten. Unsere Leute verteilten sich im Schutz der Bäume um sie herum und griffen zu. Doch scheinbar hatten die Vermummten sie schon erwartet, denn sie waren sofort kampfbereit. Da wurde unsern Männern auch bewusst, dass das nicht einfach irgendwelche harmlosen Zauberer mit einer Vorliebe für dunkle Magie waren. Sie waren gefährlich. Sie begannen zu duellieren und als einer der Kollegen, Richard Walker, einen Moment nicht aufpasste, fasste einer der Vermummten ihn und disapparierte mit ihm.“
„Was?!“, sagte ich geschockt. Ich kannte den jungen Mann und nach Rons Aussagen war er einer der fähigsten Auroren des Ministeriums.
„Wo ist er jetzt? Ich meine, ist er-“
„Ja, Hermine, von ihm fehlt immer noch jede Spur“, sagte Neville, „Er konnte nichts für die Situation. So weit wir wissen, kam ein Fluch von einem fünften Vermummten, der sich hinter den Bäumen versteckt hielt, auf ihn zu und er wich in letzter Sekunde aus. Dies nutzte sein direkter Gegner und nahm ihn mit. Jackson Braden löste daraufhin unbemerkt von den Vermummten den nächsten Alarm aus. Daraufhin fanden sich der Großteil der I. , II. und III. Einsatzgruppe im Ministerium ein und wir apparierten ebenfalls in das besagte Waldstück. Wir waren 14 Mann und dachten, wir wären gut vorbereitet für solch einen Einsatz. Doch als wir dort ankamen, wurden wir von etwa 10 Leuten, ausgenommen der drei, die schon mit dreien von uns kämpften, in Empfang genommen. Nun begann auch für uns der Kampf. Überall wurde duelliert und es wurde immer unübersichtlicher. Diesen dunklen Zauberern schien das Kämpfen richtig Spaß zu machen und es hatte den Anschein, als hätten sie schon ewig darauf gewartet. Wie gesagt, es war alles sehr durcheinander und deswegen kann ich euch auch kaum mehr erzählen. Ich weiß nur, dass nach fast einer Stunde hartem Kampf ein paar Vermummte wegliefen. Ron und seine Gruppe, die nicht ganz vollständig war, nahmen die Verfolgung auf und seitdem haben wir auch von ihnen nichts mehr gehört. Kurz darauf endetet der Kampf, da die Vermummten einfach disapparierten. Wir konnten aber drei von ihnen gefangen nehmen, und ein vierter ist in Folge von schweren Verletzungen gestorben. Wir sind mit zwei Schwerverletzten nach Hause gekommen. Tony Clifton ist immer noch nicht aus dem Koma erwacht“, sagte Neville und beendete seine Geschichte.
„Was genau hieß, Rons Gruppe war nicht vollständig?“, fragte Harry.
„Sie waren nur zu dritt“, antwortete Neville, „Ein Mitglied hatte gar nicht erst auf den Alarm gehört, da seine Frau gerade sein erstes Kind bekam und Nina Jones war ebenfalls nicht bei der Ausreißergruppe dabei, da ihr Duellpartner sie sehr weit von ihrer Gruppe weggetrieben hatte.“
Also waren Alex McCarty, ein junger Auror, der nach Rons Beschreibung ein ganz schöner Macho war, und Sam Adams, ein sarkastischer netter Mann Anfang 50, ebenfalls verschwunden. Noch nicht mal das hatte man mir sagen wollen, als ich so oft um Informationen gebeten hatte.
„Jetzt suchen wir natürlich überall nach den Vermissten und so weit ich weiß, läuft es gar nicht mal so schlecht“, sagte Neville.
„Diese ’Vermummten’, was sind das für welche?“, fragte ich.
„Wir sind der Meinung, dass es eine neue Organisation schwarzer Magier ist, ähnlich wie damals die Todesser. Nur sind sie noch ganz am Anfang und bestehen aus viel weniger Mitgliedern“, antwortete Neville, „Wir glauben, dass sie mit dieser Aktion hauptsächlich Aufmerksamkeit erlangen wollten.“
„Dieser Aktion?“, fragte Harry, „Ihr meint also, dass das alles geplant war?“
„Davon gehen wir aus“, meinte Neville, „Sie wollten scheinbar zeigen, dass es sie gibt. Auch glauben wir, dass es ihr Ziel war, mindestens einen unserer Leute mitzunehmen, um höchstwahrscheinlich an Informationen über das Ministerium heranzukommen. Aber nicht alles ist so gelaufen, wie sie es wollten. Wir denken nicht, dass sie so viele von uns erwartet hatten und vor allem nicht solch einen langen Kampf.“
Ich trank den restlichen Tee aus meiner Tasse. Das waren ganz schön viele Neuigkeiten, über die ich gewiss noch lange nachdenken würde.
„Das war’s“, sagte Neville und trank ebenfalls ein wenig.
„Willst du noch mit uns essen?“, fragte Harry freundlich, doch Neville schüttelte den Kopf.
„Nein, Danke. Hannah wartet schon“, sagte Neville und erhob sich, „Wenn ihr noch irgendwelche Fragen habt, dann meldet euch bei mir. Ich werde mich bemühen euch zu helfen. Ihr wisst ja, wo ich wohne.“
Harry und ich standen auf, um uns von Neville zu verabschieden.
„Wir werden uns melden“, sagte Harry und umarmte Neville, „Sag Hannah einen schönen Gruß von uns.“
„Mach ich, Danke“, sagte Neville.
„Wir müssen uns bei dir bedanken. Es war klasse von dir, herzukommen und uns all das zu erzählen. Danke, Neville“, sagte ich und schloss ihn in meine Arme.
„Gern geschehen, Hermine“, sagte Neville, „Ihr seit doch meine Freunde.“
Harry öffnete die Tür und Neville disapparierte mit einem kleinen ’Plopp’ vor unserer Haustür.
„So“, sagte Harry und schloss dir Haustür, „Jetzt lass uns aber mal etwas essen. Schließlich hast du heute noch überhaupt nichts gegessen.“
Ich zuckte nur die Schultern. Im Moment hatte ich wirklich andere Dinge im Kopf als Essen.
„Wie wär’s mit Spaghetti?“, hörte ich Harry aus der Küche rufen.
„Meinetwegen“, rief ich desinteressiert zurück. Daraufhin kam Harry plötzlich aus der Küche heraus, legte seine Hände auf meine Schultern und schob mich ohne etwas zu sagen zurück in die Küche.
„Hermine, du hörst jetzt auf Nachzudenken und kochst mit mir zusammen“, sagte Harry festentschlossen, „Ich bin hier nämlich nicht der Hausmann.“
Damit gab ich mich geschlagen und machte das, was Harry sagte. SchlieĂźlich war heute Nacht noch genug Zeit um ĂĽber alles tausendmal nachzudenken.
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Meine größte Angst ist es, dass man mich immer mit meiner Rolle identifiziert. Ich möchte noch andere Dinge tun.
Emma Watson