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Fanfiction

James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 54

von Jojoi

Hallo liebe Leser!!
Schön, euch hier zu sehen *lach*
Das hier ist leider das letzte Kap für 3 lange Wochen... und dummerweise hat es einen echt fiesen cliff^^
aber na ja, ich hoffe, es gefällt euch!
na dann, bis die Tage!
wiedersehen!!

_____________________________________

Kraftlos saß Lily auf ihrem Bett und atmete tief durch. Sie hatte mit James geredet. Zwar nur ein paar Worte, aber das war immerhin mehr, als in den letzten Tagen. Er hatte gesagt, er habe sich Sorgen gemacht. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und Lily atmete noch einmal tief durch. Er hat gesagt, er sorge sich um sie!
Ihr Blick fiel auf ihr Nachttischchen, auf dem eine Flasche stand, die Lily noch nie zuvor gesehen hatte. Verdutzt hob sie die Flasche hoch, betrachtete die bräunliche Flüssigkeit darin. Dann bemerkte sie den Zettel, der neben der Flasche gelegen hatte. James hatte ihn nicht geschrieben, seine Handschrift war definitiv nicht so sauber. Lily begann mit gerunzelter Stirn zu lesen:
Liebe Lily,
Dieser Trank hat mir in meiner Jugend auch oft bei solchen Problemen geholfen. Es ist ein Verhütungstrank, der müsste alles wieder richten. Nimm jeden Tag einen Teelöffel, dann geht es dir bald besser.
Wenn du sonst irgendwelche Hilfe brauchst, sag Bescheid. Du kannst mit mir über alles reden.
Alles Liebe,
Miranda.

Überrascht hob Lily die Augenbrauen. Sie hatte Miranda nicht um den Trank gebeten, James musste das gemacht haben.
Er kümmert sich sogar noch um mich, wenn ich ihm das Herz breche.
Panna Cotta erhob sich aus ihrem Körbchen, streckte sich und kam dann ein bisschen wacklig auf Lily zugelaufen. Sie bückte sich, hob die Katze auf ihre Arme und vergrub das Gesicht in ihrem weichen Fell. »Er liebt mich, Panna.«, murmelte sie und lächelte wieder. »Julia hat recht, alles wird gut.«
Die Katze miaute zustimmend und leckte Lily über die Wange.
Plötzlich hörte sie, wie die Mauer sich verschob und jemand betrat den Gemeinschaftsraum. Lily sprang mit der Katze auf dem Arm auf und raste zur Tür. Sie würde es James gleich sagen, jetzt, ohne weitere Verzögerung!
Mit einem lauten »James!« riss sie die Tür auf und stoppte schon wieder in der Türangel.
James fuhr herum und auch das Mädchen, das noch im Durchgang der Steinmauer stand, sah überrascht zu ihr herüber. Lily erstarrte. Was ging hier vor?
»Oh. Hey, Lily.«, sagte James, seine Stimme klang nervös, so als hätte Lily ihn bei einem neuen Streich erwischt. Ihr Blick huschte von Christin zu James und wieder zurück.
Christin setzte ihr schönstes Lächeln auf, meinte fröhlich: »Hey Lily!« und Lily fragte sich, wieso die Jungen auf dieses falsche Lachen nur immer wieder hereinfielen. Sie wollte es ihr aus dem Gesicht hexen, jeden einzelnen Zahn herausreißen.
»Ich dachte, ich hätte dich draußen mit Julia gesehen.« James nickte zur Tür, steckte die Hände in die Hosentasche, um möglichst gelassen zu wirken. Aber Lily kannte ihn inzwischen gut genug um zu sehen, wie sehr er unter Strom stand.
»Nein.« Sie war überrascht, dass sie nach diesem Schock überhaupt in der Lage war zu sprechen. »Ich war die ganze Zeit hier.«
»Ach so…« Er versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen, drehte sich unschlüssig zu Christin um. »Geh du schon vor, ich hol kurz…«
»Oh, nein, macht euch keine Umstände.«, fuhr Lily dazwischen, mit dieser viel zu hohen Stimme, weil ihre Brust schon wieder von irgendetwas zusammengedrückt wurde, und lief auf die Tür zu. »Ich bin schon weg!«
»Lily…«
Aber sie drückte sich nur an Christin vorbei und lief mit schnellen Schritten davon. Panna Cotta in ihren Armen mauzte empört und versengte die Krallen in ihrer Haut.
Sie hatten gelogen. Remus, Sirius, Emily. Sie hatten alle gelogen. Vermutlich hatten sie James’ Rücken decken wollen, während er sich mit Christin vergnügte, so wie Julia es befürchtet hatte. Miriam hatte Recht: ›Beziehungspause‹ ist und bleibt das Codewort für: Ich will dich legal betrügen.
Blauäugiges, dummes Mädchen, tadelte Lily sich selbst.
Ziellos lief sie durch das Schloss, Panna Cotta versuchte immer öfter aus ihren Armen zu entwischen, aber Lily hielt sie fest. Die Katze war das einzige, an dem sie sich noch halten konnte. Nicht einmal ihren Freunden konnte sie mehr trauen…
»Hallo, Lily!«, rief plötzlich eine tiefe, laute Stimme und schreckte sie aus ihren düsteren Gedanken. Hagrid, der bärtige Halbriese winkte ihr mit seiner riesigen Pranke von einer Treppe her zu.
Lily zwang sich zu einem Lächeln. »Hallo, Hagrid.«
»Wo willst du denn so schnell hin?«, fragte er und kam die Treppe runter, indem er immer drei Treppenstufen auf einmal nahm. »Stimmt etwas mit der Katze nicht?«
Verwirrt sah Lily auf das graue Fellknäul in ihren Armen hinunter. »Nein, nein, alles in Ordnung, Hagrid.« Panna Cotta versuchte erneut aus ihren Armen zu entwischen und mit einem leisen Seufzen ließ Lily sie gehen. Die Katze huschte flink an Hagrid vorbei und flüchtete um die Ecke. Missmutig sah Lily ihr nach, bis Hagrid ihr die Sicht versperrte.
»War g’rade bei Professor Slughorn, weil Mr Snape nich’ zu seiner Strafarbeit im Gewächshaus aufgetaucht is’.«, erzählte Hagrid und schüttelte über den Slytherin den Kopf. »Und wo gehst du hin? Joggen? Hab dich letztens laufen seh’n.«
»Nein, nein.«, sagte sie noch einmal und folgte Hagrid mechanisch, als er sich wieder in Bewegung setzte. »Ich hab solchen Muskelkater, das kannst du dir gar nicht vorstellen! Nein, ich wollte… Weg.«
»Weg?«
»Ja… Einfach weg.« Durch einen Torbogen traten sie ins Freie und Lily atmete die frische Luft tief ein, aber ihr Kopf klarte trotzdem nicht auf, ganz zu schweigen, von dem Gefühlswirrwar in ihrer Brust.
»Is’ was schlimmes passiert?« Hagrid sah sie besorgt an und Lily sah schnell auf ihre Fußspitzen, damit er ihre tränennassen Augen nicht sah. Sie lief schweigend neben dem Wildhüter her und er wartete eine ganze Weile darauf, dass sie antwortete. »Schon gut.«, brummte er schließlich ein bisschen beleidigt in seinen Bart. »Musst ’türlich nich’ antworten. Hab nur gedacht, könnte dir helfen. Hab auch ’n bisschen Erfahrung, weißt du? Aber gut, is’ deine Sache, will dir da gar nicht reinreden.«
Ein mattes Lächeln erschien auf Lilys Gesicht und sie sah hoch zu den dunkelgrauen Wolken, die den Himmel bedeckten. Im Moment nahm der Regen sich eine Auszeit, anders als in den Tagen davor, doch die Luft roch noch immer nicht reingewaschen.
»Ich hab James mit einem anderen Mädchen gesehen.«, antwortete sie schließlich.
»Gesehen? Wie gesehen?« Hagrid sah verwundert zu ihr runter. »Hat er sie geküsst?«
»Nein.«
»Umarmt?«
»Nein, nichts dergleichen.« Lily seufzte schon wieder. »Aber… Es ist ein Mädchen, von dem ich weiß, dass er es mochte - mag. Und offensichtlich wollte er mit ihr allein sein.«
»Und da bist’e dir sicher?«
»Ziemlich sicher, ja.«
Hagrid rümpfte die Nase und musterte wie Lily zuvor die Regenwolken, als würden sie ihm die Antwort geben. »Kann ich mir nich’ vorstellen. Musst dich verguckt haben, Lily. Hat doch immer nur von dir geredet.«
»Von mir geredet? Wann denn?«
»Na, immer!« Hagrid ließ sein tiefes, lautes Lachen hören. Das Schlossgelände lag verlassen vor ihnen. Das Gras war nass, die Erde aufgeweicht und die Peitschende Weide schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Hat ständig von dir erzählt. Mal geschimpft, mal geschwärmt. Frag Sirius! Hat immer gesagt: ›Jetzt geht das wieder los!‹, wenn James wieder deinen Namen sagte.«
Lily lächelte wieder. »Klingt nach Sirius.«
»Musst dir bestimmt keine Sorgen machen, Lily.« Hagrid blieb stehen. »Bist ’ne tolle Frau und James weiß das. Willst’e auf ’ne Tasse Tee mitkommen?«
Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter zurück zum Schloss. »Ja, gerne.«, meinte sie dann und setzte ihren Weg mit dem Wildhüter fort. »Vielen Dank, Hagrid!«

Als Lily von ihrer Tasse Tee (Eigentlich waren es drei große Becher Tee gewesen) von Hagrid zurück kam, saß James auf dem Sofa und spielte, wie so oft, mit dem Schnatz. Beinahe hätte Lily über den vertrauten Anblick gelächelt.
Beinahe.
Einen Moment lang sahen sie sich wortlos an. Dann sprang James auf, hielt Lily fest, bevor sie in ihr Zimmer schlüpfen konnte. Er hielt ihren Arm und seine warme Berührung tat gut auf ihrer kalten Haut.
»Was soll das, Evans?«, fragte er mit ernster Miene und lehnte sich neben Lilys Zimmertür gegen die Wand. »Du glaubst doch nicht, dass ich und Christin was am Laufen haben?«
»Habt ihr?«
»Nein!« James schnaubte. »Sie wollte meine Besenzange ausleihen. Du kannst jeden fragen: ich war den ganzen Mittag mit Christin im Gemeinschaftsraum und hab ihren Besen gerichtet.«
»Hättest du das auch gemacht, wenn ich euch nicht gesehen hätte?«
»Ja!« Der Druck seiner Hand verstärkte sich und seine Augen funkelten wütend. »Wenn du mir nicht einmal so weit vertrauen kannst, dann sollten wir das ganze gleich abkürzen und jetzt Schluss machen!«
Diese Worte saßen. Lily zuckte unter ihrer Wucht zusammen und wagte nicht, James in die Augen zu sehen. Ihre Gedanken rasten, was sollte sie nur machen? War jetzt der richtige Zeitpunkt, um ihm zu sagen, dass sie ihn liebte?
James beobachtete ihre Betroffenheit einen Moment, griff dann unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, bis sie ihm in die Augen sah. »Können wir das Kapitel ›Christin‹ also endlich hinter uns lassen?«
Lily nickte schnell.
»Okay.« James ließ ihr Kinn los und streichelte ihre Arme. »Du bist eiskalt. Setzt dich ans Feuer.«
»Ich war draußen bei Hagrid.«
»Kommst du heute zu den Zusatzstunden? Deine Schwänzerei fällt auf.«
Lily nickte.
»Vermutlich duellieren wir uns heute. Ich muss noch mit Sirius losen, wer Schniefelus durchhexen darf.« James ließ Lily los, schnappte den Schnatz, der neben seinem Ohr aufgetaucht war und steckte ihn in seine Hosentasche. »Bis nachher, Lily.«, meinte er dann noch und verließ die Schulsprecherräume. Lily lehnte sich gegen ihre Zimmertür und starrte auf die Steinmauer, durch die James gerade verschwunden war.
»Bis nachher...«, murmelte sie.
Dann ging sie in ihr Zimmer, zog ihre Schuluniform an und wickelte ihren Umhang fest um sich. Ihr Blick fiel wieder auf den Trank von Miranda. Nach einem kurzen Zögern verwandelte sie ihre Schreibfeder in einen Teelöffel und schluckte den Trank hinunter. Er schmeckte relativ neutral, am ehesten wie Nudeln und Lily fragte sich, aus was er wohl gemacht war. Dann bemerkte sie den Ring ihrer Mutter auf ihrem Schreibtisch und drehte ihn unschlüssig in der Hand.
James wollte, dass sie ihm vertraute. Dass sie ihn liebte.
Sie vertraute ihm auch. Er hatte ihr Leben inzwischen so oft gerettet, sie würde es sofort wieder in seine Hände legen. Aber wenn es um andere Mädchen ging…
War das nicht lächerlich?
»Ach Mommy.«, murmelte Lily und steckte den Ring an ihren Finger. »Wenn du jetzt da wärst…«
Aber das war sie nicht. Und deshalb musste Lily ohne Hilfe von irgendjemanden den Mut dazu aufbringen, zu den Zusatzstunden zu gehen und James erneut gegenüber zu treten.
Und allen ihren Rivalinnen.

Diese Stunde hielten James’ Eltern mit Dumbledore zusammen. Wie James erwartet hatte, sprachen sie vom Duellieren, schrieben ein paar nützliche Zauber an die Tafel und teilten die Schüler dann in Zweiergruppen ein, um sie zu üben. Er musste ein Paar mit Alice bilden und verfluchte seine Eltern im Stillen schon nach wenigen Angriffen. Alice kämpfte wie eine Besessene, als ginge es um Leben und Tod. Schließlich musste sein Vater das übermütige Mädchen zügeln und James nutzte die Pause, um kurz zu verschnaufen.
Lily musste gegen Andrew Howe kämpfen, aber sie schien noch nicht richtig warm zu sein. James hatte definitiv schon bessere Kämpfe von ihr gesehen, bessere mit ihr bestritten. Howe verpasste ihr einen Brandzauber an den linken Arm und James nahm sich vor, ihn dafür büßen zu lassen.
»Gut, jetzt machen wir das ganze mal ernsthaft!«, rief James’ Dad und klatschte zwei mal in die Hände. Die Schüler beendeten ihre kleinen Duelle und James bat sie, in der Mitte des Raumes Platz zu machen. »Wir werden uns jetzt ansehen, was ihr gelernt habt.«
»Mal sehen, wer will zuerst kämpfen?«, fragte Miranda und Sirius meldete sich prompt mit einem breiten Grinsen. Sie warf ihm nur einen kurzen Blick zu, ließ die Augen dann weiter über die Siebtklässler schweifen und einige Schüler drängten sich immer weiter zurück in der Hoffnung, sich möglichst unsichtbar machen zu können.
»Wie wäre es mit…«
Lily Evans und James Potter, dachte James und seufzte.
»â€¦ Lily Evans und James Potter?« Seine Mutter grinste ihn an und James verdrehte die Augen. War ja klar, dachte er und machte missmutig einen Schritt nach vorne.
»War ja klar.«, brummte Sirius und ließ die Hand wieder sinken. Lilys entsetztes Gesicht hätte James in einer anderen Situation zum Lachen gebracht, aber jetzt musste er erst einmal seine Mutter wütend anschauen.
Julia verpasste Lily einen kräftigen Stoß, damit sie sich in die Mitte des Raumes begab. Professor Dumbledore nickte ihr aufmunternd zu, aber das beruhigte sie auch nicht wirklich. Ängstlich sah sie in James’ Gesicht, er erwiderte den Bick voll Unbehagen.
»Verbeugt euch!«, forderte James’ Vater sie auf.
James seufzte, verbeugte sich langsam und Lily machte es ihm schnell nach. Sie würden das jetzt wohl oder übel durchziehen müssen.
Lily machte möglichst unauffällig große Schritte, um so viel Distanz wie nur möglich zwischen James und sie zu bringen. Ihr Körper war bis auf den letzten Muskel angespannt. Ihre Hand krampfte sich um ihren Zauberstab. Als sie sich umdrehte war James schon bereit. Schnell ging sie in Position, hielt den Atem an.
»Und los!«, rief Mr Potter, Lily riss die Augen auf.
Aber James rührte sich nicht.
Und auch Lily wollte den Kampf nicht beginnen. Sie wollte überhaupt nicht gegen James kämpfen, ganz im Gegenteil. Abwartend starrten sie einander an, körperlich auf den Kampf gefasst und doch war es, als hätte jemand einen Lähmzauber an ihnen angewandt.
»Na los doch!«, forderte Sirius genervt nach einer Minute stummen Anstarrens.
»Sie kämpfen doch schon!«, raunte Remus zurück und Sirius verdrehte die Augen.
»Ich dachte, sie sollten sich duellieren und sich keinen Anstarrwettkampf liefern!«
James’ Augen huschten zu Sirius und wieder zurück zu Lily. Sein Freund hatte Recht, dieser Kampf war lächerlich. Er atmete tief durch. Wenn Lily nicht gleich angriff, würde er es tun…
Ihr Herz raste und rauschte in ihren Ohren. Sie hatte schon lange nicht mehr gegen James gekämpft. Natürlich waren sie schon früher aneinander geraten und hatten ihre Kräfte gemessen. James hatte sich immer durch irgendeinen gemeinen Trick retten können. Wie unfair und feige sie das immer gefunden hatte! Obwohl er sie schon damals geliebt hatte, hatte er nie mit einem Angriff gezögert. Warum jetzt? Weil sie seine Gefühle erwiderte?
James verzog das Gesicht. »Tut mir leid, Lily!«
Was? Ihr Streit oder sein folgender Angriff?
»Schon gut.«, meinte sie und schoss im selben Moment einen Schockzauber auf ihn los. Er war mit Absicht so schlecht gezielt, dass James mit Leichtigkeit ausweichen und den Angriff erwidern konnte. Lily blockte ab, setzte zum Gegenangriff an. Eine Weile beobachtete Mr Potter das Hin und Her, dann rief er:
»Ihr sollt kämpfen und nicht nur so tun!«
Wieder tauschten Lily und James Blicke. Dann nickte sie leicht und er grinste.
Der wahre Kampf begann.
Schockzauber, Flüche, Schutzzauber, alle schnell und präzise. Mr Potter lehnte sich zufrieden zurück. Ihre jahrelange Streiterei mit James verschaffte Lily einen leichten Vorteil: Sie kannte seine Strategie und war ihm meist einen Schritt voraus. Ehrgeiz packte sie und noch ein Gefühl machte sich in ihrer Brust breit: Spaß. Es machte riesigen Spaß mit James zu kämpfen. Wie früher. Nur besser.
Doch irgendwann ging der Kampf zu Ende, als James urplötzlich einen Schwebezauber anwandte, gegen den Lily sich vor Schreck nicht wehren konnte. Schon wieder so ein fieser Trick! Sie warf James einen grimmigen Blick zu, den er mit einem arroganten Grinsen hinnahm. Wie früher.
»Sehr schön.«, lobte Mr Potter. »Zögert nicht die Schwächen eures Gegners auszunutzen! Jetzt… Peter Pettigrew und Betty Burton!«
Während sich alle anderen dem neuen Duell zuwandten, starrte Lily James an. Sie hatte sich seit Tagen nicht mehr so gut gefühlt, so unbeschwert, dabei hatte sich doch nichts geändert. Trotzdem verspürte sie dasselbe euphorische Gefühl, das sie auch bei der Schlammschlacht gehabt hatte. James schaffte es immer wieder ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dafür liebte sie ihn. Und dafür, dass er nie aufgab. Dafür, dass er ehrlich war. Dass er immer für sie da war. Und für noch so viel mehr.
»Gut, das reicht.«, meinte Miranda, als Peter von Sirius und James hochgelobt wurde, weil er Betty besiegt hatte. »Lasst uns noch einmal die Patronuszauber wiederholen. Vielleicht haben die einen oder anderen geübt?« Miranda sah auffordernd in die Runde und Lily stöhnte innerlich auf. Sie bekam den Patronus immer noch nicht richtig hin, nicht einmal annähernd, um genau zu sein.
»Das war ein super Kampf!«, raunte Julia ihr zu, als die Siebtklässler sich erneut im Raum verteilten.
»Stimmt.« Lily lächelte.
»Nun, Miss Evans?« Professor Dumbledore war hinter sie getreten und sah die Hexe auffordernd an. Julia machte ein paar Schritte zurück, drückte Lily die Daumen. Diese schluckte einmal, hob dann zögerlich den Zauberstab.
»Expecto patronum!«, rief sie und – sie glaubte ihren Augen nicht – ein weißer Funke sprühte aus ihrem Zauberstab.
»Sehr schön. Jetzt haben Sie die richtige Erinnerung!«, lobte Dumbledore und forderte sie auf, weiter zu üben.
»Aber ich hab gerade an gar nichts gedacht!«, erklärte Lily und musterte ihren Zauberstab abschätzig.
»In erster Linie sollten Sie auch fühlen«, erwiderte Dumbledore, »nicht denken!«
Lily runzelte die Stirn. Fühlen? Was fühlte sie?
Ihr Blick wanderte automatisch zu James, der neben Sirius stand und Remus beim Üben zusah. Ihre Blicke trafen sich schon wieder und Lilys Herz machte einen Hüpfer. Nachher sage ich es ihm, dachte sie, und ein wohliger Schauer durchströmte ihren Körper als sie sich vorstellte, wie er sich freuen und sie in den Arm halten würde…
»Los, probier’s nochmal!«, ermutigte sie Julia und Lily nickte, hob den Zauberstab.
»Expecto patronum!« James würde sie küssen, wie früher, vielleicht sogar noch besser. Er würde sie nie wieder verlassen. Nie wieder allein lassen.
Ein bisschen erschrak sie, als plötzlich helles Licht aus ihrem Zauberstab glomm, sich bündelte und nach und nach Formen annahm. Einige Siebtklässler stoppten ihre Übungen und sahen gebannt zu Lily hinüber. Sie selbst sah fasziniert zu, wie ein großes, vierbeiniges Etwas aus Licht und Nebel erschien.
»Wow, wie süß, ein Reh!«, rief Julia begeistert.
»Das ist eine Hirschkuh.«, berichtigte Sirius breit grinsend. »Interessanter Patronus, Evans! Jetzt musst du die Hochzeit doch nicht absagen, Prongs!«
»Wieso?«
Er stieß James in die Seite und sah ihn auffordernd an. James seufzte kurz, hob dann den Zauberstab und sagte: »Expecto patronum!«
Lily hatte James schon einmal seinen Patronus rufen sehen, damals auf der Hochzeit, aber seine Gestalt hatte sie nicht erkennen können. Jetzt verstand Lily und das warme, wohlige Gefühl, das ihr Patronus ausstrahlte, verstärkte sich so schlagartig, dass sie auf keuchen musste.
James’ Patronus war ein Hirsch.
Wie gebannt starrten alle zu den beiden Patroni, die sich langsam einander näherten. Nur Lily und James sahen einander an. Sein Blick war so undefinierbar, eine Mischung aus Erstaunen, Zufriedenheit und noch etwas anderes, das Lily nicht benennen konnte, aber es beruhigte sie auf eine seltsame Art und Weise.
Ich liebe dich, wollte Lily sagen, mehr als alles andere, aber nicht hier, nicht vor allen Leuten. Sie versuchte es in ihren Blick zu legen, in ihr Lächeln.
James lächelte zurück und ließ den Zauberstab sinken, gerade als der Hirsch den Kopf geregt hatte, um die Hirschkuh zu berühren. Ein enttäuschtes Stöhnen ging durch die Runde, aber weder James noch Lily beachteten es. Verstohlen warfen sie einander immer wieder Blicke zu, während die anderen die Übung wieder aufnahmen.
Lily wollte es sagen. Sie platzte beinahe vor Glück. James und sie waren wirklich für einander geschaffen!
Kurzerhand kramte sie Stift und Pergamentschnipsel aus ihrer Tasche und versuche ihre Hand beim Schreiben vor Aufregung nicht so sehr zitter zu lassen. Den Zettel behielt sie in der Hand, hielt ihn fest, wie einen Schatz, und als Mr Potter abschließende Worte an die Schüler richtete, versuchte Lily sich möglichst nah an James zu platzieren. Während sein Vater über allgemeine Schwierigkeiten der Schüler ansprach, quetschte Lily sich durch die Masse zu James vor, bis sie neben ihm stand. Sie spürte seinen Blick, hatte die Augen aber fest auf Mr Potter gerichtet, obwohl sie gar nicht zuhörte. Ein letztes Mal holte sie tief Luft, dann streckte sie die Finger nach James’ Hand aus. Erst einen, dann zwei.
James erwiderte die Berührung, verhakte seine Finger mit ihren, strich fahrig über ihren Handrücken, den Blick aber inzwischen wieder auf seinen Vater gerichtet. Jede seiner Berührungen war wie ein kleiner, angenehmer Stromschlag und Lilys Finger suchten nach Halt an seiner warmen Hand. Überrascht nahm James den Zettel entgegen, den sie ihm zuschob und umklammerte ihn schnell, gerade als Mr Potter die Schüler entließ.
Lily wandte sich ab, ging zu ihrer Tasche und wusste, James sah ihr nach. Er schlenderte dann selbst zu seiner Tasche, gab vor, darin zu kramen und faltete dabei den Zettel auseinander.
Te quiero.
James’ Herz machte einen Hüpfer und seine Augen suchten nach Lily. Sie war in Begriff mit Julia das Klassenzimmer zu verlassen, wobei die Mädchen angeregt tuschelten.
»Sagst du James, dass ich bei der Statue der buckligen Hexe auf ihn warte?«, raunte Lily Julia ins Ohr. »Ich will es ihm nicht vor allen anderen sagen!«
»Ja klar!« Julia nickte. »Viel Glück!«
Lily lächelte und lief mit schnellen Schritten davon. Gleich würde sie wieder in James’ Armen liegen. In ein paar Minuten war alles wieder gut. Ihr Herz klopfte aufgeregt, voller Vorfreude in ihrer Brust. Nach Halt suchend lehnte sie sich gegen die Statue und schloss die Augen. Schritte näherten sich, bestimmt James. Lily fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, strich ihren Rock und Umhang glatt.
Doch als sie aufsah schlenderte nicht James, sondern Mulciber auf sie zu, mit diesem widerlichen, breiten Grinsen.
Lilys Herz machte einen Aussetzer. »Hallo, Täubchen.« Er hatte sie so schnell an den Schultern gepackt, dass Lily nicht fliehen konnte. Ein jämmerliches Japsen entwich ihrer Kehle, ihre Finger tasteten nach ihrem Zauberstab, als er sie schon gegen die Wand presste.
»Es sollte verboten werden, dass ein Schlammblut wie du so schön ist.«, knurrte Mulciber und da war er wieder, dieser Ausdruck in seinen Augen, den Lily so hasste. Wie sehr sie ihn hasste, verabscheute, fürchtete, diesen Blick.
»Lass sie los!«
Lily riss sich von den Augen los und entdeckte James, der mit dem Zauberstab auf Mulciber zielte. Betont langsam wandte Mulciber sich um, was James nur noch wütender machte.
»Evans wollte es so.«, meinte Mulciber und Lily warf ihm einen entsetzten Blick zu.
»Verschwinde.«, knurrte James ihn an, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
»Du hast mir nichts zu sagen!«
»Zehn Punkte Abzug für Slytherin wegen unsittlicher Belästigung von Mädchen!«, meinte James kühl und Mulciber griff nach seinem Zauberstab. »Willst du noch mehr Punkte verlieren?« Frech grinste James ihn an.
»Pass auf Potter. Es könnte sein, dass du bald etwas verlierst.« Mulciber warf Lily einen kurzen Blick zu, wandte sich dann um und ging. Lily sah ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden war, erst dann löste sie sich von der Wand und atmete durch.
»Da war ich ja schon wieder dein Retter in der Not, was?« James grinste breit und steckte den Zauberstab in den Umhang zurück. »Du wolltest reden, meinte Julia.«
Lily schluckte. »Nicht jetzt!«, murmelte sie dann und drückte sich an James vorbei. Ihr Atem ging immer noch schnell und ängstlich.
»Was?« James lief ihr nach. »Was soll das denn jetzt?! Erst der Zettel, dann Julia und jetzt das?« Er schien die Welt nicht mehr zu verstehen, was Lily durchaus nachvollziehen konnte. Trotzdem konnte sie sich nicht dazu durchringen ihm jetzt ihre Gefühle zu erklären.
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
»Was?!« James blieb stehen, Lily ging weiter. Vor ihr lag das Treppenhaus und sie sprang schnell einige Stufen hoch, bevor er sie aufhalten konnte.
Doch nicht James, sondern jemand anderes rief ihren Namen und Lily blieb irritiert stehen und sah sich um. Es war Julia, die mit Emily und den Rumtreibern gerade die Treppe zum siebten Stock hochlief.
»Was ist denn los?«
»Falscher Zeitpunkt!«, rief Lily und setzte ihren Weg fort.
»Verdammt, Evans, ich hab dir doch gesagt: Es gibt keinen perfekten Moment für Liebeserklärungen!«
Lily erstarrte. Hatte Julia das gerade wirklich durch das Treppenhaus geschrien, von dem unzählige Korridore abgingen, in denen jegliche Stimme hallte und sich gerade hunderte Schüler rumtrieben, allen voran James, ihr James, vor dem sie sich gerade gedrückt hatte? Konnte Julia wirklich so kopflos sein?
Ja, konnte sie, Lily sah es an dem Grinsen in James’ Gesicht, als er auf der Treppe auftauchte. Lily stöhnte leise auf, ihr blieb wohl wirklich nichts erspart!
Langsam stieg James mit diesem Grinsen die Treppe hinauf und Lily versuchte sich wieder zu fassen.
»Sie wollen mir also doch etwas sagen, Miss Evans?«, fragte er und blieb eine Treppenstufe unter ihr stehen. Sein Kopf war jetzt fast genau auf Lilys Höhe. War James schon immer so groß gewesen? Größer, stärker… Sie seufzte erneut.
»Was ist?«, das Lächeln entglitt James’ Gesicht und schließlich gab Lily nach.
»Ja, ich wollte dir etwas sagen.« Besänftigend legte sie die Hände an seine Brust und schloss die Augen. »Aber ich muss mich kurz noch mal hinein fühlen.«
James machte ein verdutztes Gesicht, nickte dann und wartete. Lily versuchte an ihn zu denken und das Gefühl von vorhin wieder aufleben zu lassen, dachte an ihren ersten Kuss vor der Heulenden Hütte, die Schlammschlacht, die Abende vor dem Kamin…
Abwartend stand James da, beobachtete, wie sie mehrmals tief durchatmete, griff schließlich nach ihren Händen, die noch immer an seiner Brust lagen und verschränkte sie mit seinen.
Schließlich öffnete sie die Augen. »Ich liebe dich, James Potter.«, sagte sie und sah zu, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen festsetzte. »Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben.«
Sein Herz überschlug sich beinahe vor Freude, seine Arme schlangen sich fest um sie und drückten Lily an sich. »Ich liebe dich auch, Lily Evans.«
Sirius und Peter applaudierten lauthals, sodass jetzt wirklich jeder Schüler im Treppenhaus auf das Paar aufmerksam geworden war, aber Lily ignorierte die Zuschauer. Glücklich vergrub sie das Gesicht in seiner Schulter. Zum ersten Mal freute sie sich grenzenlos darüber, dass James sie liebte. Ihren zweiten Schwur erwiderte er zwar nicht, aber Lily konnte ihn verstehen, er hatte noch Familie, die ihm wichtig war. Sanft, aber bestimmt löste sie sich ein wenig von ihm, bis sie ihm in die Augen sehen konnte.
»Ich will dir vertrauen, James. Ich will dich nie wieder verlieren. Ich will, dass du bei mir bleibst. Beweis es mir.« Sanft küsste sie ihn auf das Kinn. »Beweis mir, dass du nicht gelogen hast.«
Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. »Beweisen? Wie soll ich dir das beweisen? Mehr als es dir sagen kann ich nicht!«
»Doch.« Lily lächelte leicht. »Zeig es mir. Verbring die Nacht mit mir.«
James hob erst die eine, dann die andere Augenbraue und fragte vorsichtig: »Du meinst, du willst…?«
»Ja, genau.« Sie lächelte immer noch, errötete aber trotzdem von Kopf bis Fuß. »Ich will mit dir schlafen.«
»Jetzt?«
Lily zuckte mit den Schultern und einen Moment lang sah James sie nur nachdenklich an, dann konnte er ein Grinsen nicht mehr unterdrücken. »Jetzt.«, bestimmte er schließlich, legte die Lippen auf ihre und Lily presste sich an ihn. Julia, Sirius und die anderen jubelten lauthals und auch ein paar andere Schüler, die sich im Treppenhaus herumtrieben applaudierten, als sich die Schulsprecher endlich wieder versöhnten. Wäre der Kuss nicht so unendlich schön gewesen, hätte Lily mitgejubelt. So aber löste sie sich erst nach einer Weile mit geröteten Wangen und einem breiten Grinsen von James. Seine haselnussbraunen Augen sahen sie so glücklich an, dass sie auflachen musste. Arm in Arm, so eng umschlungen, dass sie gar nicht richtig laufen konnten, machten sie sich auf den Weg zu den Schulsprecherräumen. James konnte es nicht lassen und winkte seinen Freunden kurz selbstgefällig zu, als sie das Treppenhaus verließen. Lily legte den Kopf auf seine Schulter. Ihr Herz schlug höher vor Aufregung und Glückseligkeit.
In ihrem kleinen Gemeinschaftsraum nahmen sie sich noch einmal in den Arm, streichelten sich und tauschten irgendwann zärtliche Küsse. Sie spürte, dass Sirius nicht gelogen hatte: James hatte sie mindestens genauso sehr vermisst, wie sie ihn.
Langsam intensivierten sich ihre Küsse und Berührungen. Lilys Hände glitten unter sein Hemd, über seinen Rücken. Sie fühlte seine Wirbelsäule, strich nach oben über Muskeln und Sehnen, während James an ihrer Bluse zog.
»Mein Zimmer oder deins?«, fragte er ein bisschen atemlos und suchte nach dem Reißverschluss ihres Rocks, nachdem er die Bluse nicht hervorziehen konnte.
»Deins.«, bestimmte Lily kurzerhand, streifte James’ Umhang von seinen Schultern und löste seine Krawatte. Ihre Hände zitterten, als sie versuchte die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, während James den Reißverschluss gefunden hatte und ihn langsam nach unten zog. Lily bog den Rücken durch, James’ Atem streifte ihre Wange. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, als sie eine Hand auf seine nackte Brust legte.
»Ein Glück, dass du doch nicht bis zur Hochzeitsnacht warten willst«, murmelte James und zog ihr die Bluse aus dem Rock. »Ich hab mit Sirius um zehn Galleonen gewettet.«
»Das Geld kannst du schon mal in meinen Verlobungsring investieren.«, grinste Lily und suchte an ihrer Hand nach dem Ring ihrer Mutter.
Wo war er denn?
Lily hob die andere Hand. Kein Ring.
»Oh, verdammter Eulenmist!«, fluchte sie und tastete hektisch ihren Körper ab.
James löste sich von ihr. »Was ist denn?«
»Mein Ring ist weg!«
»Dein Ring?«
»Der Ring meiner Mom!« Lily griff nach ihrer Tasche und leerte alles auf dem Boden aus. »Verflucht!«
James hob den Zauberstab. »Accio Lilys Ring.«, sagte er, aber nichts passierte.
»Mist.« Lily strich sich ein bisschen verzweifelt die Hände aus dem Gesicht und sah sich unschlüssig um. »Vorhin hatte ich ihn noch!«
»Wann?«
»Vorhin, vor der Zusatzstunde… Ich muss ihn bei unserem Duell verloren haben!« Eilig schloss sie wieder den Reißverschluss ihres Rocks. »Ich geh schnell nachsehen!«
»Kannst du ihn nicht auch nachher holen?«
»Keine Sorge.« Lily grinste, legte eine Hand an James Hals und gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. »Ich bin gleich wieder da! Du kannst ja solange ein paar Kerzen aufstellen…«
»Kann’s kaum erwarten…« Er wollte ihr die Arme um die Schultern legen, aber Lily entschlüpfte ihm geschickt und zwinkerte ihm noch einmal kurz zu, bevor sie aus den Schulsprecherräumen verschwand.
James seufzte kurz, aber dann musste er doch grinsen. Mit federnden Schritten ging er in sein Zimmer. Ein kurzer Wink seines Zauberstabs und seine Kissen und Decke schüttelten sich von selbst aus, herumliegende Klamotten verschwanden im Schrank und sein Besenpflegeset räumte sich auf. James pflückte eine Kerze aus einem Kerzenständer im Gemeinschaftsraum und vervielfältigte sie mit einem einfachen Zauberspruch. Dann legte er sie summend in seinem Zimmer aus, dekorierte drei Mal um, bis sie endlich perfekt standen, stellte sogar ein Herz aus Kerzen auf dem Boden. Dann setzte er sich auf sein frisch gemachtes Bett und wartete.
Nach einer Weile griff er nach Sirius’ Motorradzeitschrift, blätterte sie durch, musterte die Maschinen, die Sirius mit einem Stift markiert hatte, weil sie ihm gefielen. Als er wieder auf die Uhr sah war Lily schon zwanzig Minuten weg.
James beschloss nicht länger zu warten und ging zurück zum Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, um ihr beim Suchen zu helfen. Aber Lily war nicht da. Ob sie einen anderen Weg gewählt und sie sich verpasst hatten? Schnell ging er zurück zu den Schulsprecherräumen, aber auch hier war Lily nicht anzutreffen. War ihr ein anderer Ort in den Sinn gekommen, wo sie den Ring verloren haben könnte?
Verwirrt ging er wieder in sein Zimmer, setzte sich auf sein Bett, lauschte auf jedes Geräusch. Hatte sie doch wieder kalte Füße bekommen? Was für ein Spielchen zog sie hier ab?
Wütend kickte James ein paar inzwischen heruntergebrannte Kerzen durch sein Zimmer, ging dann in Lilys Zimmer und machte es sich dort auf ihrem Bett bequem. Wenn sie zurück kam, würde er sie zur Rede stellen!
Aus Langeweile schnüffelte James an dem Trank seiner Mutter, betrachtete das Foto ihrer Eltern auf ihrem Nachttisch, öffnete Lilys Schreibtischschublade. Besonders viel Interessantes fand er nicht. Weil er schon mal dabei war, lugte er unter ihr Bett und öffnete schließlich ihren Koffer. Bücher, Tinte, noch mehr Bücher, Kräuter, Armbänder, Haargummis, Duftkerzen, Süßigkeiten, ein Fotoband mit allerlei Bildern aus Hogwarts und natürlich die Taschen, mit ihren Habseligkeiten aus ihrem alten zu Hause. Alles in allem nicht besonders spannend. Er stand auf und öffnete ihren Kleiderschrank. Julias Kleid, das Lily ruiniert hatte, hing ganz vorne. James kramte kurz zwischen den Kleidern herum, aber alles, was er fand, waren wenige Stücke Spitzenunterwäsche.
Und eine Slytherinkrawatte. James zog die Augenbrauen hoch. Was sollte das denn?
»Meine Freundin ist eine Spießerin.«, stellte er fest und schloss den Schrank wieder. Vierzig Minuten. Inzwischen war die Ausgangssperre eingetreten. Lily hielt sich doch sonst immer an die Regeln, aber wenn es um den Ring ihrer Mutter ging schien sie keine Grenzen zu kennen.
Falls es hier um den Ring ihrer Mutter ging.
Missmutig ging James noch einmal los. Er kannte jedes gute Versteck in diesem Schloss, er würde sie auf jeden Fall finden! Zur Sicherheit sah er noch einmal in dem Klassenzimmer nach, doch sie war nicht da. Dafür trat James auf etwas Hartes und als er es sich vor die Augen hielt, war es Lilys Ring. Doch der Stein fehlte. James bückte sich, suchte kurz mit der Hand über den Boden und fand ihn schließlich in einer Fuge. »Reparo«, murmelte er und der Ring war wieder ganz.
Warum lag der Ring hier herum? Wieso war er kaputt? Wo war Lily? Sie konnte ihn unmöglich übersehen haben…
Beunruhigt machte James sich auf den Weg zu den Gryffindorräumen. Professor Rockwill, dem er dabei über den Weg lief versicherte er, heute Patrouille zu haben und Rockwill schenkte ihm sogar Glauben. Er befragte die Bilder, ob sie Lily gesehen hatten und das Portrait des alten Burgherren machte sich einen Spaß daraus, James erst mit: »Ja, natürlich hab ich sie gesehen!« Hoffnungen zu machen, und dann von ihrem ersten Schultag zu erzählen begann. Die fette Dame versicherte ihm in ihrer üblichen genervten Manier, die rothaarige Hexe nicht in den Gemeinschaftsraum gelassen zu haben und James machte sich unschlüssig auf den Weg zur nächsten Mädchentoilette. Das war doch albern, dieses Versteckspiel! Lily wusste doch, dass er sie finden würde, er hatte die Karte, er konnte jederzeit herausfinden…
James blieb stehen. Die Karte des Rumtreibers! Warum war er nicht schon früher darauf gekommen?
Mit schnellen Schritten ging er zurück zum Gryffindorturm. Remus und Emily saßen im Gemeinschaftsraum, aber Sirius und Peter waren nirgends zu sehen. Remus warf ihm einen verwunderten Blick zu und James setzte ein Grinsen auf, so als wäre alles in Ordnung. Er musste seinen Freunden ja nicht schon wieder beichten, dass Lily von ihm geflüchtet war. Im Schlafsaal saßen Peter und Sirius gerade über einer Partie Zauberschach, als James eintrat. Er vergewisserte sich, dass Frank nicht da war und meinte dann: »Pad, ich brauch die Karte!«
»Wozu?«, fragte Sirius und griff schon unter sein Bett in seinen Koffer.
»McGonagall hat uns Patrouille aufgebrummt.«, log James und nahm die Karte entgegen.
»Ist ja nervig.«
»Jaahh… Bis dann!«
Er grinste Remus beim rausgehen noch einmal zu, verließ dann mit der Karte in den Händen wieder den Gryffindorturm. Erst, als er hinter dem Wandtteppich von Barnabas dem Bekloppten verschwunden war aktivierte er die Karte des Rumtreibers. Er lief ein paar Meter in den Geheimgang hinein, machte dann Licht und breitete sie auf dem Boden aus. Systematisch suchte er die Karte ab. Wo bist du, Lily?
Sie war nicht im siebten Stock. Auch nicht im sechsten. James suchte gerade den fünften ab, als sich leise Schritte nährten und der Teppich zur Seite geschoben wurde. Zwar löschte James das Licht seines Zauberstabs schnell, doch ein anderer leuchtete auf und ein bisschen erschrocken sah James in das Gesicht seines grinsenden Freundes.
»Hör auf mich anzulügen, das klappt sowieso nicht.« Sirius ließ sich neben James auf den Boden sinken. Beeindruckt zog James die Augenbrauen hoch.
»Woher wusstest du, wo ich bin?«
Sirius verdrehte die Augen. »Ich kenne dich, Jamesie. Also, wozu brauchst du die Karte wirklich?«
James schluckte. »Lily ist weg.«, gestand er dann.
»Weg?«
»Ja! Sie hat behauptet, sie ginge schnell ihren Ring suchen.« James zog ihn aus seiner Hosentasche und hielt ihn Sirius hin. »Ich hab auf sie gewartet und dann zu suchen begonnen. Aus diesem Mädchen werde ich einfach nicht schlau!«
»Hmm… Und du weißt nicht, warum sie abgehauen ist?«
»Nein! Diesmal hab ich WIRKLICH nichts gemacht!«
»Dann lass uns mal sehen, was die Karte spricht.« Sie beugten sich über das Pergament, suchten mit den Augen die Korridore ab, immer und immer wieder.
»Sie ist nicht im Schloss.«, murmelte Sirius irgendwann.
»Sie muss im Schloss sein. Was sollte sie draußen?« James’ Augen wanderten zum verbotenen Wald.
»Vielleicht… Der Raum der Wünsche?«
»Möglich.« James kratzte sich am Kinn, suchte noch einmal die Kerker ab.
»Die Geister erscheinen auf der Karte…«
»Was willst du damit sagen?«
»Nichts, nichts.« Sirius beugte sich schnell ein paar Zentimeter tiefer über die Karte, aber James hatte schon verstanden.
»Du meinst doch nicht…?«
»Quatsch, wir haben sie bestimmt nur übersehen!«
»Wir müssen sie finden!« James sprang auf. »Gibt es nicht einen Zauber… Einen, der uns den Weg zu ihr zeigt…«
»Keinen unauffälligen…« Sirius faltete die Karte zusammen.
»Ist doch völlig egal!«
»Mir fällt aber auch keiner ein.«
»Dann lass uns in die Bibliothek…«
»Warte, Prongs!« Sirius hielt ihn fest und drückte ihm die Karte in die Hand. »Ich hab eine bessere Idee!«
»Und die wäre?«
Sirius grinste und tippte sich an die Nase. »Verlass dich auf mich!«


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