von Jojoi
Die Party der Siebtklässler hatte sich bis weit in die Nacht hineingezogen, aber irgendwann war es McGonagall dann doch zu blöd geworden und sie hatte einen Regen herbeigerufen, der die Schüler überrascht hatte. Ein eindeutiges Zeichen, ins Schloss zurück zu kehren.
»Wir sind zum allerersten Mal nicht letzter in der Hausmeisterschaft«, stellte Emily beim Durchqueren der Eingangshalle fest. Tatsächlich zeigte das Stundenglas von Gryffindor mehr Punkte an als das von Hufflepuff.
»Unglaublich.« Miriam runzelte die Stirn. Dank den Rumtreibern war Gryffindor in den letzten sieben Jahren nie Hausmeister geworden, so sehr sich die guten Schüler auch angestrengt hatten, den Punkteverlust der vier Jungen konnten sie nicht ausgleichen.
»Spätestens ab morgen ist das vorbei. Da wollen sie ihren Finalstreich machen.« Lily schüttelte über die kindischen Jungen den Kopf. Sie liefen einige Meter vor ihnen, lachten laut und machten irgendwelche Witze auf Peters Kosten.
»Weißt du, was für ein Streich es ist?«
»James sagte nur, sie hätten eine ZÜNDENDE IDEE gehabt. Also hat es irgendwas mit Feuerwerk, Explosionen und so weiter zu tun.«
»Ich finde, wir haben es auch mal verdient, nicht die Verlierer der Hausmeisterschaft zu sein.« Miriam grinste.
»Sie werden die Schuld an ihrem finalen Streich nicht anderen in die Schuhe schieben. Das haben sie bei ihren sogenannten Meisterwerken noch nie getan. Sie sind so dämlich. Und unsere Freunde. Was denken wir uns eigentlich dabei?« Lily schüttelte fassungslos den Kopf.
»Tja, aber ich bin mit keinem von ihnen liiert.«, mischte sich plötzlich Julia ein. Lily hatte gar nicht gemerkt, dass sie hinter ihr gegangen war. »Was hast du vor, Clarefield?«
»Was geht es dich an, Parker?«
»Wenn ihr sie an ihrem großen Finalstreich hindert und sie rausbekommen, dass ihr das wart, werden sie sehr sauer auf euch sein.« Julia lächelte zuckersüß und Lily musste sich ein Lachen verkneifen, denn Miriams genervtes Gesicht bildete das perfekte Gegenteil dazu.
»Ich wiederhole: Was geht es dich an, Parker?«
»Ich bin Lilys Freundin.« Julia quetschte sich zwischen Emily und Lily und hakte sich bei ihr ein. »Und ich wollte den Rumtreibern schon lange einen Streich spielen… Leider fehlen mir die Ideen. Alles was mir einfällt, gab es schon mal.« Hilfe suchend sah sie Lily an, die mit den Schultern zuckte.
Miriam überlegte einen Moment. »Schön, von mir aus, wenn du unbedingt der Sündenbock sein willst…«, gab sie dann zu Lilys Überraschung nach. »Aber das macht uns nicht zu Freundinnen, klar?«
»Auf keinen Fall!«, stimmte Julia zu und Lily tauschte einen Blick mit Emily. Irgendwie hatten beide ihre Zweifel daran, ob das ganze eine gute Idee war…
Mit kurzen Sätzen teilte Miriam Julia ihren Plan mit, die davon jedoch nicht allzu begeistert schien.
»In wie fern soll das die Jungs daran hindern, den Streich durzuführen?«
»Na ja, es ist ihr Finalstreich. Und da wollen sie doch gut bei aussehen.« Miriam kicherte.
»Ich glaube nicht, dass sie das davon abhält, im Gegenteil, das stachelt sie nur noch mehr dazu an, es durchzuziehen.«, meinte die Ravenclaw an Lily gewandt, aber bevor Lily zustimmen konnte, meinte Miriam schon:
»Dann ziehen sie es eben durch. Aber dann gehen sie in die Geschichte von Hogwarts ein als: Die Rumtreiber, die bei ihrem finalen Streich völlig affig aussahen und von uns Mädchen reingelegt wurden.«
Julia hob die Augenbrauen. »Du willst dich über sie selbst verewigen? Nicht dumm, Clarefield.«
»Danke.« Miriam grinste böse. »Und da wir an unsere Freunde vermutlich mit Leichtigkeit rankommen würde ich sagen, musst du Pettigrew übernehmen.«
Julia seufzte. »Ich werde es überleben«, meinte sie dann zuversichtlich und verschwand in Richtung Ravenclawturm.
James konnte es nicht lassen an diesem Morgen unter der Dusche ein bisschen vor sich her zu singen. Es war der letzte Tag in Hogwarts, das letzte Mal McGonagalls strafende Blicke, das letzte Mal Binns Einschlafhymne, das letzte Mal Filchs hässliches Gesicht… Es gab natürlich vieles, das James vermissen würde aber noch mehr freute er sich auf den Sommer im Quidditchcamp, auf seine Wohnung mit Lily, auf sein eigenes Geld…
Er stellte das Wasser ab und wollte aus der Dusche steigen, als ihn plötzlich weitere, diesmal eiskalte Wassertropfen trafen. Noch einmal drehte er an dem Wasserhahn, das Tropfen nahm zu. Verwundert sah James nach oben, doch das Wasser kam nicht aus dem Duschkopf.
»Was zum…?« James stieg aus der Dusche, starrte das seltsame Ding an, das ihm folgte und suchte am Waschbecken nach seiner Brille. Als er das seltsame Teil wieder mit scharfem Blick betrachtete, fielen ein paar Wassertropfen auf seine Gläser.
Es war eine Wolke, zumindest sah der graue Nebel aus wie eine Wolke, eine Miniaturwolke in seinem Badezimmer.
Eine Miniaturregenwolke.
Die natürlich sofort ihrer Bestimmung nachkam, kaum dass James begriffen hatte, was da über ihm schwebte. Das kalte Wasser auf seinem überhitzten Körper ließ ihn aufschreien. Schnell flüchtete er aus dem Badezimmer, die Wolke folgte ihm und eigentlich konnte das nur eins bedeuten.
»Lily!«, schrie James und ging auf ihre Zimmertür zu, doch die Antwort kam aus seinem Zimmer.
»Ja?«
»Was soll das?« James hinterließ eine Spur aus Wasser hinter sich als zu seinem Zimmer stapfte, und das nicht nur, weil er sich nach dem Duschen nicht abgetrocknet hatte. Für eine so kleine Regenwolke schien sie ganz schön viel Wasser zu haben.
»Was soll wa-« Lily brach ab, als sie sich zu James umdrehte. Wütend starrte er sie an, während sie ihn verwundert musterte. »Schatz, du bist nackt und du… regnest?«, sagte sie dann kopfschüttelnd, scheinbar entschlossen die seltsame Szene einfach so hinzunehmen.
»Ach, wirklich?«, knurrte James. »Und wem hab ich das zu verdanken?«
»Keine Ahnung.« Lily zuckte mit den Schultern. »Aber… Sich selber mit einem Regenfluch zu belegen und es nicht mal zu merken… Hast du unterdrückte Aggressionen oder so?«
»Momentan? Oh, ja!« Verärgert riss James sich die mit Regentropfen bedeckte Brille von der Nase. »Ich verspüre eine ziemliche Wut auf meine liebe Freundin, die mich ganz offensichtlich für dumm verkaufen will!«
»Ich muss dich nicht für dumm verkaufen«, erwiderte Lily grinsend, »das machst du schon selber.«
»Sehr witzig.« James verschränkte die Arme vor der Brust. »Mach, dass es aufhört.«
»Das kann ich nicht.«
»Lügnerin!«
»Nein wirklich, ich-«, Lily brach ab, biss sich auf die Lippen, konnte sich ein Lächeln dann aber nicht mehr verkneifen. »Wenn du wüsstest wie bescheuert du aussiehst!«, grinste sie und beschloss sich diesen Anblick auf ewig zu merken: Er sah aus wie ein verärgerter, nasser Pudel… »Wieso ist Emily mit ihrer Kamera nie zur Stelle, wenn ich sie mal brauche?«
»Sehr witzig, Lily. Hör jetzt auf damit!«
Aber natürlich wusste Lily von nichts, zumindest behauptete sie das steif und fest. Als James sich anzog waren seine Klamotten innerhalb weniger Sekunden klatschnass. »Toll, danke, Lily!«, fauchte er sie an und beschwor einen Regenschirm herbei.
»Ich sag es noch ein Mal: Ich hab gar nichts gemacht!« Ihr Lachen nahm den Worten die nötige Strenge und James verdrehte die Augen. Er hob sich den Regenschirm über den Kopf und endlich wurde er vom Regen verschont, trotzdem sah er zu albern aus. Als Lily sich wieder einigermaßen gefangen hatte, fragte sie: »Wieso bist du dir überhaupt so sicher, dass ich es war?«
»Erstens: Du hattest heute Nacht einige Gelegenheiten mich zu verfluchen. Zweitens: Du weißt, dass ich Regenwetter hasse!«
»Also, da wir letzte Nacht auf einer Party waren, gab es einige, die dich hätten verfluchen können. Und dass du Regenwetter nicht magst hast du doch sicher nicht nur mir gegenüber erwähnt, oder?«
James überlegte einen Moment. »Und du warst es trotzdem!«, meinte er dann und zauberte seine Klamotten trocken.
Als er mit der Wolke und dem Regenschirm die große Halle betrat, drehte sich die gesamte Schülerschaft zu ihm um, verständlich wie Lily fand, so etwas sah man nun wirklich nicht alle Tage. James wollte am liebsten im Boden versinken, doch den Gefallen konnte er Lily nicht tun.
Miriams Lachen war über den ganzen Tisch hinweg zu hören. Aber sie lachte gar nicht über James, vorerst zumindest nicht. Sie hatte richtige Tränen in den Augen als Lily sich mit James an den Tisch setzte. Erst dann sah sie James und fiel beinahe vom Stuhl vor lachen.
»Was ist denn mit der los?«, fragte James, und warf Lily, die von ihm wegruckte, weil das Wasser von seinem Regenschirm auf sie tropfte, einen genervten Blick zu.
»Keine Ahnung.« Remus musterte die Wolke, dann James und wieder die Wolke. »Was ist denn mit DIR los?«
»Ich vermute mal, jemand hielt sich für lustig.« Wobei er mit Jemand ganz klar Lily meinte, so wie er sie ansah. »Wo ist Sirius?«
Remus zuckte mit den Schultern. »Wir sind heute Morgen ohne ihn und Miriam aus dem Schlafsaal gegangen. Dachten eigentlich sie schlafen noch… Und vorhin kam Miriam alleine und lachend zum Frühstück.«
»Hmm.«, machte James, runzelte die Stirn und runzelte das Mädchen aufmerksam. Sie hatte sich immer noch nicht eingekriegt, obwohl sie zu jammern begann, wie sehr ihr der Bauch weh tat vor Lachen. »Klingt verdächtig.«
»Finde ich auch.«, meinte Peter, griff nach dem Porridge, doch auf für James unerklärliche Weise flutschte ihm der Löffel aus der Hand hoch in die Luft und landete in Remus’ Gesicht.
Jetzt mussten die meisten am Gryffindortisch in Miriams Lachen mit einstimmen, selbst Remus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Danke Peter.«
»Tut mir leid!« Peter sah ihn erschrocken an. »Ich weiß gar nicht…«
»Schon okay.« Remus griff nach seiner Serviette und wischte sich das Frühstück aus dem Gesicht.
Als er die Serviette jedoch hinlegen wollte, klebte sie an seiner Hand fest. Er zerrte mit der anderen Hand daran, bekam sie auch los, doch jetzt klebte sie an dieser Hand. »Kannst du mal?«, fragte er Emily, die bereitwillig an der Serviette zerrte, jedoch riss der Stoff und einzelne Stückchen blieben an Remus’ Händen kleben. »Super.«, brummte er.
Peter hatte währenddessen zu einem Brötchen gegriffen, das ihm irgendwie ständig durch die Hände rutschte und zum Glück auf seinem Teller landete. Verwundert musterte der Marauder seine Hände, rieb sie an seiner Hose ab, griff dann nach dem Marmeladenglas, das ihm ebenfalls durch die Hände flutschte.
James zog die Augenbrauen höher. »Das ist nicht normal.«, stellte er fest und sprang auf.
»Was hast du denn?«, fragte Lily und James warf ihr einen bösen Bick zu.
»Was auch immer ihr im Schilde führt, das wird nicht funktionieren!«
Lily runzelte die Stirn, aber James beorderte Remus und Peter schon zum Abmarsch (»Aber das Frühstück…« »Das kann warten, Peter!«) und zurück blieben die drei Mädchen, die einander zufrieden angrinsten.
»Pad?«, riefen die Rumtreiber als sie den Schlafsaal betraten. Die Vorhänge zu Sirius’ Bett waren zugezogen und die Jungs tauschten besorgte Blicke. »Alles okay?«
»Macht bloß nicht den Vorhang auf!«, rief es aus dem verschleierten Bett und es raschelte.
»Wieso?«, fragte James, trat näher.
»Weil… Ich bin krank!« Sirius hustete. »Will euch nicht anstecken!«
James und Remus tauschten Blicke. »Komm schon, Pad, wir hatten heute auch einen ziemlich seltsamen Morgen.«
»Bestimmt nicht so seltsam, wie meiner.«
»Ich regne.« James nahm kurz seinen Regenschirm herunter und betrachtete die Wolke noch einmal. Bildete er es sich nur ein oder war sie größer geworden? »Peter flutscht alles aus den Händen. Und Remus ist klebrig.«
»Was soll das heißen, du regnest?«
»Komm raus und sieh es dir an.«
»Niemals!«
Noch einmal tauschten Remus und James Blicke. Was immer Miriam getan hatte, es musste ja wirklich grausig sein…
Vorsichtig schlichen sie näher, Remus ging um das Bett herum, dann rissen gleichzeitig den Vorhang zurück, aber Sirius hatte sich unter seiner Decke verkrochen. Er protestierte laut als James an der Bettdecke zerrte (Remus kämpfte währenddessen mit dem Vorhang, an dem er jetzt klebte) und hielt sie so fest, dass James ihn aus dem Bett und einmal durch den Raum zerrte.
Und als sie Sirius endlich freigelegt hatten konnte James verstehen, wieso Miriam sich nicht mehr eingekriegt hatte. Für einen Moment sahen die drei Sirius sprachlos an, bis er sich ordentlich hingesetzt und sich die Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte. »Gut, ihr dürft jetzt lachen.«, grummelte er dann und das ließen sich seine Freunde nicht zweimal sagen.
Sirius hatte lange, schwarze Haare, seine Augen waren dick und schwarz geschminkt zu allem Überfluss hatte er auch noch einen roten Minirock und eine Bluse an, in der sich eindeutig Brüste abzeichneten.
»Für Miriam bist wohl eindeutig du das Mädchen in der Beziehung!«, lachte James und musste sich an einem Bettpfosten festhalten, um nicht umzufallen.
»Sehr witzig.«, knurrte Sirius, seine tiefe Stimme passte überhaupt nicht zu seiner Erscheinung und die Jungen lachten nur noch lauter.
»So wäre ich auch nicht zum Frühstück erschienen.«, kicherte Remus.
»Kein Wunder, dass Clarefield sich nicht mehr gekriegt hat!«, lachte Peter.
»Sind die echt?«
»Fass meine Titten nicht an!«
Zum Glück sah durch den Regen niemand, wie James Tränen lachte, obwohl es ihm vermutlich niemand verübeln könnte. Remus würde sich wahrscheinlich auch schon lange wie Peter vor Lachen auf dem Boden wälzen, wäre er nicht an dem Vorhang festgeklebt. Beleidigt ließ sich Sirius auf seinem Bett nieder und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Okay« James atmete tief ein und aus, um sich wieder zu beruhigen, »das ist echt übel.«
»Kannst du dir vorstellen, wie es mir ging, als ich heute morgen aufgewacht bin?!« Sirius griff nach seinem Kissen und zerrte daran. »Ich wollte sagen: ›Miri, nimm deine Haare aus meinem Gesicht‹ als mir auffiel, dass sie gar nicht mehr da war! Und dass das meine Haare waren! Meine Haare!« Sirius griff nach einer schwarzen Strähne, zerrte dran und ließ sie fluchend wieder los. »Ich bin ins Bad gerannt und wollte sie abschneiden, dabei fiel mir auf, dass ich den hier trug!« Er zeigte auf den Minirock. »Und als ich in den Spiegel schaute hatte ich die hier!« Er griff sich an die Brüste. »Okay, es sind nur in die Bluse eingenähte Polster, aber es war trotzdem ein Schock! Erst sagte ich mir: ganz ruhig, Sirius, das ist nur ein Traum! Aber es war gar keiner!« Verzweifelt sah er James an, der inzwischen wieder völlig nass war und sich auf die Hand biss, um nicht wieder zu lachen. »Dich verfolgt eine Regenwolke.«, stellte Sirius dann fest. »Das heißt du regnest nicht, sondern du wirst beregnet.«
»Haarspalterei.«, meinte James und musste gleich darauf wieder loslachen, weil Remus bei dem Wort ›Haar‹ sofort zu grinsen begann. Auf Sirius bösen Blick hin fingen sie sich schnell wieder.
»Du hast schöne Haare.«, meinte Remus, zerrte an dem Vorhang, damit er endlich wieder frei kam.
»Hmm, blöd, aus Sirius lässt sich echt schwer ein Mädchenname machen.«, witzelte James, griff nach seinem Regenschirm, der auf Remus’ Bett gelandet war und hielt ihn sich wieder über den Kopf.
»Wieso hast du dir die Haare nicht abgeschnitten?«, fragte Peter.
»Hab ich. Aber irgendwie waren sie gleich wieder da.« Sirius seufzte. »Ich hab auch versucht den Rock auszuziehen. Und dann hab ich versucht Hosen über den Rock anzuziehen. Aber die verwandeln sich dann auch in Röcke…«
»Wenn Miriam einen Streich begeht, dann macht sie das wohl ziemlich sorgfältig.«, meinte James nachdenklich.
»Na ja… Ich glaube, die eine Brust ist größer als die andere, also soooo sorgfältig war das nicht.«, knurrte Sirius und zerknüllte sein Kissen. Inzwischen half James Remus mit dem Vorhang, indem er ihn mit seinem Zauberstab zerschnitt. Der rote Vorhang klebte an Remus Händen wie Pompons und James musste sich wieder ein Lachen verkneifen.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Peter und ließ sich auf sein Bett fallen.
»Auf jeden Fall lassen wir uns davon nicht unterkriegen!«, meinte James und beobachtete, wie Remus mit einem Fuß auf den Vorhangstoff trat und so lange zerrte, bis der Stoff sich endlich von seiner Hand löste, dafür aber jetzt an seinem Fuß klebte.
»Ich geh so nicht vor die Tür!«
»Du hast Unterricht…«
»Das ist mir egal!« Sirius schüttelte den Kopf so heftig, dass seine Haare hin und herflogen. »Unter keinen Umständen gehe ich so in die Öffentlichkeit!«
»Okay, dann… Ich geh meinen Tarnumhang holen und wir reden mit den Mädchen.« James seufzte, murmelte einen Trockenzauber für seine Klamotten und warf Sirius noch einen mitleidigen Blick zu. »Besser, du kommst mit deinen Haaren Remus nicht zu nahe…«, warnte er dann noch.
Lily war bereits dabei ihren Koffer zu packen, als James ihr Zimmer betrat. »Geh da weg, du machst meine Klamotten nass!«, sagte sie ohne aufzusehen und hob den Zauberstab, um noch ein bisschen mehr Platz im Koffer zu schaffen.
»Sirius ist eine Frau.«
»Bitte?« Jetzt sah Lily doch auf.
»Tu nicht so unschuldig!« James verdrehte die Augen. »Ich weiß genau, dass ihr das wart! Du hast ja immer gesagt, dass noch ein Streich aussteht und wenn ihr das gleich beendet, dann verspreche ich, dass wir uns nicht rächen werden.«
Lily runzelte die Stirn. »Glaubst du, wir haben Angst vor eurer Rache?«
»Ihr wart es also?«
»Das hab ich nicht gesagt.« Lily stand auf. »Und was meinst du mit ›Sirius ist eine Frau‹?«
»Frag Miriam, ich bin mir sicher, sie hatte einen Höllenspaß an dem Zauber.«
»Das glaube ich sogar, so wie sie heute morgen gelacht hat.« Mit einem Schlenker ihres Zauberstabs schloss sich ihr Koffer. »Es ist so nervig, dass wir heute noch Unterricht haben. So muss ich heute Abend noch alle Schulsachen in den Koffer packen.«
»Hallo?!« James packte ihre Schultern. »Ich versuche hier mit dir zu streiten!«
»Oh, tut mir leid. Ich bin nur so durch den Wind, weil es unser letzter Tag ist.« Lily schüttelte den Kopf, sammelte sich. »Okay, noch mal von vorne: Sirius ist eine Frau?«
»Nein. Ja… Also, er hat lange Haare und seine Klamotten verwandeln sich ständig in Röcke. Der Punkt ist: Er sieht verdammt lächerlich aus. Und ich bekomme von dieser blöden Wolke bestimmt eine Erkältung. Also kannst du den Zauber bitte rückgängig machen?«
»Das würde ich wirklich gerne, wenn ich wüsste, wie.« Lily zuckte mit den Schultern. »Und wenn jemand Sirius lange Haare angehext hat, dann macht doch den Zauber einfach unwirksam.«
»Das hat Sirius bestimmt auch schon probiert.« James verdrehte die Augen. »Du glaubst doch nicht, dass er nicht darauf kommt, seinen Zauberstab zu heben und ›Finite incatatem‹ zu sagen.«
»Hast du das denn versucht?« James’ verwunderter und dann peinlich berührter Gesichtsausdruck zeigte eindeutig, dass er es noch nicht probiert hatte. Lily grinste. »Außerdem, was macht dich denn so sicher, dass ich es war? Wie gesagt, gestern auf der Party hätte dich JEDER mit einem Fluch belegen können.«
»Aber nicht JEDER hätte auch einen Grund, Sirius, Peter und Remus zu verfluchen!«
»Und welchen Grund hab ich? Du bist mein Freund, sie meine Freunde…«
»Du bist einfach böse.«
»Danke, James.« Lily lachte kopfschüttelnd. »Jetzt komm, sonst sind wir zu spät zum Unterricht.«
»Nur du weißt, dass ich Regenwetter hasse!«, meinte James und lief ihr nach.
»Sicher?« Sie runzelte die Stirn. »Als ob du das nicht schon mal erwähnt hättest. Vielleicht deinen Exfreundinnen gegenüber? Ich denke, Christin hätte schon einen Grund, dich zu hassen…«
»Wenn sie mich verhext hätte, wäre die Wolke doch schon gestern Abend da gewesen! Ein Zauber wirkt immer sofort!«, erwiderte James, lief in sein Zimmer und suchte den Tarnumhang.
»Na ja, vielleicht wirkte er ja auch sofort… Ich habe heute Nacht nicht darauf geachtet, ob sich über dir eine Wolke bildet. Du?« Lily erschien in seiner Zimmertür. »Jetzt mach schon, wir kommen zu spät!«
»Ich muss den noch Pad vorbeibringen.« James stopfte den Tarnumhang in seine Tasche.
»Ist sich der Herr zu fein, um so im Unterricht zu erscheinen?«, stichelte Lily grinsend.
»Du würdest an Sirius’ Stelle bestimmt auch nicht so zum Unterricht gehen.«
»ICH bin drei Tage lang mit einem Bart durch die Schule gelaufen.« Lily drehte ihm den Rücken zu. »Und zwar ohne mich in Luft auflösen zu wollen. Sag Sirius, er ist ein Waschlappen!«
»Warum sollte ich ihm denn das sagen?« James lief ihr nach, sie war schon fast durch die Mauer gegangen.
»Es ist eine Beleidigung, James.«, seufzte sie, wartete kurz, bis er sie eingeholt hatte, quetschte sich dann zu ihm unter den Regenschirm, um nicht auch noch nass zu werden. »Es bedeutet so viel wie: Er ist ein Warmduscher. Ein Jammerlappen. Habt ihr in Muggelkunde nicht mal Sprichwörter durchgenommen?«
»Irgendwann ja.« James verdrehte wieder die Augen. »Als ob ich mir das alles merken könnte!«
»Ich kann mir die Zaubersprichwörter doch auch merken!«
»Ja, weil du sie ständig hörst… Und du hast schon wieder vom Thema abgelenkt!«
Lily lachte, schlüpfte schnell unter dem Regenschirm hervor und bog in Richtung Treppenhaus ab. »Bis später!«, rief sie noch über die Schulter.
Erst merkte Professor Flitwick gar nicht, dass Sirius’ Platz leer war, weil er so irritiert war von James’ und Remus’ Erscheinungen, denn inzwischen klebten nicht mehr nur die Serviette und die Vorhangstücke an Remus, sondern auch allerlei andere Gegenstände, allen voran seine Schulbücher und seine Tasche, die er gedankenlos angefasst hatte und sich jetzt nicht mehr von ihm lösen wollten.
»Ein wirklich sehr schöner Dauerklebefluch.«, bemerkte Professor Flitwick, wandte sich dann James’ Wolke zu.
»Können Sie den Zauber rückgängig machen, Professor?«, fragte James hoffnungsvoll, aber sein Lehrer grinste ihn ungewohnt hinterlistig an.
»Natürlich. Aber es wäre eine Schande, dieses Meisterwerk vorzeitig zu beenden!«
»Aber Professor!«, empörte sich James, doch Professor Flitwick wandte sich wieder anderen Dingen zu.
Remus hielt James gerade eine Buchseite hin, die an seinem Arm klebte, und auf der wohl ein Wasserschirm - Zauber zu finden war, als eine Mädchenstimme plötzlich gewohnt laut fragte: »Wo ist eigentlich Sirius?«, und James hörte, wie Sirius neben ihm leise knurrte. Er war James ziemlich nah gerückt, damit er auch noch unter den Regenschirm passte und den Tarnumhang nicht ruinierte.
»Ja, richtig!« Professor Flitwick stellte sich auf die Zehenspitzen, aber auch so konnte er Sirius nicht unter den Schülern erkennen. »Mr Black?«
»Hier!«
Irritiert musterte Flitwick noch einmal die Tische der Rumtreiber.
»Unsichtbarkeitszauber.«, erklärte James. »Aber er ist hier.« Zum Beweis hob Sirius James’ Tintenfass an.
»Schade, dass wir heute nicht Unterricht bei Professor Rockwill haben.«, seufzte Miriam so laut, dass es auch ja jeder hörte. »Der hätte bestimmt seinen Spaß…«
»Ihre Verrücktheiten werden mir bestimmt fehlen.«, meinte Flitwick kopfschüttelnd und wandte sich von den Jungen ab.
»Wirklich schade, Blacky.«, meinte eine Stimme hinter James, als sie das Klassenzimmer verließen. »Du hast doch so schöne Haare!«
»Ich hasse es, dass Mädchen alles weitererzählen müssen.«, knurrte Sirius James ins Ohr. »Und ich hasse es, dass Parker so laut redet!«
»Eigentlich schade.« Julia seufzte. »Ich hatte mich ja soooo auf euren Abschlussstreich gefreut! Aber das wird ja jetzt wohl nichts mehr…«
»Als ob uns ein Dauerklebe- und Regenzauber davon abhalten könnten!«, meinte James hochmütig und funkelte Julia wütend an, die sich an Peter vorbeidrängte.
»Na ja, Blacky traut sich in seiner Verfassung ja noch nicht mal in den Unterricht. Dann traut er sich doch bestimmt auch nicht sich vor allen Schülern zu zeigen, wenn ihr mal wieder die Funken sprühen lasst, oder? Und nur dafür macht ihr das doch: Um euer Aufmerksamkeitsdefizit auszugleichen.« Julia zwinkerte den Jungen zu, zwängte sich dann weiter durch die Schülermassen und war verschwunden.
Stirnrunzelnd sah James ihr nach. »Findet ihr auch, dass das gerade nicht so richtig zu Julia gepasst hat?«
»Sie hat sich ganz schön verändert, seitdem sie mit Lily rumhängt.«, stimmte Remus zu und blieb am Umhang einer Sechstklässlerin kleben. Er entschuldigte sich mehrmals, zerrte und riss an dem Stoff, aber schließlich musste James ihn doch mit einem Zauber durchtrennen. Die Sechstklässlerin sah Remus wütend an, obwohl er sich immer noch entschuldigte und vor Scham am liebsten im Boden versunken wäre.
»In einem Punkt muss ich Parker wohl recht geben: Es wird nicht leicht in unserer Verfassung den Plan durchzuführen.«, seufzte Peter und hielt einen beachtlichen Abstand zu Remus, als sie sich wieder in Bewegung setzten.
»Ich hab das Gefühl, Parker steckt da mit drinnen.«, meinte Sirius. »Was sie da gesagt hat klang nämlich ziemlich nach Miriam.«
»Deine Freundin, das Scheusal. Stimmt, zu der passte das wirklich. Wir sollten uns vor den Mädchen also möglichst fern halten. Wer weiß, was die noch im Schilde führen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit diesen paar Zauberspielchen schon getan ist.«, überlegte James.
Plötzlich gab es einen lauten Knall und mit einem Mal fing James’ Regenschirm Feuer. Remus, der seinen Zauberstab sowieso schon in der Hand hielt, weil er bereits daran festklebte, war der schnellste, der das Feuer löschte, während James den Regenschirm nur erschrocken hatte fallen lassen und Sirius schnell einige Schritte zurück gemacht hatte, aus Angst um den Tarnumhang.
»Was war das?«, fragte James erschrocken und starrte auf die Überreste seines Regenschirms.
»Ich fürchte, das war ein Blitz.« Kritisch musterte Remus die tiefschwarze Wolke, die über James hing wie ein dunkles Omen.
»Super!« Frustriert sah James nach oben und nahm seine Brille ab, weil die Regentropfen schon wieder alles verschwommen machten. »Ich fürchte, jetzt brauch ich den Wasserschirm - Zauber doch ganz dringend, Remus.«
»Er muss irgendwo hier sein.« Remus hielt James seinen Arm hin. »Unter dem Umhang der Sechstklässlerin.«
»Super.«, knurrte James, riss an dem Umhang und zerfetzte dabei Remus’ Hemd. »Wirklich ganz, ganz toll.«
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