von whisperend
*Ich habe ein paar Daten geändert. Adrian Pucey ist älter; geht mit Flint und Flynn :) in einen Jahrgang. Ach ja, und Marcus ist auch nicht sitzengeblieben/wird das auch nicht.
Song – URL: http://www.youtube.com/watch?v=LXxZlM8Q1L4
Teil I: I hate everything about you
Kapitel 1: Partner
You crying, tragic waste of skin
Song To Say Goodbye ~ Placebo
Jedes Mal, wenn Marcus sie ansah, fiel ihm wieder ein, wie sehr er sie hasste. Er sah sie ziemlich oft an, ungefähr hundert Mal am Tag. Und sie hatten nur drei Fächer zusammen. Und selbst, wenn sie zusammen Unterricht hatten, konnte er Evangeline Flynn kaum sehen, denn sie saß neben Adrian Pucey, der sie vollkommen verdeckte, denn Adrian war besonders groß und sie besonders klein.
Wenn er sie ansah, war das meistens außerhalb des Unterrichts. In der Großen Halle, beim Essen, oder auf dem Quidditchfeld, beim Training.
Er hasste die Art, mit der sie sich ihre langen, karamellfarbenen Haare aus dem Gesicht strich. Er hasste ihr Lachen. Er hasste ihr Gesicht. Sie war nicht unbedingt hässlich; keineswegs. Aber irgendetwas in ihrem Gesicht brachte Marcus dazu, sich übergeben zu wollen. Er hasste ihre Freunde. Wood, die Weasley-Zwillinge, die beiden anderen Jägerinnen des Teams, Spinnet und Johnson... hauptsächlich Wood. Herrgott, wie er Wood hasste.
Es war Anfang des Jahres, beim Frühstück. Flint wusste, dass es obsessiv war, doch er beobachtete sie die ganze Zeit. Sie war daran gewohnt oder hatte es nie bemerkt, denn sie sah nicht ein einziges Mal zum Slytherintisch. Hatte wahrscheinlich besseres zu tun.
Sein Vater sagte, dass es manchmal gut war, von etwas besessen zu sein. Er definierte Besessenheit zwar nicht, aber Marcus war sich ziemlich sicher, dass er besessen war. Nicht von Evangeline Flynn, natürlich. Warum auch? Nein, er war besessen von Rache, für jeden Tag, jeden Atemzug und jedes Lachen. Eine Menge Tage. Warum? Weil er sie mehr als alles andere auf der Welt hasste. Mehr als Wood, mehr als die ganze Weasley-Bande, mehr als Dumbledore, sogar mehr als seinen Vater.
Sie saß ebenfalls am Frühstückstisch, praktischerweise so, dass er ihr Gesicht sehen konnte. Neben ihr saß Wood, ihr möglicher Zukünftiger. Wood rannte ihr seit Jahren hinterher, aber sie waren immer nur Freunde. Marcus wusste, wie man aus den Gesichtern von Menschen lesen konnte, und er sah Woods deutliche Zuneigung. Und er sah, wie Flynn das gekonnt übersah. Vielleicht hatte sie es nie bemerkt. Er war sich absolut sicher, dass sie Wood mochte. Sie lächelte ihn an, ohne, dass sie das Lächeln vortäuschen musste. Sie waren ständig zusammen ohne einander auf die Nerven zu gehen. Aber da war nie der Gedanke in Flynns Gesicht gewesen, dass da mehr war als bloße Freundschaft.
Warum, verdammt noch mal? Warum waren sie und Wood nicht zusammen?
Er würde es herausfinden. Die Frage beschäftigte ihn seit Jahren. Er würde sie noch mehr beobachten. Er könnte einen Spion in den Gryffindor-Turm schicken...
„Wen starrst du an, Marcus?“, wollte Adrian Pucey wissen, der neben ihm saß. Er folgte seinem Blick und seufzte. „Bist du eifersüchtig?“
Marcus fühlte sich sofort angegriffen. „Eifersüchtig? Auf wen?“
Adrian verdrehte die Augen. „Du starrst sie seit Ewigkeiten an.“
„Unsinn.“, knurrte Marcus. „Warum sollte ich?“
„Sagen wir mal so, sie ist nicht gerade hässlich.“
„Sie ist nicht ....“ hübsch? Heiß? Schön? „... hübsch.“
„Findest du?“ Adrian warf einen abschätzenden Blick zum Gryffindortisch. „Ich finde, sie ist ziemlich heiß.“
„Wie praktisch, dass du neben ihr in Zaubertränke, Arithmantik und Verwandlung sitzt.“, zählte Marcus mühelos auf. „Ich wette, du kriegst sie bald ins Bett.“
Er war sich so gut wie sicher, dass Adrian das nie schaffen würde. Flynn hatte keine Dates. In ihren bisher fünf Jahren in Hogwarts hatte sie keinen einzigen Freund gehabt. Wenn man Wood nicht zählte. Aber dessen Annäherungsversuche waren ja auch vergeblich gewesen.
Adrian erwiderte nichts, doch in seinem Gesicht konnte Marcus erkennen, dass Adrian nicht wirklich von dem Gedanken begeistert war.
„Ich dachte nicht an so was“, sagte er schließlich. „Ich finde sie einfach ziemlich nett. Sie ist nicht so... gryffindormäßig wie die anderen.“
Was sollte das denn heißen? Sie war eine totale Gryffindor. Durch und durch.
„Was meinst du damit?“
„Sie würde eher nach Ravenclaw passen. Sie redet im Unterricht kein Wort, tut so, als wäre die Schule das einzige, was sie interessiert... ich habe noch nie mit ihr gesprochen.“
„Antwortet sie nicht?“
Plötzlich war Marcus brennend interessiert an der Unterhaltung. Vielleicht konnte Adrian ihm unwissend dabei behilflich sein, mehr über ihre Schwächen herauszufinden.
„Ich habe es noch nie probiert.“, gab Adrian zu. „Ich denke ja, dass sie mir nicht antworten wird.“
„Warum?“
„Sie redet mir niemandem.“
Marcus versuchte sich an eine Situation zu erinnern, als sie im Unterricht mit jemandem geredet hatte außer dem Lehrer. Vielleicht einmal mit Wood... nein. Nie. Er war sich fast sicher. Wood wartete immer nach dem Unterricht auf sie, aber während des Unterrichts hatten die beiden nie miteinander gesprochen oder anderweitig kommuniziert.
„Versuchs doch mal. Mehr als nicht antworten kann nicht passieren.“
„Ich bin Slytherin“, sagte Adrian. „Ich kann nicht mit ihr reden.“
Marcus schüttelte fast verwirrt den Kopf. „Das spielt keine Rolle. Wenn du mit ihr reden willst, lass dir irgendeinen fadenscheinigen Grund einfallen, dann wird keiner etwas dagegen sagen. Du hast deine Feder vergessen oder so...“
„Nein“, unterbrach Adrian ihn. „Ich kann nicht mit ihr sprechen, weil sie nicht mit mir reden wird.“
„Das weißt du nicht. Du wirst es nie wissen, wenn du sie nicht ansprichst.“
Adrian zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hast du Recht, vielleicht auch nicht. Ich wart’s ab.“
Marcus wandte sich wieder dem Gryffindortisch zu. Sie aß nicht mehr, sondern unterhielt sich mit den Weasley-Zwillingen und Wood, offenbar über Quidditch. Wood hatte einen Plan auf dem Tisch ausgebreitet, und die vier beugten sich darüber. Wood zeichnete auf dem Plan mit seinen Fingern Linien nach. Garantiert sprachen sie über Strategie. Marcus hatte keine Lust, auf das zu achten, was sie sagten.
Er beobachtete, wie sie sich das Haar aus dem Gesicht strich und sich auf die Lippe biss. Wut flammte in ihm auf. Er hasste sie wirklich.
Snape schenkte ihm einen kurzen Blick, als er fünf Minuten zu spät kam, und wies ihn an, sich auf den letzten freien Platz zu setzen. Marcus blieb wie erstarrt stehen. Der letzte Platz befand sich neben Flynn.
Warum hatten die anderen Slytherins ihm keinen Platz freigehalten?
„Woher kommen diese Listen überhaupt?“, sagte in diesem Moment besagte Flynn aufgebracht.
„Der Lehrkörper hat zu Beginn des Jahres Partner festgelegt. Nun geschieht es, dass einige Lehrer glauben, ihr Partnerschaft würde am erfolgreichsten ausfallen, wenn sie mit Mr Flint zusammenarbeiten.“, sagte Snape. „Und wenn sie sich noch ein einziges Mal beschweren, bekommen sie 50 Hauspunkte abgezogen.“
Langsam schloss Flynn den Mund.
Marcus taxierte Snape. „Ich soll was?“
„Sie wurden als Partner für Miss Flynn ausgewählt. Setzen sie sich bitte.“
„Was???“
Snape seufzte entnervt. „Zu Beginn des Schuljahrs wurde beschlossen, dass eine Woche nach Schulbeginn ein Projekt in Kraft treten wird. Dieses Projekt besagt, dass je zwei Schüler zusammenarbeiten...“
„...zusammenarbeiten worin?“
„In einem Projekt, das alle Fächer umfasst.“, sagte Snape und schenkte ihm einen mitleidigen Blick. „Als Lehrer ihrer ersten Stunde muss ich es ihnen verkünden. Sie sitzen ab jetzt in allen Fächern nebeneinander und werden in allen Fächern die gestellten Aufgaben zusammen bearbeiten. Als Hausarbeiten wird an eben jenem Projekt gearbeitet, das ich erklären wollte, als Miss Flynn mich unterbrach.“
„In allen Fächern?“ Der blanke Horror erfasste Marcus. Er würde in allen Fächern neben Flynn sitzen.
„Ja. Dazu komme ich gleich. Setzen sie sich bitte.“
„Sir“, sagte Marcus, ohne sich zu rühren. „ich bin nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, wenn ich und-“ Der Name allein machte ihm Bauchschmerzen, und er sprach ihn aus wie ein Schimpfwort. „-Flynn zusammenarbeiten.“
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Flynn zustimmend nickte. Snape warf ihr einen kalten Blick zu.
„Der Lehrkörper hat sich seine Gedanken gemacht. Ich kann ihnen allen nur mein Mitleid aussprechen und ihnen ihre Aufgaben erklären.“, sagte Snape. „Und jetzt setzen sie sich bitte.“
„Ich-„
„SETZEN SIE SICH!“, bellte Snape.
Widerwillig ging Marcus zu seinem Platz, zog den Stuhl soweit wie möglich von Flynn weg und setzte sich. Er wäre eine Wette um zehn Galleonen eingegangen, dass ihr angewiderter Gesichtsausdruck in etwa seinem entsprach.
„Ihre Kurse werden so umstrukturiert, dass die jeweiligen Partner immer in ihrem Kurs sind. Des Weiteren folgt ihre Aufgabe.“
Marcus sah sich im Klassenraum um. Offenbar hatte der „Lehrkörper“ Freude daran, Gegensätze zu Partnern zu machen. Montague musste mit einer Hufflepuff zusammenarbeiten, dessen Namen er nicht kannte, und Adrian mit einer Ravenclaw.
„Sie und ihr Partner werden nach der Stunde ein Blatt mit ihren Aufgaben erhalten, das sie bis Ostern zu bearbeiten haben. Es wird Recherchieren in der Bibliothek beinhalten, freie Studien, die sie selbst verfassen müssen - dafür gibt es keine Vorlage - und Anwendung des Wissens vieler ihrer Fächer. Noch Fragen?“
Bis Ostern. Bis Ostern würde er gezwungen sein, mit Flynn zusammenzuarbeiten. Zusammen. Er spürte, wie ihm schlecht wurde. Er wollte sich übergeben.
Flynn schien nicht weniger entsetzt. Sie war blass wie eine Leiche und starrte auf de Tischplatte, bewegungslos.
Und da wusste Marcus, dass er schon jetzt anfangen konnte, sich zu rächen.
„Dann fahren wir mit dem Unterricht fort. Wir beginnen mit etwas einfachem, das sie schon letztes Jahr hatten. Dem Euphorie-Trank. Denken sie daran, pro Gruppe nur einen Trank abzugeben. Ich erwarte von ihnen allen, dass sie zusammenarbeiten. Zutaten sind im Schrank“ er schnippte mit den Fingern, „Liste der Zutaten an der Tafel. Sie haben eine Stunde.“
Weder Marcus noch Flynn rührten sich. Nach mehreren Minuten kam Snape zu ihnen herüber.
„Haben sie noch nicht angefangen? Miss Flynn, gehen sie die Zutaten holen. Worauf warten sie?“
Sie stand widerwillig auf. Sie war tatsächlich noch kleiner, als er gedacht hatte, und viel zerbrechlicher.
Als sie zurückkam, ihre Hände voll mit den Zutaten, die sie brauchten, hatte er schon seinen Kessel auf das Feuer gestellt und seine Waage ausgepackt.
„Also“, schnappte er, „ich habe ehrlich gesagt, überhaupt keine Lust, mit dir zusammen zu arbeiten. Wie wär’s, wenn du einfach herumsitzt, während ich den Trank braue?“
Zum ersten Mal hörte er ihre Stimme, wenn sie ausschließlich mit ihm sprach. Sie hatte eine helle, angenehme, ruhige Stimme. Er hasste sie.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Du bist nicht besonders gut in Zaubertränke.“, sagte sie, als würde sie über das Wetter reden. „Und ehrlich gesagt“, fügte sie hinzu, „möchte ich in Zaubertränke keine schlechte Note bekommen.“
Auch noch eine Streberin.
„Dann sollst du also den Trank brauen?“, schlussfolgerte er, „Vergiss es. Ich will ebenfalls keine schlechte Note, nur weil du den Trank versaut hast, Schlammblut.“
Sie zuckte tatsächlich zusammen. Was für eine schwache Persönlichkeit. Er wartete ab, ob sie etwas erwidern würde, doch sie blieb still. Er drehte sich zu ihr um und sah es. Sie hatte tatsächlich Angst. Verdammt, sie war noch viel schwächer, als er angenommen hatte. Nicht ein einziges Mal hatte sie geweint, als sie mit Vollschaden in den Krankenflügel eingeliefert worden war, weil er sie vom Besen gehauen hatte, und das war sehr oft geschehen. Aber jetzt hatte sie Angst vor ihm. Eine Welle von Abscheu durchflutete ihn. Diese Person verdiente es, zu leiden.
Nachdem er sie lange Zeit wütend angestarrt hatte, drehte er sich um und fing wortlos an, den Trank zu mischen. Sie hatte Recht; er war nicht besonders gut in Zaubertränke. Doch er wollte ihr aus irgendeinem Grund beweisen, dass er es trotzdem schaffte. Und das gelang ihm auch, bis zur vorletzten Zutat.
„Nur eine Priese“, sagte sie und deutete auf die Tafel. „Keine Faust.“
„Das ist eine Priese!“, knurrte Marcus.
„Das ist viel zu viel.“, wand sie ein. „Das “, sie nahm etwas Grünschrumpfkrautpulver, „ist eine Priese.“
Bei der Gelegenheit sah er zum ersten Mal ihre Hand. Winzig. Er konnte das Handgelenk mit zwei Fingern brechen. Kaum zu glauben, dass sie schon fast sechzehn war.
„Das ist zu wenig“, sagte er. „Deine Hand ist zu klein.“
„Deine Hand ist zu groß“, gab sie zurück und deutete auf seine Hand. Sie hatte vermutlich Recht. Garantiert konnte er sie mit einer Hand erwürgen, und sein Daumen und Zeigefinger würden sich fast berühren. Sie war winzig .
Nichtsdestotrotz regte es ihn auf. Es machte ihn wütend, so wütend, dass er sie am liebsten wirklich erwürgt hätte.
„Halt die Klappe, du wertloses Schlammblut!“, zischte er. Einfach fantastisch. Sie zuckte tatsächlich noch mal zusammen und sagte nichts mehr.
Trotzdem nahm er weniger Grünschrumpfkraut, nicht so wenig wie sie, sondern das Mittelmaß.
Nach der Stunde war er sich sicher, dass er es nicht aushalten würde, sie bis Ostern nicht zu umzubringen. Sie war die schrecklichste Person, die ihm je begegnet war. Sie übertraf Wood bei weitem.
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