von Jojoi
Immer kritischer kräuselten sich die Falten auf der Stirn von Remus Lupin, als er Sirius dabei beobachtete, wie er sich beim Abendessen um die Aufmerksamkeit einer hübschen Sechstklässlerin bemühte. Dann warf er einen Blick auf Miriam, die schon seit einer halben Stunde in ihrem inzwischen sicher eiskalten Spiegelei herum matschte und Sirius immer wieder frostige Blicke zuwarf. Sie hatte gerade mal ihre drei Kartöffelchen gegessen, während Peter sich gerade schon die vierte Portion auflud. Als Remus dann noch einen Blick auf James warf, der heute nur Augen für Lily hatte und scheinbar nicht mitbekam, was um ihn herum geschah, seufzte er tief. So blind konnte James doch gar nicht sein, oder? Vermutlich tat er nur so, um einer Diskussion mit Sirius aus dem Weg zu gehen…
Wütend kickte Remus ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein.
»Au!« James zuckte zusammen, riss sich von Lilys Anblick los und sah Remus genervt an. »Was soll das?«
»Tu doch was!«, zischte Remus und nickte mit dem Kopf zu Sirius rüber. Aber James folgte seinem Blick nicht.
»Gerne!«, meinte er, kickte zurück.
»Du Idiot!« Remus schlug forsch James’ Fuß mit seinem Bein fort. »Du sollst was wegen Sirius unternehmen!«
»Kein Grund mein Schienbein zu zertrümmern!«, fauchte James, schlug noch einmal gegen Remus’ Knie.
»Äh…Jungs?«, sagte Lily irritiert, aber unter dem Tisch hatten Remus und James bereits den Kriegsstand ausgerufen und brachten so langsam aber sicher den Tisch zum Wackeln. So mancher Kürbissaft schwappte über den Becherrand und ein allgemeiner Tumult brach am Tisch aus, bis Lily und Emily sich in den Streit einmischten.
»Remus, das bringt doch nichts!« Emily hielt schnell seinen Becher fest, der kurz vor dem Umfallen war.
»Wie die kleinen Kinder!«, knurrte Lily und riss James mit strengem Blick an der Schulter zu sich herum. »Schluss jetzt!«
»Hmpf!«, machte James, warf Remus einen zornigen Blick zu, den der Gegenüber erwiderte. Aber schließlich behielten sie ihre Füße wieder bei sich.
Langsam stieg Remus eine leichte Röte ins Gesicht, er hatte sich wirklich wie ein Kind verhalten… Und das auch noch vor Miriam, dabei ging es hier ja um sie und Sirius! Wie peinlich…
Aber als er einen Blick auf Miriam warf, war er sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob sie ihren Streit überhaupt mitbekommen hatte. Kürbissaft war über ihren Teller gelaufen und ihr Spiegelei badete jetzt darin. Lustlos stocherte sie weiter in ihrem Essen herum, als hätte sie es noch gar nicht bemerkt.
»Wir müssen etwas unternehmen.«, meinte Remus und Emily nickte zustimmend.
»Unternehmen?«, wiederholte Lily überrascht.
»Ja! Wegen Sirius!«
»Was ist mit Sirius?«
Remus klappte der Mund auf. War es wirklich möglich, dass die beiden den ganzen Tag nichts mitbekommen hatten? Dabei war das doch so offensichtlich! Sirius und Miriam hatten heute kein Wort miteinander geredet, er trieb sich nur bei anderen Mädchen rum und Remus hätte schwören können, dass er Tränen in Miriams Augen gesehen hatte, als Sirius händchenhaltend mit Natalie zu Kräuterkunde geschlendert kam.
»Wo ist Sirius überhaupt?«, fragte James und sah sich am Tisch um.
»Merlin, seid ihr ignorant!«, zischte Remus und erstach seine Kartoffel mit der Gabel. »Kein Wunder, dass ihr sechs Jahre gebraucht habt, um zu erkennen, dass ihr perfekt zusammen passt! Ihr seid die schlimmsten besten Freunde der Weltgeschichte!«
Verwirrt tauschten Lily und James Blicke. So hatte Remus noch nie mit ihnen geredet! Was war nur in ihn gefahren?
Beruhigend legte Emily ihre Hand auf Remus’ Oberschenkel, warf Lily aber dennoch einen leicht genervten Blick zu. »Sirius und Miriam haben Streit.«
»Ach ja?« Verwundert wandte sich Lily zu Miriam um, die inzwischen ihr Spiegelei doch weggeschoben hatte und den Tisch verließ. Lily wollte ihr erst nach, aber Emily rief sie zurück.
»Ich hab schon versucht mit ihr zu reden.«, erklärte sie und seufzte tief. »Aber du kennst sie ja…«
»Ist das noch dieselbe Sache von gestern?«, fragte James, lehnte sich zurück und legte den Arm auf Lilys Stuhllehne.
Überrascht sah Lily ihn an. »Was war gestern?«
James zuckte mit den Schultern. »Pad war schlecht drauf…«
»Er war sauer auf Miriam.«, sagte Peter mit vollem Mund und ohne richtig von seinem Essen aufzusehen.
»Warum das?« Lily zog die Augenbrauen zusammen und versuchte sich an den gestrigen Abend zu erinnern. »Sie haben doch kein Wort gewechselt!«
»Vielleicht genau deshalb, Lily?!« Emily konnte ein leichtes Augenverdrehen nicht verhindern und auch Remus schüttelte genervt den Kopf.
»Oh.«, machte Lily und lief prompt rot an. »Aber… Das ist doch nicht Miriams Schuld! Ich hab sie doch so in Beschlag genommen!«
»Sag das bloß nicht Sirius.« James schob sich seelenruhig sein Kartoffelstück in den Mund. »Ich bin froh, dass ihr euch endlich gut versteht!«
Remus krallte die Finger in die Tischplatte. »Wie kannst du nur so ignorant sein, James? Sirius hat dir immer, immer geholfen, wenn du Liebeskummer hattest!«
»Was bist du denn so sauer, Moony?« James zog eine Augenbraue hoch und musterte Remus abschätzig.
»Ich glaube, das ist eine interessante Umkehrung der Idiotenkette.«, sagte Emily altklug und zwinkerte Lily zu.
Irritiert tauschten die Jungen Blicke. James beschloss die Bemerkung zu ignorieren und sagte, mit einem kurzen Blick auf Sirius: »Wir reden hier von Pad, Moony. Paddy redet nicht über seine Probleme und wird auch nie über seine Probleme reden. Und er zieht es vor, seine Probleme selbst zu lösen. Weißt du noch, wie viel Ärger wir mit ihm hatten, als wir ihn mal vor einer Niederlage gegen Avery bewahrt haben?«
»Er macht einen Fehler, James!«
»Und wenn nicht?« James zuckte mit den Schultern. »Er wird schon angemessene Gründe haben, weshalb er sauer auf Clarefield ist… Man sollte eher mit ihr reden.« Wobei er mit ›man‹ eindeutig Lily meinte, so wie er sich plötzlich an sie wandte. »Und sie fragen, warum sie Sirius mal wieder ärgert.«
»Warum sie Sirius mal wieder ärgert?«, wiederholte Lily erbost und schmiss ihr Besteck auf den Tisch. »Es muss doch einen Grund geben, wieso Miri nicht mit ihm redet! Schon mal daran gedacht, dass Sirius etwas falsch gemacht hat, Mr Superschlau? Dass er vielleicht überreagiert? «
»Lily, wir reden hier von Sirius.« James seufzte und ließ seinen Arm versöhnlich auf Lilys Schultern gleiten. »Das letzte Mal hat Sirius sich über seine Freundin aufgeregt, als… Als Barbara Hensley ihm sagte, er habe Mädchenaugen.«
»Mädchenaugen?«
James zuckte mit den Schultern. »Er hat lange Wimpern… Was ich damit sagen will: Sirius waren seine Freundinnen bisher recht egal. Und dass er jetzt so heftig reagiert lässt darauf schließen, dass Miriam irgendetwas gemacht hat, was ihn ziemlich geärgert hat.«
»Pah!«, machte Lily und schob seinen Arm weg.
»Du könntest trotzdem mit ihm reden.«, meinte Remus.
»Das wird nichts bringen.«
»Warum bist du dir da so sicher?«, mischte sich Lily wieder ein und ein herausforderndes Funkeln beherrschte einmal mehr ihre Augen. James seufzte leicht. Er wusste, dass Lily sich jetzt nicht mehr mit einer leichtfertigen Begründung abwimmeln ließ und Remus vermutlich ebenso wenig.
»Weil… Weil Sirius nie Schwäche zeigt.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin der sentimentale Idiot und er ist der, der mich wieder aufbaut. Andersherum klappt das nicht. Das war schon damals komisch, als… äh… wir Kinder waren und daran hat sich nichts geändert. Ich kann zu ihm gehen und mich mit ihm betrinken, aber er wird nicht mit mir über seine Gefühle reden. Dafür ist er zu sehr in seiner ›unnahbarer-Großer-Bruder-Rolle‹ drinnen.«
»Ihr betrinkt euch nicht, ihr wart diese Woche schon abgehoben genug.«, stellte Lily klar.
»Genau genommen zählt doch Sonntag zu letzer Woche, oder?«
»Nein.« Remus knirschte mit den Zähnen. »Und du bist sicher, dass…«
»Er wird nicht mit mir reden, Moony.« James trank seinen Becher Kürbissaft aus und stand auf. »Aber mit dir.«
Überrascht sah Remus auf. »Mit mir?«
»Ja klar.« James grinste breit und tippte Lily auf die Schulter. »Gehen wir?«
Sie überlegte eine Sekunde, nickte dann und folgte James aus der Großen Halle. Versöhnlich nahm sie wieder seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. »Sag mal…«
»Ja?«
»Was hast du eigentlich sagen wollen?«
»Hmm?«
»Als du von Sirius geredet hast.« Lily sah sich im Korridor um, aber sie waren allein. »Ich hatte das Gefühl, du wolltest eigentlich was anderes sagen.«
James schwieg und Lily beobachtete ihn abwartend. Er zeigte keine Gefühlsregung, hatte wieder sein Pokerface aufgesetzt. Sie mochte es nicht, wenn er so war, es passte nicht zu seiner sonst so offenherzigen Erscheinung.
»Sag schon, James!« Lily blieb stehen und hielt ihn fest. »Keine Geheimnisse mehr, bitte!« Schmollend sah sie ihn an und James konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Ihr Gesicht war immer noch krebsrot, obwohl die Schwellungen inzwischen zurückgegangen waren. Mit ihrer Schmolllippe sah sie einfach zu lustig aus.
»Na schön…«, murmelte er, drängte Lily an die Wand und legte die Lippen an ihr Ohr. Lily schlang die Arme um seinen Nacken und musste sich konzentrieren, um nicht in seiner Umarmung zu versinken und alles andere zu vergessen.
»Hab ich dir schon mal davon erzählt, wie Sirius meine Eltern kennen lernte?« Sein warmer Atem kitzelte ihr Ohr und Lily schmiegte lächelnd ihre Wange an seine.
»Nein…«
»Ich hab ihm nach unserem ersten Schuljahr meine Adresse gegeben, falls er mich in den Sommerferien besuchen will. Wir gehen nicht oft in den Urlaub… Auroren werden oft zu Notfällen gerufen… Jedenfalls… An dem Tag waren meine Eltern und ich beim Baden an einem See. Wir hatten einen tollen Tag. Und als wir nach Hause kamen, war Sirius plötzlich da. Er lag zusammengekauert hinter unserer Couch und schlief.«
»Hinter eurer Couch?«
»Ja. Er hat sich versteckt.«
»Vor wem?«
»Seinen Eltern.« James senkte die Stimme noch ein bisschen mehr, sodass Lily sich sehr konzentrieren musste, um ihn zu verstehen. »Er ist zu uns geflüchtet, weil er keinen anderen Ort wusste. Er trug ein weißes Hemd und… Da waren ganz viele Bluttopfen. In seinem Gesicht auch. Ich glaube, er hatte Nasenbluten. Meine Eltern schickten mich in mein Zimmer, weil sie mit Sirius reden wollten. Vor ihnen hatte er auch Angst, glaube ich. Aber ich hab gelauscht. Seine Eltern haben oftmals auch zu körperlichen Züchtigungen gegriffen, verstehst du?«
»Sie haben ihn geschlagen?«
»Schlimmer.«
Lily schluckte und schlang die Arme fester um James.
»Meine Eltern erlaubten ihm, da zu bleiben, so lange er wollte. Er hat bei mir in meinem Zimmer geschlafen. Ich hab versucht mit ihm zu reden und zu verstehen, aber Sirius hat total abgeblockt. Das hat er immer, wenn ich ihn nach seiner Familie fragte. Es ist sein Schwachpunkt, verstehst du? Und sein Vater hasst Schwächlinge.«
Lily drückte das Gesicht in James’ Hals und biss sich auf die Lippen. Armer Sirius.
»Und warum glaubst du, dass er mit Remus reden wird?«
»Weil Remus und Sirius sich auf eine gewisse Weise ähneln.«
»Ach ja?« Skeptisch runzelte Lily die Augen und suchte seinen Blick.
»Ja.« James strich Lily mit der Nasenspitze über die Wange. »Alle Geheimnisse sind bei Remus sicher. Und Remus… Er kämpft jeden Monat mit seinen Ängsten. Ich glaube, Sirius bewundert ihn ein bisschen.«
»Tatsächlich?« Ungläubig sah Lily ihn an. Sie erinnerte sich an den Streit, den Remus und Sirius gehabt hatten. Sirius hatte Remus sogar geschlagen… Allzu viel Bewunderung hatte sie noch nicht entdecken können.
»Vertrau mir.« James gab Lily einen Kuss auf die Wange. »Keiner kennt Sirius so gut wie ich. Und du hältst deinen hübschen Mund, verstanden?«
Lily nickte. »Versprochen.«, sagte sie und gab James einen Kuss auf den Mund. »Und danke, dass du es mir gesagt hast.«
»Ach… Weißt du, ich sollte langsam wirklich mal damit anfangen, meine Geheimnisse aufzudecken. Da kam das gerade richtig. Es hat mich daran erinnert, dass ich dir noch was erzählen muss.«
»Was denn?«
»Ein anderes Mal.« James lächelte und küsste sie noch einmal. »Das soll was besonderes werden.«
»Was besonderes?«, wiederholte Lily und schürzte die Lippen. »Du willst es nur nicht sagen!«
»Doch.« Er lachte leise. »Aber du glaubst es nicht, wenn du es nicht siehst. Außerdem muss ich noch Peter fragen.«
»Warum?«
»Das erfährst du ja dann.« Sanft löste er sich von Lily und zog sie in Richtung Schulsprecherräume.
Nervös beobachtete Remus Sirius, der mit Christin und der hübschen Sechstklässlerin auf dem Sofa vor dem Kamin saß und über alles Mögliche lachte. Offensichtlich wollte er den Anschein erwecken, wunschlos glücklich zu sein.
Allerdings – und das überraschte Remus doch – schaffte Sirius es nicht, sich überzeugend zu geben. Er war tot unglücklich und durch sein Verhalten schuf er eine Situation, die ihn noch unglücklicher machen würde, wenn niemand etwas unternahm.
Und diese Sinnlosigkeit machte Remus wütend. Während er Sirius beobachtete knirschte er mit den Zähnen und ballte die Hände in seiner Hosentasche zu Fäusten. Dennoch wollte er nicht da rüber gehen. Was sollte er Sirius schon sagen? ›Los, rede mit deiner Freundin!‹ Dann würden sie nur streiten. ›Hör auf, andere Mädchen anzubaggern!‹ Darauf würde Sirius nicht hören. Er war ein Sturkopf. Vermutlich würde er Remus sogar auslachen, was sollte Remus ihm schon tun?
»Sag ihm, dass er Miriam verletzt!«, sagte Emily plötzlich und Remus fuhr herum. Er hatte gar nicht richtig mitbekommen, dass sie sich zu ihm in die Ecke gesellt hatte. Seit wann beobachtete sie ihn wohl schon? Scheinbar war er trotzt jahrelanger Übung immer noch nicht besonders gut darin, sich zu verstellen. Sie hatte ihn sofort durchschaut.
»Was soll das bringen?« Remus konnte nicht verhindern, dass er verächtlich die Augen verdrehte. »Genau das ist doch sein Plan, oder?«
»Ich glaube, er will sie provozieren, nicht verletzten.«
Remus warf Sirius einen kritischen Blick zu.
»Remus, na los doch!« Emily gab ihm einen leichten Schubs nach vorne auf Sirius zu. »James wird schon recht haben! Versuch es doch wenigstens!«
»Aber…«
»Remus, wovor hast du Angst?«
»Ich habe keine Angst! Ich gehe Streitereien nur generell gerne aus dem Weg!«
»Wenn du jetzt nicht da hin gehst und mit ihm redest, dann haben wir Streit.«, bestimmte sie und sah Remus streng an. So hatte sie ihn noch nie angesehen. Für einen Moment erschrak Remus ein bisschen, dann fügte er sich und ging mit etwas wackeligen Knien auf Sirius zu. Feigling, schimpfte er sich selbst dabei. Jämmerlicher Feigling.
»Siri-«, Remus räusperte sich, »Sirius?«
»Ja?« Sirius sah auf. Er hatte einen Arm um die Sechstklässlerin geschlungen und warf Remus diesen Ich-bin-beschäftigt-Blick zu, den Remus so gut von ihm kannte.
»Kommst du mal kurz?« Remus nickte zum Jungenschlafsaal. Die Sechstklässlerin warf ihm einen abschätzigen Blick zu und Remus kam sich so erbärmlich vor. Er hatte noch nie besonders viel Eindruck bei Mädchen hinterlassen, höchstens negativen. Seine Narben, die sein Gesicht aussehen ließen, als wäre es einmal zerbrochen und wieder zusammengeklebt worden, machten ihn zu keinem Frauenmagnet.
»Warum?« Misstrauisch richtete Sirius sich auf und warf einen kurzen Blick über die Schulter auf Miriam, die kaugummikauend auf der Treppe zu den Mädchenschlafsälen saß und auf ihrem Block herum kritzelte.
»Weil… Ich muss dich was fragen. Was persönliches.« Die verlegene Röte, die bereits in seinen Wangen prangte, war vielleicht der entscheidende Auslöser dafür, dass Sirius ihm Glauben schenkte. Seufzend erhob er sich und versprach der Sechstklässlerin, gleich wieder da zu sein. Miriam sah nur ganz kurz auf, als Sirius mit Remus zu den Jungenschlafsälen ging.
»Also, worum geht’s?«, fragte Sirius gelangweilt und schloss mit einem Fußtritt die Tür des Jungenschlafsaals.
»Prongs, Wormy und ich dachten, du solltest mal mit Miriam…«
»Warum fängst du jetzt mit Miriam an?!«, fuhr Sirius sofort dazwischen. Wut glitzerte in seinen Augen und Remus schluckte. Feigling!, tadelte er sich wieder und straffte die Schultern.
»Weil wir sehen, wie du leidest!«
»Verschone mich damit, Remus!« Genervt drehte sich Sirius um und ging auf die Tür zu, aber Remus machte schnell einen Satz nach vorne und versperrte ihm den Weg.
»Lass mich durch, Remus!« Bedrohlich funkelten Sirius’ Augen.
»Nicht, bevor du mir nicht gesagt hast, was los ist!«
»Was los ist?« Sirius lachte auf. »Miriam ist ein mieses, verlogenes Miststück, das ist los! Ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben!«
»Das ist nicht wahr.« Remus schüttelte den Kopf und trat Sirius wieder in den Weg, als er sich an ihm vorbei drücken wollte. »Du liebst sie!«
»Das tu ich nicht!«
»Was hat sie dir getan?«
»Das geht dich nichts an!«
»Wen dann? Soll ich Prongs holen? Mit dem redest du ja auch nicht!«
»Weil das keinen von euch etwas angeht!«
»Schön!« Remus schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Dann rede nicht mit ihr, quäl dich weiter!«
»Gerne doch.« Sirius boxte ihn zur Seite und erreichte endlich die Tür. Remus biss sich auf die Lippen. Er hatte es verbockt, dabei hatte Prongs seine Hoffnung auf ihn gesetzt…
»Feigling!«
»Wie bitte?« Sirius blieb in der Tür stehen.
»Du bist ein Feigling.«, sagte Remus schnell, dabei hatte er nur vor sich hin gemurmelt. Diese Aussage schien Sirius in seinem Stolz ziemlich zu treffen, immerhin drehte er sich urplötzlich um und knallte die Tür wieder zu.
»Ein Feigling? Ich? Wer traut sich nicht auf das Dach, hmm?«
»Ja, du bist soooo mutig, weil du dich traust, immer wieder dein Leben aufs Spiel zu setzten, obwohl ein einfacher Zauberspruch dich vor einem Fall immer bewahren könnte.«, meinte Remus herablassend.
»Und obwohl ein einfacher Zauberspruch dich retten könnte, traust du dich trotzdem nicht!«, knurrte Sirius und machte angriffslustig einen Schritt auf Remus zu.
»Als ich Streit mit Emily hatte, hast du zu mir gesagt, ich sei ein Feigling. Und jetzt verhältst du dich nicht besser, als ich damals! Du tust Miriam weh, merkst du das nicht?«
Sirius lachte auf. »Wenn ich Miriam weh tue, ist es ein Kapitalverbrechen, was? Aber wenn sie mich verletzt, interessiert es niemanden!«
»Es interessiert uns sehr wohl! Deswegen bin ich ja hier!«
»Du bist hier, um mich dazu zu bringen, mich mit ihr zu versöhnen!«
»Ja! Weil du sie vermisst! Weil du sie liebst! Mach dir nichts vor, Sirius!«
»Von mir aus!« Sirius stöhnte genervt auf. »Dann vermisse ich sie eben! Dann liebe ich sie, wenn du unbedingt willst! Aber ich hab ihr von Anfang an gesagt, dass ich keine Lust auf Spielchen habe! Und was macht sie?«
Remus runzelte die Stirn. »Und was machst du?«
»Ich orientiere mich um.« Sirius warf ihm einen kühlen Blick zu und wandte sich wieder zur Tür. »Ich bin fertig mit dieser Frau.«
»Und du willst es dir nicht noch mal überlegen?«
»Nein.« Sirius riss die Tür auf. Wut brodelte in seinem Magen. Er war sich noch nicht sicher, ob Miriam Remus gebeten hatte, mit ihm zu reden, oder ob Remus und Emily mal wieder Kuppler spielen wollten. Auf jeden Fall nervte es ihn. Warum verstanden die Leute nicht, dass es Dinge gab, über die er einfach nicht reden wollte?
»Ich glaube, Peter ist in Emily verliebt.«
Wieder blieb Sirius in der Tür stehen. Was sollte das denn jetzt? War das Remus neue Taktik, um ihn wieder zu einem Gespräch zu zwingen? Langsam drehte Sirius sich zu ihm um und beäugte ihn misstrauisch. Remus stand in der Mitte des Raumes und senkte irgendwann unter Sirius’ Blick den Kopf. Er sah wirklich irgendwie geknickt aus…
Sirius gab nach, kam wieder ins Zimmer und ließ die Tür ins Schloss fallen. »Wie kommst du darauf?«, fragte er dabei mit einem möglichst desinteressierten Tonfall.
»Er schleicht ständig um sie herum… Ich war in den letzten Wochen kaum mit ihr allein. Peter hat sie immer wieder hierhin und dorthin eingeladen… Ich glaube, sie mag ihn auch.« Remus seufzte tief und ließ sich auf sein Bett fallen.
»Das ist doch Unsinn!«, meinte Sirius sofort und lehnte sich gegen die Zimmertür.
»Warum nicht, Sirius?«, sagte Remus mit einem energischen Tonfall und sah Sirius zornig an. »Crouch hat ihn schließlich auch gemocht! Emily ist niemand, der auf das Äußere schaut. Sonst hätte ich ja auch keine Chance bei ihr gehabt.« Mit einem Finger strich Remus eine Narbe auf seiner Wange nach, die er besonderes hässlich fand. »Peter ist nett, höflich… er bringt sie zum Lachen.« Remus zuckte hilflos mit den Schultern. »Warum sollte sie sich nicht in ihn verlieben?«
»Weil Lewis niemand ist, der zweigleisig fährt!« Sirius steckte die Hände in die Hosentaschen und machte ein paar Schritte auf Remus zu.
»Nein, das nicht… Aber Gefühle verändern sich! Dann macht sie eben Schluss mit mir und ist dann erst mit Peter zusammen…«
»Das wird nicht passieren.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Weil… Weil du es nicht so weit kommen lassen wirst!« Bestimmend baute Sirius sich vor ihm auf. »Du wirst um sie kämpfen und gewinnen, klar? Außerdem… Außerdem ist Emily tabu! Peter hat zugestimmt. Er DARF sich gar nicht in sie verlieben!«
Remus sah ihn nur missmutig an und Sirius gab sich einen Ruck. Er ging zu seinem Bett, kramte kurz in seiner Nachttischschublade und kam mit einer Packung Zigaretten zu Remus’ Bett zurück. Der Marauder zögerte kurz, griff dann doch nach einer und Sirius setzte sich zu ihm.
»Liebeskummer ist echt scheiße.«, knurrte Sirius und steckte seine Zigarette an.
»Wem sagst du das…« Remus nahm einen Zug und versuchte einen Hustenanfall zu unterdrücken. »Wenn Peter nicht mein Freund wäre, würde ich…« Jetzt hustete er doch und Sirius konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ich hab sie die ganzen verfluchten Ferien über vermisst.«, murmelte er dann und drehte die Zigarette zwischen seinen zwei Fingern. »Ich musste ständig denken: ›Wenn Miriam jetzt hier wäre…‹ Und ich hab gedacht, sie vermisst mich bestimmt auch. Aber das hat sie nicht.«
»Hast du sie gefragt?«Remus sah ihn aus den Augenwinkeln an und nahm noch einen Zug von der Zigarette. Bah, schmeckte das furchtbar!
»Es war offensichtlich.«
Nachdenklich beobachtete Remus, wie der Rauch seiner Zigarette zur Decke emporstieg. »Du kennst sie besser als ich, aber… Vielleicht gibt es ja doch noch eine andere Erklärung? Gib ihr doch noch eine Chance…«
»Ich werd nicht schlau aus ihr. Ich hab schon Prongs danach befragt, aber er meinte, Mädchen sind eben kompliziert.«
Remus zog die Augenbrauen hoch. Von wegen, Sirius redete nicht darüber mit James! »Vielleicht ist sie nicht mehr so kompliziert, wenn du ihr die Chance gibst, sich zu erklären?«
Einen Moment lang ließ Sirius die Worte auf sich wirken, zog erneut an seiner Zigarette. »Und wenn ich sie nicht versteh?«
»Dann wird deine Beziehung wenigstens nie langweilig.«
Sirius lachte auf und ließ die Asche seiner Zigarette auf den Boden regnen. »Weißt du… Ich hab James damals nicht verstanden, als er mit Lily gestritten hat. Dann wollte sie eben nicht ›Ich liebe dich‹ sagen, völlig egal, das wird sowieso überbewertet. Aber jetzt… Jetzt versteh ich ihn irgendwie. Weißt du, ich will nicht, dass sie mir um den Hals fällt und mich anbetet… Das ist langweilig. Aber dieses ständige Hin und Her geht mir auch auf die Nerven…«
»Sag ihr das.«
»Wenn du mit Emily redest.«
»Was soll ich sagen? ›Halt dich gefälligst von Peter fern‹?«
»Frag sie, ob sie etwas für ihn empfindet. Dann weißt du, woran du bist.«
»Wenn sie lügt?«
»Wir reden hier von Lewis, Moony!«
»Unterschätz sie nicht.«
Sirius lachte, nahm einen letzten Zug seiner Zigarette und ließ sie auf den Steinboden fallen. »Ganz ehrlich, Moony: Es gibt Paare, denen sieht man sofort an, ob sie eine Chance haben. Frank und Alice zum Beispiel. In drei Jahren sind sie verheiratet, da gehe ich jede Wette ein. Und James und Lily waren heute so unerträglich… Die können nicht mehr ohne den anderen leben. Bei Miriam und mir habe ich diese Hoffnung noch nicht so wirklich. Aber bei dir und Lewis stehen meiner Meinung nach alle Zeichen auf ›Zukunft‹. Du hast Prongs gesagt, er soll vertrauen in Lily haben und Lily hast du gesagt, sie soll Prongs vertrauen. Dann vertrau du mal deiner Emily. Und ich vertrau auf gut Glück darauf, dass Miriam mir jetzt eine gute Ausrede liefern kann.« Damit stand Sirius auf und verließ den Schlafsaal. Nachdenklich sah Remus ihm nach. Vielleicht hatte Sirius recht, vielleicht sollte er Emily einfach vertrauen… Vielleicht bildete er sich das alles ja auch nur ein?! Er würde Peter das nächste Mal einfach bitten, Emily und ihn alleine zu lassen.
»Ach ja, Remus«, Sirius erschien plötzlich wieder in der Tür, »ich bin kein Feigling, klar?!«
»Klar!« Remus grinste. »Und jetzt zeig Clarefield, wo der Hammer hängt!«
Sirius nickte zufrieden und zeigte ihm den Daumen nach oben. Auf dem Weg nach unten kam seine Unruhe wieder zurück. Tatsächlich hatte er nicht allzu viel Vertrauen in Miriams Ausrede. Aber er würde das jetzt durchziehen, er war kein Feigling!
Sie saß immer noch auf der Treppe und bemühte sich, Sirius nicht anzusehen, als er plötzlich vor ihr stand. »Kommst du mal kurz?«, fragte er, aber Miriam hielt den Kopf gesenkt.
»Wenn du Schluss machen willst, kannst du das auch hier tun.«, brummte sie und senkte den Kopf noch ein bisschen mehr über ihren Skizzenblock. Unbarmherzig griff Sirius nach ihrem Arm und zog sie auf die Beine. Sie stolperte über ihre eigenen Füße, so unwirsch zerrte Sirius sie aus dem Gemeinschaftsraum. Remus, der gerade die Treppe herunter kam, grinste bei dem Anblick. Emily nickte ihm zufrieden zu. Wie so oft saß sie neben Peter an dem großen Tisch, einige Bücher vor sich ausgebreitet, die Wangen gerötet. Urplötzlich keimte wieder die Eifersucht in seiner Brust auf. So ähnlich musste sich Lily gefühlt haben, als Christin immer an James hing… Remus straffte die Schultern und ging auf die beiden zu.
»Was hat Sirius gesagt?«, fragte Emily, aber Remus hörte gar nicht darauf, was sie sagte. »Wollen wir hoch gehen?«, fragte er stattdessen und nickte zu den Jungenschlafsälen. Emily stutzte kurz, nickte dann und stand auf; Peter machte es ihr nach, aber Remus griff schnell nach Emilys Hand und zog sie an seine Seite. »Ich meinte nur Emily, Peter. Das verstehst du doch bestimmt, oder?« Durchdringend sah Remus den verwunderten Marauder an, der Emily einen unsicheren Blick zu warf und sich schließlich zögerlich wieder auf seinen Stuhl sinken ließ.
»Das war unhöflich, Remus.«, meinte Emily leise, während er sie die Treppe hoch zog.
Und wenn schon, dachte Remus. Peter hatte ihn in den letzten Tagen so oft genervt, das war es nur gerecht, wenn Remus ihm mal eine Abfuhr erteilte.
»Sirius wird doch nicht mit Miriam Schluss machen, oder?«, fragte Emily besorgt, als Remus hinter ihr die Tür des Schlafsaals geschlossen hatte.
»Wir werden sehen«, meinte Remus schulterzuckend und legte die Arme um Emilys Schultern.
»Worüber habt ihr geredet?«
»Über Beziehungen.« Langsam beugte sich Remus zu ihr herunter. »Ist dir aufgefallen, dass wir seit einer Weile recht wenig Zeit miteinander verbringen?«
Emily runzelte die Stirn. »Wir sind doch ständig zusammen!«
»Ich meine allein.« Einen Moment lang sah Remus zu, wie Emily darüber nachdachte, dann hob er sie kurzerhand hoch und trug sie zu seinem Bett. »Ich finde, wir sollten das ändern!«
»Remus, hier kann jeden Moment jemand rein kommen!«, flüsterte sie, als würden sie gleich etwas verbotenes tun, kicherte aber verlegen.
»Nach fast sieben Jahren mit Sirius, James und Frank in diesem Schlafsaal haben sich alle Mitbewohner an derartige Situationen gewöhnt.«, erklärte Remus, setzte Emily auf dem Bett ab und kletterte zu ihr. »Sirius würde jetzt sagen: ›Wozu haben die Betten sonst Vorhänge?‹« Remus grinste und zog die Vorhänge zu. Emily saß in der Mitte des Bettes und beobachtete ihn, schlang dann aber bereitwillig die Arme um seinen Nacken, als er sie wieder an sich zog.
»Ich beginne zu ahnen, worüber du mit Sirius geredet hast.«, murmelte sie an sein Ohr und ließ sich mit ihm in die Kissen sinken.
Remus grinste. »Das wage ich zu bezweifeln.«
»Hast du geraucht?«
»Sch!«, machte Remus und legte seine Lippen auf ihre. Es kam ihm vor, wie eine halbe Ewigkeit, dass er Emily so geküsst hatte. In seinem ganzen Körper begann es zu kribbeln vor Aufregung und Remus drückte sie fest an sich.
Sie hatten gerademal ein paar wenige intensive Küsse getauscht, als die Tür zum Schlafsaal aufgestoßen wurde und Peters Quietestimme fragte: »Emily, womit muss ich Leopardenalraunen düngen, damit sie rote Früchte tragen?«
Und damit war es geschehen: Wochenlang hatte Remus seine Wut unterdrückt und bissige Kommentare Peter gegenüber gekonnt herunter geschluckt, aber das hier brachte das Fass zum Überlaufen.
»Verdammt, Peter!«, schrie er, wie er seit Monaten nicht mehr geschrien hatte und riss den Vorhang zurück. »Kannst du nicht in einem Buch nachlesen oder irgendjemand anderen fragen?! Verschwinde!«
»Remus…« Emily richtete sich auf und griff nach seinem Arm. »Hör doch au-«
»Nein! Er macht mich wahnsinnig, Emily, wahnsinnig!« Remus wandte sich wieder an Peter. »Warum gönnst du Emily und mir nicht einmal ein paar Minuten Zweisamkeit? Warum musst du mich ständig nerven? Geh doch zu James oder Sirius! Aber LASS UNS IN RUHE!«
Erschrocken sah Peter ihn an. Noch nie hatte er so mit ihm geredet, ihn so angeschrien. Betroffen begann Peter Entschuldigungen zu murmeln, aber Remus unterbrach ihn barsch:
»Verschwinde einfach! Na los!«
Peter nickte und huschte mit gesenktem Haupt aus dem Jungenschlafsaal. Als sich die Tür hinter ihm schloss atmete Remus tief durch, dann begegnete er jedoch Emilys Blick und seine Anspannung kehrte augenblicklich zurück.
»Bist du wahnsinnig, Remus? Was sollte das?«
»Er nervt!« Plötzlich fühlte er sich wie ein Kind, das sich bei seiner Lehrerin entschuldigt. »Ich will doch nur Zeit mit dir allein verbringen!«
»Das hättest du aber auch netter sagen können!« Emily krabbelte an ihm vorbei aus dem Bett und strich ihren Rock glatt.
»Aber dann kapiert er es nicht!« Schnell stand er auf und griff nach ihrer Hand. »Er ist so anhänglich…«
»Kein Grund, so mit ihm zu reden!« Emily zog ihre Hand weg, als Remus nach ihr griff und wandte ihm den Rücken zu. »Er hat es auch so schon schwer genug! Denkst du, es ist schön als Single unter lauter Paaren? Er kommt sich vor, wie das fünfte Rad am Wagen!«
»Das ist doch aber nicht meine Schuld!«
»Du schließt ihn auch aus!«
»Ich bin doch nicht sein Babysitter!« Remus schluckte. Die Sache entwickelte sich ganz und gar nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte… »Komm schon, Emily! Du kannst mich nicht dafür verantwortlich machen, dass Peter keine Freundin findet!«
»Nein!« Emily drehte sich wieder zu ihm um, mit verschränkten Armen und ungewohnt düsteren Blick. »Aber du solltest nicht so mit ihm reden! Du solltest verständnisvoller sein und…«
»Ich hatte wochenlang Verständnis dafür!«, unterbrach Remus sie genervt. »Irgendwann muss ich doch mal einen Schlussstrich ziehen!«
»Weil du auch der perfekte Freund bist!« Emily schnaubte. »Wenn man James, Sirius und Peter fragt, können sie bestimmt auch einige Macken an dir nennen!«
»Aber ich weiß, wann ich mich zu verziehen habe! Peter soll doch nur verstehen, dass du MEINE Freundin bist! Er hat kein Recht dazu, dich so in Beschlag zu nehmen!«
Emily zog eine Augenbraue hoch. »Er hat kein Recht dazu?! Und du hast eine Emily-Dauerkarte, oder wie darf ich das verstehen?!«
»Du bist meine Freundin!« Verzweifelt griff Remus nach ihren Schultern.
»Aber ich werde für dich nicht meine Freunde vernachlässigen!« Emily schlug seine Hände fort und machte einen Schritt zurück. »Meine Freund sind mir mindestens genauso wichtig, Remus!«
»Peter ist dir also wichtiger, als ich?«
»Das habe ich nicht gesagt!«
»Es hat aber den Anschein!« Wieder wurde seine Stimme laut und Emily zuckte zusammen. »Wenn du lieber Zeit mit ihm verbringst, dann solltest du vielleicht mit ihm zusammen sein!«
Verständnislos schüttelte sie den Kopf. »Remus…«
»Nein, schon gut!« Abwehrend hob er die Hände und ging rücklings auf die Tür zu. »Ich hab’s kapiert Emily. Ich weiß, wann ich mich verziehen muss. Viel Spaß mit Peter! Werd glücklich mit ihm!«
Damit verließ er den Jungenschlafsaal und ebenso schnell den Gemeinschaftsraum. Nach Peter sah er sich nicht um, starrte auf den Boden, nur auf den Boden, als könnten seine Mitschüler ihn dadurch nicht sehen. Schnell bewegte er sich durch Geheimgänge und leere Korridore durch das Schloss. Wenn er eins gelernt hatte in seinen Jahren mit Sirius und James, dann schnell von einem Punkt des Schlosses zum anderen zu kommen.
Als er in der Bibliothek ankam, war sie ihm beinahe unheimlich. Die engen, dunklen Gänge durch die Bücherregale… Kein Licht nirgendwo. Remus ließ seinen Zauberstab aufleuchten, ging zu den Arbeitstischen und setzte sich. Er löschte das Licht seines Zauberstabs und ließ sich von der Dunkelheit umhüllen.
Hier hatte sie begonnen, seine Liebe zu ihr.
Es war richtig, dass sie auch hier endete.
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