von minimuff
Ich gähne und will mich auf die Seite rollen. Aber etwas hindert mich. Wie seltsam. Mein Bett ist doch sonst nicht so klein? Ich öffne ein Auge einen klitzekleinen Spalt und entdecke zu meiner großen Freude einen Arm neben mir. Sofort fällt mir alles wieder ein: Remus war ja zu mir zurückgekehrt! Und ich bin nun die glücklichste junge Hexe von ganz London. Oder sogar von ganz England? Ich öffne beide Augen weit und sehe mir Remus genau an. Obwohl es ja eigentlich unfair ist, schlafende Leute zu beobachten. Aber ich habe ihn doch so lang nicht mehr gesehen!
Sein Haar ist ganz verstrubbelt und er liegt auf der Seite, in meine Richtung gedreht. Einerseits wünsche ich mir, dass Remus bald aufwacht, damit ich mit ihm sprechen kann. Andererseits würde ich nichts lieber tun, als ihn ewig lang beim Schlafen zuzusehen. Oder- wirklich nichts? Mein Blick fällt auf Remus´ Lippen. Sie sehen groß und weich aus. Wie von selbst neige ich mich vor, auf sein Gesicht zu. In mir kribbelt alles, obwohl Remus ja sowieso nichts mitbekommt- schließlich schläft er ja noch.
Mein Gesicht ist bei dem seinen angekommen. Ganz sachte berührt mein Mund seine Lippen.
Plötzlich spüre ich einen leichten Druck und stelle fest, dass Remus mich zurückküsst. Er ist aufgewacht!
Natürlich darf Remus bei mir wohnen. Er hat ja kein Haus, und der Fuchsbau ist sowieso schon überfüllt mit all den Weasleys. Und ich kann ihn ja schlecht zu den Werwölfen zurückschicken, oder? Außerdem gefällt es mir, mit ihm zusammen zu leben. Tags gehe ich arbeiten, und Remus erledigt oft kleine Nebenjobs, und wenn nicht, ist er auf der Suche nach welchen. Abends schlendern wir Hand in Hand über die Winkelgasse oder gehen in die Drei Besen. Und nachts liegen wir zusammen in meinem kleinen Bett und sind einfach glücklich.
Eine Woche nach Remus´ Rückkehr gibt es allerdings schon das erste Problem, und das kommt so:
Es ist Wochenende. Genauer gesagt, Samstag. Weil ich heute nicht zur Arbeit muss, kann ich guten Gewissens in meinem warmen Bett liegen bleiben. Um 8:30 Uhr (so früh!!) klingelt es an der Tür und reißt mich sehr unsanft aus dem Schlaf. Neben mir schläft Remus ruhig und friedlich weiter, wahrscheinlich weil vorgestern Vollmond gewesen ist und er , zu meinem Leidwesen, die ganze Nacht durch den Verbotenen Wald rennen musste. Nun ja, mir bleib wohl nichts anderes übrig, als mich aus dem Bett zu rollen, leise die Schlafzimmertür zu schließen und in Richtung Tür zu schlurfen. Auf dem Weg dorthin überlege ich, wer um Himmels Willen so früh vor meiner Tür stehen kann. Darauf fällt mir nur der Frühaufsteher Mad-Eye ein. Na, der kann was erleben, denke ich und gähne noch mal schnell, bevor ich meine Tür öffne.
Als ich sehe, wer mich da besuchen kommt, fällt mir vor Schreck der Mund auf: Das ist nicht Mad-Eye. Es ist auch nicht Kingsley oder Molly oder irgendein anderes Ordensmitglied. Nein, es ist- meine Mum. Das Blöde daran ist, dass Mum noch nicht weiß, dass Remus wieder mit mir zusammen ist. Und ich hatte, ehrlich gesagt, auch nicht vor, es ihr in der nächsten Zeit zu sagen. Denn Mum kann Remus aus wirklich seltsamen Gründen nicht leiden. Zu alt wäre er, und zu arm. Es sollte ihr ja eigentlich egal sein können, wie alt oder reich mein Freund ist, oder? Aber Mum kann wirklich zur Furie werden, wenn sie sauer ist, deshalb hab ich es etwas herausgezogen, ihr von Remus´ Rückkehr zu erzählen.
Also, was tun?
„Hi, Mum!“, sage ich gespielt fröhlich. „Alles klar so bei dir und Daddy?“
Mum mustert mich ärgwöhnisch.
„Nymphadora, wieso bist du denn noch im Nachthemd?“, fragt sie missbilligend.
„Na, weil es noch nicht mal 9 Uhr ist und normale Menschen da noch schlafen!“ entrüste ich mich. Mum geht neugierig durch meinen Wohnungsflur. Neiiin, ich muss sie stoppen!
„Äh- Mum, komm doch in die Küche, ich mach dir dann einen Kaffee, okay?“, frage ich sie schnell und ziehe sie, etwas zu hektisch, in Richtung Küche- mit der Folge, dass ich über meine Drachenledertasche stolpere und Mum mich gerade noch so auffangen kann.
„Kind, Kind“, sagt sie kopfschüttelnd. Ich flitze zur Kaffeemaschine, schwinge meinen Zauberstab, und zwei dampfende Tassen kommen angeflogen. Ich drücke Mum eine in die Hand und quetsche sie auf einen Küchenstuhl.
Sie nimmt einen Schluck und verzieht das Gesicht.
„Was hast du denn da gekauft, Nymphadora?“, fragt sie und schüttelt sich.
„Ööh“, mache ich und werfe verhohlen einen Blick auf die Packung.
Upps- das war ja der Kaffee, den Fred und George mir zum Geburtstag geschenkt haben. Das heißt wohl, dass es aus ihrem Scherzartikelsortiment kommt. Kein Wunder, dass es nicht schmeckt...
Ich will gerade eine Erklärung murmeln, da klingelt es erneut an der Tür. Na, ich scheine ja heut sehr beliebt zu sein!
„Ääh- Mum, ich mach eben auf, bleib- bleib einfach da sitzen“, sage ich zur Sicherheit und eile zur Tür. Kaum habe ich geöffnet, rauscht Mad-Eye, ohne die Tatsache zu beachten, dass ich immer noch im Nachthemd bin (und zwar in einem verdammt knappen), in meine Wohnung.
„Alastor!“, sagt Mum überrascht.
„Sehr erfreut“, knurrt Mad-Eye, ohne Mum überhaupt anzusehen.
„Nymphadora, ich muss dringend mit Remus sprechen! Er ist doch hier, oder?“
Blut schießt mir ins Gesicht. Muss Mad-Eye mir jetzt alles verderben? Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu und sage dann, so unschuldig wie möglich:
„Was- Remus? Hier? Wie kommst du denn darauf? Warum denn gerade bei mir?“
„Nymphadora, die Lage ist ernst, wir haben keine Zeit für Albernheiten, wo soll er denn sonst sein? Er war doch schon seit einer Woche nicht mehr im Fuchsbau, und Molly meinte...“
Er klackert mit seinem Krückstock in Richtung Schlafzimmer, und mir wird bewusst, dass Mad-Eyes Auge ja durch Türen sehen kann- er weiß also ganz genau, wo Remus ist.
„Ähm- Mum, willst du denn nicht schon mal... schon mal gehen?“, mache ich einen letzten verzweifelten Versuch.
„Nein!“, faucht Mum mit einem ziemlich beängstigenden Blick.
„Das will ich sehen!“
Mist, denke ich noch, da reißt Mad-Eye die Tür auch schon auf, und da, in meinem Bett, liegt natürlich Remus, immer noch tief schlummernd.
„NYMPHADORA“, kreischt Mum. Remus fährt hoch und sieht mich verdutzt an.
„Dora, was ist los- was tut deine Mutter hier?“, fragt er verwundert.
„Ich-habe-mehr-Recht-hier-zu-sein-als-du!“, wütet Mum.
„Kind, was zum Hippogreif tut der hier?“
Ich sehe zu Boden und murmle:
„Er ist zurück. Seit- seit einer Woche.“
Mum schnaubt.
„Und du hast ihn natürlich mit offenen Armen empfangen, diesen Verräter, stimmt´s?“, fragt sie verächtlich.
„Mum, Remus ist kein Verräter! Er wollte mich nie alleinlassen, er hat es nur meinetwegen getan, Mum, weil er ein Werwolf ist und er...“
Uups- das hätte ich wohl lieber nicht sagen sollen. Selbst Mad-Eye, der die Situation endlich kapiert hat, klatscht sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Mum keift weiter:
„Nymphadora, bist du denn wahnsinnig? Ein Werwolf! Du weißt ja gar nicht, was das bedeutet- das sind halbe Tiere!“
Man kann Remus ansehen, wie tief ihn das verletzt. Er blickt zu Boden, beißt sich auf die Lippe.
„Raus hier, Mum!“, rufe ich und spüre, wie mein Haar zornesrot wird.
„Und komm wieder, wenn du gelernt hast, meine Freunde so zu akzeptieren, wie sie sind.“
Mum öffnet den Mund, so als wenn sie zurückschreien wollte, wirft mir noch einen ziemlich bösen Blick zu und rauscht dann aus meiner Wohnung.
Rumms, macht die Tür und es klingt ziemlich endgültig. Mad-Eye räuspert sich verlegen. „Tut mir Leid, ich konnte ja nicht wissen...“ Er blickt an mir herab.
„Glotz mich nicht so an“, fauche ich und schiebe ihn aus der Tür. Dann breche ich in Tränen aus. Remus steht auf und legt tröstend einen Arm um meine Schultern. „Es tut mir Leid, Dora. Dass ich dir so viele Probleme mache, meine ich.“
Ich schüttele schniefend den Kopf. „Die Einzige, die hier Probleme macht, ist Mum.“
Dann wische ich mir die Tränen ab und krabbele zurück ins Bett. Ich will nichts als schlafen.
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