von Blue
Emily musste nicht lange überlegen und kaufte sich das Kleid. So konnte sie Lavender helfen, die zwischen einem schreiend pinken Ballonkleid und einem altrosanen Minikleid schwankte.
"Ich weiß es echt nich! Das Ballonkleid hat ne tolle Farbe, aber der Ausschnitt sieht doch irgendwie billig aus."
Beide Kleider sind garnicht so teuer!
"Aber bei dem Minikleid ist die Farbe zu blass und ich seh darin aus, wie ne Presswurst!"
Die Fetzen kannst du beide in die Tonne kloppen!
"Ich hab's!" rief Lavender plötzlich.
Na endlich!
"Oder....., nooooiiiiin." Lavender ließ traurig die Schultern sinken.
Himmel, ist denn das so schwer?!
Emily, die bis jetzt auf einem der Holzstühle vor den Kabinen gesessen hatte stand entschlossen auf und ging zu ihrer leicht verwirrten Kollegin.
"Gib die her!" sagte sie etwas schroff und nahm ihr die beiden Kleider ab. "Du! Hierbleiben!" Damit ging sie zu den Kleiderständern, hing Lavenders Favoriten weg und begann zu wühlen.
Lavender blieb irritiert stehen und beobachtete Emily beim Suchen. Warum sie ihrer Kollegin, wie einer Mutter gehorchte, wusste sie nicht. Sie wagte garnicht, ihr zu widersprechen.
Nach einer Weile kam Emily zu ihr zurück. An ihrem Zeigefinger baumelte, an einem Haken, ein altrosafarbenes, bodenlanges Kleid. Von der Form her war es eher schlicht, aber am Ausschnitt war es wunderschön verziert.
Emily hielt es ihr lächelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen.
"Zieh doch das an."
Lavender schaute zuerst leicht fragend drein, aber als Emily ihren Blick verschärfte, nahm sie ganz schnell das Kleid und verschwand in der Kabine.
Emily setzte sich wieder hin und begann in Gedanken von 10 rückwärts zu zählen.
Und dann.......................................
und 5,...4,.....3,.........2
"JUUUUUUUHHUUUUUUUUUUUUUUUUHH!!!!!!!!!!!!!" kreischte es plötzlich aus Lavenders Kabine heraus.
Diese kam heraus gestürmt und ehe Emily etwas tun konnte, fiel ihr ihre Kollegin um den Hals.
"Du hast es geschafft! Du hast es geschafft! Das ist,......oh, das ist perfekt!!"
Emily drückte sie leicht von sich.
"Ja,ja,ja. Jetzt lass dich mal anschauen."
Sie musste zugeben, dass sie besser im Einkleiden war, als sie gedacht hätte.
Lavender sah.......schön aus.
Das Kleid war nicht zu eng, aber auch nicht zu weit.
Und, was Emily am Meisten freute, es sah weder billig noch nuttig aus! Lavender wirkte in diesem Kleid fast ein bisschen brav. Aber immerhin. Lavender hatte ihre Hilfe gewollt, die bekam sie nun.
Lavender sah sich noch ein bisschen im Spiegel an, dann zog sie sich um und bezahlte das Kleid.
"Na, komm. der Schulladen hat heute auch verkaufsoffen."
Alles klar. Nächste Station.
Zur gleichen Zeit tigerte Patrick im verbotenen Wald auf und ab. Er hatte Wut. Wut auf sich selbst.
Und das machte ihn durstig.
Höllendurst, nach Blut, auf ewig!
Das war der Pakt, den Dracula mit dem Teufel geschlossen hatte.
Dazu war auch er verdammt. Seit 1886.
Doch damit war er immer gut zurecht gekommen.
Er konnte Durst und Laune immer trennen.
Hatte er Emily desshalb angegriffen? War er durstig gewesen? Durstig nach ihrem Blut?!
Nein! Nein, er hatte das letzte Mal 1889 Menschenblut getrunken. Er war clean! Konnte es sein, dass das, was er war jetzt seinen Zahltag forderte?
Hatte er zu lange auf Menschenblut verzichtet?
Musste er womöglich menschliches Blut trinken?!
Nein, das würde ihn von Grund auf verändern!
Emily würde ihn hassen!
Und das konnte er ihr nicht antun.
Er liebte sie doch.
Sie wird dich auch lieben, wenn du von ihr trinken würdest.
Patrick erschrak, als er plötzlich eine fremde Stimme in seinem Kopf hörte. Was war das?
Ich bin deine Natur, du Idiot! Und nochmal, irgendwann wirst du wieder Menschenblut trinken müssen!! Es geht nicht anders! Wir sind, was wir sind. das wusste die Kleine, als sie mit dir in die Kiste gestiegen ist.
Wer auch immer du bist, halt die Klappe!!
Sorry, Kumpel. Das geht nicht! Ich habe seit 1889 die Klappe gehalten und irgendwann ist es auch genug.
Was zum Teufel denke ich da bloß?!
Nochmal: Du, Vampir! Vampir braucht Blut! Menschenblut!
Und da die Kleine dir sowieso vertraut, ist sie wie ne Gratisbar!
Sie vertraut mir nicht mehr und ausserdem: Ich will nichts von ihr trinken!! Du spinnst wohl!
Oh nein, mein Lieber! Ich sage nur, was sich in deinem tiefsten Innern befindet. Und du schämst dich dafür so, dass du es vor dir selbst nichteinmal zugeben willst!!
Halt die Klappe! Halt die Klappe! Halt die Klappe!!
Wie auch immer, sie wäre dir nicht böse. Die Kleine würde non-stop geil auf dich sein. Sie würde dir ihre Hauptschlagader direkt unter die Lippen halten!
Hör auf!! Verschwinde!!
Plötzlich war wieder Ruhe. Er war allein.
Er schüttelte ein paar Mal den Kopf.
Was war das denn gewesen?!
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