Einige Zeit später spazierte Mina über das Gelände. Sie hatte keine Lust gehabt, mit den Gryffindors oder jemand anderem zu feiern und ebenso wenig hatte sie Lust, im Gemeinschaftsraum zu sitzen und nichts zu tun.
Also hatte sie sich für Spazieren entschieden. Es war zwar immer noch kalt, aber mittlerweile wärmten die ersten Sonnenstrahlen, die den Frühling ankündigten.
Der Tag ging zu Ende. Sie beobachtete, wie die Sonne über dem Verbotenen Wald unterging. Sie atmete tief ein. Noch nie hatte die Luft so süß und so frisch gerochen. Sie ging weiter über das feuchte Gras und sah hoch zum Schloss, dessen Fenster in der untergehenden Sonne rot aufleuchteten. Rot! Sie schüttelte den Kopf. Gryffindor in Führung. Was würde Snape sich da wohl morgen ausdenken?
Just in dem Moment, in dem sie an Snape dachte, eilte eine vermummte Gestalt die Schlosstreppen herunter.
Mina drückte sich in den Schatten eines Baumes. Offenbar wollte die Person ebenso wenig gesehen werden, wie sie, denn sie eilte mit schnellen Schritten in Richtung des Verbotenen Waldes.
Sie erkannte den raubtierhaften Gang dieser Gestalt. Es war Professor Snape. Wo wollte der denn hin? Unwillkürlich musste sie kichern, als sie daran dachte, Snape eben mit einem Raubtier verglichen hatte.
Etwas flog über ihr vorbei. Sie sah nach oben. Das war Potter. Was machte der denn noch hier? War der nicht beim feiern?
So, wie Professor Snape in den Verbotenen Wald verschwunden war, folgte Harry ihm. Jetzt konnte sich nicht mehr anders. Sie folgte Harry ebenfalls.
Die Bäume standen so dicht, dass sie nichts sehen konnte. Als sie noch einmal nach oben sah, sah sie Potter in einer turmhohen Buche landen. War es etwa schon hier?
Sie lauschte, hörte Stimmen. Sie ging ein wenig um den Stamm der Buche herum, bis sie, immer noch verdeckt, sehen konnte, was da vor sich ging.
Nicht weit entfernt von ihr stand Snape auf der schattendunklen Lichtung. Aber er war nicht allein. Neben ihm stand Quirrell.
Quirrell stotterte noch schlimmer, als in der letzten Unterrichtsstunde. Hatte er etwa auch Angst vor Snape? Sie spitzte die Ohren, auch wenn sie wusste, dass es sie nichts anging.
„… w-weiß nicht, warum Sie mich a-a-ausgerechnet hier treffen wollen, Severus …“
Professor Snape hieß â€žSeverus“ mit Vornamen. Mina lächelte. Es war ein schöner Name. Er gefiel ihr.
„Oh, ich dachte, das bleibt unter uns“, sagte Snape mit eisiger Stimme. War er denn immer noch wütend? „Die Schüler sollen schließlich nichts vom …“
Mina wandte sich ab und rannte davon. Das ging sie nichts an. Sie wollte überhaupt nicht wissen, was die zwei Professoren da besprachen.
Keuchend blieb sie stehen. Irgendwo erklang der Schrei einer Eule. Sie sah hinüber zum Wald. Eine Gestalt hastete heraus. Sie kam näher. Mina sah sich um, hier war nichts zum verstecken. Doch das war gar nicht nötig. Professor Snape hatte die Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, dass er ohnehin nichts sah. Während er zum Schloss eilte, stieß er sie an. Und das nicht gerade sanft. Mit einem Quieken fiel Mina nach hinten und fand sich im feuchten Gras wieder.
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