von hilgener-jung
Der Nikolaus kommt zwar spät, aber er kommt...
Ich möchte mich für die lange Wartezeit entschuldigen. Ich könnte jetzt unglaublich viele Gründe aufzählen, die mich am Schreiben gehindert haben. Aber alles in allem hat meine Begeisterung für Fanfictions einfach nachgelassen. Trotzdem werde ich versuchen, meine Geschichte noch zum Ende zu bringen! :)
Viel Spaß beim lesen!
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Gedankenverloren ging Harry neben seiner Freundin durch das Schloss, spürbar angespannt wegen der bevorstehenden dritten Aufgabe.
Hatten sie Voldemort tatsächlich richtig eingeschätzt? Und würde der Trank lange genug halten?
Ginny gab dem Wasserspeier das Passwort und der Zugang zu Dumbledores Büro wurde frei.
Es wirkte auf Harry so, als ob er für jede einzelne Stufe eine Ewigkeit brauchen würde. Er sagte dies seiner Freundin, die ihn mittleidig anschaute und nach seiner Hand griff.
„Es wird alles gut gehen!“
Gemeinsam öffneten sie die Tür zu Dumbledores Büro, in dem der Schulleiter bereits hinter seinem Schreibtisch saß. Zwei Flaschen mit einer dicklichen, dunklen Flüssigkeit standen vor ihm auf dem Tisch und blubberten leicht vor sich hin.
„Guten Morgen Miss Weasley, Harry. Professor Snape hat mir den Trank bereits gebracht. Und er hat ihn so gebraut, dass die Wirkung länger anhalten wird als bei dem normal Trank.â€
Der Schulleiter deutete auf die blubbernde Flüssigkeit und Ginny betrachtete sie neugierig, während Harry den Schulleiter musterte.
„Ist Sirius immer noch sicher, dass er es machen möchte?“ fragte er besorgt und auch Ginny wandte ihre Aufmerksamkeit nun dem Gespräch zu.
„Er ist sich sicher Harry. Er kennt die Gefahren und er ist sich trotzdem sicher.“ sagte Dumbledore in ruhigem Tonfall. Man merkte, dass er dieses Gespräch schon öfter mit Harry geführt hatte.
Harry seufzte und machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu, so dass er direkt vor den blubbernden Tränken stand.
Er griff mit seiner Hand auf seinen Kopf, riss sich ein paar einzelne Haare vom Kopf und ließ diese in eines der beiden Gläser fallen. Mit einem Mal stoppte das Blubbern und die dunkle Flüssigkeit nahm einen hellen, angenehmen Grünton an.
„Sehr schön Harry, ich werde Sirius den Trank geben, wenn er nachher kommt. Nun zu ihnen Miss Weasley, wir bräuchten ein Haar.“
Ginny wollte mit ihrer Hand in ihre Haare greifen, um ein einzelnes Haar herauszuziehen, aber Harry stoppte ihre Hand mit seiner eigenen.
„Du hast da ein Haar auf der Schulter liegen.“ sagte er und griff ein langes, Weasley-rotes Haar vom Pulli seiner Freundin.
„Du wirst alt, du hast schon Haarausfall.“
Harry grinste, aber Ginny boxte ihm in die Schulter und schnappte sich das Haar aus seiner Hand.
„Wenn ich alt bin, bist du ein Opa.“ antwortete sie und warf ihr Haar in die zweite Zaubertrankflasche.
Auch dieser Trank hörte auf zu blubbern und nahm eine feurige, rote Farbe an.
„Siehst du Harry, mein Trank sieht super aus. Deiner wie giftiger Schleim.“ sagte Ginny erfreut. Dumbledore gluckste und Harry verdrehte die Augen.
„Ich werde dafür sorgen, dass ihr den Trank später bekommt“ sagte der Schulleiter freundlich.
„Jetzt aber ab mit euch zum Frühstück.“
Auf dem Weg zum Frühstück alberten Harry und Ginny weiter, doch bevor sie die große Halle betraten stoppte Ginny und zog Harry in eine feste Umarmung.
„Sag mir dass alles gut wird.“ flüsterte sie in seine Schulter.
Harry küsste ihr sanft auf die Stirn.
„Es wird alles Gut Ginny. Ich verspreche es dir!“
Sie atmete tief ein und löste sich dann von Harry, ein schwaches Lächeln auf dem Gesicht.
Sie betraten die Halle und trafen auf Molly und Bill Weasley, die Ginny zumindest für ein paar Stunden von ihren Sorgen ablenken würden.
Harry hoffte dies zumindest, als er in seinen Abschlussprüfungen saß und ohne sich zu konzentrieren auf seinem Pergament rumkritzelte. Er wusste ohnehin zu viel, um diese Prüfung nicht zu bestehen.
Auch Hermine würde niemals durch eine der Prüfungen in Hogwarts fallen, da war sich Harry sicher. Umso erstaunter war er immer wieder über ihre Panikattacken, die das Ende einer Prüfung immer mit sich brachte.
„Ich habe bestimmt alle Fragen falsch beantwortet!!!“ kreischte sie aufgebracht, als sie beim Mittagessen saßen.
„Auf jeden Fall ist meine Antwort auf die dritte Frage falsch gewesen! Sie werden mich bestimmt aus Hogwarts werfen, wenn ich in allen Fächern mit `Troll´ benotet werde.
Jonna, Marco und er brauchten mehrere Minuten, um Hermine zu beruhigen. Doch Ginnys Ankunft machte alle Mühe zunichte.
„Hey ihr, wie liefen die Prüfungen?“ fragte Ginny grinsend, woraufhin Harry, Marco und Jonna anfingen heftig den Kopf zu schütteln. Doch es war zu spät und Hermine begann sofort mit einer bitterlichen Rede darüber, dass sie wahrscheinlich in allen Fächern durchgefallen sei und dass sie unbedingt mehr lernen muss, bevor im nächsten Jahr die ZAG anstehen.
Harry verdrehte die Augen und flüsterte ihr ins Ohr.
„Sie hat gerade erst aufgehört mit ihrer Panikattacke, nachdem sie die letzte Viertelstunde geredet hatte.“
Entschuldigend blickte Ginny ihre Freunde an, während Jonna versuchte Hermine erneut zu beruhigen. Doch es brauchte mehrere Minuten und das gute Zureden von Molly Weasley, bis Hermine sich schließlich wieder gefangen hatte.
Die nächsten Stunden verbrachten alle zusammen in der Sonne auf dem Schlossgelände.
„Ich möchte noch etwas allein sein, um mich auf die Aufgabe zu konzentrieren.“ sagte Ginny, aber Harry griff direkt nach ihrer Hand.
„Ich begleite dich. Zumindest bis zum Gemeinschaftsraum!“
Ginny nickte, verabschiedete sich von den anderen und die beiden verschwanden zum Eingang des Schlosses, während Molly Weasley ihnen mit einem wissenden Grinsen hinterherschaute.
Sie war sich sicher, dass die beiden nur ein wenig Zeit für sich haben wollten. Und auch wenn sie dies normalerweise wohl unterbunden hätte, wollte sie an einem so aufregenden Tag für ihre Tochter nochmal ein Auge zudrücken.
Doch weder Ginny noch Harry konnten ihre Zweisamkeit genießen, als sie den Gemeinschaftsraum betraten und direkt auf die Treppen zum Jungenschlafsaal durchgingen.
„Es wird bestimmt ein komisches Gefühl sein, dich zu sehen nachdem du den Trank genommen hast.“ sagte Ginny und Harry grinste, während sein Gesicht rot wurde.
„Es wird auf jeden Fall interessant.“
Er öffnete die Tür zum leeren Schlafsaal und ging auf sein Bett zu, an dem überraschenderweise die Vorhänge zugezogen waren. Er öffnete sie mit einem Ruck und riss erstaunt die Augen auf, als er in sein eigenes Gesicht blickte.
In seinem Bett lag eine exakte Kopie von ihm selber, von den Haaren, über die Brille, bis hin zu den Schuhen die er gerade trug. Er spürte wie Ginny neben ihm anfing sich vor Lachen zu schütteln, als der zweite Harry mit einem breiten Grinsen vom Bett aufstand.
„Schön dich zu sehen!“ sagte der zweite Harry und hielt dann kurz inne.
„Ich meine, schön mich zu sehen.“
Ginny lachte nun laut los und ließ sich auf das Bett fallen, während die beiden Harrys sich gegenüber standen und interessiert musterten.
„Auch schön dich zu sehen Sirius.“ antwortete Harry schließlich und zog sich selbst in eine kurze, männliche Umarmung.
„Du bist dir also wirklich sicher?“ fragte er und musste selber kurz auflachen, als Sirius die Augen verdrehte. Es war zu merkwürdig, sich selber gegenüber zu stehen.
„Natürlich bin ich mir sicher! Sonst hätte ich nicht meinen Prachtkörper für dieses dürre Gestell eingetauscht.“
Harry verdrehte nun selber die Augen und schaute auf die Uhr.
„Ok Ginny, ich denke, dann sind wir jetzt dran.“
Ginny, die gerade noch gelacht hatte, wurde schlagartig ernst und nickte kurz ihrem Freund zu.
„Kreacher?“ sprach dieser in den Raum hinein und sofort erschien der kleine Hauself mit einem leisen `Plop´. In einer Hand hielt er die Zaubertrankflasche mit der roten Flüssigkeit, die heute Morgen noch in Dumbledores Büro gestanden hatte, während er unter dem anderen Arm Kleidung eingeklemmt hatte, die genauso aussah wie die, die Ginny gerade anhatte.
Harry nahm ihm dankend die Dinge aus der Hand, woraufhin der Hauself direkt wieder verschwand.
Sirius grinste und Ginny schaute ihn nachdenklich an, sich leicht auf die Unterlippe beißend, als Harry die Zaubertrankflasche öffnete.
„Ich hasse es, Vielsafttrank zu nehmen.“ sagte er und lächelte Ginny zu.
„Aber es ist bestimmt interessant sich in dich zu verwandeln.“
Ohne weiter zu warten setzte er das Fläschchen an seinen Mund an und nahm einen kleinen Schluck von der roten Flüssigkeit. Der Trank schmeckte erstaunlich angenehm und auch wenn das Schrumpfen seiner Knochen natürlich ein komisches Gefühl für Harry war, war die Verwandlung keineswegs schmerzhaft. Doch Harry beachtete zunächst weder seine kleiner werdenden Hände oder die roten Haare, die ihm nun über die Schultern wuchsen, sondern beobachtete Ginny, die seine Verwandlung angespannt verfolgte.
„Sirius, würdest du kurz rausgehen, damit ich mich umziehen kann?“ sagte er, aber Sirius schien Ginnys ernstes Gesicht nicht zu bemerken.
„Du willst ja nur alleine sein, damit du an deiner Brust rumspielen kannst.“ sagte Sirius lachend und Harry verzog das Gesicht. Hörte sich sein Lachen wirklich so an?
„Bitte Sirius, geh kurz raus.“ sagte er mit ernster Stimme und auch Sirius schien die veränderte Atmosphäre im Raum nun zu bemerken und folgte der Aufforderung.
„Ich gebe euch zehn Minuten, dann müssen wir zum Abendessen runter.“
Als die Tür hinter ihm zugezogen war, drehte Harry sich direkt zu Ginny um, die ihren Blick nun fest auf den Boden gerichtet hatte.
„Was ist los mit dir Gin?“ fragte er sanft und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Ohne Aufzublicken antwortete Ginny.
„Ich weiß es ist doof von mir… aber du hast meinen Körper noch nie wirklich gesehen… also ohne Kleidung… und jetzt musst du dich gleich umziehen und so rumlaufen… und irgendwie hab ich Angst, dass du mich hässlich findest.“
Harry zog seine Freundin in eine Umarmung, aber diese drückte ihn direkt wieder weg.
„Und es ist komisch, dass du wie ich aussiehst und so riechst wie ich.“
Harry schaute sie angespannt an.
„Ich weiß dass es für dich komisch sein muss, dass ich wie du aussehe. Ich war ja selbst eben in der Situation, mir selber gegenüber zu stehen. Und ich weiß wie verwirrend das sein kann.“
Er legte Ginny einen Arm auf die Schulter und lächelte, als sie seinen Arm nicht wegschob.
„Aber du bist nicht hässlich Ginny. Das musst du mir glauben! Und wenn heute alles gut geht – und das wird es – dann werden wir beide noch viele Gelegenheiten haben unsere Körper zu sehen.“
Ginny gluckste laut auf und beide standen sich kurz mir roten Wangen gegenüber, bevor Harry seine Freundin wieder umarmte. Diesmal wehrte Ginny sich auch nicht und zog sich kräftig an ihren eigenen Körper.
„Der Tarnumhang liegt in meinem Koffer. Sei vorsichtig dass dich niemand sieht.“ sagte Harry nach kurzer Zeit und Ginny nickte.
„Sei vorsichtig.“ flüsterte sie ihm leise zu, bevor sie ihn losließ. Mit geschlossenen Augen, einem roten Kopf und etwas Hilfe von Ginny zog Harry sich hastig um und mit einem letzten Nicken öffnete er die Tür und verschwand mit Sirius zusammen die Treppen zum Gemeinschaftsraum herunter.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch suchte Ginny den Tarnumhang aus Harrys Koffer und stellte sich, in diesen gehüllt, seufzend an das Fenster des Jungenschlafsaals. Ihr blieb Nichts weiter übrig als zu warten.
*~*~*~*
„Ginny? GINNY?“ besorgt rüttelte Hermine an Harrys Schulter, der die letzten Minuten wie in Trance vor sich hergeschaut hatte, alle Gesprächsversuche seiner Freunde ignorierend. Auch das Essen auf seinem Teller war noch unberührt.
„Is schon ok Mine.“ nuschelte Sirius mit vollem Mund. Er saß neben Harry und schlang schon den dritten Nachschlag Nudeln herunter. Harry aß sonst nie so viel und er war sich sicher, dass zumindest Hermine das für Harry merkwürdige Verhalten bemerkte, welches Sirius an den Tag legte. Umso dankbarer war er, dass sie nichts sagte.
„Ginny ist schon konzentriert. Das ist ein gutes Zeichen.“ Sirius legte einen Arm um Harrys Schultern, der ihn daraufhin verwirrt anschaute.
„Habt ihr was gesagt?“
„Du solltest noch etwas Essen. Damit du bei der Aufgabe gleich fit bist.“ erwiderte Sirius lächelnd und deutete auf den Teller vor Harry. Langsam und widerwillig fing dieser an in den Nudeln rumzustochern.
Doch bevor er auch nur ein Viertel von seinem Teller gegessen hatte, erhob der Schulleiter am Lehrertisch die Stimme und bat alle Schüler und die Familien der Champions die Halle zu verlassen, während die Champions zu ihm nach vorne kommen sollten.
„Viel Glück Ginny.“ sagte Sirius und gab Harry einen schnellen Kuss auf die Wange, woraufhin beide rot anliefen. Es war zu merkwürdig für die zwei Männer, ein verliebtes Pärchen zu spielen.
„Oh Ginny, pass ja auf dich auf!“ schluchzte Mrs. Weasley und zog Harry in eine ihrer knochenbrechenden Umarmungen. Es dauerte einige Minuten, bevor sie ihn wieder los ließ.
„Auch von uns viel Glück Ginny!“ sagten die anderen. Die Zwillinge und Bill umarmten ihn kurz, bevor sie langsam aus der Halle gingen.
Harry machte sich auf den Weg zu Professor Dumbledore und kam auf dem Weg auch an Ron vorbei, der neben Seamus und Dean am Tisch gesessen hatte. Er schaute die Form seiner Schwester kurz an und Harry dachte einen Moment lang, er würde zu ihm kommen. Aber letztendlich formte er nur mit seinem Mund die Worte „Viel Glück“ und drehte seinen Kopf wieder weg.
Harry verdrehte die Augen und ging weiter zum Schulleiter, der ihn und die anderen Champions hinunter zum Quidditchfeld führte.
Er sah kurz zum Turm hoch, in dem der Gryffindor Gemeinschaftsraum lag und glaubte den Schatten einer zurückgebliebenen Person in einem der Fenster entdecken zu können. Aber sonst schien keiner Augen für das Schloss zu haben.
Viel mehr zog ein riesiges Labyrinth aus Hecken, welches über die Nacht auf dem Quidditchfeld gewachsen war, die Aufmerksamkeit des Trosses auf sich. Alle Champions warfen interessierte Blicke auf das dichte Gewächs, bevor sie in ein großes Zelt geführt wurden.
Alle außer Harry, der seinen Blick vom Schloss abgewandt hatte und nun gedankenverloren auf das Amulett starrte, welches Professor Moody ihnen einst gegeben hatte und welches er und Sirius auch heute trugen.
Was wäre, wenn Voldemort nicht wie von Professor Dumbledore erwartet reagiert?
Was wäre, wenn sie sich verspekuliert hätten?
Er verpasste Ludo Bagmans Erklärungen zur kommenden Aufgabe und erst als Professor Dumbledore ihn gezielt ansprach, bekamen die Preisrichter seine Aufmerksamkeit.
„Miss Weasley hat in den ersten beiden Aufgaben zusammen am besten abgeschnitten und wird von daher als erste den Irrgarten betreten. Ihr folgen Mr. Diggory, Mr. Krum und schließlich Miss Delacour. Sobald wir sie gleich aus dem Zelt gerufen haben, werden wir ihnen stets mitteilen, wann sie den Parcour betreten dürfen. Wir wünschen ihnen viel Glück.“
Der Applaus war gewaltig, als die vier Champions das Zelt verließen.
Plötzlich erstaunlich gelassen blickte Harry über die vollbesetzte Tribüne und betrachtete kurz die angespannten Gesichter der anderen Weasleys, die sich zusammengesetzt haben um Ginny anzufeuern. Sirius winkte ihm energisch zu und er lachte kurz auf bei dem Anblick.
Ein Lächeln blieb auf seinem Gesicht und er winkte kurz Ginnys Familie, als Ludo Bagman auch schon mit magisch verstärkter Stimme zu sprechen begann.
„Herzlich Willkommen meine Damen und Herren, zur finalen Aufgabe des Trimagischen Turniers. Wie ich sehe, sind die Champions bereit ihre neue Herausforderung anzugehen und von daher eröffne ich ohne weitere Umschweife die dritte Aufgabe. Miss Weasley, auf `drei´ dürfen sie beginnen. Eins – Zwei – Drei!“
Wieder brandete Applaus auf, diesmal noch lauter, gemischt mit Pfiffen und Anfeuerungsrufen.
Harry lief in den Irrgarten hinein.
Die hoch aufragenden Hecken warfen schwarze Schatten über den Weg und erstickten den Lärm der Menge. Er zog Seinen Zauberstab und entfachte mit einem wortlosen Zauber ein schwaches Licht.
Er folgte dem langen Gang bis hin zur ersten Gabelung, an der er sich nach links wandte. Zielstrebig eilte er den Weg entlang, den er schon einmal gegangen war und den er so oft im Denkarium gesehen hatte, und wandte sich an der nächsten Gabelung noch einmal nach links.
Alle Sinne angespannt, immer auf eine Überraschung wartend, hielt er seinen Zauberstab fest umschlossen, während er den wie ausgestorben dar liegenden Weg entlang lief.
In seiner Erinnerung war an dieser Stelle immer Cedric aus einem der angrenzenden Wege gekommen, doch diesmal waren weder Rascheln noch Schritte zu hören. Dieses Mal war Cedric auch erst später in den Irrgarten gestartet.
Überhaupt hatte er bisher noch kein Geräusch gehört, seit er das Labyrinth betreten hatte.
Umso überraschter war er, als plötzlich ein lauter Knall hinter einer der Hecken zu hören war, gefolgt von Cedrics lautem Fluchen. Er blieb stehen und drehte sich ruckartig zu den Geräuschen hin, Cedrics Worten lauschend.
„Verfluchte Kröter!“ schrie dieser und Harry atmete tief durch. Cedric war lediglich Hagrids knallrümpfigen Krötern begegnet. Beruhigt drehte er sich um und steuerte auf die nächste Abbiegung des Irrgartens zu. Doch als er um die dunkle Ecke bog, stoppte ihm beinahe das Herz.
Mitten in der dunklen Gasse, zwischen den nun beängstigend eng aneinander stehenden Hecken, stand eine bedrohliche Gestalt, mit langen, dürren Fingern und mit Blutroten, kleinen Augen. Ein schmaler, kahler Kopf ließ die Gestalt wie eine Schlange aussehen. Doch befand sich dieser Kopf nicht auf einem Schlangenkörper, sondern auf den Schultern eines Menschen.
Lord Voldemort stand in der Mitte des Gangs.
Erschrocken festigte sich Harrys Griff um seinen Zauberstab, während er mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen auf den dunklen Zauberer startete.
„Aber, aber, das kann nicht sein!“ sagte er entsetzt, doch Voldemort ignorierte ihr Gestammel komplett. Er machte einen Schritt auf ihn zu und hob seinen Zauberstab.
Doch statt einen Zauber auf den erstarrten Harry zu schleudern, fingen Voldemorts Züge plötzlich an zu verlaufen. Die Figur vor ihm fiel auf den Boden und blieb regungslos liegen, während ihr Körper schrumpfte und ihre Gesichtszüge sich änderten.
Lange rote Haare wuchsen an dem eben noch kahlen Kopf herunter und umhüllten das leblos blasse Gesicht, das mit glasigen braunen Augen in den Himmel starrte.
Mit weit aufgerissenen Augen stand nun Harry, in Ginnys lebendigem Körper, Ginnys toten Ebenbild gegenüber. Doch hatte er eben tatsächlich für einen kurzen Augenblick geglaubt, dass Lord Voldemort ihr persönlich gegenüberstand, wusste er nun mit welcher Kreatur er es zu tun hatte.
Tief durchatmend richtete er seinen Zauberstab auf den leblosen Körper vor ihm. Seine Stimme zitterte, als er den Zauber sprach.
„Ridi…riddikulus.“
Es gab einen lauten Knall und der Irrwicht verpuffte zu einem Rauchwölkchen.
So schnell er konnte ging Harry weiter.
Links… Rechts… Wieder links. Doch das Aufeinandertreffen mit dem Irrwicht hatte ihn sehr mitgenommen. Er bekam den Anblick seiner leblosen Freundin, die blassen, kalten Augen nicht mehr aus dem Kopf. Und es beschäftigte ihn so sehr, dass er einmal tatsächlich falsch abgebogen war. Er stand plötzlich vor einer Heckenwand in einer Sackgasse, drehte sich aber hastig um und nahm eine andere Abbiegung.
Weit hinter sich hörte er einen lauten, hohen Schrei, der von Fleur stammen musste. Doch er hatte nicht die Zeit, sich nach der Französin umzusehen.
Unentwegt marschierte er weiter durch das Labyrinth und wusste, dass der Pokal nun irgendwo in seiner Nähe sein musste.
Minutenlang traf er im Labyrinth auf Nichts, bis ihm hinter einer der Abbiegungen plötzlich ein Knallrümpfiger Kröter gegenüberstand. Über drei Meter lang, sah der Kröter eher aus wie ein riesiger Skorpion und Harry wusste, wie stabil der Panzer der Kreatur war.
Er atmete tief durch und zielte genau auf den unteren Teil des Kopfes, von dem er wusste dass er nicht durch einen Panzer geschützt war.
„Impedimenta!“
Doch der Zauber verfehlte sein Ziel und der Kröter bewegte sich nun beeindruckend schnell auf ihn zu.
„Impedimenta!“
Wieder verfehlte der Zauber sein Ziel und der Kröter war nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Harry schluckte schwer, er musste die Kreatur stoppen, bevor sie in seiner Nähe explodierte.
„Impedimenta!!“
Beim dritten Mal traf sein Zauber die gewünschte Stelle und der Kröter erstarrte unmittelbar vor seinen Beinen.
Hastig lief er an dem riesigen Geschöpf vorbei, wohl wissend dass der Zauber nicht lange anhalten würde. Er rannte den Weg entlang und bog nach rechts in einen neuen langen Weg ein.
Er war ein paar Minuten lang auf dem Weg gegangen, als er etwas auf dem parallel verlaufenden Pfad hörte, das ihn aufhorchen ließ.
„Was tust du da?“ hörte er Cedric schreien.
„Was zum Teufel machst du da?“
Und dann hörte er Krums Stimme.
„CRUCIO!“
Die Luft war erfüllt von Cedrics Schreien. Entschlossen hob Harry den Zauberstab und richtete ihn auf die Hecke, die ihn von den beiden anderen Champions trennte.
„REDUCTO!“
Durch seine Entschlossenheit schien der Reduktor-Fluch besonders kräftig geworden zu sein, da sich tatsächlich ein großes Loch in der Hecke hervortat, die eigentlich gegen magische Angriffe geschützt war. Er zwängte Ginnys kleinen Körper durch das Loch und kam auf dem anderen Gang an, auf dem Cedric zuckend und zappelnd auf dem Boden lag. Über ihm stand Krum.
„Stupor!“ schrie Harry und der Fluch traf Krum im Rücken, bevor dieser sich auch nur zu ihm umdrehen konnte. Augenblicklich hörte Cedric auf zu zucken und lag nur noch keuchend im Gras, mit den Händen auf dem Gesicht.
„Bist du verletzt?“ fragte Harry.
„Nein“ keuchte dieser. „Nein… Ich glaubs einfach nicht… er hat sich hinter meinem Rücken angeschlichen… ich hab ihn gehört, hab mich umgedreht und da hatte er schon den Zauberstab auf mich gerichtet.“
Er blickte zu Harry auf und hielt inne, als er bemerkte dass auch er seinen Zauberstab auf ihn gerichtet hatte und ihn mit entschuldigendem Gesichtsausdruck anschaute.
„Es tut mir Leid Cedric, aber du wirst mir noch dafür dankbar sein.“ sagte Harry leise und Cedrics Augen weiteten sich.
„Stupor!“
Der Zauber traf Cedric in die Brust und sein Kopf fiel unsanft auf den Boden zurück, auf dem er bewegungslos liegen blieb. Seinen Zauberstab in die Luft reckend ließ Harry rote Funken erscheinen – das Zeichen für die Lehrer, dass etwas passiert war.
Ohne weiter zu warten drehte er sich um und ging weiter durch den Irrgarten, der Mitte des Feldes immer näher kommend.
Er wusste dass die anderen Champions nun alle außer Gefecht waren und nur er alleine den Pokal erreichen konnte. Doch er wusste auch, dass der restliche Weg zur Mitte des Labyrinths keineswegs ein Selbstläufer werden würde.
Und diese Annahme bestätigte sich, als er nach der nächsten Abbiegung einer Sphinx gegenüberstand. Er hoffte inständig, sie würde ihm tatsächlich das gleiche Rätsel noch einmal stellen.
Die langen Mandelaugen der Sphinx ruhten auf ihm, als sie seinen Weg blockierte und mit tiefer, heiserer Stimme zu sprechen anfing.
„Du bist deinem Ziel sehr nahe. Der schnellste Weg führt an mir vorbei. Aber ich werde dich erst vorbei lassen, wenn du mein Rätsel gelöst hast. Antworte richtig beim ersten Versuch – und ich lass dich vorbei. Antworte falsch – und ich werde dich angreifen. Schweig – und ich lasse dich unversehrt zurückweichen.“
Die braunen Augen von Ginnys Körper zeigten keine Angst, als Harry mit ruhiger Stimme sprach.
„Gut. Kann ich das Rätsel hören?“
Die Sphinx ließ sich mitten auf dem Weg auf die Hinterbeine nieder und sprach:
„Erst denk an den Ort, an dem wir gerade stehen,
von Hecken umhüllt und mit Fallen versehen.
Doch um das Ganze nicht zu verwässern,
nimm von dem Wort nur die ersten drei Lettern.
Nun denk an etwas, das Werwölfe in sich tragen,
ein Teil von unwissend und der Anfang von `wagen´.
Und dann an ein Wörtchen, wie du dich selbst nennst,
drei Buchstaben nur, ich weiß dass du´s kennst.
Und schließlich denk an das Doppelte der Schritte,
den Anfang der Träume und die Mitte der Bitte.
Nun füg sie zusammen und du wirst erkennen,
das Wesen dessen Namen du musst nennen.“
Er starrte die Sphinx mit offenem Mund an. Es war tatsächlich ein neues Rätsel und er würde erneut überlegen müssen.
„Könntest du das Gedicht nochmal wiederholen?“ fragte er die Sphinx und diese sagte die Verse noch einmal auf. Harry hörte aufmerksam zu.
„Der Ort an dem wir gerade stehen? Also ein Labyrinth - ein Irrgarten. Also fängt das Wesen dass du suchst entweder mit Lab oder mit Irr an.“
Die Sphinx lächelte geheimnisvoll, kommentierte Harrys Vermutungen aber nicht.
„könntest du den Rest nochmal sagen?“ fragte Harry und wieder sagte die Sphinx ihr Gedicht auf.
„Ein Teil von Werwölfen… der Anfang von `wagen´â€œ flüsterte Harry vor sich her.
„Das `w´! Das kommt in allen drei Wörtern vor und `wagen´ fängt mit einem w an. Dann ist der erste Teil `Irr´, `Labw´ macht ja keinen Sinn.“
Es dauerte nicht lange bis Harry auch die letzten beiden Hinweise entschlüsselt hatte und der Sphinx stolz die Lösung sagte.
„Irrwicht! Die Antwort ist `Irrwicht´!“
Die Sphinx schenkte ihm ein breites Lächeln. Sie erhob sich, streckte die Vorderbeine aus und wich dann zur Seite, um Harry vorbeizulassen.
„Danke!“ sagte dieser und hastete weiter.
Er war nun ganz nah am Pokal dran, das wusste er. Noch einmal gabelte sich der Weg vor ihm und er entschied sich für die rechte Abbiegung. Er stürzte sich in den Weg hinein und sah jetzt ein Licht vor sich.
Keine hundert Meter entfernt, auf einer Säule, schimmerte ihm der Trimagische Pokal entgegen.
Mit entschlossenem Schritt legte er diese letzten Meter zurück und stand schließlich endlich vor dem Pokal. Er holte die kleine Flasche mit dem Vielsafttrank aus seinem Umhang und nahm einen kräftigen Schluck. Ein wärmendes Kribbeln breitete sich über seinen Körper aus und dämmte seine Furcht ein wenig.
Es würde sicherlich alles gut gehen!
Noch einmal schaute er auf das Amulett um seinen Hals, atmete tief ein und hielt eine Hand über einen der schimmernden Henkel des Pokals.
Mit festem Griff umschloss seine Hand den Henkel des Pokals.
Im selben Moment spürte er das erwartete Reißen hinter seinem Nabel. Er verlor den Boden unter den Füßen und wurde hinein gesogen in einen zornig wirbelnden Sturm aus Farben.
Seine Füße schlugen hart auf der Erde ein, aber Harry schaffte es trotzdem noch sich auf den Beinen zu halten. Er ließ den Pokal, der wie erwartet als Portschlüssel gedient hat, zu Boden fallen und hob den Kopf.
Er stand auf dem dunklen, überwucherten Friedhof, der ihm so elendig vertraut war und blickte auf die kleine Kirche, die hinter einer großen Eibe am Ende des Friedhofs stand.
Sein Blick huschte weiter zu einem kleinen Hügel, auf dessen Kuppe die Umrisse des alten, stattlichen Riddle Hauses zu sehen war.
Ginnys Zauberstab fest umklammert wandte er seine Augen von dem Haus ab und ließ sie über den Friedhof wandern.
Er erkannte die Gestalt, die durch die Dunkelheit zwischen den Gräbern hindurch auf ihn zukam, auch wenn er ihr Gesicht nicht erkennen konnte.
Es war Wurmschwanz, der das Wesen, welches Voldemort geworden war, in seinen Armen trug. Ein pochender Schmerz breitete sich in Harrys Kopf aus, doch er hatte geübt seine Gedanken zu verschließen und die Schmerzen zu ignorieren.
„Fessele sie!“
Die kalte, hohe Stimme Voldemorts hatte gesprochen und Harry umklammerte den Zauberstab noch fester – auch wenn er sich nicht wehren durfte.
Wurmschwanz legte das Bündel aus seinen Händen auf den Boden. Er murmelte etwas und dicke Seile schossen aus seinem Zauberstab heraus, auf Harry zu, und fesselten ihn bevor er sich bewegen konnte an den großen Grabstein.
„Tu es jetzt!“ befahl Voldemort mit hoher Stimme und Harry schauderte, als Wurmschwanz mit seinen Händen nach seinem Hals griff.
Er zog mit seiner einen Hand an dem Amulett und drückte mit seinem Zauberstab fest gegen das kalte Metall.
„Portus!“ sagte er und ließ Harry direkt wieder los, sich laut keuchend vom Grabstein wegbewegend.
Für den Bruchteil einer Sekunde war der Friedhof in eine gespannte Stille getaucht. Doch dann ertönte ein lauter Knall und mit einem gleißend hellen Lichtblitz landete ein Körper vor Harrys Füßen.
Sein eigener Körper lag nun vor Harry auf dem Boden, die Brille durch den Sturz vom Gesicht gefallen.
Sirius richtete sich auf, wild umherschauend, doch bevor er etwas sagen konnte war auch er neben Harry an den Grabstein gefesselt. Der Plan war bis hierhin aufgegangen und jetzt lag alles an ihren Schauspielkünsten.
„Harry? HARRY? Hilf…“
Mit einem weiteren Schwenker seines Zauberstabs hatte Pettigrew Harry verstummen lassen.
„Es wird alles gut.“ flüsterte Sirius ihm zu, woraufhin Voldemorts kaltes Lachen die Nacht durchbrach.
„Nichts wird gut für dich Harry Potter.“ tönte es aus dem Bündel, welches Wurmschwanz eben noch getragen hatte.
„Beeil dich Wurmschanz!“
Harry hielt den Atem an, als Wurmschwanz mit Schweiß auf der Stirn die Zeremonie vorbereitete, durch die Voldemort wieder auferstehen sollte. Er hörte, wie Sirius stark die Luft einsog, als Wurmschwanz das schleimige Bündel in das kochende Wasser warf. Und er konnte seinen Paten verstehen – Voldemort lieferte einen furchterregenden Anblick.
„Knochen des Vaters, unwissentlich gegeben, du wirst deinen Sohn erneuern!“
Pettigrews Stimme zitterte, als er das Ritual begann und sein Schmerzensschrei hallte auf dem Friedhof wieder, als er sich seine eigene Hand abtrennte.
„Fleisch – deines Dieners – w-willentlich gegeben – du wirst – deinen Meister – wieder beleben.“
Das Gebräu im Kessel nahm ein brennendes rot an, so hell, dass es leuchtete.
Mit angsterfülltem Atem ging Wurmschwanz nun keuchend auf Sirius zu, der diesen mit großen Augen beobachtete.
„B-Blut deines Feindes – mit Gewalt genommen – du wirst – deinen Gegner wieder erstarken lassen.“
Die Spitze des Dolches bohrte sich durch die Beuge von Sirius rechten Arm. Blut sickerte an dem Dolch hinunter und durchtränkte den Ärmel von seinem Umhang. Wurmschwanz, immer noch vor Schmerz keuchend, stöberte in seiner Tasche nach einer Phiole und hielt sie unter die Wunde; ein dünnes Blutrinnsal tröpfelte in das Glas.
Mit dem Blut stolperte Wurmschwanz zurück zum Kessel. Er schüttete es hinein und sofort nahm das Gebräu ein helles Weiß an. Nun, da er seine Arbeit getan hatte, fiel Wurmschwanz neben den Kessel auf die Knie, sackte zur Seite und blieb auf der Erde liegen, keuchend und schluchzend.
Der Kessel brodelte und versprühte seine diamantenen Funken. Und dann, ganz plötzlich, erlosch das Funkengestiebe.
Weißer Dampf strömte aus dem Kessel und umhüllte alles um Harry und Ginny herum in weißes Nichts, so dass sie weder Wurmschwanz noch den Kessel sehen konnten.
Einige Sekunden geschah Nichts, doch dann erschien der dunkle Umriss eines Mannes, groß und dürr wie ein Skelett, langsam aus dem Kessel aufsteigend.
Lord Voldemort war wieder erstanden.
Und mit scharlachroten Augen kam er laut lachend auf Harry und Sirius zu.
„Herr…“ würgte Wurmschwanz hervor, der seinen Armstumpf in seinen Umhang eingewickelt hatte.
„Herr… ihr habt versprochen… ihr habt versprochen…“
„Streck deinen Arm aus“ sagte Voldemort träge.
„Oh Herr, ich danke Euch, Herr…“
Er schob den blutigen Stumpf unter seinem Körper hervor, doch Voldemort lachte nur.
„Den anderen Arm, Wurmschwanz.“
„Herr, bitte…bitte…“
Voldemort bückte sich und zog Wurmschwanz linken Arm unter ihm hervor. Er schob den Ärmel des Umhangs über Wurmschwanz´ Ellenbogen und brachte das Dunkle Mal zum Vorschein.
Er drückte seinen langen weißen Zeigefinger auf das Brandmal an Wurmschwanz´ Arm. Dieser stieß einen markerschütternden Schrei aus, als sich das Mal auf seinem Arm schwarz verfärbte.
Es dauerte einige Minuten, bis die Todesser erschienen, doch Voldemort machte keine Anstalten den Arm seines immer noch winselnden Dieners zu heilen.
Doch Harry und Sirius, deren Herzen wild pochten, kamen die Minuten wie wenige Sekunden vor.
Das Eintreffen der Todesser.
Die silberne Hand, die Voldemort Wurmschwanz schließlich als Ersatz für seine Hand gab.
Voldemorts Plan, die anderen Todesser aus Askaban zu befreien und die Dementoren auf seine Seite zu bringen.
Und schließlich das worauf Harry die ganze Zeit gewartet hatte. Das Aufzählen der Todesser, die nicht erschienen waren.
„Und hier haben wir sechs fehlende Todesser. Drei getötet in meinen Diensten. Einer zu feige, um zurückzukehren… er wird dafür bezahlen. Einer, von dem ich glaube, dass er mich für immer verlassen hat… dafür wird er natürlich sterben. Und einer, der mein treuster Diener blieb und bereits jetzt wieder in meinen Diensten steht. Er ist in Hogwarts, dieser treue Diener, und seinen Mühen ist es zu verdanken, dass unsere jungen Freunde heute Abend hier sein können.“
Voldemorts lippenloser Mund kräuselte sich zu einem Lächeln, als die Augen aller Todesser auf Sirius und Harry fielen, die alle für Harry und Ginny hielten.
„Ja, Harry Potter war so freundlich, zu meiner Wiedergeburtsfeier zu kommen. Und er hat seine kleine Freundin als Begleitung mitgebracht. Man könnte die beiden durchaus als meine Ehrengäste bezeichnen.“
Die Todesser schwiegen und Voldemort ging nun auf Sirius zu, wenige Zentimeter vor ihm stehen bleibend.
„Ihr wisst natürlich, dass sie diesen Jungen hier als mein Schicksal bezeichnet haben“ sprach er an seine Gefolgsleute gewandt, ohne jedoch von Sirius wegzusehen.
„Ihr alle wisst, dass ich in der Nacht, da ich meine Macht und meinen Körper verlor, versucht hatte, ihn zu töten. Seine Mutter starb, weil sie ihn retten wollte – und schützte ihn dabei auf eine Weise, die ich, zugegeben, nicht vorausgesehen hatte… Ich konnte den Jungen nicht berühren.“
Er führte einen seiner weißen Finger ganz nah an Sirius Wange heran.
„Es war uralte Magie, die dazu führte, dass ich unsägliche Qualen litt, als ich ihn berührte... doch nun ist es gleich. Ich kann ihn jetzt berühren.“
Die Spitze seinen weißen Fingers berührte nun Sirius Wange und er lachte ihm leise ins Ohr.
„Ich hatte mich verschätzt, meine Freunde, zugegeben. Das törichte Opfer dieser Frau hat meinen Fluch abprallen lassen und er ist auf mich zurückgefallen. Ahhh… Schmerz, unvorstellbarer Schmerz, meine Freunde. Nichts hätte mich dagegen wappnen können. Ich wurde aus meinem Körper gerissen, ich war weniger als ein Geist, weniger als das kläglichste Gespenst…“
Er zog seinen Finger von Sirius Wange weg und blickte nun mit eiskaltem Blick auf Harry.
„Und ich werde dafür sorgen, dass auch er furchtbare Qualen erleiden wird, bevor ich ihn endgültig töten werde!“
Er wandte sich von den beiden ab und schaute nun seine Anhänger an.
„Harry Potter ist verliebt, meine Freunde. Mir wurde berichtet, dass er dieses kleine Mädchen mehr liebt, als alles andere auf der Welt. Mehr, als sein eigenes Leben.“
Wieder brach ein kaltes Lachen aus Voldemorts Mund hervor und diesmal stimmten einige der Todesser mit ein.
„Ist es so Harry? Liebst du sie?“
Er schaute zu Sirius, der ihn mit feuriger Wut anschaute.
„Du wirst sie nicht anfassen! Das lasse ich nicht zu!“ antwortete er kämpferisch. Voldemort lachte noch lauter.
„Es wird dich quälen, sie sterben zu sehen. Das kann ich in deinen Augen sehen“ sagte Voldemort kühl und richtete seinen Zauberstab auf Harry.
„Crucio!“
Der Fluch traf ihn mitten in der Brust und seine markerschütternden Schreie durchdrangen die Nacht - Wurmschwanz Schweigezauber musste sich gelöst haben - begleitet vom Lachen der Todesser und Sirius wütenden Schreien.
„LASS SIE IN RUHE DU FEIGLING! KÄMPF GEGEN MICH UND LASS GINNY IN RUHE!“
Voldemort brach den Zauber ab und Harry, der seinen ungewohnten Körper nicht mehr kontrollieren konnte, sackte zusammen, von seinen Fesseln aufrecht am Grabstein gehalten. Seine Atmung ging schwer, aber seine Augen waren geöffnet.
„Ich soll sie also nicht weiter quälen?“ fragte Voldemort und Sirius nickte.
„Keine Schmerzen mehr für deine Freundin?“ fragte Voldemort und Sirius Augen weiteten sich, als er die Zweideutigkeit der Frage bemerkte. Wenn er jetzt alles richtig machte, würde ihr Plan funktionieren.
„Lass sie in Frieden!“ brachte er wütend hervor und Voldemort schaute ihn einen Moment abschätzend an.
Dann, wie in Zeitlupe, hob er seinen Zauberstab und richtete ihn erneut auf Harry.
„Avada Kedavra.“
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