von Blue
Wie es ihr ging!
Allein für diese Frage hätte sie ihn am Liebsten geschlagen. Wie sollte es ihr schon gehen?
Mir geht's prima! Ich hab nur das Gefühl, dass du mehr für mich empfindest, als du dürftest, meine jetzige Beziehung geht gerade den Bach runter, deinetwegen und ich habe mal wieder eine riesige Angst, vor so ziemlich allem und diese Angst frisst mich auf!
Und, ach ja! Ich habe dich aus unerklärlichen Gründen furchtbar vermisst.
Sie antwortete nicht und blickte stur geradeaus.
Da nahm er sie am Arm.
"Emily......."
Sie blieb stehen und sah ihn an. Sie war schon wieder wütend auf ihn.
Warum war er hier?
Warum hatte ausgerechnet er sie retten müssen?
Und was noch viel schlimmer war: Sie war "ihrem Herzen gefolgt", direkt in seine Arme.
Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Als er nicht weitersprach, sie stattdessen nur ansah, ergriff sie das Wort.
"Was, Severus? Was?! Was willst du hören?
Soll ich dir die Wahrheit sagen? Gut! Ich fühle mich furchtbar! Was du da getan hast war unverschämt und schlichtweg egoistisch! "
Er blickte sie wortlos an, hörte ihr zu.
"Hast du eine Ahnung, wie schlimm das für mich ist?
Was ich gerade durchmache?
Jeden Tag belüge ich Patrick, deinetwegen! Jeden Tag fühle ich mich schlecht, deinetwegen! Und jeden Tag laufe ich vor dem Leben davon, deinetwegen!!"
Severus ließ sie zwar los, hielt sie jedoch mit seinem erregten Blick fest.
"Hast du einmal darüber nachgedacht, warum ich das getan habe?"
Jetzt bekam sie wieder Angst.
Sie kannte die Antwort. Sie wollte nicht, dass er ihr die Wahrheit sagte. Das würde es nur verschlimmern.
Nein! Halt bitte die Klappe! Bitte, bitte!
"Was denkst du, würdest du sehen? Einen Moment des Triumphes? Geht es darum?", nur eine Sekunde nachdem sie das gesagt hatte, biss sie sich auf die Zunge.
Nun glaubte sie, in seinen Augen Trauer erkennen zu können.
"Ich werde dir sagen, wie es ist." Er machte eine Atempause.
"Seit du wieder in Hogwarts aufgetaucht bist, hat sich mein Leben komplett umgedreht. Jeden Tag habe ich dich gesehen, obwohl du garnicht da warst. Jede Minute habe ich an dich gedacht, auch wenn wir nicht zusammen waren. Und jedes Mal, wenn wir geredet haben, habe ich mir gewünscht, du würdest wieder verschwinden."
Traurig schüttelte Emily den Kopf.
Sie kämpfte mit sich, denn sie spürte, dass er die Wahrheit sagte. Und das tat weh.
"Warum? Warum soll ich verschwinden?"
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie kämpfte dagegen an.
Sie würde jetzt nicht weinen! Nicht jetzt und nie mehr vor ihm! Trotzig sah sie ihm ins Gesicht.
Er zog die Augenbrauen zusammen, scheinbar bemüht, nicht die Fassung zu verlieren.
"Warum ist nicht von Belang. Sowohl deine Nähe, als auch deine Abwesenheit.......bringt mich um. Ich habe nur einfach den Drang......."
Er brach ab und blickte zur Seite.
Wollte ihr seinen Schmerz nicht zeigen.
Emily hatte wieder das Gefühl, ihm weh zu tun.
Warum nur? Es war seine Schuld, ganz allein seine Schuld.
Sie wusste, dass ihre folgenden Worte ihn und auch sie furchtbar verletzen würden. Aber sie hatte keine Wahl.
"Nein, Severus. Nein! Du irrst dich. Du irrst dich in mir und du irrst dich in deinen Gefühlen. Du....... Ich bin nicht.......", sie unterbrach sich. Sie war kurz davor zu sagen, dass sie nicht Lily sei, aber das konnte sie ihm nicht antun.
Sie musste es mit einem anderen Argument versuchen.
"Patrick wartet zu Hause auf mich." Die Worte kamen ihr nur sehr schwer über die Lippen.
Emily spürte einen stechenden Schmerz in der Brust und sie glaubte, sie müsse weinen. Ihr Magen fühlte sich ebenfalls schwer an, als lägen Steine darin.
Sie sah, dass dieser Satz der Ablehnung ihn sehr hart traf. Obwohl er versuchte es zu verbergen, war es offensichtlich. Ihn so zu sehen, zeriss ihr das Herz. Aber in diesem Fall musste sie egoistisch sein.
Plötzlich meldete sich ihr Unterbewusstsein:
Wenn du doch nur egoistisch wärst !
Hör auf, es zu verleugnen! Das bringt nichts mehr!!
Emily sah zu Boden und versuchte diese nervige, absurde Stimme loszuwerden.
Im Moment wäre es wirklich nur halb so anstrengen gewesen, fünf Kilometer durch zu rennen, als gegen sich selbst an zu kämpfen.
Alles in ihr schrie: Lass es zu! Lass es zu!!
Und noch mehr kämpfte sie dagegen an, diesen einen Satz zu sagen, der sie auf der Zunge kitzelte: Ich habe dich vermisst.
Plötzlich blickte Severus sie ernst an.
"Wie bitte?", fragte er.
Oh, nein! Ich hab das doch nicht wirklich laut gesagt?!!
Doch als er sie noch immer fragend ansah wiederholte sie den Satz bewusst: "Ja, ich.....habe dich vermisst,.....über die Ferien."
Einen Moment standen sie beide wie vom Donner gerührt da. Severus war nun mehr als verwirrt über sie und Emily wäre am Liebsten schreiend davon gelaufen.
Doch der Slytherin sammelte sich schnell wieder.
"Warum?" fragte er.
Das sah ihm ähnlich! Er wollte ihr den Grund entlocken.
Wollte, dass sie nachgab. Dass sie den ersten Schritt machte. So einfach würde sie es ihm bestimmt nicht machen.
"Naja,...", sie überlegte, wollte ein wenig Zeit schinden.
"Du fehlst mir eben." Um von ihrem Scham abzulenken, deutete sie ihm, weiterzugehen.
Sie schritten eine Weile nebeneinander her, er antwortete nicht. Emily hatte schon jegliche Hoffnung, heute noch ein Wort von ihm zu hören, aufgegeben.
Da antwortete er plötzlich doch, so überraschend, dass sie leicht zusammenzuckte.
"Du mir auch."
Na, großartig! Und wieder am Anfang.
Warum tat sie ihm das an?
Sie wollte nicht, dass er ihr zu nahe kam, wollte aber auch nicht, dass er sie allein ließ.
Sonst "vermisste" sie ihn ja.
Das alles war noch verwirrender, als die Gefühle an sich.
So langsam war er wirklich völlig durch den Wind. Und das alles nur wegen dieser verdammten, kleinen Hexe.
Was er in Momenten, wie diesen spürte, war weniger Wut, mehr ein brennendes Verlangen.
Am Liebsten hätte er sie einfach wieder geküsst, solange bis sie in Ohnmacht fallen würde.
Es war anstrengend, mit ihr alleine zu sein. Und noch anstrengender dem Feuer zu wiederstehen.
Sie gingen noch ein Stück, versuchten sich abzulenken, indem sie einfach über Gott und die Welt sprachen.
Zu ihrer beider Überraschung funktionierte das zunächst sogar. Aber mit der Ablenkung war es vorbei, als sie lachen musste und auch er zu lächeln schien.
Sofort sah er sie wieder mit diesem Verliebt-in-dich-Blick an. Und sie holte sofort wieder schwermütig Luft und blickte einfach geradeaus.
Dann ertrug er es nicht länger. Er wusste, er würde es bereuen, aber er musste gehen. Jetzt.
"Emily, ich........" Als sie ihn ansah durchzuckte es ihn wieder. Wie schön diese Frau doch war.
Im selben Moment wollte er sie schon garnicht mehr verlassen. Wollte es nie.
Doch es musste sein. Für sie. Für sie musste er sich selbst zurücknehmen. Egal, wie schmerzhaft es auch war.
"Ich muss gehen."
Sie öffnete den Mund, sagte aber nichts, atmete stattdessen hörbar ein.
Dann nickte sie nur und blickte zu Boden.
Er hob ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste.
Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, sie wieder zu küssen, entschied sich jedoch dagegen.
Er strich ihr noch ein letztes Mal zart über die Wange und lächelte leicht.
Dann wandte er sich ab und verschwand in der Dunkelheit Londons.
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