von Blue
Er erinnerte sich noch genau an diesen Tag. Es hatte geschneit. Er hielt sich während der Beisetzung eher im Hintergrund auf. Er war voller Schuldgfühle gewesen und hatte es einfach nicht gewagt, eine Blume oder eine Schaufel mit Erde in ihr Grab zu werfen. Er hatte sich hinter einem Busch aufgehalten und innerlich mit sich greungen, einfach zusammen zu brechen oder davon zu laufen. Doch er tat weder das eine, noch das andere. Er stand einfach dort, wie gelähmt und starrte auf die kleine Menge an schwarzgekleideten Menschen, die sich um die beiden,nebeneinanderliegenden Gäber scharrten. Er ließ seine Augen wandern und plötzlich war sein Blick an ihr hängen geblieben. Zuerst hatte er sie garnicht erkannt. Er sah nur eine brünette Frau in einem schwarzen, eleganten Mantel, die fast so blass war, wie der blonde Herr , an den sie sich lehnte. Doch da kam ein leichter Windstoß, der ihr das Haar hinter die Schultern wehte. Da hatte er ihr Gesicht erkannt. Aber, das konnte doch unmöglich sein. Seit ihrem gemeinsamen Abschluss auf Hogwarts hatte er sie nichtmehr gesehen. Er kam nicht umhin, sie noch genauer zu betrachten. Der blonde Herr neben ihr umfasste ihr Schulter. Sie blickte zu ihm auf und lächelte gequält. Das war es! Kein Zweifel, es war Emily! Er erkannte dieses Lächeln wieder, dass sie ihm so oft geschenket hatte, nachdem sich Lily von ihm abgewandt hatte. Ja, sie war es tatsächlich. Sie war wirklich hier und weinte am Grab ihrer besten Freundin aus Schülertagen. Da löste sie sich plötzlich von ihrem Begleiter und ging zu den Gräbern, um jeweils eine der weißen Rosen hineienzuwerfen, die in einem Korb bereitstanden. Jetzt fiel Severus' Blick auf den blonden Herrn, der stehen blieb und Emily hinterhersah. Er war so blass, wie der Schnee. Um genau zu sein, hatte seine Haut eigentlich garkeine Farbe. Er sah aus , wie tot. Moment mal, wie tot? Nein, das konnte unmöglich wahr sein! Emily war doch viel zu klug, um sich auf so jemanden wie ihn einzulassen. Severus kannte diesen Mann schon länger. Er aß oder trank nie etwas, er war immer blass, seine Augen waren bernsteinfarben. Sein Name war Patrick Warner. Er war 27, so alt wie er es damals gewesen war, und zwar schon seit 1886! Ja, Patrick war ein Vampir. Aber was hatte das zu bedeuten? Warum war er mit Emily hier? Waren sie nur befreundet? War er ihr Geliebter? Ihr Freund? Ihr Verlobter, etwa?! Nein, niemals! Emily war schon immer intelligent gewesen, sie würde sich niemals auf einen Blutsauger einlassen! Auch wenn Patrick "Vegetarier" war. Er hatte hingehen und sie begrüßen wollen, doch er tat es nicht. Er blieb, wo er war und sah zu wie sich alle Menschen(und Vampire) nach und nach entfernten. Emily ging an Patricks Seite. Er nahm ihre Hand und sie ließ es zu. An jenem Tag hatte er nur dagestanden und sie angesehen und sich den restlichen Tag in seiner Wohnung in Spinner's End verkrochen. Er hatte sie im Laufe dieses Nachmittags wieder aus seinen Gedanken verbannt und war zu seinen Erinnerungen an Lily zurückgekehrt.
Das war vor fast 20 Jahren gewesen. Und jetzt war sie hier. In Hogwarts. Sie sahs vier Plätze von ihm entfernt am Lehrertisch. Minerva hatte ihn erst vor einer viertel Stunde aufgesucht und ganz nebenbei erwähnt, dass Emily Summers als neue Lehrerin für Muggelkunde in diesem Jahr an die Schule kam. Severus hatte getan, als berührte ihn das nicht, obwohl er schon ziemlich überrascht gewesen war. Ihn hatte niemand davon in Kenntnis gesetzt, weil der Großteil der neuen Lehrer in Hogwarts ehemalige Schüler waren, die den Umgang mit ihm sehr mieden. Minerva war einfach zu beschäftigt, als Rektorin, um zu jedem einzelnen Lehrer zu rennen und ihm alle Neuigkeiten mitzuteilen und Sibyll Trelawny war zu vergesslich und zu sehr mit ihrer Glaskugel beschäftigt, um irgendweche Informationen weiterzugeben. Als sie ihm eben zugenickt hatte, hatte sie kein mitleidiges sondern ein offenes und ehrliches Lächeln auf den Lippen gehabt. Jetzt stand sie auf um sich vor den Schülern zu zeigen, nachdem Minerva ihren Namen genannt hatte. Ihre braunen Locken hatte sie hochgesteckt und sie trug einen dunkelblauen Pullover, der sich eng an ihren Körper schmiegte. Dazu eine schwarze Jeans.Diese dunklen Farben machten ihr Gesicht noch blasser, als es ohnehin schon war, doch betonten sie ihre Augen so wunderbar. Er ertappte sich dabei, wie er unentwegt in ihre Richtung blickte. Er starrte ja regelrecht! Er zwag sich seinen Blick von ihr zu lösen und sah vor sich in die große Halle.
Nachdem der sprechende Hut alle neuen Erstklässler ihren Häusern zugeteilt hatte, wurde der Saal allmälich leer. Emily erhob sich von ihrem Platz und nickte Sibyll, die neben ihr sahs zum Abschied zu. Doch Sibyll schien mal wieder an einem ganz anderen Ort zu sein. Emily schmunzelte und machte sich auf den Weg in ihr Gemach, welches sich im dritten Stock befand. "Es war eine gute Entscheidung, wieder hierher zurück zu kommen", dachte sie bei sich. Hier in ihrer alten Schule fühlte sie sich sofort heimisch und willkommen. Nach ihrem Abschluss hatte sie Muggelkunde auf Lehramt studiert und ihren Professor absolviert. Danach hatte sie fast 15 Jahre auf Beauxbaton unterrichtet. Sie mochte ihre Arbeit dort, doch hatte sie immer das Gefühl gehabt, nicht dorthin zu passen. Hier in Hogwarts zweifelte sie keine Sekunde daran. Hier war ihr zu Hause gewesen, sieben Jahre lang. In Hogwarts war sie aufgewachsen und hatte wichtige Dinge für ihr Leben gelernt. Sie hatte von Minerva vor dem Essen eine Eule bekommen, mit einem kleinen Zettel im Schnabel. Auf diesem Zettel stand das Passwort für ihr Zimmer. Als sie ihr Zimmer erreicht hatte, wurde sie von einem alten, merlinähnlichen Zauberer, der auf ihrer tür sahs gemustert. "Passwort, bitte", sagte er mit hochgehobener Nase. "Flyte", antwortete Emily und die Tür öffnete sich. Sie zauberte sich eine brennende Kerze, um etwas sehen zu können, denn durch die beiden Fenster schien nur das schwache Licht der Sterne. Sofort gingen alle umherstehenden Kerzen im Raum an. Ein wundervoll warmes Licht umschloss Emily. Sie stellte ihre Kerze ab und machte sich daran, ihren Koffer auszupacken, den man ihr hatte hochbringen lassen. Ihr Zimmer war riesig. Ein großes Himmelbett mit weißen Schleiern stand in der hinteren Ecke vor einem der beiden Fenster. Ein oder zwei Meter rechts daneben stand ihr Schreibtisch unter dem zweiten Fenster. Ihr Kleiderschrank und ihr Ganzkörperspiegel standen auf der rechten, gegenüberliegenden Seite des Raumes. Sie stellte noch ein Bild von Patrick und sich auf ihren Schreibtisch, dann zog sie sich um und legte sich schlafen. Morgen würde ihr Unterricht für die 2.Klasse beginnen. Darauf hatte sie sich schon vor einer Woche vorbereitet.
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