von Blue
Emily war jeglicher Appetit vergangen, als sie den zweiten Stock erreichte. Keuchend lehnte sie sich gegen die Wand und hielt sich den Bauch. Sie war insgesamt fünf Treppen hoch gelaufen.
Vor ihren Augen flimmerte es merkwürdig und ihr Herz hämmerte so stark gegen ihre Brust, dass sie glaubte, es würde zerspringen.
Und sie ärgerte sich furchtbar. Am Liebsten wäre sie auf der Stelle in ihr Zimmer verschwunden und das ganze Wochenende nicht mehr herausgekommen. Nein, am Besten gleich das ganze restliche Jahr!
Lavender glaubte also, dass sie eifersüchtig war. Ha! Dass sie sich absolut lächerlich machte, musste selbst ihr doch klar sein. Aber warum musste Severus immer dann auftauchen, wenn es am Ungünstigsten war? Warum blamierte sie sich vor ihm so gut wie immer?
Das war noch nervenaufreibender als Lavender alleine.
Sie atmete hörbar aus und fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare, als sie plötzlich jemanden hinter sich die Treppe hinaufkommen hörte.
Verzweifelt schloss sie die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
Bitte nicht er! Lass es nicht ihn sein!
"Emily?"
Verdammt!
Sie überlegte, ob sie sich umdrehen oder weglaufen sollte.
Keine der beiden Möglichkeiten war besonders günstig.
Also drehte sie nur den Kopf zur Seite und schielte nach hinten. Severus stand vielleicht zwei Schritte hinter ihr und wirkte... Ja, wie eigentlich? Sie konnte es nicht deuten, sie sah ihn ja kaum.
"Was?"fragte sie in einem schneidenden Tonfall.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er sich ihr näherte, bis er genau hinter ihr stand. Sie konnte seine Brust beinahe in ihrem Rücken spüren und drehte den Kopf blitzartig wieder nach vorne.
"Was war das eben?", flüsterte er kaum hörbar. Sein Atem zerging auf ihren Haaren.
Emily schloss die Augen wieder. Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Erst Lavender, jetzt auch noch er! Irgendwann war es einfach zu viel. Irgendwann war das Maß voll!
"Keine Ahnung, was du meinst!", zischte sie genervt und wollte sich gerade wieder in Bewegung setzen.
Doch plötzlich spürte sie seinen eisernen Griff an ihrem Oberarm und sah sich gezwungen, stehen zu bleiben.
Ohne ihn anzusehen sagte sie: "Lass mich los!"
"Erstwenn ich eine Antwort habe", gab er zurück.
Emily schnaubte verächtlich.
"Es war nichts. Nur eine kleine, lächerliche Unstimmigkeit unter Kolleginnen." Mit einem Ruck entzog sie ihm ihren Arm, drehte sich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. "Bist du jetzt zufrieden, Sherlock?", fragte sie und ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.
Severus Blick wurde warnend, leicht wütend und durchdringenddoch das berührte sie nicht. Hoffentlich würde er jetzt wie üblich schweigen, es damit dabei belassen und nie wieder darüber reden. Emily wollte nur noch weg. Weg von ihm! Weg von ihrer Wut! Weg von jeglicher Verwirrung!
Ihr Gegenüber öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment kam jemand die Treppe hinauf. Die quietschiege Stimme ließ keinen Zweifel an der Identität der Person zu. "Seviie! Was machst du denn?
Warum bist du-" Als sie Emily erkannte, verstummte Lavender augenblicklich. Demonstrativ und offensichtlich noch immer sauer stellte sie sich neben Severus und hkte sich bei ihm unter.
"Emily", sagte sie in einem herablassenden Tonfall und ihr Gesicht hätte eine Uhr zum Stehen bringen können.
"Seviie?" Großer Gott!
Ihr wurde ganz übel, während sie die beiden ansah.
Aber das Schlimmste war, dass er es zuließ! Er sah sie nicht an, sagte nichts, machte keinerlei Anstalten, etwas dagegen zu unternehmen! Seit wann gingen die beiden so miteinander um? Hatte sie irgendwas verpasst?
Plötzlich spürte sie, wie sich ihr Unterkiefer verkrampfte und sie unbewusst die Hände zu Fäusten ballte.
Was war nur los mit ihr?
Lavender hatte ihre Reaktion offenbar bemerkt und setzte ihr Girlie-Grinsen auf.
Endlich ließ sie Severus los und wandte sich zur Treppe.
Noch einmal blickte sie über ihre Schulter zurück und meinte: "Ich warte dann unten auf dich, Sevi."
Dann verschwand sie die Treppen hinunter zur Großen Halle. Es war als würde etwas von den beiden abfallen.
Emily atmete hörbar aus, was schon fast wie ein Keuchen klang und Severus entspannte seine muskulösen Schultern. Als sich ihre Blicke wieder trafen, verzog Emily ihre Lippen zu einer schmalen Linie.
"Und was war DAS?", brach sie das Schweigen.
Severus schien nicht sonderlich erfreut zu sein über diese Frage und anscheinend hatte er auch nicht wirklich die Absicht, die Frage zu beantworten. Er schwieg. Sah sie nur gefühllos an. Eigentlich ja wie immer. Doch dieses Mal war sie wütend darüber. Ja, sie war rasend!
"Severus, was - war - das?!", wiederholte sie und versuchte, nicht zu schreien.
Unverständlich zog er die Augenbrauen nach oben. Er schien sich völlig schuldenfrei zu fühlen.
"Keine Ahnung.", sagte er und sah nun mehr als künstlich verdattert aus.
Das reichte! Wie aus der Pistole geschossen zog Emily ihren Zauberstab, richtete ihn auf ihn und rief: "Expelliarmus!"
Das kam so unerwartet, dass Severus mehrere Meter nach hinten und dann, dank der Schwerkraft, die Treppe hinunter geschleudert wurde.
Mit einem dumpfen Schlag kam er unten auf und versuchte sich möglichst schnell wieder zu berappeln.
Brodelnd vor Wut und mit puterotem Gesicht drehte Emily sich um und verschwand so schnell es ging in ihrem Zimmer.
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