von LunaYazz
Hey meine Lieben :),
ihr kennt ja meine Unfähigkeit, mich kurz zu fassen :D Ich glaub, für mich müsste der Duden den Begriff "Epilog" neu definieren: Denn welcher normale Epilog ist nach fast 14 Din-A4-Seiten immer noch nicht ganz fertig? xD
Deshalb habe ich nun beschlossen, den Epilog tatsächlich in drei Teile aufzuteilen: Den ersten, wirklich sehr kurzen Teil. Den zweiten Teil, der sozusagen der lange Hauptteil ist (eine fast zwölfseitige Begegnung/Gespräch zwischen Sev und Lily :D). Und den dritten Teil, den endgültigen Schluss, auch eher wieder kurz.
Teil 1 und 2 habe ich schon geschrieben, Teil 3 werde ich noch schreiben :)
Also meine Lieben, warum noch lange reden? (Das tu ich in meiner FF doch schon genug^^)
Dumdidum, hier kommt das Kapitel:
(ja, der Titel kommt einigen von euch wahrscheinlich etwas bekannt vor^^)
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Schneeweißes Licht drang durch die geschlossenen Lider in seine Augen.
Blinzelnd öffnete er sie und wurde begrüßt von eben jenem strahlenden Schein, der ihn wie ein merkwürdiger, gleißender Schleier zu umfangen schien.
Das Licht blendete ihn; seine Augen begannen zu tränen und nun blinzelte er energischer. Doch schloss er die Augen nicht; war außerstande, sie vom blütenweißen Nichts, das sich über ihm wie ein leeres, leuchtendes Firmament erstreckte, abzuwenden.
Wo war er hier bloß?
Severus' Verstand schien wie in einen dicken Wattebausch gehüllt, er fühlte sich seltsam benommen, ein wenig so, als sei er plötzlich aus einem sehr langen Schlaf gerissen worden.
Flach ausatmend wischte er sich mit der Hand über seine Stirn, und im selben Moment erstaunte es ihn auf einmal, dass er einen Körper besaß.
Denn natürlich wusste er, dass er tot war. Er erinnerte sich messerscharf an den grauenvollen, unvorstellbaren Schmerz, als die riesige Schlange ihre langen, säbelartigen Zähne tief in seinen Hals geschlagen hatte, er erinnerte sich an elende, energielose Schwäche und schließlich an das befremdliche Gefühl, leicht wie ein Windhauch hinfort zu schweben. Er erinnerte sich auch an Harry, der, so mitfühlend wie seine Mutter, zu ihm gekommen war, und an einen silbrigen, mitreißendem Strom der Vergangenheit, der ihn unaufhaltsam durchflutet hatte.
Die Hand noch auf der Stirn, hielt Severus plötzlich inne, erstarrte abrupt. Reflexartig, hastig wanderten seine Finger jäh zu seiner Kehle, aber da war kein klebriges Blut, da waren keine klaffenden Wunden; er fühlte nichts als warme, weiche Haut.
Der Grund jedoch, auf dem er lag, er war spiegelglatt und kalt, zu kalt. Severus spürte, wie er allmählich zu zittern begann, ihn eine schaudernde Gänsehaut erfasste. Langsam, schwerfällig rappelte er sich auf.
Er sah sich auf die Hände gestützt irritiert in einer Umgebung um, die eigentlich keine war. Das strahlende Nichts war nicht nur über ihm, sondern erstreckte sich schier endlos nach allen Seiten. Bloß ein kleiner Fleck pechschwarz schimmernder Marmorboden um Severus her war noch nicht vom allumfassenden Weiß verschluckt.
Und noch bevor er sich ganz erhoben hatte, wurde Severus klar, dass jenes wabernde Nichts eine Art Nebel sein musste; ein eigenartig flouresziernder, undurchdringlich dichter Nebel.
Im selben Augenblick bemerkte er auch verschwommen (vielleicht an der steinernen Kälte des Marmors, deren eisiger Griff seine Füße nicht freigeben wollte, vielleicht an dem lauen Wind, der leise seine Haut streichelte) dass er nackt war, was alles nun freilich noch ein wenig merkwürdiger machte. Perplex sah Severus an sich herab. Da fiel sein Blick jäh auf einen kleinen, ordentlichen Stapel Kleidung, der direkt zu seinen blanken Füßen lag. Er hätte schwören können, dass dieser einen Wimpernschlag zuvor noch nicht da gewesen war. Äußerst seltsam... Zögernd hob er das oberste Kleidungsstück auf und erkannte es als einen langen, nachtschwarzen Umhang, von dem er vage glaubte, ihn eben getragen zu haben - eben, in der modrigen Dunkelheit der Heulenden Hütte, in der finsteren Falle, in der er gestorben war. Darunter lagen eine ebenso schwarze Korthose, ein Hemd mit langen Manschettenärmeln, Unterwäsche und ein Paar schwerer Stiefel.
Severus griff nach einem kurzen Moment des Zögerns prompt nach seiner Unterhose und begann ziemlich mechanisch, sich anzuziehen, vielleicht bloß, um seine tauben Hände zu beschäftigen, vielleicht bloß, um Zeit vor sich selbst zu schinden. Denn nun, wo die Benommenheit ihn langsam los ließ und einer eiskalten, kristallklaren Wachheit wich, drängte sich die Frage, wo er jetzt bloß war, da er ja offenbar nicht mehr lebte, immer heftiger in sein Bewusstsein. Zugleich jedoch erschauderte er bei dem Gedanken daran, auch nur einen Schritt in diesen seltsamen, glimmenden Nebel zu machen, um es heraus zu finden.
Du bist tot, dir kann nichts Schlimmeres mehr geschehen, schärfte sich Severus bitter ein. Ein äußerst merkwürdiger Gedanke, tot zu sein. Er starrte in das flouresziernde Weiß, das ihn in wabernden Schlieren umhüllte, ohne es überhaupt wirklich anzusehen, und fragte sich dumpf, was er darüber empfand, was er darüber empfinden sollte.
Gewiss, dafür, dass er eigentlich überhaupt keines mehr besitzen konnte, schlug sein Herz erstaunlich schnell. Aber Severus konnte nicht sagen, dass er sich in dem Moment auf irgendeine Weise schlecht fühlte, oder dass er besondere Bestürzung, Verzweiflung um seinen Tod empfand. Oder Sehnsucht nach seinem Leben, aus dem er so plötzlich und schmerzhaft gerissen wurde. In das er, das war ihm klar, nun nie mehr zurückkehren würde. Was sollte er denn auch an dem Leben, wie er es kannte, vermissen? In erster Linie begann Severus, eine gewisse Erleichterung darüber zu verspüren, dass er noch immer als er selbst existierte, dass er offensichtlich noch immer in der Lage war, zu denken und zu fühlen. Von der dumpfen Endgültigkeit, die man gewöhnlich mit dem Tod verband, davon spürte er bisher nichts. Er fühlte sich überhaupt nicht tot.
Und da gab es noch diese eine sehnsüchtige Frage, diese flatternde Hoffnung, die leise und drängend an Severus' Bewusstsein klopfte, doch der er nicht zulassen wollte, in seinem Kopf Gestalt anzunehmen... Denn würde es nicht so sein, dann wäre die bittere Enttäuschung umso grausamer... Und jetzt, da sein Geist weder von unerträglichen Schmerzen noch von elendiger Schwäche bestimmt wurde, jetzt wusste er natürlich, dass diese smaragdgrünen Augen, die ihn so intensiv, so tiefgründig angeschaut hatten, bloß die Harrys gewesen waren...
Severus schlüpfte in seine Stiefel, sein Blick verharrte noch einen letzten Moment lang nervös im gleißenden, nebligen Nichts, das sich um ihn her erstreckte, dann atmete er tief ein und schritt, wohl wissend, dass es keine Ausrede gab, dies noch weiter hinaus zu zögern, geradewegs hinein.
Und er fiel, er stürzte vornüber, als hätte ihn das glimmende Weiß mit nebligen Klauen gepackt. Einen Schlag lang setzte sein Herz aus und er glaubte schreckensstarr, durch die leuchtenden Dunstschlieren, die ihn überraschend lau umfingen, in bodenloses Nichts zu fallen, doch nach einem Augenblick schon prallte er wieder mit Händen und Knien auf festen Grund. Und dieser Grund war kein kalter harter Marmorboden, nein, er war weich und warm. Severus war auf trockener, sonnenerhitzer Erde gelandet, aus der sich vereinzelt ein paar zarte Pflanzen brachen. Doch jene in der leichten Brise wogenden Triebe waren nicht sattgrün; die Erde war nicht braun. Es mutete Severus ganz so an, als sei er geradewegs in ein Schwarzweißfoto gefallen oder auch in eine längst vergangene Erinnerung im Denkarium; alles war von einem schemenhaften, gespenstischen Grau.
Irritiert stand er auf und Zweige streiften seine Haut. Er befand sich offenbar in einem dichten Gebüsch, verborgen hinter einem farblosen Blätterschleier. Keine Spur von Nebel erfüllte die warme Luft, dafür eine unnatürliche, dröhnende Stille. Er sah durch ein Netz aus Blättern und Zweigen nach oben in der Erwartung, dass die Nebelschlieren, durch die er gestürzt war, den Himmel verhüllten, doch das hellgraue Firmament, das sich über ihm erstreckte, war glasklar, erfüllt vom strahlenden Licht einer Sonne, die an eine silbrige Kristallkugel erinnerte.
Severus zögerte einen winzigen Moment lang, dann schob er den Vorhang aus Blättern, der ihn umhüllte, beiseite und blickte sich um. Und das Erstaunen traf ihn wie ein harter Schlag gegen den Brustkorb.
Selbstverständlich erkannte er den Ort, an dem er sich befand, sofort wieder.
Wie könnte er auch den Spielplatz, auf dem Lily ihn zum ersten Mal gesehen hatte, jemals vergessen?
Dort lag der kleine, asphaltierte Platz wie ein aschgrauer Geisterspielplatz vor ihm, umschlossen von knorrigen Bäumen, deren Kronen einen schemenhaften Baldachin bildeten. Ein flacher, quadratischer Sandkasten stand da, der wirkte wie ein Holzkasten voll stahlgrauem Geröll, und neben ihm, in der Mitte des Platzes, thronte eine hohe Kinderschaukel auf.
Es war jene Schaukel, auf der einst, vor vielen Jahren, beobachtet von Severus im Schutze des dichten Gebüsches, Lily und Petunia vergnügt um die Wette geschwungen waren.
Aber dieses Mal, dieses Mal war Petunia Evans nicht da.
Ihre Schwester jedoch schon.
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Soo, hoffe euch hat's so weit gefallen ;)
Wer schonmal kommentieren möchte: Ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd =)
Baald kommt Teil 2: "Eine Begegnung von Schuld und Vergebung" :)
Ganz liebe Grüße :)
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