von Cedric 88
Die Zauberakademie (1)-
Die neue Ära
Kapitel 22: Die verborgene Waldlichtung (2) – Der kleine Kobold
Zane erreichte den Campus des blauen Hauses in wenigen Minuten. Es war kein Haus, sondern ein großes Schloss. Das blaue Haus der Insel war der pure Luxus. Es hatte die beste Ausstattung aller einzelnen Zimmer und war mit vielen luxuriösen Gegenständen geschmückt - die äußerliche Fassade, die Flure und die Gemeinschaftsräume. Zane schaute sich auf dem Campus um, und erkannte, dass die Zimmer der Mädchen im rechten Flügel des blauen Hauses lagen. Er schleicht mit leisen und rasanten Schritten über den Mädchencampus, stieg durch ein halbgeöffnetes Fenster im unteren Flur in den Mädchenbereich ein und machte sich auf die Suche nach dem Zimmer von Anne Rhodes. Nach wenigen Minuten hatte er alle Zimmer in der unteren Etage abgesucht und ihr Zimmer nicht gefunden. Daher stieg er die Treppe am Ende des Flures empor und suchte auf der ersten Etage nach ihrem Zimmer. Er wurde fündig.
Anne! Endlich habe ich dich gefunden!
Zane erhob seine rechte Hand und klopfte vorsichtig an der Tür. Er lauschte an ihrer Tür und konnte hören, dass jemand mit leisen Schritten zu dieser Tür gelaufen kam. Zane trat einen Schritt zurück, während sich die Tür öffnete.
Zane starrte auf einen Engel. Anne stand in ihrem bläulichen Nachthemd, welches ihr bis zu ihren Knien reichte, und blickte ihn mit ihren zuckersüßen Augen verschlafend an.
„Zane? Was willst du denn hier?“, fragte Anne verschlafend. Sie lehnte sich gegen ihre geöffnete Tür und schaute ihren unerwarteten Besucher an.
„Ähm… Ich wollte dich eigentlich um einen kleinen Gefallen bitten. Aber ich wusste nicht, dass du schon geschlafen hattest. Ich kann damit auch warten!“, antwortete Zane stotternd und zugleich verlegen. Es war ihm ein wenig peinlich, dass er Anne aus ihrem Schlaf gerissen hatte.
„Was möchtest du denn, Zane! Wobei soll ich dir helfen?“, entgegnete Anne immer noch verschlafend und versuchte krampfhaft ihre Augen offen zu halten.
„Ach.. egal. Ich werde dich ein anderes Mal fragen, wenn du ausgeschlafen bist. Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe, Anne!“, antwortete Zane verlegen.
Anne lächelte ihm entgegen. Sie sah wunderschön aus- mit ihren langen, blonden Haaren, den zuckersüßen Augen und dem niedlichen Lächeln.
„Zane? Ich werde dir helfen, wann immer ich kann… Allerdings brauche ich jetzt ein wenig Schlaf, weil ich den ganzen Tag an komplizierten Hausaufgaben und Aufsätzen gesessen habe. Ansonsten bin ich jeder Zeit für dich da, Zane!“, sagte Anne und lächelte dabei.
Zane lächelte ihr mit vollem Verständnis entgegen. Sein Herz begann schneller zuschlagen - es pulsierte regelrecht. Anne schloss ihre Tür und legte sich in ihr Bett. Es dauerte keine Minute und Anne schlief wieder tief und fest.
Zane konnte froh sein, dass es bereits dunkel gewesen war, denn sonst hätte Anne die Röte in seinem Gesicht gesehen. Es machte ihn verlegen, dass ein derartiges Mädchen ihm ein solch kleines Geständnis gemacht hatte. Zane war über ihre Reaktion nicht enttäuscht. Er machte sich mit einem schnellschlagenden Herzen auf den Rückweg zu seinem eigenen Zimmer.
Emily ging mit ihren Freundinnen Sarah und Diana immer tiefer in den Wald hinein. Die Bäume standen nun in großen Abständen zueinander. Somit konnten die drei Freundinnen besser erkennen, was vor ihnen lag.
„Da hinten. Da ist ein Eingang!“, sagte Sarah und deutete mit ihrem linken Zeigefinger in die Richtung, wo sie etwas entdeckt hatte. Die drei Freundinnen erhöhten ihre Schritte und rannten auf einen kleinen Eingang, der sich in einem riesigen Baum befand, zu. Es befand sich ein kleines Loch am Rumpf des riesigen Baumes.
„Wenn Puzzleteile in diesem Wald versteckt sind, dann befinden sie sich bestimmt in diesem kleinen Loch!“, rief Emily fröhlich und erhöhte ihre Schritte.
„Emily! Sei vorsichtig, denn du weißt doch gar nicht, was sich in diesem Loch befindet!“, brüllte Sarah und versuchte ihre Freundin einzuholen, indem sie ihre Schritte ebenfalls erhöhte. Diana versuchte das Tempo ihrer beiden Freundinnen beizubehalten, doch sie fiel ein wenig zurück. Emily war kurz vor dem kleinen Loch, doch Sarah erreichte ihre Freundin noch rechtzeitig und riss sie zu Boden. Emily schlug auf dem Waldboden auf und rührt sich nicht von der Stelle. Diana blieb auf der Stelle stehen, als sie sah, dass Sarah ihre Freundin zu Boden gerissen hatte.
„Bist du wahnsinnig geworden, Emily? Was soll diese unvorsichtige Verfahrensweise?“, brüllte Sarah ihre am bodenliegende Freundin an. Sie konnte es nicht verstehen, warum Emily ohne Deckung und Vorsicht auf das kleine Loch, welches sich am Rumpf des riesigen Baumes befand, gestürmt war. Emily richtete sich auf, schlug sich den feinen Waldbodendreck von ihrem Kapuzenpullover und stellte sich auf ihre Beine.
„Keine Ahnung!“, antwortete Emily mürrisch und blickte ihre Freundin mit einem bösen Blick an.
„Es tut mir Leid, Emily. Ich wollte dich doch nur beschützen!“, sagte Sarah, die sich wieder ein wenig beruhigt hatte. Sarah ging auf ihre Freundin zu, und nahm sie sanft in ihren Arm. Sie drückte Emily ganz fest an sich. Emily zögerte zuerst, doch sie erwiderte die Umarmung und die Entschuldigung ihrer besten Freundin Sarah. Diana kam zu den beiden gelaufen, damit sie nicht alleine in diesem riesigen Wald stehen musste. Emily liefen einige Tränen über ihren Wangen.
Was ist los mit mir? Warum bin ich ohne Deckung meiner Freundinnen losgestürmt? Was stimmt nicht mit mir?
Emily wischte sich die Tränen von ihren Wangen und versuchte ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
„Es tut mir leid! Das wird nie mehr vorkommen, versprochen!“, sagte Emily und schaute zu ihren Freundinnen Sarah und Diana. Die beiden Freundinnen nickten und legten ein kleines Lächeln auf, was ihr sagen sollte, dass die beiden sie beim Wort nehmen und dass alles wieder in Ordnung war.
Emily hob ihren Zauberstab vom Waldboden auf. Er war ihr auf den Waldboden gefallen, als sie von Sarah zu Boden gerissen wurde. Sie steckte ihn in ihre rechte Hosentasche. Die drei Freundinnen freuten sich, dass nun alles wieder in Ordnung war, doch sie bekamen nicht mit, wie ein kleines Wesen aus dem Loch des riesigen Baumes lief.
„Du besitzt sehr viel Mut, Mädchen! Aber Mut kann manchmal tödlich sein!“, sagte das kleine Wesen in einer tiefen und zugleich bösen Stimme. Die drei Freundinnen wirbelten herum, und Diana richtete ihren Zauberstab mit der kleinen Lichtkugel gegen das Loch des riesigen Baumes. Die drei Freundinnen erschraken als sie auf die kleine Kreatur starrten, die aus dem Loch des Baumes lief.
Es war ein sehr kleiner Kobold. Er hatte eine erdbraune Haut, ein kleines und relativ hässliches Gesicht und war an seinem Körper mit verschiedenen Blättern des Waldes bestückt. In seiner rechten Hand hielt er eine kleine Laterne, in der eine rote Kerze brannte. Es war ein angsteinflößender, kleiner Kobold.
„Was willst du, Kobold?“, rief Sarah, zog ihren Zauberstab und richtete ihn gegen den kleinen Kobold mit der Laterne. Emily ließ ihren Zauberstab in ihrer Hosentasche und beobachtete den kleinen Kobold.
„Ich will euren Mut testen! Ihr wollt doch bestimmt dieses Gold gewinnen?“, entgegnete der kleine Kobold, griff unter sein Blätterhemd und zog zwei, goldene Puzzleteile hervor.
„Der kleine Kobold hat die zwei Puzzleteile, die wir suchen!“, rief Diana und schaute zu ihren Freundinnen herüber.
„Und wie bekommen wir dieses Gold?“, wollte Emily wissen. Sie musterte den kleinen Kobold von oben bis unten. Sie suchte nach einem Zauberstab oder irgendeiner Waffe, womit er sich gegen die drei Schülerinnen wehren konnte. Der kleine Kobold versteckte die zwei, goldenen Puzzleteile wieder in seinem Blätterhemd.
„Ihr müsst euren Mut beweisen, indem er mir etwas Essen bringt!“, antwortete der kleine Kobold.
„Du willst uns doch verarschen!“, rief Sarah. Emily und Diana konnten es ebenfalls nicht verstehen, was der kleine Kobold damit bezwecken wollte.
„Nein. Ich möchte, dass ihr mir etwas Essen bringt. Wenn ihr dies macht, bekommt ihr die zwei Puzzleteile, wie ihr sie nennt!“, antwortete der kleine Kobold. Die drei Freundinnen sahen sich an, und tauschten über ihre Blicke ihre fassungslosen Gedanken aus.
„Dann erzähl uns mal, wie wir das anstellen sollen!“, forderte Emily den kleinen Kobold auf. Der kleine Kobold ging einige Schritte nach vorne und verließ somit das kleine Loch in dem riesigen Baum. Er stellte seine kleine Laterne mit der roten Kerze auf den Waldboden und schaute zu den drei Freundinnen herüber.
„Jedes Mädchen wird einen eigenen Eingang zu der verborgenen Waldlichtung betreten. Ihr dringt durch euren eigenen Weg in die verborgene Waldlichtung vor und bringt mir eine große, violettfarbene Raupe. Wenn ihr mir diese Raupe besorgt, dann werde ich euch die zwei Puzzleteile überlassen!“, sagte der kleine Kobold und deutete dabei auf zwei weitere, riesige Bäume. Die drei Freundinnen schauten sich um, und sahen, dass es noch zwei weitere, riesige Bäume mit einem kleinen Loch gab.
„Wir sollen jeder einen Eingang wählen, uns in die verborgene Waldlichtung vorkämpfen und eine Raupe fangen, die wir dir zum Essen mitbringen?“, antwortete Sarah benebelt.
Emily und Diana rückten an ihre Freundin heran. Sie schauten sich gegenseitig an. Sarah verstand, was Emily und Diana ihr mit ihren Blicken sagen wollten. Sarah nickte und erhob ihren Zauberstab.
„Wir nehmen die Herausforderung an. Wir sind jetzt schon soweit in diesen riesigen Wald vorgedrungen, dass wir nun keinen Rückzieher mehr machen. Wir werden dir deine Raupe besorgen- dafür wollen wir die zwei, goldenen Puzzleteile von dir haben!“, sagte Sarah und schaute zu dem kleinen Kobold herüber.
„Wenn ihr mir die Raupe besorgt, dann bekommt ihr auch die zwei, goldenen Puzzleteile. Ich werde mein Wort halten! Nun … Sucht euch einen Eingang aus!“, antwortete der kleine Kobold und grinste mit einem bösen Gedanken. Allerdings bekamen dies die drei Freundinnen aufgrund der weiten Entfernung nicht mit.
Emily, Sarah und Diana hatten sich nach einer kurzen Absprache entschieden. Sarah überreichte Emily und Diana ein wenig von ihrem Proviant und gab ihnen eine Dose mit Insektenspray mit- den Rucksack behielt Sarah auf ihrem Rücken. Emily schritt langsam voran, und betrat das Loch, durch das der kleine Kobold erschienen war. Sarah und Diana schritten ebenfalls voran- Sarah nahm das Loch auf ihrer linken Seite und Diana nahm das Loch auf ihrer rechten Seite. Die drei Freundinnen drehten sich um und schauten noch einmal zurück. Die Baumrinde bewegte sich, und das kleine Loch wurde immer kleiner. Es war ein Mechanismus, der die drei Freundinnen davon abhalten sollte, zu flüchten. Die drei Freundinnen richteten ihren Zauberstab nach vorne und sprachen erneut den Lichtzauber Lumos. Es erschien eine kleine Lichtkugel an der Spitze ihrer Zauberstäbe. Mit dem Mut im Herzen und dem Zauberstab in ihrer rechten Hand schritten die drei Freundinnen in einem jeweils anderen Baumtunnel voran.
Zu diesem Zeitpunkt konnten sie nicht wissen, dass in einem der drei Wege überhaupt keine Gefahren lauern, in dem anderen der drei Wege einige Insekten und Fallen lauern und in dem letzten der drei Wege Gefahren lauern, die einem nur im aller schlimmsten Alptraum begegnen.
Emily kroch durch einen kleinen Baumtunnel. Sie richtete ihren Zauberstab mit der kleinen Lichtkugel nach vorne, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen. Mit ihren anderen Hand stützte sie sich gegen den Baumtunnel, um ihr Gelichgewicht zuhalten. Nach einigen Minuten sah sie, dass der Baumtunnel in einer gewissen Entfernung endete. An diesem Punkt drangen mehr Lichtstrahlen ein, als an ihrer momentanen Position. Sie kroch vorsichtig voran. Als sie das Ende des Baumtunnels erreicht hatte, richtete sie sich auf und löschte die Lichtkugel an der Spitze ihres Zauberstabes. Emily schaute sich in der kleinen Waldlichtung um. Sie sah viele Gräser und Sträucher, kleine Bäume und eine Steinplatte, die sich in weiter Ferne befand.
Wenn ich in dieser Waldlichtung eine Raupe suchen müsste, dann sollte ich zunächst nach meinen Freundinnen suchen. Sie warten bestimmt an der kleinen Steinplatte!
Emily durchstreifte die kniehohen Gräser und Sträucher und machte sich auf den Weg zu der kleinen Steinplatte. Ihren Zauberstab richtete sie die ganze Zeit nach vorne, um mögliche Kreaturen blitzartig angreifen zu können.
Zane war in sein eigenes Zimmer zurückgekehrt und hatte sich ebenfalls in sein Bett gelegt. Er war über die Reaktion seiner Freundin Anne nicht enttäuscht, sondern er freute sich, dass sie ihm ein kleines Geständnis gemacht hatte. Er hatte noch genügend Zeit, Anne darum zu bitten, ihm einen der Zaubersprüche oder Flüche der Elemente beizubringen. Er schloss seine Augen und dachte immer wieder daran, wie Anne ihm ihre Tür öffnete und ihn mit einem verschlafenen und zuckersüßen Blick anschaute.
Emily durchstreifte die kniehohen Gräser und Sträucher der verborgenen Waldlichtung. Sie hatte eine kleine Steinplatte ausfindig machen können. Als sie die kleine Steinplatte erreicht hatte, sah sie ihre beiden Freundinnen Sarah und Diana vor dem Treppenansatz der kleinen Steinplatte.
Allerdings lächelten die beiden Freundinnen ihr nicht entgegen- Sarah lag am Boden und war an ihren Armen mit Blut überströmt, während Diana neben ihrer verletzten Freundin kniete und sie mit einer gelben Flüssigkeit einrieb.
„S-a-r-a-h!“, rief Emily und rannte auf ihre beiden Freundinnen zu. Während sie sich ihren beiden Freundinnen nährte, steckte sie ihren Zauberstab in ihre rechte Hosentasche. Sie warf sich auf ihre Knie und berührte die blutüberströmenden Arme ihrer besten Freundin. Diana hatte die blutigen Wunden ihrer Freundin mit einer gelben Flüssigkeit eingestrichen, sodass die Wunden mit diesem Mittel verschlossen wurden und kein Blut mehr aus den Wunden laufen konnte. Trotz dieser Flüssigkeit sahen die Arme von Sarah schlimm aus.
Fortsetzung folgt…
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