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Fanfiction

James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 66

von Jojoi

Peter Pettigrew war seit jeher ein Beobachter. Ein stiller, passiver Betrachter des Geschehenden. Darum war er es nicht gewohnt, in Aktion zu treten. Oder im Mittelpunkt zu stehen. Umso mehr Überwindung brauchte er nun.
Emily Lewis saß in einer Arkade im Hof, den Rücken an die Säule gelehnt. Sie hatte sich ein Buch in den Schoß gelegt, aus dem sie hin und wieder laut vorlas, wohl um das Geschriebene besser zu lernen.
Peter beobachtete sie schon seitdem der Unterricht geendet hatte. Aber bisher hatte er noch nicht den Mut gefunden, zu ihr zu gehen. Ob sie lachen wird? Oder peinlich berührt, einfach ohne ein Wort zu sagen, gehen wird? Vielleicht würde sie auch wütend werden wie Angelina.
An ein Happy End glaubte Peter nicht, obwohl seine Freunde es gefunden hatten. James und Lily, Sirius und Miriam… Vielleicht lag heute ein bisschen Magie in der Luft, die ihm helfen konnte.
Er steckte seine Hand in die Hosentasche. James’ Gedicht knisterte verheißungsvoll. Es flüsterte: »Na los, Peter! Vom Rumhocken und Däumchen drehen wirst du nicht größer, muskulöser und eleganter!«
Peter seufzte. Dann nahm er all seinen Mut, trat aus dem Schatten auf Emily zu. Er fühlte sich beobachtet, wie auf dem Präsentierteller, als wüssten alle, was er vor hatte. Und er wusste, was sie alle denken würden: »Dieses Schwein will seinem Kumpel die Freundin ausspannen, seht ihn euch an, diesen Mistkerl! Ist er nicht lächerlich?«
Mit jedem Schritt schien er mehr und mehr in sich zusammen zu schrumpfen. James fand nichts dabei, Mädchen anzumachen, die vergeben waren. Aber James war James. Und er war Peter. Daran konnte auch das dämliche Gedicht nichts ändern. Emily würde auf ihn zukommen müssen. Dann wäre es richtiger. Dann würde er Remus nicht betrügen müssen. Sollte er auf diesen Tag waren?
Aber noch ehe Peter eine Antwort darauf fand, hatte Emily ihn schon bemerkt. »Peter!«, rief sie mit ihrer immerfröhlichen Stimme und dem bildschönen Lächeln. Ohne es zu merken erwiderte er das Lächeln und lief schneller, erfror aber für einen Moment, als Remus’ Kopf hinter der Säule auftauche. Er hatte die ganze Zeit da gesessen. Ihm hatte Emily vorgelesen.
Peter schluckte und zwang sich, weiter zu laufen. Remus lächelte ihn auch kurz an, nicht so offen wie Emily, aber das war Peter gerade recht. So machte er es ihm nicht noch schwerer, als es sowieso schon war.
Als er vor Emily angekommen war, holte er tief Luft. Mit James hatte er abgesprochen, was er sagen soll. Fürchterlich kitschiges Zeug, aber »So ist Liebe«, hatte James gemeint, »ein schrecklich penetrantes, kitschiges Gefühl.« Und Peter würde es jetzt, trotz allem wagen, dann wusste Remus alles, dann sollte er ihn hassen, Remus konnte doch sowieso nicht lange wütend sein, außer es war Vollmond…
»Wo ist James?«, hörte Peter sich da plötzlich fragen und sein Herz rutschte ihm in die Hose. Was machte er denn da?
»Ich weiß nicht.« Fragend sah Emily Remus an.
»Wollte er nicht Lily Flugstunden geben?«
»Ach so, ja…« Peter nickte, blieb unbeholfen an Ort und Stelle stehen. Konnte er seine Liebeserklärung jetzt noch hinterher schieben? »Bis später dann!«
Irgendwie schien sein Körper ein Eigenleben entwickelt zu haben, dem Peter sich nicht entziehen konnte. Er winkte den beiden noch zu, drehte sich dann um und ging schnellen Schrittes davon. Idiot!, schimpfte er sich, Weichei! Feigling!
Al er wieder an seinem sicheren Beobachtungsposten angelangt war, wagte er einen Blick zurück zu werfen. Emily sah ihm nicht sehnsüchtig hinterher, im Gegenteil, sie hatte sich Remus zugewandt und tauschte einen Kuss mit ihm.
Peter seufzte.
»Das war ja eine echte Glanzleistung, Pettigrew!«, sagte plötzlich jemand hinter ihm, Peter fuhr herum und sah in Averys breites Grinsen. Avery war beliebt unter den Slytherinmädchen. Avery sagte bestimmt keine albernen Gedichte auf und landete trotzdem bei den Mädchen.
»Ach, sei still.«, brummte Peter und wollte an ihm vorbei gehen, aber Avery hielt ihn fest.
»Wie war das, Pettigrew? Wirst du jetzt schon frech?«, knurrte er und hob den Zauberstab.
»N-nichts!«, meinte Peter schnell, aber Avery verpasste ihm dennoch einen Schockzauber, dass Peter auf den Boden fiel.
»Hey!«, rief es plötzlich und Avery wurde entwaffnet. Als Peter sich umsah war es Remus, ausgerechnet Remus, der den Zauberstab auf Avery richtete. »Verschwinde und spiel wo anders deine Spielchen.«
»Oh, Lupin.« Avery grinste und bückte sich in aller Ruhe nach seinem Zauberstab. »Das Spiel hat noch gar nicht angefangen!« Er grinste Peter ein letztes Mal ins Gesicht, drehte sich dann um und ging einfach. Das Grüppchen Schaulustiger löste sich ebenso plötzlich in Luft auf, wie es entstanden war.
Remus seufzte. »So ein Blödmann, was Wormy?« Er hielt Peter seine Hand hin, um ihm aufzuhelfen, und erst wollte Peter sie auch ergreifen, hielt dann inne und schlug sie fort. Der Spott in Averys Augen war fürchterlich gewesen.
»Ich brauche deine Hilfe nicht!«, knurrte Peter und rappelte sich wieder auf.
Verdutzt sah Remus ihn an. »Bitte?«
Aber Peter wandte sich ab und ging.

Dieses Mal versagte Lily beim Fliegen nicht auf ganzer Linie. Anfangs fiel sie wieder ständig vom Besen, aber irgendwann hatte sie endlich begriffen, wie man den Besen gerade und stabil hielt. James zeigte ihr, wie man Kurven flog und baute einen Slalomparcours auf. Anfangs traute Lily sich nicht höher als einen Meter und vermutlich war das auch ganz klug so, weil sie so manches Mal die Stange rammte und vom Besen flog. Aber nach einer Weile lief auch das recht gut und James brachte sie dazu, höher zu fliegen. Bis auf sieben Meter hatte sie es heute geschafft und James hatte ihr hundert Mal gesagt, wie stolz er auf sie war. Trotzdem hatte sich der eine oder andere Blaue Fleck nicht vermeiden lassen können.
Nachdem Lily geduscht, sich ihren Pyjama angezogen und ihre Haare getrocknet hatte, ging sie in James’ Zimmer. Er lag schon zugedeckt im Bett, blätterte in den Sportsseiten des Tagespropheten und nahm dafür die gesamte Breite des Bettes in Beschlag.
»Was hältst du eigentlich davon, dass Julia und ich Freundinnen sind?« Lily versuchte die Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen. Gelang es ihr?
»Ich kann doch sowieso nichts dagegen tun, oder?«, erwiderte James und blätterte die Zeitung um. Nachdenklich strich Lily sich die Haare aus dem Gesicht, kletterte dann auf seinen Bauch und James legte grinsend seine Zeitung weg. Ein Arm schlang sich um sie und Lily legte den Kopf auf seine Brust.
»Es stört dich also nicht?«
James zuckte mit den Schultern. »Ich komm mit ihr klar, glaube ich. Anfangs hatte ich Angst, sie würde mich hassen und dich gegen mich aufhetzten.«
Lily sah auf. Sie verschränkte die Arme auf seiner Brust und legte den Kopf darauf. James’ eine Hand strich ihr die Haare hinter die Ohren.
»Warum sollte sie dich hassen?«
»Weil…« James sah zur Seite und die Hand ließ von Lily ab.
»Weil?«
Er seufzte. »Ich hab sie mit Christin betrogen. Ein Mal. Ein einziger, dämlicher Kuss.« Sein intensiver Blick zeigte Lily zum einen, dass er die Wahrheit sagte, zum anderen, dass er ihre Reaktion beobachtete.
Eine Reaktion, die nicht kam. James runzelte die Stirn. »Das wusstest du?«
Lily nickte. »Sie hat mir davon erzählt.«
»Was hat sie dir denn noch erzählt?«
Da musste Lily grinsen. James’ ›beiläufig‹ gestellte Frage war um einiges auffälliger, als ihre. Und als James sie so wissend grinsen sah, stöhnte er genervt auf und schloss die Augen.
»Sag bloß, ich bin euer Gesprächsthema Nummer Eins?«
»Nur ein Mal.« Lily lächelte. »Sie hat sich verplappert.«
»Ja, das tut sie gerne.« Seufzend schüttelte James den Kopf. »Und? Was hat sie denn ausgeplappert?«
»Sag du mir doch, was du meinst.«
James runzelte die Stirn, betrachtete ihr wissendes Lächeln und schürzte die Lippen. »Miss Evans, das ist nicht fair.« Ihr Grinsen wurde noch breiter und unverschämter und James schüttelte lächelnd den Kopf. »Dann eben nicht.«, murmelte er, schloss die Augen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
Zu seiner Überraschung gab Lily ihm einen Kuss und er öffnete die Augen wieder. »Sie hat gesagt, dass das, was Miriam mir über dich und Julia erzählt hat, Unsinn sei.«
»Was hat Clarefield denn gesagt?«
»Dass ihr wie die Karnickel wart.«
Zu Lilys Überraschung lachte James und meinte: »Ja, das ist schwerer Unsinn!« Als er sich wieder beruhigt hatte, strich Lily ihm über die Wange, ganz sanft nur mit den Fingerkuppen.
»Du hast sie nicht ausgenutzt.«, flüsterte sie und James schüttelte den Kopf. »Und Betty? Oder Nora? Haben die einfach nicht ›Ich liebe dich‹ gesagt?«
James zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht mehr… Es war mir nicht wichtig.«
»Bei Julia schon.« Lily strich ihm ein Haar aus der Stirn. »Du mochtest sie.«
»Ja.« Er zuckte wieder mit den Schultern. »Wir hatten viel Spaß, Julia ist witzig, aber das weißt du ja sicher. Aber ich hab sie nie geliebt.«
»Und Christin? Hast du die geliebt?«
Dieses Mal schien James wirklich überlegen zu müssen. Er sah hoch zur Decke seines Himmelbetts und streichelte mit einer Hand gedankenverloren Lilys Schulterblatt.
»Ein bisschen vielleicht. Nicht so wie dich. Wenn Julia ein Knallkörper ist, wäre Christin ein Feuerwerk und du… Du wärst ein alles erhellender, strahlender Meteorit. Wie tausend Sternschnuppen auf einmal. Ein kleines Wunder sozusagen.« Er lächelte Lily an und sie gab ihm noch einen Kuss.
»Und du?«, fragte er dann und strich ihr wieder durch die Haare. »Hast du diesen Lucien geliebt?«
Lily lachte. »Das war im Urlaub, James!«
»Und?«
»Na ja…« Verlegen sah sie auf den Ausschnitt seines T-Shirts. »Ich hab mich nur auf ihn eingelassen weil… Weil ich wusste, dass ich ihn nicht mehr so schnell wieder sehe.«
»Das ist gemein, Evans!«
»Ich weiß.« Lily seufzte und legte den Kopf wieder auf seine Brust. »Aber es war schön.«
James schmunzelte. »Ah ja?«
»Ja.« Lily strich über seine Brust. »Er kannte mich nicht. Bei ihm konnte ich eine völlig neue Lily erfinden. Eine ohne schlechte Erfahrungen. Eine mutige, weibliche Lily.«
»Ich finde dich sehr mutig und sehr weiblich.«
»Was du findest und was ich fühle sind zweierlei.«
James runzelte die Stirn. »Du fühlst dich nicht weiblich?«
»Manchmal nicht.« Sie strich über die Innenseite seines Arms. »Manchmal fühle ich mich, wie ein Stück Fleisch, fertig zum verzehren… Wie ein Roast Beef.«
Seine Hand streichelte beruhigend über ihr Haar. »Du bist kein Stück Fleisch.«
»Für dich nicht.«
James seufzte. »Ich würde Mulciber so gerne eine Lektion erteilen…«
»Das würde ihn nicht beeindrucken.« Lily richtete sich wieder etwas auf. »Und ich will jetzt nicht darüber reden. Erzähl mir etwas lustiges.«
»Lustiges?«
»Ja. Und wahres.«
»Etwas lustiges und wahres…« James runzelte die Stirn. Eine Weile musste er darüber nachdenken, und während er dachte, kuschelte Lily sich zu ihm unter die Decke, den Kopf auf seiner Brust, ein Arm um ihn geschlungen, seinen Arm um ihre Schultern gelegt.
Dann lachte James. »Okay, ich weiß was. Obwohl, es ist eigentlich nicht besonders lustig… Eher dämlich. Ziemlich dämlich.«
»Erzähl.«
»Okay, aber sag es keinem, ja? Also: Als Sirius und ich ungefähr vierzehn waren… Vierzehn ich und fünfzehn er, glaube ich, da waren meine Eltern über Weihnachten unangekündigt bei einem Auftrag und wir allein zu Haus. An einem Abend war uns schrecklich langweilig und… Dann haben wir alles Muggelgeld gesammelt, das wir hatten, und haben uns auf den Weg ins Dorf gemacht. Im Pub war nichts los, Alkohol hätten wir sowieso nicht bekommen, deswegen… Deswegen sind wir zum Puff gegangen.«
Lily sah auf. »Ernsthaft?«
»Die Geschichte geht noch weiter.« James grinste. »Wir haben mal Dorfleute darüber reden hören und auch von meinen Eltern… Als Kind hab ich da immer was unbewusst mitbekommen, das war immer das ›böse Haus‹, wo ich nicht hin durfte, verstehst du? Na ja, wir sind hin gegangen und die Frau meinte, unser Geld würde nur für einen von uns reichen. Wir haben uns angesehen, die Frau hat uns angesehen und dann haben Sirius und ich ernsthaft vor ihr darum gelost. Du hättest sehen sollen, wie sie uns angeguckt hat!« James lachte, während Lily immer noch ungläubig starrte.
»Und?«
»Sirius hat gewonnen. Ich bin allein nach Hause und er kam zwei Stunden später angeschlichen. Ich hab getan, als würde ich schlafen, aber ich glaube, er wusste, dass ich nicht schlief. Wir haben nie wirklich darüber geredet.«
»Ernsthaft?«
James nickte grinsend.
»Oh Mann…« Lily runzelte die Stirn, ließ sich die Gesichte noch einmal durch den Kopf gehen. »So was hätte ich nicht von euch erwartet…«
James zuckte mit den Schultern. »Um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, dass er es wirklich getan hat.«
»Warum nicht?«
»Weil ich mir nicht sicher bin, ob ICH es getan hätte.«
Lily lächelte. »Da bin ich aber beruhigt. Sonst noch irgendwelche schmutzigen Geheimnisse, Mr Potter?«
»Ich muss doch nicht alles an einem Abend erzählen, oder?«
»Was ist mit der Sache, von der Sirius glaubt, dass Miriam es weiß?«
»Hmm?«
»Damals, als wir noch zusammen klebten, da hast du mit Sirius in der Nacht darüber geredet.« Lily schloss die Augen, um sich besser zu erinnern. »Er meinte, Miriam würde so oft behaupten, dass ihr beide ein Paar wärt. Und ob sie eventuell von der Sache wüsste.«
»Ah.«, machte James und rümpfte die Nase. »DIE Sache.«
»Was ist damit?«
»Das sag ich dir nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich hab es Sirius versprochen.«
Lily schürzte die Lippen. »Ich erzähle dir auch das Peinlichste, was mir jemals passiert ist.«
Aber er schüttelte den Kopf. »Bedaure.«
Seufzend ließ sie sich wieder in seine Arme sinken. »Du und Sirius und eure Geheimnisse. Gibt es eigentlich irgendetwas, was er über dich nicht weiß?«
»Ja.«
»Was?«
»Ich hab mich nicht beim Quidditch als Sucher beworben, weil ich Angst hatte, dass ich versage. Wenn der Sucher den Schnatz ewig lang nicht fängt, wird das Spiel langsam zur Tortur. Und wenn er dann noch von den Gegnern gefangen wird… Dann hasst einen das Team. Ich wollte nicht Jäger werden, weil es mir am meisten Spaß machte, das war gelogen. Ich wollte Jäger werden, weil es mir am einfachsten schien.«
Lily schwieg. Sie hatte das Gefühl, dass dieses Eingeständnis James viel schwerer gefallen war, als seine geheime Geschichte mit Sirius.
»Das kenn ich.«, murmelte sie schließlich leise.
»Ach ja?«
»Ja.« Lily schloss die Augen. »Es fiel mir immer leichter, zu allem ›Nein‹ zu sagen, als Menschen einfach mal in meine Nähe zu lassen. Dabei hab ich mich manchmal schrecklich einsam gefühlt… Aber es erschien mir einfach immer am sichersten. Glücklich war ich deswegen trotzdem nicht.«
James kicherte. »Wir zwei sind schon ziemlich dämlich, Evans.«
»Ja.« Sie lächelte. »Aber jetzt ist es doch gut so, wie es ist, oder?«
Er nickte langsam. Dann gab er ihr einen Kuss aufs Haar und löschte das Licht.

Das Gras unter ihren Füßen war kühl und weich. Lily blinzelte in die Sonne, betrachtete dann die Biene in der Seerose direkt neben ihr. Die Biene schwirrte von einem Blütenblatt zum anderen. Sie schien sich nicht entscheiden zu können, wohin. Die Seerose öffnete ihre Blüten mehr und Lily wusste, wenn die Biene in der Mitte ankam, würde die Blume sie fressen.
Schritte näherten sich, sie hörte das Gartentor aufschwingen und plötzlich war sie sich darüber bewusst, dass sie zu Hause war in ihrem Garten, wo sie früher mit Petunia Fangen gespielt hatte. Lily stand auf, sah die Kletterosen hinauf, die fast zu ihrem Zimmer reichten. Bienen rissen sich von den Seerosen los und schwirrten hinauf in die Lüfte.
Lily drehte sich zum Gartentor um. James winkte ihr zu und Lily lief schnell zu ihm. Er lächelte ihr entgegen, breitete die Arme aus für ihre Umarmung.
»Was tust du hier?«, fragte sie, winkte einem blumengießenden Nachbarn über seine Schulter.
»Ich?« James zuckte unschuldig mit den Schultern. »Ich wollte dich entführen und heiraten.«
Überrascht schnappte sie nach Luft. »Aber dafür bin ich doch noch viel zu jung!«, meinte sie dann bedrückt. Sie ging James gerade mal bis zum Bauchnabel, er hatte Bartstoppeln und sie kein Paar hohe Schuhe. Sie müsste sich wohl welche von Petunia leihen. Das würde ihrer Schwester nicht gefallen.
»Das geht schon.«, meinte er lachend. »Keine Sorge!«
Lily nickte langsam, der Nachbar schnitt den Blumen die Hälse ab. »Aber was werden meine Eltern sagen?«, fragte sie und drehte sich um. Ihre Eltern standen am Wohnzimmerfenster, winkten ihr zu. Ihre Mutter sah James an wie auf dem Bahnhof 9 ¾ vor einem Jahr: Als wäre er schon ihr zukünftiger Schwiegersohn und Llily kam sich alber vor. Eine Blüte vom Nachbarn segelte durch die Luft und James pflückte sie geschickt aus der Luft. Sie hatte weiße Blütenblätter und er drückte die gelben Pollen weg und nur ein weißer Ring aus Blättern blieb übrig. Er steckte ihn ihr an den Finger mit feierlichem Gesichtsausdruck und Lilys Herz schlug höher. Sein Kuss schmeckte nach Karamellbonbons und Lily zog sich an ihm hoch. James hielt sie fest, küsste ihr die Lippen wund, doch auf einmal war sein Kuss zu fest, zu schnell, zu süß. Er presste sie gewaltsam an sich und Lily versuchte sich von ihm zu lösen. Sie öffnete die Augen, schwarze Haare berührten ihre Stirn, doch das Haar war zu lang, zu glatt. Mit aller Macht riss sie sich los und sah in Mulcibers grinsendes Gesicht.
»Was ist, Evans? Magst du keine Küsschen?« Er hielt ihren Arm so fest, dass es weh tat. »Du gehörst jetzt mir.«
»Nein!«, schrie sie, versuchte sich los zu reißen, aber er war zu stark und sie nur ein kleines Mädchen. »Lass mich! Mommy! Daddy! Hilfe!«
Aber ihre Eltern winkten ihr immer noch vom Wohnzimmer zu, mit demselben starren Lächeln. Ihr Gesicht bekam Risse und bröckelte nach und nach wie eine Gipsmaske. Ihre Lippen verschwanden, die Nasen brachen ab und die Augen versanken in zwei tiefe Höhlen. Skelette winkten Lily breit grinsend zu. Lily schrie um ihr Leben. Sie wusste, wo auch immer Mulciber sie hinführte, es war ein Ort, wo Schmerz regierte. Sie sah ihre Schwester auf der Straße mit einem Springseil spielen, doch so sehr Lily auch schrie, sie drehte sich nicht um.
»Lily!« Mulciber rüttelte an ihrem Arm und zog sie weiter fort. »Lily!«
»Lass mich! Ich will nicht!«
»Wach auf!«, sagte er ruhig und Lily hielt inne.
»Wach auf!«
Und langsam, als würden ihre Augen langsam erblinden, verschwamm alles.
»Lily!«
Sie kannte diese Stimme.
»Lily?«
Da, endlich riss sie die Augen auf. James Gesicht schwebte wenige Zentimeter über ihrem.
James. Mulciber.
Erschrocken fuhr Lily hoch und James schreckte zurück. Es war dunkel, nur sein Zauberstab leuchtete im Dunkeln und erhellte James Gesicht. Lily registrierte, dass sie im Bett lag, es war Nacht, sie war in James’ Zimmer, er lag neben ihr, ihr Atem ging schnell…
Lily atmete tief durch und ließ sich in die Kissen zurückfallen. Sie hatte nur geträumt.
»Alles in Ordnung?« James hob seinen Zauberstab höher, wohl um Lily besser sehen zu können, doch das Licht blendete sie.
»Ja, alles gut.«, murmelte sie und bedeckte ihre Augen mit einer Hand. Langsam beruhigte sich ihr Herz wieder. James lag so still, dass Lily glaubte, er sei schon wieder eingeschlafen, aber als sie die Hand langsam von ihrem Gesicht nahm, sah sie James von der Seite her an.
»Du hast geredet.«, sagte er mit tonloser Stimme.
»Ich?«
Er nickte. »Geschrien trifft es auch…«
»Oh.« Lily schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
James ging nicht darauf ein, rückte ein Stückchen näher, sein Blick war besorgt. »Du hast ›Nein, lass mich, ich will nicht‹ gesagt. Wovon hast du geträumt?«
»Ich… Weiß nicht mehr.«, log Lily und schloss beschämt die Augen. Es gefiel ihr nicht, dass James ihre Träume belauscht hatte, obwohl sie das ja schon so oft bei ihm gemacht hatte. Aber ihre Träume hatten bisher nur ihr gehört, sie war es nicht gewohnt, ein offenes Buch zu sein.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie sofort, dass James ihr nicht glaubte. Doch statt sie wie so oft ›Lügnerin‹ zu nennen, meinte er: »Du hast auch einen Namen gesagt.« Er wartete, ob sie reagiert und sprach erst weiter, als sie nichts sagte. »Du hast von Mulciber geredet.«
Lily schluckte und sah zur Seite. »Möglich.«
James richtete sich auf. »Was wird er tun? Wo? Wann?«
Lily setzte sich ebenfalls auf. »Was meinst du?«
»Deine Träume…« James biss sich auf die Lippen. »Sie werden doch wahr…«
Erst war Lily nur überrascht. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Sofort stellten sich die Haare auf ihren Armen auf und ihr Herzschlag beschleunigte wieder. Sie versuchte sich an ihren Traum zurück zu erinnern. »Ich glaube nicht… Meine Eltern waren da.« Sie legte sich wieder hin. »Ich war zu Hause.«
James legte sich wieder neben sie ihr zugewandt und betrachtete sie kritisch. »Machst du dir Sorgen?«
»Nein, dieses Mal war es WIRKLICH nur ein Traum.«, meinte sie bestimmt und griff nach seinem Zauberstab, um das Licht zu löschen. Sein Blick durchbohrte sie und Lily war froh, als das Licht aus war und Dunkelheit sie erneut umhüllte. So konnte sie seinen Blick nicht mehr sehen und sich einbilden, er hätte die Augen geschlossen. Für ein paar Minuten lagen sie schweigend nebeneinander, James’ Knie berührte ihr Bein. Lily zwang sich, es nicht weg zu ziehen.
»Wen versuchst du eigentlich zu belügen, dich oder mich?«
Sekundenlang dachte Lily darüber nach, dann meinte sie leise: »Sowohl als auch, glaube ich.«
Und schließlich überwand sie sich und drückte das Gesicht in seine Brust.


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