von Blue
Severus wusste nicht, wie sie beide hier gelandet waren.
Sie hatte ihm mit ihrer Hand gedroht, er wollte ihr zeigen, das er hier am längeren Hebel saß und dann........
hatte er sie plötzlich im Arm. Schon wieder.
Schon wieder war sie so nahe bei ihm.
In seinen Armen. Weit weg von Warner. Und wieder waren sie allein und wieder schwiegen sie.
Er konnte in ihren Augen sehen, dass ihre ungestüme Wut langsam der Verwirrung wich.
Emily wartete ab. Sie wartete darauf, dass er etwas unternehmen würde.
Severus kämpfte in diesem Moment mit sich selbst.
Alles in ihm schrie: "Küss sie! Küss sie jetzt! KÜSS SIE ENDLICH!!!"
Und er war kurz davor, dem nachzugeben.
Ganz langsam und bestimmt zog er sie an sich.
Sie ließ ihn gewähren, scheinbar zu überrascht, um etwas zu sagen oder zu tun.
Ihre Augen weiteten sich und sie atmete durch den Mund.
Er sah sie an. Allerdings nicht emotioslos, wie sonst.
Sondern sanft.
Sein Gesicht näherte sich ihrem.
Was hatte er vor?
Sollte sie das zulassen?!
Sie wollte sich losreißen, ihn schlagen und weglaufen.
Aber sie konnte nicht.
Sie blieb völlig regungslos stehen und wartete ab.
Die Distanz zwischen ihnen wurde immer kleiner.
Lauf!
Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut.
Höchste Zeit, das Ganze hier abzubrechen!!
Noch höchstens zwei Zentimeter, noch einer.
Emily schloss die Augen.
Ihr Körper schien entweder gegen sie oder komplett ausgefallen zu sein!
Sie rührte sich nicht.
Das grenzte an höhere Magie.
Soetwas kannte sie nicht und das machte ein wenig Angst.
Auf der anderen Seite war es genau das, was sie reizte.
Sie wollte sich darauf vorbereiten und war trotzdem erschrocken, als sie plötzlich seine Lippen auf ihren fühlte.
Ganz sacht und warm.
Es war ein fast-nicht-da-Gefühl.
Doch dann küsste er sie wieder, diesmal stärker.
Sie tat nichts. Sie ließ es geschehen, denn sie war wie erstarrt.
Alles, was sie noch wahrnahm war sein Duft nach Pfefferminz, seine Atem und seine Lippen auf ihren.
Er hatte es wirklich getan!
Er war gerade dabei, es zu tun!
Oh Gott, oh Gott, oh Gott!!
Emily konnte nichtmehr denken.
Alles war wie vernebelt.
So sehr sie es auch versuchte, jedesmal, wenn sie dabei war nachzudenken, holte er sie zurück zu sich, zu ihrem Kuss.
Severus Snape küsste sie!!
Küsste sie! Küsste sie!
Sie hatte es wirklich zugelassen!
Er hatte erwartet, dass sie ihn schlagen, ihn anschreien oder zumindest versuchen würde, sich zu wehren.
Aber Emily tat nichts, dergleichen.
Im Gegenteil, er meinte plötzlich eine Erwiederung in ihrem Kuss zu spüren.
Träumte er?
Das konnte einfach nicht wahr sein!
Es war zu schön dafür.
Severus war sich nichteinmal sicher gewesen, ob er es wirklich getan hätte.
Aber jetzt spürte er ihre Lippen auf seinen.
Tatsächlich!
Sie erwiederte den Kuss!
Ihre Hände wanderten hoch zu seiner Brust und sie ließ sie dort ruhen.
Keinerlei Ablehnung.
Er löste sich kurz von ihr, um sie gleich darauf wieder zu küssen. Und wieder.
Und wieder.
Und wieder.
Es war, als würde er in eine Art Rausch verfallen.
Sie war bei ihm.
In diesem Moment gehörte sie ihm.
Es war, als würden ihre Beine zu Pudding werden.
Als würde sie jeden Moment zusammenbrechen.
Doch dann spürte sie seine starken Arme in ihrem Rücken und fühlte sich geborgen, sicher.
Und zu allem Überfluss auch noch hoch, leicht, als würde sie schweben.
Es war, als hätte man sie unter Drogen gesetzt.
Alles schien in diesem Moment klar zu sein.
Wo sie hingehörte, wo sie sicher war.
Hier, bei ihm, war sie........................................frei.
Nun konnte sie es nicht länger leugnen.
Es gefiehl ihr.
Oh, und wie es ihr gefiehl!
Es war......unergründlich, geheimnisvoll und irgendwie beängstigend. Ihre Lippen auf seinen. Jedesmal öffnete sie den Mund etwas weiter und er tauchte mit seiner Zunge zwischen ihre Lippen.
Ganz sacht und so verdammt langsam.
Emily merkte, dass sie erschauderte.
Sie zitterte. Und selbst das reichte nicht.
Er sollte es weiter tun, bloß nicht aufhören.
In diesen Minuten hätte sie gebettelt, wenn er es gewollt hätte.
Sie meinte, dass dieser Moment vielleicht niemals enden würde. Das war gerade einfach unvorstellbar!
Sie spürte seinen Herzschlag, seine Wärme, seinen Kuss.
Es schien immer einheitlicher zu werden, als würden sie verschmelzen.
Hör auf!
Sie rief sich ins Leben zurück.
Doch auch im Wachzustand, schien es unmöglich, aufzuhören.
Es ging nicht.
Stopp!
Sie zog ihren Kopf zurück.
Einen Moment lang stand sie unter Schock.
Sie starrte ihre Hände auf seiner Brust an.
Was war das?
Sie atmete schwer und versuchte zu begreifen, was sie getan hatte.
Und doch bewegte sie sich nicht.
Entsetzt blickte sie zu ihm auf.
Severus hielt sie noch immer fest.
Auch er atmete hörbar aus.
Doch, was auch immer in seinen Augen stand, sie konnte es nicht zuordnen.
Sie stand noch immer viel zu nah vor ihm.
So nah, dass sie nicht wusste, ob er sie jeden Moment wieder geküsst hätte.
Oder ob sie ihn wieder geküsst hätte.
Ganz langsam fand sie in die Realität zurück.
Sie war am See, unter einem Baum, es schneite, er hatte sie im Arm und bis gerade eben noch, hatte sie Severus Snape geküsst!
Sie drückte ihn mit den Händen einen Schritt weg.
Abstand! Sie brauchte jetzt Abstand!
Er musste weg, weg von ihr! Denn sie konnte sich selbst nicht mehr einschätzen!
Das gerade hätte sie normalerweise nie getan!
Aber was war in Severus Gegenwart schon normal?
Sie hatte sich selbst betrogen und noch schlimmer.....Patrick!!
Entsetzt nahm sie die rechte Hand vor den Mund und sah auf den Boden. Weiß. Schnee.
Ihr wurde mit einem Mal schwindlig und übel.
Emily spürte, wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich.
Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass er sie beobachtete.
Sag was! Sag was, du musst das klären!! Hier und jetzt!
Sie atmete noch einmal tief ein und dann aus.
Dann sah sie ihn ernst an und sagte:
"Das........das ist nie passiert, hörst du? Ich weiß nicht was........in dich gefahren........., aber.................."
Sie unterbrach sich.
Es würde nichts bringen, herumzudrucksen.
Sie brauchte eine klare, feste Ansage.
"Du weißt, dass ich mit Patrick zusammen bin."
Nun mied sie seinen Blick.
Ansehen konnte und wollte sie ihn nicht mehr.
Severus schwieg und bewegte sich auch nicht.
Wenn sie nicht gewusst hätte, dass er dort stand, hätte sie angenommen, dass sie alleine war.
Alles schien zu verschwimmen.
Sie starrte auf den Boden und verschrenkte ihre Arme.
"Ich liebe Patrick und daran wird nichts etwas ändern!" Und etwas schwermütig vielleicht fügte sie hinzu:
"Auch............das hier nicht."
Emily wartete nicht auf seine Antwort und ging einfach los.
Sie lief davon, schon wieder.
Aber was sollte sie anderes tun?
Ihre Haare fielen ihr mittlerweile leicht nass ins Gesicht.
Die Schneeflocken schienen immer mehr und immer größer zu werden.
Und plötzlich, ohne dass sie den Grund kannte, begann sie zu weinen.
War sie so entsetzt, wütend und enttäuscht über sich selbst?
Oder war es, weil sie wirklich etwas empfunden hatte?
Nein! Nein, nein, nein!
Sie kannte ihren Platz und der war bei Patrick!
Und während sie sich immer weiter von Severus entfernte, schien ein Stück von ihr bei ihm zu bleiben.
Dort, unter dem Baum am See.
Sie ging.
Ließ ihn zurück.
Es war einfach zu schön gewesen, um wahr sein zu können.
Und nun war er gebrochen, geschnitten.
Was tat sie nur mit ihm, was tat er nur mit ihr?
Er hatte nachgegeben, Schwäche gezeigt, er war ihr erlegen, voll und ganz.
Nur ein Wort, eine Geste, ein Blick von ihr und er schwieg.
Was sollte er tun?
Er wollte ihr nachrennen. Sie festhalten, sie wieder küssen und sie nie wieder freigeben.
Wie verhielt er sich nur?
So furchtbar egoistisch, das es schon erbärmlich war!
Ich liebe Patrick.
Emilys Worte klangen ihm noch in den Ohren.
Sie liebte diesen Vampir.
Es war also alles umsonst gewesen.
Er hatte sich umsonst selbst das Herz gebrochen.
Sich selbst die Seele zerschnitten.
Für einen kurzen, gestohlenen Moment mit ihr hatte er sich verloren.
Und nun?
Nun war sie weg und er hatte sich wahrscheinlich alles verdorben.
Wenn sie ihn von nun an mied,..........dann würde er kaputt gehen.
Was macht das für einen Unterschied?
Es war sinnlos, hoffnungslos und...........anstrengend.
Auf Emilys Liebe zu warten, war wie in der Wüste auf Regen zu warten.
Ermüdend und dumm.
Plötzlich hörte er neben sich ein Knacken in den Ästen.
Reflexartig zog er seinen Zauberstab.
Er sah niemanden.
Doch dann kam jemand aus dem Unterholz.
Ein blonder Mann, in dunkelbrauner Lederjacke mit rot glühenden Augen.
Warner!
Patrick war Emily nach einiger Zeit gefolgt.
Ja, sie hatten sich ausgesprochen und wieder versöhnt, aber warum verschwieg sie ihm, von wem die Eule gekommen war?
Und warum hatte sie es plötzlich so eilig gehabt, zu verschwinden?
Im Nachhinein hatte er sich geschämt, ihr zu folgen, denn das setzte voraus, dass er ihr nicht vertraute.
Aber sie hatte ihn natürlich nicht enttäuscht.
Sie war nur zum See gegangen und hatte mit Snape geredet.
Aber irgendetwas musste der schwarzgekleidete Wiederling gesagt haben, was Emily sehr erschrocken hatte.
Patrick hatte nur noch gehört wie sie gesagt hatte:
".......und daran wird nichts etwas ändern. Auch das hier nicht."
Dann war sie gegangen.
Jetzt trat er dem Tränkemeister entgegen, der sofort seinen schwarzen Zauberstab zückte.
Oh, Mann! Was für ein Feigling!
Er wollte zwar nur mit ihm sprechen, aber er konnte nicht verhindern, dass er wieder eifersüchtig wurde.
Patrick spürte, wie sich seine Augen veränderten.
Nein, nein! Nicht jetzt!
Ganz langsam ging er auf ihn zu.
Snape ließ den Stab sinken, ließ ihn aber dennoch fest in seiner Hand.
Er hat Angst vor mir!
Doch Patrick beschloss, ruhig zu bleiben.
"Professor Snape" sagte er mit einem Nicken.
"Warner" knirschte dieser zurück.
"Herrliches Wetter, nicht? Ideal, um draußen zu einem Gespräch zu bitten, nicht wahr?"
Snape funkelte ihn böse an.
Der Vampir wusste genau, dass er den Zauberer damit provozierte, aber genau darum ging es.
Snape antwortete nicht und sah zum See hinaus.
Nun trat Patrick einen Schritt näher an ihn heran und sah ihn auffordernd an.
Snape sah ihn von oben herab an aber das störte den Anwalt nicht.
Stattdessen sagte er leise und eindringlich:
"Worüber sie mit Emily auch immer gesprochen haben, hören sie auf, ihr nachzustellen. Sie hat ein eigenes Leben und vielleicht sollten Sie sich da besser raushalten."
Snape zog spöttisch eine Augenbraue hoch.
"Wollen Sie mir etwa drohen Warner?"
Du kleiner.........!!
Patrick pfiff seine Natur zurück.
Komm runter! Leeres Gequatsche!
Er straffte die Schultern, hob das Kinn und ging an ihm vorbei, in Richtung Schloss.
Doch als er neben ihm stand, hielt er noch einmal an.
"Emily gehört mir."
Der Schwarzhaarige sah ihn direkt an und fragte:
"Sind Sie sich da sicher?"
Entsetzt riss Patrick die Augen auf.
Das war eine Kampfansage gewesen!
Dieser alte Sack hatte wirklich vor, ihm Emily wegzunehmen!
Aber bevor er etwas erwiedern konnte, drehte Snape sich um und ging stolz an ihm vorbei, zurück zum Schloss.
Nun reichte es! Wütend ballte er die Hände zu Fäusten und lief in den Wald hinein.
Er lief schneller.
Und schneller, schneller und schneller.
Schließlich raste er in Vampirgeschwindigkeit durch den Wald.
Nach bestimmt drei Kilometern kam er zum Stehen und stüzte seine Hände auf seinen Oberschenkeln ab.
Schwer atmend beruhigte er sich langsam.
Warte nur, du armseliger Todesser! Das sollst du mir büßen!
Er stapfte noch ein bisschen zwischen den Bäumen hindurch und ließ sich vom Schnee berieseln.
Dann machte er sich allmälich auf den Rückweg.
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Hi! Ein RIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEESIGES Dankeschön an alle, die verstanden haben, wie man Kommentare schreibt! ;)
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Blue :**
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