von minimuff
Hallöchen, ein neues Kapitel!! Es geht immer noch um dasselbe Thema wie im letzten, und es spielt immer noch aus Lilys Sicht! Viel Spaß beim Lesen
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„Ja, es tut mir Leid, dass... dass James sterben musste“, sage ich mit fester Stimme. „Er war immer gut zu dir. Und ich habe nie gewollt, dass er stirbt.“
Lüge. Wie oft habe ich mir ausgemalt, dass sein Designerkessel explodiert und ihn in viele kleine Stücke zerfetzt.
Lily mustert mich. „Du hoffst doch nur, dass du der Nächste sein wirst, jetzt, wo ich wieder allein bin“, sagt sie verächtlich.
„Nein!“, rufe ich aufgebracht. Wenn Lily will, kann sie ziemlich gemein sein.
„Ich will dir helfen! Ich muss dir doch helfen, jetzt wo... James es nicht mehr kann. Was brauchst du- Geld? Eine neue Wohnung?“
Ihre Augen werden dunkel. Nicht gut. Ich kenne das von früher. Als sie anfängt zu sprechen, klingt es fast wie ein Zischen und trotzdem eiskalt.
„Danke, ich brauche nichts dergleichen. Dumbledore besorgt mir eine Wohnung. Und Geld habe ich genug.“
Eine Weile schweigen wir beide. Dann fährt sie fort.
„Du wirst es nie verstehen, oder?“. Ihre Stimme ist plötzlich viel weicher. Viel verletzlicher. „Geld und all das Zeugs, das du mir andrehen wolltest- es gibt viel wichtigere Dinge als das. Glaub mir, Geld ist im Moment meine kleinste Sorge.“
Sie schluckt und ihre Stimme zittert. „Wie soll ich es schaffen? Wie soll es mit Harry weitergehen? Er wird zurückkommen, ich weiß es. Er wird Rache nehmen wollen. Ich muss Harry schützen, sonst ist James ganz umsonst gestorben. Ich bin ganz allein, gegen den mächtigsten Zauberer der Welt. Ich schaffe es nicht, Severus.“
Und zum ersten Mal heute blickt sie mich so an wie früher. Ich kann keine Wut oder Abscheu mehr in dem durchdringenden Grün erkennen. Da sind nur Tränen, die langsam ihre Wange herunterrollen, und ein kleines Stück unserer alten Vertrautheit. Voller Verzweiflung blickt sie zu mir hoch.
„Ich werde dir helfen“, sage ich mit krächzender Stimme.
„Glaub mir, Lily, ich werde deinen Sohn schützen“.
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(aus Lilys Sicht:)
Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie kullern mir übers Gesicht. Wahrscheinlich sehe ich jetzt schrecklich verweint aus. Severus sieht mich mit einem seltsamen Blick an. Plötzlich muss ich an früher denken. Damals war alles so einfach gewesen. Wir waren einfach Freunde, konnten über alles reden. Doch das ist lange her. Es war vor vielen Jahren. Bevor mein bester Freund mich zum Schlammblut gemacht hat.
Und jetzt ist er hier und will mir helfen. Als wenn er irgendwas tun könnte. Die Verantwortung liegt ganz allein bei mir, und ich breche unter ihr zusammen. Wieder muss ich weinen. Severus rutscht vorsichtig ein Stück näher und legt seinen Arm um mich, und diesmal stoße ich ihn nicht zurück. Soll er doch, wenn´s ihm Spaß macht.
„Ich helfe dir, Lily, hab keine Angst, ich helfe dir doch“, sagt er immer wieder.
„Und wie willst du das bitte schön anstellen?“, schluchze ich. Einen Moment lang ist er still. Wusste ich´s doch. Dann sagt er nachdenklich:
„Ich könnte bestimmt etwas für euch tun. Dumbledore könnte mir sicherlich sagen, was ich machen kann. Vielleicht kann ich dem Orden beitreten. Oder für euch spionieren.“
Ich denke nach. Ein bisschen Hilfe wäre eigentlich nicht schlecht. Dann wäre mir ein wenig Verantwortung genommen, und Harry wäre sicherer. Aber...
„Wieso willst du mir helfen?“, frage ich ihn direkt. Seit seiner Ankunft brennt diese Frage auf meiner Zunge. Ich blicke ihn an. Er scheint mit sich zu ringen.
„Wir sind alte Freunde“, sagt er ausweichend. „Ein kleiner Freundschaftsdienst...“
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Sich in Lebensgefahr bringen soll ein kleiner Freundschaftsdienst sein. Ja, klar. Severus wird rot.
„Du... bist mir sehr wichtig“, sagt er. „Ich könnte nicht ertragen, wenn du-„
Er spricht den Satz nicht zu Ende. Ich bin völlig verwundert und frage:
„Ich bin dir immer noch so wichtig? Nach all den Jahren?“
Er sieht zu Boden. Ich denke nach. Habe ich ihn vergessen? Nein, entscheide ich. Immer wieder habe ich an ihn gedacht, mich gefragt, wo er wohnt, was er arbeitet, ob er bereits eine Familie hat. Aber wirklich vermisst habe ich ihn in den letzten Jahren eigentlich nicht. Und das soll auch so bleiben!
„Danke, aber ich brauche deine Hilfe nicht“, sage ich bemüht kühl.
Severus blickt wieder hoch, und plötzlich sieht er zornig aus.
„Mein Gott, Lily, kannst du denn nicht endlich verzeihen? Vergiss deinen Stolz. Dein Sohn braucht so viel Schutz wie möglich. Du weißt genau, wie gut ich die dunklen Künste kenne, und glaub mir, sie sind unberechenbar. Ohne meine Hilfe, ohne die Hilfe von vielen, vielen anderen Zauberern wird dein Sohn genauso enden wie dein Mann. Tu´s für Harry. Erlaube mir, euch beide zu schützen. Ich habe einen Plan. Wenn wir diesen Plan befolgen, dann müsste dein Sohn eine Chance haben. Sei nicht so egoistisch und lasse deinen Sohn für etwas sterben, was lange vorbei ist.“
Das sitzt. Ich bin ziemlich baff. Und eigentlich hat er Recht. Um Harry schützen zu können, müssen wir alle zusammenhalten.
„Okay“, gebe ich mich geschlagen. Unter Severus´ Hakennase macht sich ein Lächeln breit. Das habe ich schon lang nicht mehr gesehen.
„Danke, Lily“, sagt er und klingt ziemlich erleichtert.
„Ich mache mich dann mal auf den Weg.“ Er steht von der Couch auf.
„Darf man fragen, wohin du so spät noch willst?“
Er zögert kurz, dann antwortet er: „Ich gehe unverzüglich zu den Todessern. Ich werde wieder beitreten und für den Orden die Pläne ausspionieren. Das ist mein Plan.“ Er geht zur Tür, ich folge ihm und merke, dass ich ein bisschen besorgt um ihn bin.
„Auf Wiedersehen, Lily“, sagt er ernst.
„Auf Wiedersehen. Und pass auf dich auf. Das Spiel, das du spielen willst, ist gefährlich.“ Einen Moment blicken wir uns an, dann umarme ich ihn noch einmal zum Abschied. Es dauert nur einige Sekunden, doch als ich ihn wieder loslasse, ist er knallrot. Hilfe, er denkt doch jetzt hoffentlich nichts Falsches??
„Also, tschüss“, sage ich verlegen. Severus zuckt zusammen, nickt kurz und verschwindet aus der Tür.
Dann kommt Harry angekrabbelt. Ich nehme ihn hoch auf meinen Arm, und zusammen schauen wir aus dem Fenster und sehen zu, wie Severus in der Dunkelheit verschwindet. Und trotz des Kummers der letzten Tage macht sich in mir so etwas wie ein Glücksgefühl breit. Ich habe meinen alten besten Freund wieder. Ich habe jemanden, der mit mir den langen, schweren Weg antreten will.
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So, das war´s auch schon wieder. Hoffe, es hat euch gefallen. Das nächste Kapitel wird wohl ein paar Jahre später spielen, damit es nicht zu langweilig wird.
Ein paar Kommis wären nett!! Über Kritik und Verbesserungsvorschläge freue ich mich auch (obwohl Lob natürlich immer am besten ist)!!
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