von Gx2^4
Dies war er. Der Moment auf den er nun schon Monate gewartet hatte. Die Gefühle waren berauschend. Ja, Harry war berrauscht.
Glück. Unendliches Glück. Freiheit. Befreiung. Ruhe.
Es fiel ihm vieles ein. So viele Wörter schwirrten durch seinen Kopf. Dies war der Moment auf den er seit vielen, vielen, wirklich vielen Wochen gewartet hatte. Dies war der Zeitpunkt, der Umbruch. Er war über den Berg. Er hatte es geschafft. Er hatte geschafft, woran er Zeitweise nicht mehr hatte glauben können.
Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus – Eine Regung von der er geglaubt hatte sie nie wieder vollziehen zu können. Er hatte gedacht, den Rest seines Lebens mit gerunzelter Stirn hoch konzentriert, und mit krummen Rücken auf ein Buch starrend durchs Leben gehen zu müssen.
Doch dem war nicht so. Er hatte es geschafft.
Es war egal was für eine Note er letztendlich bekommen würde – und wenn es „Troll“ wäre - es war egal. Denn er hatte es geschafft. Er hatte es hinter sich. So fühlte es sich also an, wenn man nicht mit Bauchschmerzen und Alpträumen von unfertigen Arbeiten kaum noch zum schlafen kommt.
Es war ein gutes Gefühl. Ein Gefühl von Freiheit, ein Gefühl, als würde das Leben in seinen Körper zurückkehren.
Er hatte es geschafft.
Das Grinsen war gar nicht mehr aus seinem Gesicht zu kriegen.
Neben ihm führte Hermine einen endlosen Monolog, über die Dinge die sie alles vielleicht falsch gemacht hatte.
Sie hatte es noch nicht geschafft, das sah Harry. Sie war noch nicht über den Berg. Sie hatte noch immer die Bauchschmerzen und Schlafstörungen, wie vor der Prüfung.
Hermine hatte nicht das Gefühl von Befreiung. Von Freiheit. In ihr war es immer noch unermüdlich am rumoren: Was wenn ich eine schlechte Bewertung kriege? Habe ich Frage 91 richtig beantwortet?
Sie hatte noch nicht die innere Ruhe gefunden.
Harry bemitleidete Hermine. Sie sollte es auch spüren. Es war so wunderbar.
Diese Befreiung.
Sie war es womöglich auch, die ihn zum nächsten Handeln brachte. Dieser Übermut des Augenblicks, des Moments in dem er über den Berg war, in dem der Druck abrupt endete. Dies und die Sonne, die Hermines braunen Locken so wunderschön zum glänzen brachten. Ihr weiches Gesicht. Und ihre Lippen, sie strahlte verführerisch in der Mittagssonne.
Ohne das Harry darüber nachgedacht hätte, ohne dass er Vor und Nachteile abgewogen hätte, beugte er sich vor.
Hermine's Monolog wurde abrupt gestoppt. Sie bekam keine Luft mehr. Harry hatte ihre Lippen mit seinen versiegelt.
Im nächsten Moment passierte, was Hermine nie für Möglich gehalten hätte – sie hörte auf zu denken. Der Druck war weg. Die Bauchschmerzen. Das rumoren. Denn was zählte war der Augenblick. Der Kuss.
Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken erwiderte sie den Kuss.
Sanft und vorsichtig, als wäre sie aus Glas küsste er sie. Als hätte er Angst ihr weh zu tun. Alles um sie herum drehte sich, verschwamm zu einem Meer aus Farben. Sie sahen nichts mehr.
Nicht die Sonne, die sich golden in dem schwarzen See spiegelte. Nicht die Vögel, die fröhlich zwitschernd über den Wipfeln des verbotenen Waldes flogen. Und all die Menschen die ihnen mit mehr oder weniger schockierten Gesichtsausdrücken zusahen unter ihnen zwei rothaarige Geschwister sahen sie auch nicht.
Hermine – von der ersten Überraschung gelöst – zog Harry näher an sich, wie in einem Reflex.
Es schienen ganze Monate vergangen, als sie sich wieder von einander lösten. Ganz außer Atem sah Harry ein bisschen verlegen in der Gegend herum. Harry war von sich selbst überrascht. Von seiner Kühnheit. Bis zu diesem Moment hatte Harry selbst noch nicht einmal gewusst das er es wollte. Womöglich war er es sogar, der am meisten davon überrascht war. Ja sogar erschüttert.
Mit seicht rosa Wangen schaute Hermine ein bisschen schüchtern zu Harry auf, in seine grünen Augen.
Harry blickte offen zurück.
"Was denn wir beide Küssen uns? wir" sie deutete mit dem Finger zwischen ihnen hin und her "wir knutschen?"
Harry zuckte mit den schultern "Ich hielt es für ne gute Idee..."Er grinste.
Und Hermine fing an zu lächeln – ja zu strahlen. Auch sie hatte es geschafft. Sie war über den Berg. Die Zeiten der Sorgen, die Zeit des Drucks, des ewigen Nachdenkens, der Selbstzweifel waren vorbei. Da war sie wieder. Die Befreiung. Die Freiheit.
Sanft strich sein Daumen über Hermines Handrücken, als sie Hand in Hand zurück zur Schule schritten, nicht ahnend, dass sie noch lange nicht über den Berg waren. Obwohl es sich so anfühlte. Sie fühlten sich wie die Vögel über dem verbotenen Wald. Hoch über dem Rest der Welt. Sie schwebten förmlich.
Doch die eigentliche Prüfung sollte erst noch kommen. Das Leben.
Denn niemand – wirklich niemand, sollte es mit zwei fuchsteufelswilden Weasleys aufnehmen müssen. Denn das war die Hölle auf Erden.
Doch wen interessierte das? Sie waren über den Berg! Sie hatten die Prüfungen hinter sich. Der Druck war vorbei. Nie wieder würden sie so Leiden müssen.
Wie sehr sie sich irrten.
Mit dem Moment, dar sie das Eingangstor durchquerten würde es wieder von vorne beginnen. Es lagen noch 13 Schritte zwischen ihnen und der Tür.
13 Schritte bis sie bemerken würden, dass sie nur eine Anhöhe erreicht und nicht den Gipfel überquert hatten. Der Gipfel war noch viel viel höher. So hoch, dass sie ihn von hier aus nicht mal sehen konnten.
Umso schöner – da seltener – war dieser Moment. Der Moment in dem man glaubte über den Berg zu sein.
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