von minimuff
Ich sitze im Wohnzimmer, auf meinem Schoß mein kleiner Sohn. Der Junge ist müde und quengelt herum. Er fuchtelt mit seinen kleinen Händen herum und schlägt mir fast die Brille aus dem Gesicht.
„Hey, du ungezogener kleiner Bengel, lass das sein!“, sage ich gespielt empört.
Mein Sohn gluckst und zappelt weiter. Wo bleibt denn nur Lily?
Ein Schatten fällt durch die Tür und meine Frau kommt herein. Ihr wunderschönes dunkelrotes Haar fällt ihr über das schmale Gesicht, wie ein Vorhang.
„Kannst du Harry ins Bett bringen, Schatz?“, frage ich, überreiche den Jungen seiner Mutter und strecke mich. „Ich muss noch duschen“.
Draußen ist es dunkel. Ich schaue aus dem Fenster, und für einen Augenblick meine ich, eine Silhouette in der Finsternis gesehen zu haben. Ich blinzle, kann aber nichts entdecken.
„Natürlich, Liebling“, lächelt Lily und geht mit Harry auf dem Arm in Richtung Treppe. Da- ein Knacken. Wie kann das sein, unsere Schutzzauber dämpfen doch die Geräusche von draußen? Das kann nur eins bedeuten: Die Schutzzauber sind zerstört.
Eine furchtbare Ahnung befällt mich. Ich beginne zu zittern. Ich springe auf, genau in dem Moment, in dem die Tür auffliegt.
„Nein!“, schreie ich entsetzt und schiebe Lily die Treppe hoch. Wir rennen, so schnell wir können, immer weiter- bis es plötzlich nicht mehr weiter geht. Wir stehen ganz oben, in unserem Schlafzimmer, und sitzen in der Falle. Unser Atem ist laut in der Stille, und der Schweiß rinnt mir übers Gesicht, als ich dumpfe Schritte auf der Treppe höre. Schnell legt Lily den Kleinen hinter uns in sein Babybettchen.
„Er wird doch nicht wegen ihm gekommen sein? Wegen Harry?“, fragt sie mich verängstigt. Ich antworte nicht. Natürlich ist er wegen Harry gekommen. Aber ich werde nicht einfach tatenlos zusehen, ich werde meinen Sohn beschützen!
Abermals fliegt die Tür auf und er steht im Raum- Lord Voldemort. Lily klammert sich an mich. Ein grausames Lächeln überzieht sein eiskaltes Gesicht.
„Endlich“, sagt er. „Nach so langer Zeit des Versteckens. Ihr hättet es wissen sollen... aber, nur keine Angst. Solange ihr brav bleibt, während ich... mein Vorhaben erledige, muss keinem von euch ein Leid geschehen. Alles, was ihr tun müsst ist, beiseite zu treten“.
Weder Lily noch ich bewegen uns ein Stück. Ich bleibe stehen und starre in die mitleidlosen Augen Voldemorts. Er lacht, kühl.
„Seid keine Dummköpfe, ihr zwei... euer Sohn ist so oder so verloren, also was bringt es euch zu kämpfen? Und jetzt- geht BEISEITE!“
Er zückt den Zauberstab.
„Lily, geh weg! Geh!“, sage ich verzweifelt, doch sie hört nicht auf mich. Mit aller Kraft schiebe ich meine Frau zur Seite, und ich bin stärker als sie. Dann werfe ich mich todesmutig vor das Bettchen meines Kindes- und keine Sekunde zu früh.
Da kommt er, der Todesfluch, aus dem Stab des Mannes vor mir. Ein einfacher Lichtstrahl, direkt auf mich zu. Ich drehe schnell meinen Kopf, ich will noch einmal das sehen, wofür ich sterbe. Einen Moment lang blicke ich in die Augen meines kleinen Sohnes, strahlend grün, wie die seiner Mutter, so unschuldig, so-
Grünes Licht erfüllt den Raum. Ich spüre einen dumpfen Schlag in meiner Brust und dann gar nichts mehr.
(jetzt aus der Sicht von Molly Weasley: )
Es klingelt an der Tür. Schnell greife ich mir den kleinen Ron, den ich soeben noch gewickelt habe, und eile zur Tür. Ich reiße sie auf und sehe Lily Potter in meiner Schwelle stehen. Sie ist völlig verweint und ihre Augen sind weit aufgerissen, so als wenn sie gerade einen schweren Schock erlitten hätte. Ihre Schminke ist verlaufen und in ihren Armen hält sie ihren Sohn, den einjährigen Harry, der leise wimmert und auf der Stirn einen roten Streifen hat.
„Molly!“, schluchzt Lily und sackt im Türrahmen zusammen. Bill kommt im Schlafanzug angerannt. Schnell drücke ich ihm Harry in die Arme und ziehe Lily hoch. Sie ist ganz blass und schluchzt immer noch.
„Ach herrje“, murmle ich besorgt und helfe ihr, langsam in Richtung Küche zu gehen.
„Mummy?“, fragt Bill ängstlich. „Mummy, was ist denn mit Mrs. Potter?“
Ich wedele mit der Hand, zum Zeichen, dass er verschwinden soll, und beleidigt geht er zurück in sein Zimmer. Harry hat er auf der Küchenbank abgelegt.
„Setz dich doch erst einmal, Lily“, sage ich, und langsam lässt sie sich auf einen Stuhl sinken. Ich gebe dem Herd einen kleinen Wink mit dem Zauberstab, und eine dampfende Tasse Tee kommt angeflogen, die ich Lily in die Hände drücke.
Sie nimmt einen kleinen Schluck und scheint sich etwas zu beruhigen. Mit Harry und Ron auf dem Schoß setze ich mich neben sie.
„Liebes, was ist geschehen?“, frage ich sie. Sie schluchzt auf.
„Es ist alles so- so schrecklich“, stößt sie hervor. „James, er ist... Voldemort. Voldemort hat James umgebracht.“ Sie heult auf und ich bin völlig entsetzt und völlig verwirrt.
„Was? Aber- wie kann das denn sein, ihr wart doch sicher?“
„P-Peter muss uns verraten haben. Unser Freund, Molly! S-so furchtbar... Und Harry- er lebt, und ich verstehe nicht, wieso...“
Ich beginne zu verstehen. Voldemort scheint in das Haus der Potters eingedrungen zu sein, und scheinbar hat er James getötet. Aber das mit Harry...
„Du-Weißt-Schon-Wer hat einen Fluch auf Harry abgefeuert?“, frage ich entsetzt. „Wegen der Prophezeiung?“
Lily nickt, ohne mich anzusehen. „Er wollte ihn umbringen... aber James ist davorgesprungen, und der Fluch hat ihn.... und dann h-hat Voldemort es noch einmal versucht, a-aber es hat nicht geklappt, und Voldemort ist verschwunden.“
Ich reiße die Augen auf. „Er ist verschwunden?? Du meinst- für immer?“
Lily zuckt die Schultern. „Glaube schon. Molly- kann ich vielleicht für ein paar Tage hier bleiben? Unser Haus ist zerstört, weißt du...“
Ich nicke. Eigentlich habe ich noch tausend Fragen, vor allem, was Voldemort angeht, aber Lily sieht so erschöpft aus, dass ich ihr nur eine Decke hervorzaubere und sie zum Sofa geleite.
„Danke, Molly“, sagt sie schwach und bringt fast ein Lächeln zustande, da ist sie auch schon eingeschlafen, mit Tränenspuren auf den Wangen.
Sanft lege ich ihren Sohn neben sie und decke ihn zu. Ich streiche ihm über das flaumige schwarze Haar und entdecke plötzlich eine Verletzung an seiner Stirn. Ich schwinge den Zauberstab, um die Wunde zu heilen. Die Schwellung verschwindet, die Rötung verblasst. Aber etwas bleibt: eine blitzförmige Narbe. Mein Mund fällt auf- das ist eindeutig ein Fluchschaden. Kann es wirklich sein, dass dieses kleine Kind die Kraft hat, den mächtigsten Zauber der Welt zu stoppen? Ich sehe den Jungen Harry lange Zeit an, und mir wird klar, dass ich es mit einer sehr bedeutsamen Geschichte zu tun habe, auch wenn ich noch nicht alles verstanden habe. Vielleicht erfahre ich ja morgen mehr.
Zweites Kapitel kommt bald!! Und büdde, büdde macht gaaanz viele Kommis, ja??
Danke schöön^^
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