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Fanfiction

Briefe aus Askaban - kapitel v

von whisperend

v. kapitel

Durch soviel Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu ?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage -- ob Sinn,
ob Sucht, ob Sage -- dein fernbestimmtes: Du mußt.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich

(Nur zwei Dinge, Gottfried Benn)

xxxxx


Es ging so weiter. Will machte im gleichen Jahr seinen Abschluss, und auf diesem Familienfoto lächelte einer nicht. Sobald er das Abschlusszeugnis in der Hand hielt, schien eine ungeheure Last von ihm ab zufallen, und ich dachte zuerst, die Dinge würden besser werden.

Im Gegenteil. Er kam diesen Sommer nach Hause, um zu packen. Nach zwei Tagen hatte er sein Hab und Gut beisammen und verabschiedete sich. Bis zum Schluss gelang es uns nicht, ihn in seinem Hass zu erreichen. Vielleicht verdienten wir es. Vielleicht nicht.

Ein Jahr verging, bevor uns – oder eher mich – ein Brief von ihm erreichte.

xxxxx


Weihnachten ging an mir vorbei. Ich meine, ich kaufte Geschenke, vermutlich teurere und bessere als in anderen Jahren, und verschickte sie an die meiner Kinder, die es nicht nach Hause schafften.
Nun, wenn man es so nimmt, war das nur Will, und bei ihm ist es ja nicht so, dass er es nicht schaffte – ich sollte wohl nicht darüber nachdenken.
June kam kurz vor Weihnachten aus Hogwarts. Sie war wieder gewachsen. Ihre erste Frage am Bahnhof war: „Wie geht es dir?“
Ich vergaß immer, dass sie erst 15 war.
Jonathan kam nur für einige Stunden, da er mit dem Quidditch-Team über die Feiertage nach Neuseeland fahren würde. Er brachte einen Freund von ihm mit, der wohl Sucher von Gryffindor gewesen war und gerade erst seinen Abschluss in Hogwarts gemacht hatte, Charlie Weasley. Wie alle Weasleys hatte er feuerrotes Haar. Ich bemühte mich, nicht die Worte meiner Mutter über diese Familie in meinen Kopf zu lassen. Die meiste Zeit wartete er vor dem Haus im Schnee und baute einen Schneemann. Nachdem Jonathan, June und ich einige Zeit lang am Küchentisch gesessen und Weihnachtsplätzchen gegessen hatten, ging June schließlich auch nach draußen.
Während wir weiter redeten, hörte ich die beiden draußen lachen.
„Schreibt er Dir?“, fragte Jonathan irgendwann. Ich hörte auf, sorgfältig zu kauen.
„Ja.“, sagte ich.
„Was schreibt er?“
Ich zuckte mit den Schultern und stand auf, um ihm neuen Punsch einzugießen. „Was man schreibt. Askaban ist ein schrecklicher Ort.“
Er schluckte. „Dort sind auch eigentlich nur Menschen, die es verdienen.“
Ich zuckte zusammen. Ja, das Verdienen. Ich hatte darüber nachgedacht. War es meiner Einschätzung nach richtig, dass du in Askaban warst? Dass du littst? Dass diese Monster dir langsam, aber sicher, die Seele aussaugten? „Eigentlich ja.“
Ich sah aus dem Fenster. Charlie und June setzen kleine Steine als Augen in den Kopf des Schneemanns. Die Kälte hatte Eisblumen auf die Fensterscheiben gemalt.
„Liebst du ihn noch?“
Ich sah ihn an. Das war nicht mehr die Frage des Erwachsenen, der mir bis jetzt gegenüber gesessen hatte. Das war die Frage eines zitternden Kindes. „Warum fragst du?“
Er sah mir in die Augen, als er sprach, ohne die Augen abzuwenden. „Weil ich nicht weiß, ob ich es noch tue. Oder darf.“
Ich beugte mich leicht vor und griff nach seiner Hand. Er zog sie nicht weg. „Denkst du viel an ihn?“
Er atmete aus. „Jeden Tag.“
Ich rührte in meinem Punsch. „Ich kenne die Antwort nicht. Zu keiner der Fragen. Es scheint mir beides richtig und falsch. Werden diese Menschen geliebt?“
Jonathan drückte meine Hand an sein Gesicht. „Keine Ahnung. Ich schätze, wir werden es wissen. In ein paar Jahren.“, fügte er schließlich hinzu.
„Oder Jahrzehnten.“
Erneut schwiegen wir und beobachteten Charlie und June, wie sie ihr Meisterwerk bestaunten. Es war lange her, dass ich June so sorglos erlebt hatte. Es passte besser zu ihrem Alter, viel besser.
Du hast uns so viele Dinge genommen, allem voran June ihre Jugend.
„Woher kennst du diesen Charlie?“, fragte ich Jonathan. Er lachte.
„Mach dir keine Sorgen, Mum. Er geht bald wieder nach Rumänien.“, sagte er.
„Rumänien?“
„Er arbeitet mit Drachen.“, erklärte er und reckte dann den Kopf, um sehen zu können, wie June sich in den Schnee hatte fallen lassen. Sie lachte immer noch. „Charlie war Sucher von Gryffindor. Er war großartig, alle Vereine haben sich um ihn gerissen, aber er wollte lieber sein Drachenstudium beginnen.“
„Wie vernünftig.“, musste ich zugeben.
„Er hat gerade Ferien und die Magpies machen einen letzten Versuch, ihn an Bord zu ziehen, indem sie ihn mit nach Neuseeland nehmen. Ich glaube aber nicht, dass er sein Studium aufgibt. Mum“, sagte er plötzlich, und sein Tonfall war so anders, dass ich den Blick von den beiden abwandte und stattdessen ihn ansah. „Es tut mir Leid, dass ich so wenig für dich da bin.“
Ich drückte seine Hand. „Das sollte es nicht. Es geht mir gut.“
„Hör auf zu lügen, Mum.“
Ich seufzte. „Okay, das tut es nicht, aber das ist nicht deine Schuld. Nur weil mein Leben etwas durcheinander geraten ist, sollte das mit deinem nicht auch so sein. Ich bin froh, dass du glücklich bist. Dass du Quidditch spielen kannst.“
„Trotzdem kommt es mir manchmal so vor, als wärst du zu alleine hier.“
„Alleine bin ich“, gab ich zu. „Aber nicht zu sehr. June kommt doch, wann immer die Schule ihr frei gibt, und das Ministerium besucht mich auch regelmäßig.“
Er lachte. „Was wollen sie?“
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. „Alles mögliche. Mir Rechtsbeistand anbieten, mir eine Mitwisserschaft andichten, weitere Beweise sammeln.“
„Sie glauben, dass du von all dem wusstest?“ Es hörte sich so verdutzt an, wie ich mich gefühlt hatte, als ich mit der Idee konfrontiert worden war.
„Offenbar.“
„Das darfst du dir auf keinen Fall gefallen lassen, Mum. Das können die nicht machen.“
„Ich weiß. Ich weiß...“
June und Charlie kamen dann hinein, beide mit roten Wangen wegen der Kälte und nassen Haaren vom Schnee. Wir saßen noch eine Weile zusammen und tranken Punsch (ich hatte den üblen Verdacht, dass Jonathan etwas Rum an mir vorbei schmuggelte, damit June auch alkoholisierten Punsch trinken konnte), bis es dunkel wurde und Jonathan sagte, sie müssten gehen. Nach einem herzlichen Abschied von ihm und einem höflichen von Charlie Weasley blieben June und ich wieder alleine.
An Heiligabend setzte ich mich an meinen Platz am Fenster, wo ich sonst immer alle beobachtet hatte, und zog die Knie an. Werden „solche“ Menschen geliebt? Menschen wie du?

Liebt man solche Menschen, obwohl sie derartiges getan haben, oder tun diese Menschen derartiges, obwohl sie geliebt werden?

Es bringt eine ungeheure Schuld mit sich, so jemanden zu lieben, egal, ob man dagegen kämpft oder nicht. Kämpfte ich dagegen?
Ich sah hinaus in die Dunkelheit und fragte mich, wie es bei dir aussah. Hattest du eine Zelle mit Fenster? Hattest du Essen? Einzelhaft oder Gemeinschaftszelle?
Wie schlimm war es wirklich, dieses Grauen? Ließ es irgendwann nach?
Verdientest du wie jeder andere auch, der dort war, dort zu sein? Verdientest du es?
Ich tendierte zu ja.

xxxxx


Mary,
ich weiß nicht, ob dich meine Briefe erreichen oder ob du sie liest, aber ich möchte dir eines sagen. Ich habe aufgegeben, das Tageslicht zu sehen. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, eines Tages aus diesem Grauen aufrecht heraus zu laufen. Ich erwarte nichts mehr.
Das einzige, das weiß ich nun, ohne das ich nicht leben und nicht sterben kann, ist deine Vergebung.


Es heißt Vergeben, aber nicht vergessen. Ich wusste noch nicht einmal, wo ich anfangen sollte.

xxxxx


„Sie wollen, dass du alles weißt.“, sagte Alfred leise, irgendwann auf dem Weg des Löffels zu meiner Teetasse. Der Löffel zitterte; der Zucker rieselte herab auf den gefrorenen Boden. Ich schluckte.

„Warum?“

„Sie finden es seltsam, dass du nichts davon wissen willst, und sie brauchen... weitere Aussagen.“ Er zögerte, als er das letzte sagte, als schien es auch ihm etwas seltsam.

„Weitere Aussagen? Was wollen sie ihm noch nachweisen? Er ist doch schon lebenslänglich in Askaban!“ Meine Stimme klang so ungleichmäßig laut. Ich wollte mir die Ohren zuhalten und mich selbst nicht mehr hören.

Alfred schwieg einen Moment. „Es geht... um jemand anderen.“ Ich wartete darauf, dass er weitersprach, ohne dass ich ihn bearbeiten musste, und das tat er. Schließlich. „Sie ermitteln gegen einen Mittäter.“

„Einen Mittäter?“ Warum war alles, was ich tat, ein Echo von dem zu sein, was andere sagten?

„Eine Mittäterin, eigentlich.“ Er sah weder mich noch den immer noch in der Luft schwebenden Löffel an.

Es war, als würde ich erfrieren. „Eine Mittäterin.“, wiederholte ich. Staunen war alles, was ich hören konnte. „Eine Mittäterin.“

Langsam griff Alfred nach meiner Hand und drückte sie. „Ich habe ihnen gesagt, ich wäre nicht der richtige, um es dir zu sagen, aber...“ Seine Stimme lief ins Leere. Ich starrte den Boden an.

Eines Tages, ich weiß nicht mehr, wann, aber es muss kurz nach Junes Rückkehr nach Hogwarts gewesen sein, waren wir Freunde geworden, der Ministeriumsbeauftragte Mr Simmons und ich. Und mit dieser Wende war alle Höflichkeit und alle Verschlossenheit gegangen. Wir saßen bei Wind und Wetter, bei Minusgraden und furchtbarsten Schneestürmen auf der Hollywoodschaukel und taten nichts, sagten nichts, sahen nichts. Ich hatte nie nach ihm gefragt.

„Ich bin froh, dass du es warst.“, konnte ich schließlich sagen und es auch so meinen. „Eine Frau...“ Ich sprach nicht weiter.

Er unterbrach meine Gedanken. „Ich weiß, was du denkst, aber... ich weiß nicht, ob es so war. Ich – Du wirst es nur wissen, wenn du hingehst.“

„Aber es wird soviel geben, das ich nicht wissen will...“, flüsterte ich. Er drückte meine Hand fester, aber ich fühlte sie nicht mehr.

Er nickte. „Du musst dich dem stellen. Du musst dich endlich allem stellen.“ Seine Stimme wurde lauter mit seinen Worten. „Mary, du gehst ein. Du musst es dich erfassen lassen, damit du darüber hinweg kommen kannst. Er kommt nicht zurück.“

Das war dann wohl, als ich die Augen abwandte und in den schmelzenden Schnee schaute. Der Frühling kam, aber kam mit ihm auch unser Frühling? Waren wir nicht zu Ende, als das Jahr endete?

Du suchst nach Vergebung. Aber für was genau suchst du Vergebung? Für das, was dich nach Askaban gebracht hat, oder für alles andere?


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