von hilgener-jung
Hallo liebe Leser,
vielen lieben Dank für eure Reviews :) Es freut mich jedes mal, dass ihr mir bereits seit über einem Jahr die Treue haltet!!! Ohne euch wäre diese Geschichte wohl auch nie so lang geworden, wie sie es jetzt ist.
Ich hoffe von daher, dass euch auch das neue Kapitel gefällt. Einige der Szenen sind aus dem wundervollen Buch von J.K. Rowling geliehen - ich denke dass ihr diese Stellen leicht finden werdet (Denn keiner kann schreiben wie Rowling selber).
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Sein Lieblingsduft umhüllte ihn, drängte tief in sein Bewusstsein und holte Harry langsam aus seinem Schlaf. Ein warmes, angenehm weiches Gewicht presste sich auf seinen Brustkorb und instinktiv – immer noch im leichten Schlaf - zog er seine Arme um den Körper herum, der sich neben ihn ins Bett gelegt hatte. Er atmete tief ein und einzelne, seidige Harre kitzelten ihn an der Nase.
„Gin, du kitzelst.“ murmelte er verschlafen als er wach wurde, zog seine kichernde Freundin aber noch näher an sich heran und klemmte ihren Kopf unter sein Kinn.
„Ich schleich mich früh morgens in den Jungenschlafsaal und das einzige was du mir sagst ist, dass ich dich Kitzel? Kein `guten Morgen´? Kein `dein Bruder wird mich töten´?“
Erschrocken riss Harry seine Augen auf und setzte sich in seinem Bett auf, Ginny leicht von seiner Brust wegstoßend.
„Gin, was machst du hier drin? Dein Bruder war gestern schon total sauer! Erinnerst du dich nicht? Er hat rumgeschrien und Hermines Abend ruiniert!“
Ginnys Augen verdunkelten sich leicht, als sie ihre Arme verschränkte.
„Natürlich weiß ich das noch! Genau deswegen bin ich ja hier drin. Ich konnte ihn nicht einfach so davon kommen lassen und jetzt warte ich hier in deinem Bett, um Rons Reaktion auf meinen Streich zu sehen. Probleme damit Potter?“
Irritiert schaute Harry seine Freundin an, bevor seine müden Augen verständnisvoll aufblitzten und er auf seinen Wecker schaute. Es war 5Uhr morgens und es würde noch Stunden dauern, bevor Ron aufwachte.
„Was hast du dir denn für deinen Bruder überlegt?“ fragte er neugierig, als er Ginny für einen leichten Kuss wieder zu sich heran zog. Ginny lächelte geheimnisvoll.
„Das wirst du schon sehen.“
Die nächste Stunde dösten Harry und Ginny vor sich hin, völlig entspannt in ihrer Umarmung, bis das Öffnen der Zimmertür sie aufhorchen ließ.
Leise Fußschritte waren zu hören, die sich langsam an Harrys Bett vorbei in den Raum bewegten und kurz darauf durch leises flüstern abgelöst wurden.
„Siehst du was ich sehe, mein Bruder?“
„Uns ist eindeutig jemand zuvor gekommen um Ron zu bestrafen.“
Harry erkannte die Stimmen der Zwillinge sofort und schaute interessiert zu Ginny, die ihn mit freudestrahlenden Augen ansah.
„Glaubst du Harry hat Ron das angetan?“ sprachen die Zwillinge weiter.
„Nein, Harry hätte ihm das nicht angetan. Er hätte ihn vielleicht auch Idiot genannt…“
„…aber er hätte ihm nicht die Haare so blau gefärbt, dass `Idiot´ in rot zu lesen ist.“
Harrys Augen weiteten sich, während Ginny es schwer fiel sich das Lachen zu verkneifen.
„Ich denke wir wissen beide dass nur eine Person hierfür in Frage kommt.“ flüsterten die Zwillinge weiter.
„Und das schlimme ist, dass alle uns verdächtigen werden. Ginny wird nie verdächtigt!“
Ginny nickte an dieser Stelle und setzte einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf, der Harry beinahe zum Lachen brachte.
„Aber wenn wir eh verdächtigt werden, sollten wir wenigstens unseren Plan in die Tat umsetzen.“
Rascheln war zu hören – die Zwillinge wühlten offensichtlich in Rons Koffer umher – und genauso leise wie die Zwillinge zuvor in den Raum gekommen waren, waren sie wenig später auch schon wieder verschwunden, die Tür hinter sich langsam geschlossen.
„Ich kann nicht fassen, dass du ihm das angetan hast Gin.“ flüsterte Harry und Ginny gluckste.
„Er ist nunmal ein Idiot, dann können das auch alle wissen. Aber ich bin echt gespannt, was die beiden sich überlegt haben.“
„Nun, du könntest entweder nachschauen, oder dich wieder hinlegen und warten bis Ron aufwacht.“ antwortete Harry und gab ihr einen kurzen Kuss. Ginny schmiegte sich ohne zu überlegen wieder an ihn und genoss die nächsten Stunden, bis Rons lautes Schnarchen langsam verstummte.
Wenige Minuten lang hörten sie Ron dabei zu, wie er aufstand, seinen Koffer durchwühlte und ins Bad ging. Seine wütende Stimme war im ganzen Raum zu hören.
„Was in Merlins Namen? Wer… BLAU? FRED UND GEORGE!“
Die Tür zum Bad ging wieder auf und Rons laute Schritte waren zu hören, als er energisch zu seinem Bett ging und vor sich her fluchte, während er sich anzog.
„Sei still Ron! Wir versuchen zu schlafen!“ murmelte Seamus finster und Ginny konnte sich nur schwer ein Kichern unterdrücken. Möglichst leise schob sie den Vorhang um Harrys Bett ein Stück auf und beobachtete ihren Bruder, der gerade seinen Koffer nach einem Pullover durchsuchte – seine Ohren dunkelrot angelaufen.
Auch Harry lugte aus dem Vorhang hervor und sah gerade noch Rons grelle, hellblaue Haare und das Wort `Idiot´, dass sich deutlich auf dessen Stirn abzeichnete, bevor dieser die Zimmertür aufschlug und aus dem Raum stürmte.
Mit einem schelmischen Grinsen sprang Ginny aus dem Bett und schaute Harry mit strahlenden Augen an.
„Steh auf und gib mir schnell deinen Tarnumhang! Ich möchte mitbekommen, was die Zwillinge sich ausgedacht haben!“ flüsterte sie ihm zu und Harry folgte ihrer Aufforderung sofort.
Sie folgten Ron aus dem Zimmer und konnten bereits im Treppenhaus seine wütende Stimme hören, gefolgt von den typisch gelassenen Stimmen der Zwillinge.
„Wie deine Haare sind gefärbt? Also ich sehe keinen Unterschied. Du Fred?“
„Ne George, alles wie immer. Nur dass sein Name jetzt auf der Stirn steht.“
„Du meinst vorher hatte Idiot seinen Namen noch nicht auf der Stirn? Ich hab ihn so lange nicht gesehen.“
Harry und Ginny schlichen sich unter dem Unsichtbarkeitsumhang immer weiter die Treppe hinunter und konnten schließlich vom Ende der Treppe aus in den Gemeinschaftsraum schauen, in dem die Zwillinge auf einer Couch saßen und Ron wütend vor ihnen stand, seinen Zauberstab auf seine Brüder gerichtet, während seine andere Hand merkwürdig im Bund seiner Jeans verschwunden war.
„Ich bin mir nicht sicher George, aber ich glaube das ist neu. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass seine Hand an seine Boxershorts genäht war. Er scheint seinen Stil geändert zu haben.“
„Da hatte er aber einen schlechten Stil-Berater Fred. Die rechte Hand in der Boxershorts ist modern, nicht die linke.“
Harry war wieder einmal überrascht über die Coolness der Zwillinge, die mit völlig ernsten Gesichtern auf ihren Bruder schauten und diesen ohne mit der Wimper zu zucken veralberten. Ginny kicherte nun leicht und drehte ihr Gesicht in sein T-Shirt, um das Geräusch zu dämpfen.
„Hört auf sonen Mist zu erzählen!“ bellte Ron nun seine Brüder an, die mit unschuldigen Augen zurückblickten.
„Ich weiß genau dass ihr beide das wart! Und ihr wisst genauso gut wie Ich, dass diese dämliche Boxershorts von euch verzaubert ist! Es ist sowas von nicht lustig, wenn einem die eigene Wäsche dauernd in die Kronjuwelen schlägt!“
Harry konnte sich das laute Schnauben nicht verkneifen und die Augen der Zwillinge huschten kurz zu den Treppen herüber, bevor sie sich wieder auf ihren Bruder richteten. Ron fummelte nun jedoch mit beiden Händen in seiner Hose rum und schien Nichts bemerkt zu haben.
„Oh, das klingt auch gar nicht lustig kleiner Bruder.“
„Du solltest vielleicht die Boxershorts wechseln, wenn diese sich so schlecht benimmt.“
„Ja, genau wie Hermine gestern den Tanzpartner gewechselt hat, als ihr erster sich daneben benommen hat.“
„Und mit Viktor Krum schien sie einen fantastischen Abend gehabt zu haben.“
Wie ein Fisch schaute Ron seine Brüder noch einen Moment an, bevor er sich wortlos umdrehte und auf die Treppen zu den Jungenschlafsälen zu stapfte, beide Hände immer noch in seiner Hose. Harry reagierte blitzschnell und zog Ginny mit sich in den Gemeinschaftsraum, um Ron auszuweichen, bemerkte aber nicht, dass ihre Füße dabei kurz zum Vorschein kamen.
Die Zwillinge aber schienen es bemerkt zu haben und bewegten sich blitzschnell auf Harry und Ginny zu.
„Na wen haben wir denn da? Heimlich aus dem Jungenschlafsaal geschlichen GinGin?“ fragte George, als Fred den beiden den Tarnumhang vom Kopf zog.
Harry lief rot an, aber Ginny schaute ihre Brüder nur unschuldig an.
„Ich wollte nur schauen, wie ihr euch an Ron rächt. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Jonnas Idee so schnell umsetzt.“
Die Zwillinge winkten ab.
„Kinkerlitzchen für kreative junge Zauberer wie uns . Aber wo wir gerade die neuesten Streiche besprechen, du weißt nicht zufällig, wo unser kleiner Bruder namens Idiot die neue Haarfarbe her hat?“
„Und das passende, eingefärbte Namensschild?“
Ginny zuckte nur mit den Schultern.
„Sorry, ich hab nichts mitbekommen. Du vielleicht Harry?“
Aber Harry schüttelte nur den Kopf und die Zwillinge schauten mit wissenden Blicken auf ihre Schwester.
„Nun denn ihr beiden unschuldigen Turteltäubchen, wir lassen euch alleine.“
„Und schauen Ron dabei zu, wie er feststellt, dass jede einzelne Boxershorts von ihm heute Morgen ein wenig schlecht gelaunt ist.“
Voller Elan verschwanden die beiden die Treppe wieder hinauf und ließen Harry und Ginny zurück, die sich kurz ansahen und dann in breites Gelächter ausbrachen.
*~*~*~*
Zwar waren Rons Haare schon bald wieder in ihrer normalen Farbe, aber die Tatsache dass Professor McGonagall eine komplette halbe Stunde damit verbracht, jede seiner Boxershorts vom Zauber der Zwillinge zu befreien, sprach sich so schnell im Schloss herum, dass er sich für den Rest der Weihnachtsferien stets den Scherzen der anderen Schüler ausgesetzt sah.
Nichtsdestotrotz weigerte Ron sich standhaft mit seinen Freunden zu sprechen, nachdem diese sich beim Weihnachtsball `auf Hermines Seite gestellt hatten´, wie er selbst Neville – mit dem er nun den Großteil seiner Freizeit verbrachte - sein Verhalten erklärt hatte.
Hermine selbst hatte den grausamen Streit an dem Abend schon wieder vergessen und verbrachte nun immer mehr Zeit in der Bibliothek. Offiziell, um sich stärker auf ihre Ausbildung zu konzentrieren, aber ihre Freunde wussten, dass sie sich hauptsächlich mit Viktor Krum zusammen zwischen die alten Bücher verzog.
„Ich will gar nicht genau wissen, was ihr beide in der Bibliothek macht Hermine.“ hatte Harry ihr am Ende der Ferien lachend beim Frühstück gesagt.
„Aber Ginny hat gestern Abend erst das Rätsel um das goldene Ei gelöst. Also wirst du die letzten zwei Wochen wohl nicht nur geforscht haben.“
Tatsächlich hatte Ginny sich bis zum Ende der Ferien damit Zeit gelassen das in der ersten Aufgabe gewonnene goldene Ei zu entschlüsseln. Umso fröhlicher war sie, dass ihre Mutter scheinbar von Dumbledore überzeugt worden war, dass die zweite Aufgabe keineswegs zu gefährlich sei und sie nicht geändert werden müsste.
Sie würde etwas was ihr viel bedeutet aus dem großen See retten müssen – also Harry aus den Händen der Meeresleute befreien. Und dank Harrys Erfahrung, kannte sie bereits eine Möglichkeit unter Wasser zu atmen und wusste, dass keiner der am Meeresgrund gefangenen wirklich in Gefahr schwebte. Kurz gesagt: sie würde sich kaum auf die Aufgabe vorbereiten müssen.
Hermines Abgelenktheit kam ihr dabei nur zu Gute, genauso wie die Tatsache, dass Marco und Jonna endlich offiziell ein Paar waren und sich lieber Händchenhaltend und knutschend durchs Schloss bewegten, als Harry und Ginny zu helfen.
Umso erstaunter war Ginny, als sie drei Tage vor der zweiten Aufgabe mit Harry zusammen in der großen Halle zum Mittagessen war und eine aufgebrachte Hermine auf sie zugelaufen kam, gefolgt von Marco und Jonna.
„GINNNY! Es tut mir so leid! Wir haben dich gar nicht auf die zweite Aufgabe vorbereitet! Wir müssen noch Zauber raussuchen und dir beibringen! Ich werde gleich in die Bibliothek gehen und…“
Hermines Gesicht war rot angelaufen und Ginny unterbrach sie fröhlich, bevor ihre Freundin noch erstickte.
„Hermine, atme! Du kannst dich beruhigen, Harry und ich haben alles vorbereitet.“
Hermines Augen weiteten sich und ihr Mund formte ein großes „O“.
„Es gibt also Nichts was wir noch für dich tun können?“ fragte Jonna und Marco ergänzte.
„Wir wollen nämlich nicht, dass du glaubst wir hätten keine Zeit mehr für dich. Wir waren alle so beschäftigt in letzter Zeit.“
Ginny lächelte ihre Freunde an.
„Macht euch keine Sorgen, Harry und ich haben wirklich alles vorbereitet. Ich hab das Rätsel direkt nach den Ferien gelöst und Harry hat mir alles besorgt was ich brauche.“
Sie lächelte ihren Freund an, der es tatsächlich geschafft hatte, dass Professor Snape ihnen freiwillig eine Hand voll Dianthuskraut gegeben hatte.
„Und wir verstehen dass ihr beschäftigt ward.“ sagte Harry mit einem Grinsen.
„Es kostet einiges an Zeit die Besenkammern zu erkunden und sich in der Bibliothek vor Madam Pince zu verstecken.“
Marco nickte nur grinsend, während Hermine und Jonna rote Köpfe bekamen.
„Und du bist uns wirklich nicht böse?“ fragte Hermine noch, als sie sich neben Ginny setzte.
„Nein, wirklich nicht. Es ist alles vorbereitet.“
Und es war wirklich alles vorbereitet, als sie drei Tage später am Ufer des großen Sees stand und Ludo Bagman zuhörte, der den Zuschauern die neue Aufgabe erklärte.
Ihre Hände in ihre Tasche gesteckt, das Dianthuskraut fest umgriffen, wartete sie auf den Beginn der Aufgabe – sie wollte Harry möglichst schnell wieder an Land holen.
Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie an den vorigen Abend zurückdachte, an dem nicht nur Harry sondern auch Hermine in Professor McGonagalls Büro gerufen worden waren. Hermines Kopf war Puterrot angelaufen, als Harry ihr seine Theorie erklärt hatte, warum auch sie in das Büro kommen sollte und dass auch sie wohl in der Nacht nicht in den Gryffindorturm zurückkehren würde.
„Es ist so weit, unsere Champions sind bereit für die nächste Aufgabe, die auf meinen Pfiff hin beginnt.“
Bagmans magisch verstärkte Stimme holte sie aus ihren Gedanken zurück.
„Eins…Zwei…Drei!“
Ein lauter Pfiff hallte in der kalten, windstillen Luft wieder und auf den Tribünen brach Jubel und Beifall los.
Ohne auf die anderen Champions zu achten, zog Ginny das Dianthuskraut aus ihrer Tasche, stopfte es sich in den Mund und watete in den See hinaus.
Das Wasser war eiskalt und so wandte sie - dankbar für Harrys Planung - schnell einen Wärmezauber auf ihren Körper an, der die entstandene Gänsehaut direkt wieder verschwinden ließ.
Ein weiterer Schwenk ihres Zauberstabs und ihre Kleidung verwandelte sich in einen Badeanzug, mit dem sie sich sicherlich besser fortbewegen konnte, als mit dem langen und schweren Umhang.
Sie kaute möglichst schnell und schluckte das unangenehm schleimige Dianthuskraut zügig hinunter. Der Applaus von der Tribüne brandete zu ihr herüber, als sie im Wasser stand und auf die Wirkung des Krauts wartete. Ihr Blick wanderte – die anderen Champions schienen alle schon verschwunden zu sein und sie begann ungeduldig mit ihrem Finger auf ihrem Oberarm zu tippen.
Dann, ganz plötzlich, fühlte sie sich als würde ihr ein unsichtbares Kissen über Mund und Nase gedrückt. Sie griff sich an den Hals und spürte die großen, gelippten Schlitze gleich unter ihren Ohren, auf die sie gewartet hatte – sie hatte Kiemen.
Bltzschnell schmiss sie sich ins Wasser und merkte, wie das Wasser durch die Kiemen in ihren Körper eindrang und diesen mit Sauerstoff versorgte. Es war das merkwürdigste Gefühl, dass sie jemals gehabt hatte.
Wie von Harry berichtet, hatten sich Schwimmhäute zwischen ihren nun leicht grünen Zehen und Fingern gebildet. Sie hoffte inständig dass Harry sie niemals so sehen würde, auch wenn er es wahrscheinlich ungemein witzig finden würde.
Der Gedanke an Harry erinnerte Ginny wieder an ihre Aufgabe, die sie ohne weitere Umschweife anging. Sie glitt rasch durch das dunkle Wasser, in dem immer neue Landschaften aus Algen und Unterwasserpflanzen auftauchten. Sie schwamm immer tiefer und weiter hinaus in die Mitte des Sees – so wie Harry es ihr gesagt hatte – während kleine Fische wie Silberpfeile um sie herumflitzten.
Ihren Zauberstab fest umgriffen beobachtete sie ihre Umgebung, auf der Suche nach möglichen Gefahren wie Grindelohs, aber glücklicherweise begegneten ihr weder die kleinen, gehörnten Wasserdämonen noch sonstige Kreaturen auf ihrem Weg.
Fetzen des Liedes der Wassermenschen, wie es auch im goldenen Ei zu hören war, drangen zuerst an ihr Ohr, bevor wenige Schwimmzüge später ein großer Fels in ihr Blickfeld gelangte. Auf den Stein waren Wassermenschen gemalt; Sie trugen Speere und waren offenbar auf der Jagd nach Riesenkraken.
Ginny schwamm am Fels vorbei und entdeckte die primitiven und mit Algen bewachsenen steinernen Behausungen, in denen die Wassermenschen leben mussten. Sie schwamm durch die winzige Stadt der Wassermenschen und beobachtete die Bewohner der kleinen Häuser im vorbeischwimmen durch die Fenster. Ihre Haut war gräulich, ihre Augen gelb und ihre Haare dunkelgrün, lang und wild.
Einige der Wassermenschen kamen aus ihren Häusern - teilweise mit langen Speeren in den Händen – und beobachteten Ginny beim vorbeischwimmen.
Schnell bog Ginny um einen der Felsen, die die Wassermenschenstadt durchzogen. Dahinter tat sich ein sonderbares Schauspiel vor ihr auf. Eine ganze Schar Wassermenschen schwebte vor einer Häuserreihe, die eine Art Dorfplatz bildete. Ein Wassermenschenchor in der Mitte des Platzes sang jenes Lied, das die Champions anlocken sollte, und hinter dem Chor ragte eine Statue auf: ein gigantischer Wassermensch, mit groben Schlägen aus einem mächtigen Geröllblock gehauen. An die Schwanzflosse des Wassermenschen waren vier Menschen gefesselt.
Harry war zwischen Hermine und Cho Chang angebunden. Mit dabei war auch ein Mädchen, das nicht älter als acht schien. Harry hatte ihr bereits gesagt, dass dies Fleur Delacours kleine Schwester sei.
Alle vier schienen in einen sehr tiefen Schlaf versunken. Die Köpfe hingen schlaff herunter und Ströme feiner Blasen quollen aus ihren Mündern.
Mit einem Blick auf die beängstigend regungslosen Menschen war Ginny schlagartig klar, warum Harry seinerzeit alle vier retten wollte. Und hätte sie nicht gewusst, dass keinem der gefesselten etwas passieren konnte, hätte auch sie versucht alle zu retten.
Doch sie hatte dieses Wissen und schwamm entschlossen auf Harry zu, mit ihrem Zauberstab auf die dicken, glibberigen und zähen Tangschlingen deutend, mit denen er gefesselt war.
„Diffindo“ murmelte sie und auch wenn lediglich eine große Blase ihren Mund verließ, rissen Harrys Fesseln kaputt. Rasch legte sie Harrys Arm um ihre Schulter, griff mit ihrer eigenen Hand um seine Hüfte und begann mit raschen Zügen nach oben zu schwimmen.
Mühelos erreichte sie die Wasseroberfläche, an der sie großer Jubel erwartete als sie Harrys Kopf mit sich an die frische Luft zog. Seine Augen öffneten sich rasch und ein riesiges Lächeln schoss auf sein Gesicht.
„Du hast es geschafft!“ sagte er fröhlich und gab ihr einen kurzen Kuss auf den Mund. Ginny genoss das Gefühl seines warmen Mundes auf ihrem, merkte aber gleichzeitig wie der Sauerstoff langsam ihren Körper verließ. Sie brauchte immer noch Wasser in ihren Kiemen zum Atmen.
Auch Harry bemerkte in diesem Moment, dass die Wirkung des Dianthuskrauts noch immer anhielt, als er einen Blick auf die grünlichen Schwimmhäute zwischen Ginnys Fingern warf.
Er zog eine Augenbraue hoch und grinste seine Freundin an, deren Wangen rot anliefen. Blitzschnell zog sie ihre Hand von seiner Schulter zurück und verschwand wieder unter der Wasseroberfläche.
Harry wurde von Professor Dumbledore an Land geholt und getrocknet, doch er musste noch 15 Minuten warten, bis Ginny zu ihm an Land kommen konnte.
„Hübsche Schwimmhäute.“ flüsterte er ihr zu, als er sie in eine feste Umarmung zog. Ginny verdrehte die Augen.
„Typisch Harry Potter. Ich rette dich vor dem sicheren Tod bei den Wassermenschen und du ziehst mich auch noch damit auf.“
Harry lachte und schaute sie verschmitzt an.
„Und Ich werde den Zwillingen haargenau beschreiben, wie es ausgesehen hat. Das wird der Spaß ihres Lebens.“
Mit finsterem Blick schob Ginny sich aus seiner Umarmung und boxte ihm kräftig gegen die Schulter.
„Das wirst du nicht tun! Ich warne dich Harry, ich werde dich…“
Doch Ginnys Drohung ging unter, als Professor Dumbledore mit magisch verstärkter Stimme anfing die Siegerehrung durchzuführen. Sowohl sie als auch Harry vergaßen ihr spielerisches Gezanke, als ihnen schlagartig bewusst wurde, dass nun nur noch die dritte Aufgabe des Turniers auf sie wartete.
Es würde bald alles vorbei sein.
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