von Paddy_4
Er rannte so schnell er konnte. Hermines Atem wurde schwächer und Harrys Panik immer stärker. Er rannte schneller, weg von dem Zelt und den ganzen Leuten, hoch zur Schule. „Depulso!“, rief Harry und das Eingangsportal flog krachend auf. Harry rannte die Große Treppe hoch, vorbei an Schülern, die ihm Sachen nachriefen, die Harry nicht verstand. Er war jetzt im Gang vor dem Krankenflügel. Madam Pomfrey stand vor der Tür und redete gerade mit einem besorgten Elternpaar. „Madam Pomfrey! Bitte helfen Sie mir!“, rief Harry ihr zu, während er den Gang entlang rannte. Sie wirkte schockiert, als sie Harry sah, reagierte jedoch instinktiv. Sie öffnete die Tür und winkte ihn herein.
„Der Krankenflügel ist voll besetzt, Potter. Bringen Sie Miss Granger, in mein Zimmer. Hier rein.“, sagte sie und führte ihn in den Nebenraum, wo sich Madam Pomfreys Lehrerzimmer befand. Harry legte Hermine auf ein großes, weiches Bett in der Ecke des Zimmers. Madam Pomfrey wuselte um ihn herum, holte ein paar Tränke aus den Schränken, während Harry ihr alles genau schilderte. Doch den Teil, wo er und Hermine sich geküsst hatten, ließ er weg.
Sie schien sehr besorgt, als sie hörte, dass ein großer Ast auf Hermine gekracht war. Sie schickte Harry nach draußen. Er machte Anstalten, konnte aber nichts gegen sie ausrichten.
Er stand nun vor dem Krankenflügel und saß auf einer der Steinbänke. Er atmete schwer, denn er war noch sehr erschöpft von dem ganzen Gerenne.
Er legte den Kopf in seine Hände. Seine Stirn war schweißnass. Etwas stach in seinen Bauch. Es war Hermines Zauberstab. Er holte ihn aus seiner Tasche, und nahm ihn in seine Hände, um ihn genauer zu betrachten. Hermine hatte ihn in Bellatrix Umhang gefunden. Er war noch warm von Hermines Hand. Harry rollte ihn zwischen den Fingern. Dann übermannte ihn seine Panik.
>>Was wäre, wenn Hermine das nicht überleben würde. Er könnte das nicht ertragen. Er könnte sich ein Leben ohne Hermine nicht vorstellen<<
Tränen liefen ihm die Wangen runter. Er wischte sie weg.
>>Es muss ja nicht so ausgehen. Sie packt das schon, sie hat schon so viel anderes geschafft. Sie wird nicht…sterben. << Harry nickte.
Die Minuten zogen sich dahin, und Harry wurde nach jeder Minute schlechter.
Nach einer „Ewigkeit“, öffneten sich die Türen zum Krankenflügel. Madam Pomfrey trat heraus. Harry stand auf und sein Herz setzte aus, als er Madam Pomfreys Gesichtsausdruck sah. Sie wirkte niedergeschlagen: „Sie hat es überlebt. Aber sie liegt im Koma. Ich weiß nicht wie lange. Ihre Rippen waren alle gebrochen, genauso wie ihr rechter Arm und ihr rechtes Bein. Das wäre nicht weiter schlimm, denn ich konnte das alles wieder heilen, doch der Cruciatus- Fluch hat ihr schwer zugesetzt.“
Harry war alles anderes als erleichtert. Er war zwar glücklich, dass Hermine lebte, doch sie liegt jetzt im Koma. Harry nickt bloß leise.
„Sie wurde schon einmal mit dem Cruciatus- Fluch gefoltert nicht wahr? Denn sonst hätte ihr das nicht in solchen Maße geschadet.“, fragte Madam Pomfrey mit sanfter Stimme. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Harry nickte.
„Ähmm… Madam Pomfrey. Kann ich denn zu ihr reingehen?“, fragte Harry mit zitternder Stimme. Madam Pomfrey, die ansonsten so streng ist mit den Besucherregeln lächelte aufmunternd und nickte dann.
Harry bedankte sich leise, und ging an ihr vorbei. Die Leute die im Krankenflügel lagen, starrten ihn an. Unter ihnen war auch Professor Flitwick, der einen großen blauen Fleck auf der Stirn hatte. „Bestellen Sie Miss Granger einen schönen Gruß von mir Mr. Potter, ja?“, quiekte er.
Harry nickt ein weiteres Mal und betrat Madam Pomfreys Lehrerzimmer. Ein prasselndes Feuer erhellte den Raum. Hermine lag in Madam Pomfreys Bett.
Harry trat näher, und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. Madam Pomfrey hatte sie bis zur Unterwäsche ausgezogen, doch das bemerkte Harry nicht weiter. Neben dem Bett stand eine kleine Kommode. Darauf standen Bilderrahmen. Eins zeigte eine jüngere Madam Pomfrey, wie sie freudestrahlend Dumbledores Hand schüttelte. Neben den Bilderrahmen stand ein Krug voll Wasser und daneben lag ein Lappen. Harry nahm den Lappen, machte ihn nass, wringte ihn aus und legte ihn vorsichtig auf Hermines Stirn. Sie zeigte keine Regung. Harry nahm Hermines Zauberstab, und schwang ihn einmal in der Luft. Eine Vase mit einer Rose erschien auf der Kommode. Er legte den Zauberstab auch auf die Kommode.
Er wandte den Blick von den Fotos und dem Zauberstab und blickte in Hermines regloses Gesicht. Er zog die Decke ein wenig höher, sodass man nichts von ihrem BH erkenne konnte. Dann nahm er ihre Hand in seine.
Sie hatte einen Verband um den Kopf, um die rechte Hand und um den rechten Fuß. Sie hatte eiskalte Finger, obwohl es in dem Zimmer sehr warm war. Er streichelte ihr über die Wange. Auch ihr Gesicht war eiskalt, sodass Harry noch einmal überprüfte, ob sie auch wirklich atmete. Plötzlich flog die Tür auf und Harry wirbelte herum. Ron stand in der Tür, hinter ihm Madam Pomfrey, die verärgert über den lauten Auftritt von Ron schien. Harry hielt immer noch Hermines Hand und hatte auch nicht vor sie loszulassen.
Ron stürmte auf das Bett zu und zog die Hand, die Harry hielt in seine eigenen Hände, dann setzte er sich auf den Bettrand und fragte mit wütender Stimme:
„Was zum Teufel ist passiert? Was habt ihr im Verbotenen Wald zu suchen gehabt? Ich dachte, du wolltest den „kleinen Teddy“ sehn. Stattdessen, bekomm ich von Pomfrey zu hören, dass ihr euch zu zweit im Verbotenen Wald herumgetrieben habt und ihr von Rodolphus Lestrange angegriffen wurdet. Dann erwähnte sie noch nebenbei, dass Hermine im Koma liegt und ich wusste von rein gar nichts!?“
Harry wurde sauer: „Ron, halt deine laute Klappe und hör auf rumzuschreien.“
Ron zog eine säuerliche Miene und wandte den Blick auf Hermine. Auch Harry blickte wieder Hermine an, dann wandte er den Blick auf Hermines Hand, die in die von Ron gelegt waren. Ron entging dieser Blick nicht. Madam Pomfrey trat aus dem Zimmer und schloss vorsichtig die Tür.
„Was habt ihr im Verbotenen Wald zu suchen gehabt?“, fragte Ron immer noch sauer, doch dieses Mal um einiges leiser.
Harry überlegte, doch er hatte die Schnauze voll von der ganzen Lügerei.
„Geredet“, sagte Harry kurz.
Ron hob eine Augenbraue. „Aha, geredet. Und über was?“
Harry war angespannt, doch er war auch fest entschlossen. „Über uns.“
Ron zog keine Miene, doch auch er wirkte angespannter.
„Was soll das bedeuten…über euch?“, fragte er knapp. Anstrengung lag in seiner Stimme. Harry holte Luft.
„Das bedeutet, dass Hermine und ich… wir… lieben uns.“, sagte Harry mit aller Entschlossenheit die er aufbringen konnte und sein Herz fing an zu rasen.
Er blickte Ron ins Gesicht.
Ron schaute so drein, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen. Dann stand er auf, drehte sich um und knallte die Tür auf.
Harry hatte das befürchtet, und ihm wurde speiübel bei dem Gedanken daran, was er Ron gerade angetan hatte, doch es war richtig gewesen, und wenigstens musste Hermine das nicht miterleben. Harry sprang auf und rannte ihm nach.
Doch Ron war nicht weit gekommen, er schien nicht einmal gerannt zu sein.
Er stand vor der Tür, und Madam Pomfrey stand mit verärgerter Miene hinter ihm. „Sie können nicht einen Lärm veranstalten, Sie sind hier in einem Krankenflügel Mr. Weasley!“
„Ron…“, sagte Harry, doch bevor er weiterreden konnte wirbelte Ron herum und schlug Harry mit der Faust ins Gesicht. Harry fiel zu Boden. Seine Nase fing an zu bluten. Ron stand wie versteinert da und blickte auf ihn herunter.
„Spar dir deine Worte, okay? Geh doch wieder zu Hermine und werd mit ihr glücklich. Ihr beide habt mich und Ginny also betrogen? Habt hinter unserem Rücken rumgeknutscht was? Und dann wolltet ihr euch wohl im Verbotenen Wald die Kleider vom Leib reißen, nicht?“, schrie Ron Harry an und hatte dabei seinen Zeigefinger auf ihn gerichtet. Madam Pomfrey wirkte zu tiefst verärgert und empört über Rons Verhalten, wollte ihn jedoch nicht unterbrechen. Er wirkte angsteinflößend. „Das hätte ich nie von dir gedacht, und von dem Miststück dadrin auch nicht. Meine beiden, besten Freunde. Wie konntet ihr bloß? Ich hab euch vertraut, Ginny hat euch vertraut!? Aber vergiss es einfach.“
Ron stürmte herum und Harry konnte eine Träne auf seiner Wange erkennen, dann verließ Ron den Krankenflügel und entschuldigte sich noch kurz bei Madam Pomfrey. Harry stand auf, und Madam Pomfrey kam sofort herbei gestürmt, um ihm die Nase zu richten.
Alle im Krankenflügel hatten sich auf die Ellenbogen gestützt um bessere Sicht zu haben. Harry beachtete sie nicht weiter. Er entschuldigte sich noch für den ganzen Trubel, dann ging er wieder zu Hermine. Er schloss die Tür und lehnte sich an. Harry schloss die Augen. Er war unglaublich erleichtert, dass Ron jetzt endlich die Wahrheit wusste. Ron würde auch Ginny die Wahrheit sagen. Er war froh, dass Ron ihn mit der Faust geschlagen hatte, denn er hatte es verdient.
Er setzte sich wieder auf den Stuhl, neben Hermine und nahm ihre Hand.
„Ich soll dir schöne Grüße von Professor Flitwick ausrichten.“, flüsterte Harry.
Dann beugte er sich vor und küsste sie.
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