von minimuff
„Mum! Mum, ich kann den Zug sehen! Guck mal!“ Harry rennt vor. Heute fährt er zum ersten Mal nach Hogwarts und ist dementsprechend aufgeregt. Ich schaue mich auf dem Gleis um. Seit vierzehn Jahren war ich nicht mehr hier und genieße es. Hinter mir her läuft Remus, der mitgekommen ist, um sich von Harry zu verabschieden. Dass er es auch so genießt wie ich, bezweifle ich, weil er gerade Harrys Riesenkoffer, seinen Kessel plus die kreischende Hedwig schleppt und laut keucht. Ich wollte ihm tragen helfen, aber er hat sich geweigert und ab und zu können die Männer uns ja auch mal verwöhnen (A/N: =) Genau ) .
Die Weasleys kann ich in der Menschenmenge nicht entdecken, dafür sehe ich Neville Longbottom und seine Großmutter.
„Tschüss, Mum, ich muss einsteigen!“, ruft Harry. Ich umarme ihn noch einmal, Remus übergibt ihm seine Sachen und wünscht ihm viel Spaß. „Lass dich nicht ärgern. Und schreib uns bald.“ Wir winken, bis der Zug verschwunden ist.
Abends sitze ich in meiner Wohnung auf der Couch mit Muggel-Yoghurt-Gums und Butterbier. Ich fühle mich einsam, obwohl Remus nur ein Zimmer weiter ist. Liegt das nur daran, dass Harry weg ist? Auf nichts habe ich Lust. Ich nehme noch einen Yoghurt Gum, und plötzlich wird mir bewusst, dass ich schon seit zehn Jahren mit keinem Mann mehr zusammen war. Ich bin entsetzt. Zehn Jahre! Das ist mir die meiste Zeit lang gar nicht aufgefallen. Aber nun fehlt es mir doch. Ich habe richtig Sehnsucht danach, mal wieder richtig geliebt zu werden. Spontan entscheide ich: Heute gehe ich aus! Kurz bekomme ich ein schlechtes Gewissen wegen James, dann stehe ich auf und gehe rüber zu Remus.
„Duhuu, Moony, hast du Lust, heute mit mir rauszugehen?“ Er blickt von der Zeitung, die er gerade liest, auf. „Was?! Lily, es ist doch schon halb elf!“
„Na und? Wir sind doch nicht mehr sechzehn. Ach, komm schon, ich brauch das jetzt!“ Remus zögert. „Weißt du, eigentlich geh ich nicht so gern... Okay, überredet.“ Ich strahle. Schnell ziehe ich mich um. Und dann noch mal und noch mal. „Lily, wo bleibst du? Du wolltest doch ausgehen!“, höre ich Remus vor der Tür rufen. „Jaaa, ich komme gleich!“ Schließlich entscheide ich mich für ein dunkelrotes trägerloses Kleid. Rot ist immer noch meine Lieblingsfarbe, nicht zuletzt, weil es einfach am allerbesten zu meinem Haar passt.
Zusammen treten wir nach draußen in die Dunkelheit und apparieren erst mal in die nächtliche Winkelgasse. Die Läden haben bereits geschlossen, kein Wunder, mittlerweile ist es kurz nach elf- nur die Restaurants und Kneipen leuchten in der Dunkelheit. Die Menschenmassen, die sich sonst durch die enge Straße drängen, sind verschwunden, nur hier und da wankt ein Betrunkener durch die Nacht. „Und wohin gehen wir nun?“, dränge ich. Mir wird kalt in dem dünnen Kleid. „Keine Ahnung, du wolltest doch unbedingt weggehen.“ Hm. „Lass uns ins Drei Besen gehen“, entscheide ich spontan, „da sollte doch heute Abend eine Party stattfinden, oder?“ Also machen wir uns auf den Weg.
Es ist nicht weit, trotzdem friere ich immer mehr. Als ich durch die Tür in das schummrige Gebäude eilen will, stolpere ich über etwas, das ich erst auf den zweiten Blick als Mundungus Fletcher identifizieren kann. Er hält eine halb volle Flasche Feuerwhisky (A/N: Na ja, ich glaub, sie ist eher halb leer^^). Er blickt zu mir hoch und murmelt: „Wohin so spät, schöne Frau? Kenn ich Sie?“ Ich steige über ihn drüber. „Ich bin Lily, du Idiot!“ Dann betrete ich den Raum. Sofort strömt eine angenehme Wärme in meinen Körper. Remus folgt mir und ruft: „Mamma mia, ist's hier warm!“ Verwundert blicke ich ihn an. „Seit wann kannst du denn Italienisch?“ Remus grinst. „Kann ich nicht, nur ein paar Wörter. Meine Tante lebt in Alessandria.“ Wir gehen durch den schummrigen Raum. Heute scheint tatsächlich irgendeine Party zu sein, denn der Wirt hat umgestaltet. Statt der großen Holztische sind nun überall Stehtische verteilt. Sogar eine Bar wurde aufgebaut. Auch ist es hier viel voller als sonst. Remus und ich gehen an die Bar und bestellen einen Drink. Remus fummelt ständig an seinem Anzug herum. „Ich sehe grässlich aus. Vielleicht sollte ich wieder gehen.“ Ich schüttele den Kopf: „Quaaatsch, du siehst doch super aus!“ Okay, seine Schuhe sind nicht die neusten, und sein geflickter Anzug hat auch schon bessere Tage gesehen, aber: Er sieht immer noch besser aus als Snape, oder nicht?!
Plötzlich übertönt ein lautes Krachen das Gerede der Leute und die leise Musik. Dann ein Schrei: „Mundungus, du Mistkerl! Ich hasse dich!!“ Ich muss mir das Grinsen verkneifen: Anscheinend ist noch jemand über den betrunkenen Mundungus gestolpert und dabei auch noch hingefallen. Jetzt liegt die Person flach auf dem Boden, leise schimpfend (A/N: Na, habt ihr erraten, wer's ist? ). Ich gehe in Richtung Eingang und helfe der jungen Frau, wie sich inzwischen herausstellt, wieder auf die Beine. Ich kann nicht aufhören, ihre Haare anzustarren: Sie gehen nicht mal bis zur Schulter und sind bonbonrosa. Die Frau grinst und streicht ihr schwarzes Fransenkleid glatt. „Haben... haben Sie sich verletzt?“, frage ich, doch sie winkt ab und lacht fröhlich. „Wenn ich mir jedes Mal, wenn ich hinflieg, wehtun würde, wäre ich schon längst tot.“ Häh? „Ich bin der größte Tollpatsch auf Erden“, erklärt sie und stellt sich vor: „Ich bin Tonks.“ „Ist das dein Vor- oder Nachname?“, frage ich neugierig. „Nachname. Und Spitzname.“ Wir lachen beide. „Sie mögen wohl Ihren Vornamen nicht, was?“ Tonks zuckt zusammen. „Nee, mag ich nicht. Und eigentlich können wir uns duzen, oder?“ Ich nicke. Diese Tonks scheint ziemlich sympathisch zu sein. „Ich bin Lily Potter“, stelle ich mich vor. Tonks' Augen weiten sich. „Du bist doch nicht etwa...“ „...Harry Potters Mutter, genau“, helfe ich nach. Tonks sieht beeindruckt aus. Dann schüttelt sie sich kurz und folgt mir an den Stehtisch, wo immer noch Remus herumhängt. Auch er staunt nicht schlecht über meine neue Bekannte. Seine Augen huschen zu Tonks' Haar, und auch sie mustert Remus, und wie es aussieht, scheint sie sich an seinem alten Anzug nicht zu stören. Sie stellt sich zu uns und ruft dem Kellner zu, sie wolle auch einen Drink, und zwar zackig. Ich sehe, wie Remus' Mundwinkel nach oben zucken, und ziehe fragend die Augenbrauen hoch. Er wird knallrot und schaut augenblicklich so drein, als wenn gerade vier seiner besten Freunde auf einmal beerdigt werden würden.
Alles in allem wird der Abend (na ja, eher die Nacht) ziemlich lustig. Tonks ist eine gute Gesellschaft. Sie erzählt von sich selbst, dass sie gern Aurorin werden möchte, und ich erzähle ihr von meinem Job bei Madam Malkins. Remus ist ziemlich still; er hat schließlich immer noch keine Arbeit und schämt sich dafür. Um halb drei verabschieden wir uns voneinander. „Schickt mir doch mal eine Eule“, sagt Tonks, und ich nicke. Dann gehen wir nach Hause. Ich bin glücklich. Heute habe ich zwar keinen neuen Mann gefunden, dafür aber eine tolle neue Freundin.
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So, das war's. Danke, dass ihr meine Story immer noch lest =). Schon neun Kapitel! Dafür gibt's für jeden Leser ein Gummibärchen. Und: Kommis machen nicht vergessen^^.
Danke auch an LinnyPotter und Lilian für die letzten Kommentare! Ich weiß das echt zu schätzen =)
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