von Blue
Emily wollte nur noch eins: Vergessen, was Patrick ihr eben erzählt hatte.
Sie wunderte sich wie nur die Aussprache eines solchen absurden Zweifels ihre ganze Welt ins Wanken brachte.
Sie wollte und konnte nichts anderes glauben, als die Wahrheit, oder das, was sie bisher für die Wahrheit gehalten hatte.
Es durfte nicht sein!
Es konnte nicht sein!
Das Ministerium zeriss jeden in der Luft, der ihm nicht passte! Anscheinend schreckte man dort nicheinmal vor Verleumdung zurück!
Unerheblich, Patrick würde nichts finden, was diese Lüge bestätigen würde und damit wäre die Sache aus der Welt!
Sie musste sich ablenken und dafür war Lavender Brown wirklich mehr als genugtuend.
Als sie am See angekommen waren, setzten sie sich auf die Holzbank, vor einem Baum.
Die junge Blondine fing sofort an:
"Also, ich finds ja klasse, dass du mit Patrick gehst!
Da hast du echt n guten Fang gemacht, oh.
OOOOOOOOOOHHHH, ich freu mich so füüür diiiiiich!!"
Emily zuckte bei ihren immer schriller werdenden Tönen mehrmals zusammen.
Wenn sie doch nur nicht so empfindliche Ohren gehabt hätte!!
Oh, Mann! Bin ich zurück in die vierte Klasse gerutscht?
Doch mit einem Mal wurde ihre Kollegin ruhig.
Lavender legte Emily die Hand auf den Unterarm und sah zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich ernst aus.
"Emily...",sagte sie und ihr Ton war so normal, dass diese regelrecht entsetzt dreinschaute.
".....ich weiß,......dass ich mit meiner Art oft ziemlich nervend sein kann, aber........glaub mir, ich meine es nicht böse." Jetzt sah Lavender sie sehr eindringlich an.
Emily war allerdings so perplex, dass ihr kein Wort in den Kopf kam.
"Ich,.......du weißt, es ist blöd, immer die Neue zu sein und........... ich weiß einfach nich......, wie ich,..........ich will doch nur, dass mich jemand mag un......mir vielleicht auch n bisschen hilft................,ich will nich...................nerven!"
Bei Merlins Bart!
Lavender war offenbar fertig mit Ãhrer Überraschung, denn sie sah sie schweigend an.
Als Emily endlich sprechen konnte, sagte sie zu ihr:
"Ja,.......und .........du willst, dass dieser jemand.............ich bin, ja?"
Lavender blickte leicht beschämt zur Seite.
Sie sah.............ertappt aus.
"Nun,ja......wen,wenn du mich bereits satt has, dann......."
Aber Emily schnitt ihr das Wort ab.
"Nein,nein! Das .....das wäre in Ordnung, ich meine......"
Und ehe sie sich versah, war ihr Lavender Brown schon um den Hals gefallen, bedauerlicherweise kehrte ihr schriller Ton zurück.
"OOooooohhhhh!! Daaaaankeeeeeeee, Emiiiiiii!"
Emily rief etwas forscher gegen ihren Ton an:
"Regel Nummer 1.1: Schrei mir niemals in die Ohren!"
Lavender wich zurück.
"Uuuuupsssha! Sorry. Hihi."
Emily lächelte verständnisvoll.
Lavender war noch jung und unerfahren und jetzt sollte sie ihr helfen!
Irgendwie auch amüsant!
Sie musste nun zugeben, dass sie damit nun wirklich garnicht gerechnet hatte. Lavender Brown, das ewige Schulmädchen konnte ausgesprochen erwachsen wirken,...wenn sie sich bemühte.
Die nächsten zwei Stunden redeten die beiden Lehrerinnen erstaunlich ruhig über Lavenders Werdegang und über ihre unbändige Lebenslust.
Emily merkte, dass die junge Frau, die ihr hier gegenüber sahs, sie ein wenig an sich selbst erinnerte.
Sie war ähnlich gewesen, vor 15 Jahren, aber viel ruhiger.
Nach kurzer Zeit sah sie die quirlige Blondine mit ganz anderen Augen. Aber das konnte auch an den Vorweihnachtsgefühlen liegen, die nun, fünf Wochen vor dem großen Fest, so langsam in ihr erwachten.
Und zum Thema Weihnachten hatte Lavender ihrer Kollegin noch etwas Wichtiges mitzuteielen:
"Übrigens, hast du schon gehört? Ich hab Minerva vorgeschlagen, einen Ball zu veranstalten.", sie grinste über beide Ohren.
"Einen Ball? Wann?" fragte Emily.
"Eine Woche vor den Weihnachtsferien! Das wird spitze! Minvra hat schon zugestimmt!!" Nun grinste sie noch breiter.
"Was hatte ich dir über Spitznamen gesagt?" fragte Emily eindringlich.
"Solltest du die Schulleiterin jemals so ansprechen, bist du bei ihr auf ewig unten durch!"
Miss Korkenzieherlocke wurde rot und entschuldigte sich rasch.
Dann kam sie aber wieder auf das Thema Ball zurück.
Na,großartig! Das hat gerade noch gefehlt!
Emily konnte Bälle nicht ausstehen. Sie hatte sich nichteinmal auf ihrem Abschlussball wohlgefühlt.
Es war nicht so, dass sie nicht tanzen konnte.
Im Gegenteil, sie tanzte sogar sehr gut.
Aber, dass man etwas gut kann bedeutet noch lange nicht, dass man es auch gerne macht!
Emily war mit 12 Jahren von ihrer Mutter Katherine über die ganzen Sommerferien auf eine Jugendtanzakademie geschickt worden! Dort sollte sie anständig tanzen lernen.
Das war in ihrer Familie eine Art Tradition. Jede Summers musste tanzen können. Egal, ob sie wollte oder nicht!
Emily hatte sich in diesen sechs Wochen als wahres Naturtalent im Tanz erwiesen. Noch heute beherrschte sie über 20 verschiedene Tänze. Aber jedesmal, wenn sie tanzte, wurde sie an den Zwang erinnert. An die furchtbar unerträglichen Schmerzen an ihren Füßen, nach den ersten Tagen. An die Rückenschmerzen, die das ganze auch noch heute mit sich brachte. Wenn Tanzfeierlichkeiten anstanden, tanzte sie meist, weil man das von ihr erwartete. Und weil es nicht all zu übel aussah. Aber sie konnte es nicht leiden. Sie wollte nicht tanzen, weil sie das an ihre Mutter erinnerte und ihre Mutter erinnerte sie an........Zwang.
Lavender riss sie aus ihren Gedanken.
"Also mit wem gehst du hin?"
"Ähm,......ich weiß noch nicht."
Lavender sah verwundert aus.
"Wie? Gehst du denn nicht mit Patrick?"
Emily wich ihrem Blick aus und stand auf.
"Entschuldige bitte. Ich muss noch Unterricht vorbereiten."
Und damit verschwand sie.
Sie ging rasch, nein, sie lief fast.
Sie hörte Lavender ihr noch hinterher rufen, dass heute doch Freitag sei, aber sie war zu beschäftigt. Sie kämpfte gegen eine Flut aus Tränen, die ihr in die Augen zu steigen drohten.
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