von LiaMalfoy
In den nächsten Monaten vergaßen wir Voldemort fast. Fast! Wenn da nicht die Tatsache wäre, dass wir das Haus nicht mehr verlassen konnten. Doch ich würde nicht behaupten, dass wir in ständiger Angst lebten. Harry lächelte den ganzen Tag über wie ein Honigkuchenpferd und das war einfach ansteckend. James freute sich wahnsinnig darüber, dass sein Sohn das "Rumtreibergrinsen" auch schon draufhat. Ich fürchtete ebenfalls, das Harry auch einmal so wie James werden würde. Ich hoffte mal, mit etwas weniger Arroganz. Sein Aussehen hatte er auf jeden fall von James. Für seine annähernd vier Monate hatte er schon beachtlich viele rabenschwarze Haare auf dem Kopf, die, wie James', vom Kopf abstanden. Wie oft hatte ich schon versucht diese widerspenstigen Dinger glatt zu bürsten. Doch es war hoffnungslos. Vor allem, weil Harry sie, falls ich es doch einmal geschafft hatte, sofort wieder mit seiner kleinen Hand durcheinander brachte. Was jedoch mich und James gleichermaßen freute, war, das unser Sohn meine Augen geerbt hatte. Bei jedem Lächeln blitzten sie auf und leuchteten in die Welt hinein.
Es war nun eine Woche vor Weihnachten. Wir hatte uns entschlossen, kleine Runde zu feiern. Das hieß Sirius, Remus und Peter. Ich weiß, das ist keine lange Gästeliste. Vor allem nicht, weil Peter abgesagt hat. Er hätte zu tun, meinte er. Das arme Würmchen würde also Weihnachten wieder einmal alleine feiern. Man konnte über James alles sagen was man wollte, von hinterlistig bis zu unberechenbar, doch von all dies war an Weihnachten keine Spur. Unser lieber chaotischer James war schon als Kind ein richtiger Weihnachtsengel. An Weihnachten musste alles perfekt sein, es durften keine Streiche gespielt werden und das Haus musste tip top sein. Die Plätzchen hatte er auch selbst gebacken und natürlich den Weihnachtsbaum geschmückt, den Albus uns gebracht hatte. Und kein Wort hatte ich gegen den verfilzten künstlichen Bart sagen dürfen, denn er sich für den heilig Abend hergerichtet hatte. "Harry soll doch auch einmal den Weihnachtsmann sehen." hatte er gesagt. Ich hatte nur die Augen verdreht. Bei uns hatte Weihnachten nie eine große Rolle gespielt. Okay, es war der einzige Tag an dem die Familie einmal zusammenkommt, aber seit meinem dritten Jahr auf Hogwarts war ich Weihnachten immer in der Schule geblieben, da Petunia mich immer mehr und mehr herablassend behandelt hat. Als schließlich unsere Eltern starben, ich war zwanzig, hatte Petunia ohne mich zu fragen unser Haus verkauft, und war mit ihrem Mann Vernon nach Little Winging gezogen. Ich hatte keinerlei Kontakt mehr zu ihr. Zu unserer Hochzeit kam sie wiederwillig, und verlies sie dann auch wieder ganz schnell, weil Sirius ihr einen Knallfrosch in die Suppe geworfen hatte. Ich war immer noch traurig, über unsere Entfremdung. Doch es war nicht meine Schuld gewesen. Wenn sie nicht respektieren konnte, dass ich eine Hexe war, dann würde ich mich nicht für sie ändern. Niemals!
Kaum zu glauben, wie schnell sieben Tage vergehen konnten. Schon stand Weihnachten vor der Tür. Sirius war, wie zu erwarten, der erste. Der Wildfang nutzte jede Sekunde aus, die er zusammen mit James verbringen konnte. Sirius, der Mädchen Schwarm. Ich erinnerte mich daran, wie er mich stürmisch umarmt hatte, als ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich James heiraten würde. Hundert Mal hatte er sich bei mir bedankt, dass er sich jetzt nie wieder James gejammere anhören musste. Wie er verlegen geschaut hatte, als er mir, in meinem siebten Schuljahr, aus versehen von Remus "kleinem haarigem Problem" erzählt hatte. Doch ich hatte es verstanden, hatte Remus nicht verstoßen. Er war mein Freund gewesen, und immer freundlich. So hatte ich ihn kennengelernt, warum sollte es mich stören dass er ein Werwolf war? Ich selbst war immer eine Art Außenseiterin gewesen. Ich, als Muggelstämmige, war nie wirklich Teil der Zauberergemeinschaft gewesen. Bis ich mit James zusammen gekommen war. James, meiner großen Liebe.
Als ich Sirius die Tür öffnete stürmte er sofort ins Haus. Er hatte einen kleinen Haufen Geschenke auf dem Arm. "Kannst du die verstauen?" fragte er und drückte ihn mir in die Hand. Ohne eine Antwort abzuwarten stürmte er die Treppe hoch um James zu suchen. Zwei Sekunden später hörte ich Harry glucksen und James freudig aufschreien. Ich lächelte. Drei Minuten später waren die Rumtreiber wieder vereint, wenn man Peter nicht dazuzählte, und das schien jeder zu tun. Es wurde gealbert und gelacht, wie es eigentlich nur Jugendliche tun. Auch ein Rumtreiber wird einmal erwachsen? Das ich nicht lache! Und ich war natürlich wieder die Spaßverderberin, weil ich Sirius bat, kein Snape explodiert zu spiele. Die Geschichte mit Severus war ohnehin schon kompliziert genug. Als es dann schließlich auf Mitternacht zuging, ähnelten die Rumtreiber eher kleinen quängeligen Kindern, als erwachsenen Männer, von denen einer bereits Vater war. "Wir wollen noch nicht schlafen!" "Komm schon Lil, es ist noch gar nicht so Spät." Nur Remus sagte nicht, sondern grinste nur. "Keine Wiederrede. Morgen gibt es Geschenke, und bis dahin wird geschlafen." Okay, vielleicht hätte ich nicht so ein Theater machen sollen. Doch ich war selbst so müde, und wollte nicht die erste sein die ins Bett ging. In der Schule war ich immer als Murmeltier geneckt worden, wenn ich früher als die anderen schlafen gegangen war.
Dies war die erste Nacht, die ich und James durchschlafen konnte. Harry schrie die ganze Nacht nicht, sondern schlief selig wie ein... nun wie ein Baby eben. Der Segen Weihnachtens, wie James lauthals verkündet hatte. Am nächsten Morgen weckte mich James, der mir im Schlaf seine Hand ins Gesicht klatschte. "Ebenfalls guten Morgen. Und fröhliche Weihnachten." murrte ich und schob seine Hand aus meinem Gesicht. Auf einen Schlag war James hellwach und aus dem Bett gehüpft. Dabei hatte er Glück, dass er nicht auf den Haufen Geschenke stieg, der am Ende unseres Bettes lag. James grinste und machte sich sofort ans Auspacken. "Willst du nicht noch auf Pad warten." James schnaubte. "Der schläft doch jetzt noch tief wie ein Murmeltier. Meist schläft er sogar länger als Minou." Minou war unsere getigerte Katze. Und James hatte recht. Einmal waren sie zu zweit auf der Couch eingeschlafen. James hatte ein Foto gemacht mit den Worten: "Ein historischer Augenblick. Hund und Katze vereint." Ich grinste in dem Gedanken daran. James schien sich eben genau daran erinnert haben und kramte in seinem Schrank nach dem Foto. Ich zauberte noch schnell ein schönes Geschenkpapier darum und schickte es per Teleportzauber in Sirius' Zimmer. Dann widmete auch ich mich meinen Geschenken. Molly und Arthur Weasley, die ich aus dem Orden kannte, hatten mir einen Schal und eine Schachtel Pralinen geschickt. Von Remus zwei Bücher und von Albus eine Karte, die ich sofort zur Seite legte als ich Pad's Geschenk öffnete. Es war ein Fotoalbum, mit lauter Bildern aus unserer Schulzeit. Sogar James legte seine Schokofrösche zur Seite und hockte sich hinter mich, um mir über die Schulter zu schauen. Das erste Foto zeigte uns alle am ersten Schultag. Ich stand neben (okay, eigentlich wollte ich nicht mehr an diesen Namen denken) Severus. Die Marauder standen am Rande, Sirius und James grinsend, Remus abwesend lächelnd und Peter überglücklich, an der Seite der drei beliebtesten Junge Hogwarts'. Dann ein Foto von ihrem ersten Streich, Filibasters Feuerwerkskracher in McGs Klassenzimmer losgelassen. Das Foto zeigte unglaublich gut unsere damalige Situation. Die Marauder grinsten, glücklich über ihren gelungenen Streich, und ich mit Wutverzerrter Miene half McG alles in Ordnung zu bringen. Das waren noch Zeiten. Nach vielen anderen gelungenen Fotos folgte eine mir allzu bekannte Situation. In der sechsten Klasse, als James mich zum tausendsten Mal nach einem Date fragte. Und ich ihn als arroganten Mistkerl bezeichnete. Als wolle er uns daran erinnern, dass er auch noch da war, fing Harry an zu schreien. Lächelnd richtete ich mich auf und hob ihn aus seinem Bettchen. Auch bei ihm lagen ein paar Geschenke. Zuerst griff er, als hätte er es gewusst, nach dem von Pad. Es war ein schwarzer Stoffhund, der dem Grimm, in den sich Sirius oft verwandelte, verblüffend ähnlich sah. Harry drückte ihn an sich und strahlte mich mit seinen grünen Augen an. Ich hob ihn hoch und ging zusammen mit James hinunter in die Küche. Dort saß, wieder erwarten, Sirius. Der grinste als er den Hund in Harrys Armen sah. "Und, schon alle Geschenke ausgepackt?" Ich und James nickten eifrig und dankten Sirius für das Album. Doch dann fiel mir ein, dass das nicht stimmte. "Nein, das von Albus habe ich noch nicht geöffnet. Accio, Albus Karte." Die Karte flog mir direkt in die Hände, fast hätte ich mich am Papier geschnitten. Ich öffnete die sie und las. Und meine Mundwinkel fielen immer weiter nach unten. "Nein!" James und Sirius starrten mich an.
Liebe Lily, lieber James.
Gestern habe ich den endgültigen Beweis gefunden, dass Voldemort von der Existenz der Prophezeiung weiß. Und aus den zwei möglichen Jungen, Harry ausgewählt hat.
Tut mir Leid, das euch diese Nachricht an Weihnachten erreicht.
Alles Liebe
Albus
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