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Fanfiction

Severus Snape - Das letzte Jahr in seinem Leben - Epilog, Dritter Teil

von LunaYazz

So, hier präsentiere ich euch nun den allerletzten Teil der FanFiction ;)

Der dritte Teil des Epilogs hat übrigens exakt acht Seiten auf Word und niemand redet ein Wort über Schuldgefühle :P

Im neuen und letzten Kapitel werdet ihr außerdem vielleicht ein paar kleine Ähnlichkeiten zu meinem Remus/Tonks Oneshot "Erwachen im Nebel der Zwischenwelt" finden, aber im Großen und Ganzen ist es hier doch ganz anders - das Seelenreich ist viel, nun ja, abstrakter, das schien mir für diese Story passender ;)

Aber jetzt habe ich auch langsam mal genug gelabert,
viel Spaß beim Lesen!! :)

********************************

Dritter Teil: Zuhause

Augenblicklich spürte Severus ein heftiges, flaues Ziehen in der Magengegend. Lilys Händedruck schien ungewöhnliches warm und fest und es war ihm ganz so, als würde seine Hand schier an ihrer kleben wie Eisen an einem äußerst starken Magnet. Severus fühlte sich unweigerlich an einen Portschlüssel erinnert, und im nächsten Wimpernschlag dann begann der Spielplatz um ihn und Lily herum jäh zu verschwimmen, auf ganz merkwürdige Weise in sich zu zerfließen wie aschgraues Wasser.
Der Boden unter seinen Füßen, die mächtigen Bäume um ihn, die hölzerne Kinderschaukel, die geisterhafte Bank unter dem Blätterschleier der Trauerweide - all dies schrumpfte in bahnbrechender Geschwindigkeit in sich zusammen … zog sich unaufhaltsam ins Nichts zurück. Hinterließ innerhalb ein paar kurzer Augenblicke bloß noch eine tiefschwarze, leere Finsternis, vollkommener als die Dunkelheit des Apparierens und schier unendlich.
Einen schaurigen Moment lang schwebten Lily und Severus wie verloren inmitten dieser allumfassenden, bodenlosen Nacht, doch dann zog ein einsames silbriges Licht Severus' Blick an, das hoch über ihnen durch die Düsternis sickerte. Ein schimmerndes, seltsam metallisch glänzendes Silber - ein Silber, das sich jetzt plötzlich rasend schnell ausdehnte … gierig das Schwarz verschlang, die Finsternis mühelos verschluckte -
Bloß wenige Sekunden darauf erstreckte sich jenes silbrige Licht bereits so endlos wie Augenblicke zuvor die Finsternis nach allen Seiten, umfing die beiden wohltuend warm wie ein strahlendes Meer.
Kein Flecken der Dunkelheit war mehr zu sehen.
Severus hatte das vage Gefühl, sich nun langsam schwebend nach oben zu bewegen. Er schaute sich sprachlos in diesem fremdartigen Silbermeer um und warf Lily einen irritierten Blick zu, doch die lächelte bloß, drückte seine Hand noch ein wenig fester und sagte munter: "Keine Sorge, Sev, wir sind gleich da." Dann sah sie ein wenig ungeduldig nach oben und wippte dabei mit den Fußspitzen im Nichts, als würde sie gerade nichts weiter Aufregendes oder weniger Alltägliches tun als etwa Aufzug zu fahren. Severus hätte sich etwas lächerlich vorgekommen, der offensichtlich so völlig entspannten Lily irgendwelche womöglich nervös erscheinende Fragen zu stellen; also schwieg er, tat es ihr gleich und sah erwartungsvoll nach oben in das silbrige Nichts.
Es herrschte befremdliche Totenstille.
Immer schneller glitten die beiden hinauf, und allmählich erfasste Severus’ Magengrube dasselbe flaue Kribbeln wie einst bei seinem nächtlichen Schwebeflug über das Gelände von Hogwarts. Wie er sich so vage daran erinnerte, erschien es ihm schlicht unmöglich, dass jene Flucht in die Nacht tatsächlich weniger als einen Tag her sein sollte. Es war ihm, als gehörte all dies zu einem völlig anderen Jahrtausend, einem Jahrtausend, in dem er noch einen irdischen Körper besessen hatte und unendlich mehr bittere, einsame Trostlosigkeit. Einem Jahrtausend so fernab von Lily.
Je schneller Severus und Lily empor stiegen, desto gleißender wurde auch das silbrige Lichtmeer um sie her. Bald schwebten sie in so rasender Geschwindigkeit nach oben, dass Severus leicht übel wurde; und das Licht, das sie umfing, war so blendend hell, dass seine Augen zu tränen begannen. Er warf einen verstohlenen Blick auf Lily, doch auch sie hatte eine Hand vor die Augen gelegt und so kniff er seine Lider ebenfalls fest zusammen.
Ihre Geschwindigkeit war so bahnbrechend wie die eines Falken im Sturzflug - das gleißende Silber stach Severus beinahe schmerzhaft in die geschlossenen Augen -
Und da, plötzlich, geschah etwas äußerst merkwürdiges.
Auf einmal überkam Severus das seltsame Gefühl, jenes allumfassende Licht würde ihn nicht länger nur umgeben; nein, jäh strömte es in einem überwältigenden Schwall geradewegs in ihn ein, warm und prickelnd -
Doch floss es bloß in ihn, oder wurde Severus in diesem Moment gar eins mit dem Licht? Jene Empfindung war unbeschreiblich merkwürdig. Eine ungekannte Leere breitete sich jetzt in ihm aus, in der er sich selbst ein wenig fremd vorkam, und zugleich wurde sein Gehirn erfüllt von einem unbändigen Gefühl. Einem strotzenden Gefühl, das nur die Freiheit sein konnte, von der Lily gesprochen hatte. Doch dann wiederum fühlte sich Severus zum ersten Mal seit seinem Tod, als würde er gar kein Gehirn, ja gar keinen Körper mehr besitzen.
Eine tatsächlich sehr merkwürdige Empfindung. Und das allermerkwürdigste an dieser Empfindung war, dass sie Severus nicht wieder losließ.
„Wir sind da, Severus“, sagte Lily nun sanft. Sachte ließ sie seine Hand los.
Erst jetzt bemerkte Severus, dass sie bereits wieder zum Stehen gekommen waren. Er öffnete blinzelnd die Augen und sah sich um. Und es verschlug ihm den Atem.

Das silbrige Licht war nicht verschwunden. Doch umgab es ihn nicht länger wie ein gleißendes Meer, sondern schwebte nun anmutig in sanft schimmernden Schlieren um ihn herum. Ein wenig erinnerte es an eine Art lichtenen Nebel, der jedoch viel fester und dichter war als gewöhnlicher Nebel. Aber jene Lichtschlieren, die sich nach allen Seiten erstreckten, waren längst nicht so undurchdringlich wie der Nebel der Zwischenwelt, nein, eher weich und flockig. Und so wenig kühl wie feucht, sondern angenehm wohlig warm. Sie konnten alles sein, doch kein Nebel.
Der Himmel über Severus war von einem flammenden Orangerot, durchzogen von einem endlosen Band silberner Lichttupfer, vielleicht Sternen. Ein schwach regenbogenartig leuchtender Dunst erfüllte die laue Luft.
Die beinahe unnatürlich anmutende Stille, die noch vor wenigen Augenblicken drückend geherrscht hatte, war nun gebrochen von einem unablässigen Wispern, ganz zart und leise, das aus dem Silberdunst selbst zu dringen schien.
Severus’ Augen wanderten an ihm herab und er erblickte, dass auch er selbst nun aus vollkommenem, glimmendem Silber zu bestehen schien. Freilich besaß er Füße, die in den leuchtenden Schlieren des Seelenreichs so sicher standen wie auf festem Grund, er besaß schlanke Beine und einen flachen Brustkorb und Arme mit langfingrigen Händen. Doch war sein Körper bloß aus reinem Licht geformt.
Severus fand über seine fremde Gestalt nichts als mildes Erstaunen in sich. Er schien alles wie durch einen Schleier des neuentdeckten inneren Glücks wahrzunehmen.
“Willkommen im Seelenreich, Sev“, sagte Lily munter. Severus sah zu ihr auf und es nahm ihm abermals die Luft. Sie war ein silbriges Wesen, gemeißelt in das gleiche Licht wie er. Hell schimmernd wie ihr eigener Patronus lächelte sie ihn erwartungsvoll an. „Und, gefällt es dir gut hier?“
Severus nickte nur kurz und ehrlich. Diesen Moment wollte er nicht durch Worte zerstören. Lily war so schön, wie sie dort silbern glimmend vor ihm stand. Ihr Anblick war überwältigend wie nie zuvor, atemberaubend.
Und doch war etwas grundlegend anders, wie Severus sie so ansah, ja, etwas in ihm selbst schien verloren. Zuerst wollte er nicht darauf kommen, was denn fehlen sollte, und schon begann er irritiert darüber nachzugrübeln. Aber dann erinnerte er sich jäh an Lilys letzte Worte auf dem geisterhaften Spielplatz und es wurde ihm schlagartig bewusst. Ja, nun auf einmal spürte er selber, was sie meinte.
Es war freilich äußerst eigenartig, doch nicht bloß all seine weltlichen Lasten, nicht bloß all seine irdischen Ängste, Probleme schienen ins Seelenreich davon geschwebt wie Vögel in die Nacht. Nein, noch eine weitere Empfindung war mit ihnen fort gezogen.
Verliebtheit … was war das? Dieses Gefühl kannte Severus nicht mehr, es war kein Teil mehr von ihm; er konnte sich bereits nicht mehr in es hineinversetzen. Er blickte in Lilys von so großer Zartheit erfülltes Gesicht, in ihre glühend warmen Augen und es erschien ihm vollkommen fremd, in sie verliebt zu sein.
Doch spürte er noch in demselben Augenblick, so perplex jener auch war, er würde es auch nicht vermissen. Weshalb sollte er Ketten der Eifersucht und Sehnsucht nachtrauern? Sollte er sich etwa nervöse Befangenheit herbeiwünschen?
Und von der Liebe, die Severus zu Lily empfand, von ihr war bloß durch den Eintritt in eine andere Welt nichts, und rein gar nichts verschwunden. Nein, beinahe spürte er noch mehr Liebe für sie in sich als jemals zuvor. Obwohl sie sich bloß gegenüber standen und in die Augen sahen, fühlte er sich ihr näher als irgendwann in seinem Leben. Er war eins mit ihr, all ihren Gedanken und Gefühlen. Ihre lichtenen Herzen schlugen in grenzenlosem Einklang.
Für einige lange Momente herrschte jene sprechende Stille der Verbundenheit zwischen den beiden, bis Severus sie schließlich leise brach.
“Danke, Lily“, sagte er schlicht. War dieser aufrichtige Dank wahrhaft Worte, die einen Mund verließen? Oder nicht viel eher ein leiser Gedanke, durch das Universum geschickt? „Dass du mich hier her gebracht hast. Du -“
“Ach, das war doch nur selbstverständlich“, erwiderte Lily schulterzuckend. „Ich meine, ich hätte dich ja nicht im Nebel da verrotten lassen können, oder? Also, natürlich nicht, dass du verrottet wärst, ’tschuldigung!“, setzte sie eilig nach, „Schließlich hab ich damals auch den Weg ins Seelenreich allein gefunden, und du bist ja intelligent. Wobei man ohne Körper ja sowieso nicht mehr verrotten kann, muss man sagen. Na ja, mein Körper dagegen ist wohl schon längst verrottet. Und deinem kannst du jetzt leider auch nicht mehr groß helfen.“
“Unserer bemitleidenswerten Körper sollten wir wirklich ehrfürchtig gedenken, aber … Du weißt nicht, wie viel es mir bedeutet, bei dir zu sein. Wirklich nicht.“, beharrte Severus ernst. Vage erstaunte ihn, dass es ihm überhaupt nichts ausmachte, von seinen Gefühlen zu sprechen.
“Natürlich weiß ich das“, meinte Lily nur lächelnd.
“Solltest du auch“, entgegnete Severus und gab das Lächeln zurück. Sein Blick löste sich flüchtig von dem Lilys und fand nun abermals die rätselhaft glimmenden, anmutigen Schlieren endlos um ihn her. „Sag, Lily, was ist eigentlich dieser … dieser Dunst?“, fragte er verdutzt.
Lily grinste amüsiert.
“Dunst? Das ist kein Dunst, Sev! Diese schwebenden Lichter um uns, es sind andere Seelen. Zahllose andere Seelen wie wir, so einig und verbunden, dass sie auf uns wirken wie ein einziger Lichtnebel, weißt du.“
„Andere Seelen?“, stieß Severus einigermaßen verblüfft hervor, ließ seinen Blick perplex durch das schimmernde Meer des Silbers schweifen. „Aber Lily, dann müssten auch wir doch –“
„So ein Dunst sein?“, unterbrach sie ihn leichthin. „Nun, wir sind es ja in Wahrheit, wenn du verstehst, was ich meine. Aber würdest du dich denn nicht etwas seltsam fühlen, so als Lichtwolke? Oder bei einem Gespräch mit Nebel? Wie gesagt - Wir sehn die Welt nicht wie sie ist, sondern so, wie wir sie sehen wollen.“
“Das bedeutet also“, warf Severus zögerlich ein, „Für die anderen Seelen sind wir ebenfalls – formloses Licht? Und sich selbst und die Seelen, die – die sie kennen, oder mit denen sie reden möchten – sehen sie wiederum als körperliche Gestalten?“
“Wenn sie schon mal auf der Erde gelebt haben und somit Körper kennen – Ja. Also, ich war damals auch neugierig und hab so einige Seelen danach gefragt – Freunde wie Fremde.“
Severus lachte, aufrichtig und ungezwungen. „Typisch.“
Tatsächlich bei Lily sein zu dürfen kam ihm unverändert vor wie ein unendlich schönes Geschenk. Doch nicht länger beschlich ihn nun der lähmende Gedanke, all dies sei zu unbekannt traumhaft, um wahr zu sein. Nein, jetzt, nach seinem Eingang ins Licht, erschien ihm Lilys Anwesenheit plötzlich irgendwie ebenso selbstverständlich wundervoll wie die verbundenen Seelen um ihn und die losgelöste Freiheit in ihm. Er fühlte sich schier grenzenlos frei, so wie ein Herbstblatt im Wind. All der Schmerz seines Lebens auf der Erde schien bereits Jahrhunderte zurückzuliegen, einer längst vergangenen Epoche anzugehören. Und auch jener Schmerz, den er noch so heftig im Grau der Zwischenwelt verspürt hatte, er schien jäh ausgelöscht im Licht.
Für nichts in allen Welten sehnte sich Severus einen Körper zurück, sein irdisches Leben, seinen inneren Tod.
Auf irgendeine Weise fand er, dass die so vielen anderen Seelen, die sie umgaben, die neue, einzigartige Verbindung zwischen ihm und Lily in dem Moment störten. Milde wünschte er sich ein wenig Raum für sie und ihn herbei.
Sein Wunsch erfüllte sich augenblicklich.
Nach allen Seiten schienen sich die Wolken von Seelen um sie jetzt bahnbrechend schnell zurückzuziehen, als würde ein kräftiger Windzug sie mühelos fort wehen. Im leeren Raum, der so erstand, dehnte sich nun tatsächlich eine einsame Waldlichtung aus. Flache Felsen ragten anmutig gespenstisch aus hohem, sich in einer lauen Brise wellenden Gras. Der umgestürzte Stamm eines mächtigen Baumes teilte die Lichtung in zwei Hälften. Der Himmel über ihr erstrahlte nicht länger glutorange, sondern war nun von einem dämmerungsartigen Graublau. Die fremden Seelen umgaben die Waldlichtung wie ein schimmernder Buschsaum in der Ferne.
“Oh, ich seh’, du kannst bereits ziemlich erfolgreich wünschen, Severus!“, meinte Lily anerkennend. „Hübsche Illusion.“ Sie schritt gemächlich zu dem umgestürzten Stamm und ließ sich auf ihm nieder. „Erinnerst du dich denn auch schon?“, fragte sie interessiert und sah Severus forschend an.
„An was genau soll ich mich erinnern?“, erwiderte er langsam und setzte sich neben Lily. Bloß einen Wimpernschlag darauf erhaschte er die Antwort allerdings in ihren Gedanken. „An – das Seelenreich?“
„Jaah. Es ist ja schließlich der Ort, von dem jede Seele stammt, bevor sie in ein Leben auf der Erde eingeht. Du bist da sicher keine Ausnahme. Aber bei mir hat’s damals auch etwas gedauert, bis die Erinnerung zurückkam. Stell dir vor, ich habe –“
Doch Severus erfuhr nicht, was Lily einst so Unglaubliches getan hatte. Denn ihre Worte und Gedanken hielten jäh inne und sie blinzelte aufmerksam in den fernen Saum der anderen Seelen. Severus folgte ihrem Blick und erhaschte eine helle Bewegung am Rande der glimmenden Wolken. Es war, als würde sich dort ein strahlendes Wesen langsam aus dem Licht herausschälen – ja, als würde sich eine fester Körper erst allmählich aus dem Silber formen –
Eine schimmernde Lichtgestalt, trat niemand anderes als James Potter aus dem Meer der Seelen auf die Lichtung.

Seinem Sohn unverändert wie aus dem Gesicht geschnitten, das silbrige Haar nach wie vor äußerst zerstrubbelt und ein schiefes Lächeln leise seine Mundwinkel umspielend, schritt er gelassen auf Lily und Severus zu.
“Aah, da bist du, Lily!“, meinte er locker. „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du vielleicht Lust hast uns Gesellschaft zu leisten, aber wie ich nun sehe“, seine Augen fanden für einen Wimpernschlag die Severus’, „bist du ja mit ihm beschäftigt.“ Er sagte es vollkommen neutral, vollkommen leichthin; keine Spur von Ärger, Spott oder gar Eifersucht schwang mit in seiner Stimme.
“Wer ist denn dieses ‚uns’, James?“, entgegnete Lily munter.
“Also, Moony ist grade mit Tonks bei mir und Sirius, und sie haben auch den Weasley-Jungen mitgebracht.“
“Fred?“, sagte Lily erstaunt und Severus verspürte inmitten all des neuentdeckten Lichts in ihm doch etwas wie einen leichten Stich des Bedauerns. Wie viele Kämpfer von Hogwarts waren bloß noch gewaltsam ihrem Leben entrissen worden?
“Ja“, erwiderte James ernst. „Seine Eltern haben immer so gut für Harry gesorgt, da bin ich’s ihnen doch schuldig, mich nun um ihren Sohn zu kümmern, oder? Fred ist ziemlich aufgelöst.“
“Natürlich ist er das“, meinte Lily etwas bedrückt.
“Er will, dass ich ihm ‚jetzt gefälligst endlich erkläre’, wie man von hier aus das Geschehen auf der Erde beobachtet.“, sagte James milde lächelnd. „Er möchte halt schauen, wie’s seinem Bruder geht. Nun, Remus möchte natürlich genauso dringend, dass es ihm jemand zeigt. Oh, und es ist auch eine von Nymphadoras dreitausendvierhundertachtundsechzig schrecklich wichtigen Fragen an mich. Ich glaub ja, sie ist eh einigermaßen begeistert, mal Harry Potters Vater live zu sehen.“, setzte er schulterzuckend nach. „Ich geh dann auch mal lieber wieder, sonst stiehlt Tatze mir am Ende noch die Show.“
“Grüß sie alle lieb von mir, James!“, sagte Lily und hob zum Abschied die Hand. „Besonders Moony. Und bring’ ihnen ja schnell die Allsicht bei.“, fügte sie grinsend hinzu.
“Sollte ich tun, wie?“, meinte James in einem äußerst theatralischen Seufzen. „Oder sie werden mich wahrscheinlich noch -“
Er unterbrach sich. Flüchtig schielte er zu Severus hinüber, ohne ihm wirklich in die Augen zu sehen. „Oh, und bevor ich’s vergesse“, sagte er, „Dir soll ich noch von Albus ausrichten, dass du ja mal zu ihm kommen kannst, wenn du möchtest. Er meinte etwas von wegen, die Wahrheit hätte ihn so einige Fehler seinerseits einsehen lassen.“ Nun blickte James Severus zum ersten Mal wahrhaft an und ein ganz und gar merkwürdiger Ausdruck lag in seinen Augen. „Ich glaube, er will sich … entschuldigen.
Allerdings meinte er auch, du solltest dir ruhig alle Zeit der Welt mit Lily lassen.“, fügte er ernst und vollständig ohne Missfallen hinzu.
Severus nickte kurz und ziemlich steif.
James löste seinen Blick wieder von ihm.
“Ciao, Lily!“, meinte er lässig und grinste ihr zu. „Bis dann so.“
Und damit wandte er sich um und schritt hinfort, über die taubenetzte Lichtung zurück gen wirbelndes Seelenmeer.

Einigermaßen perplex starrte ihm Severus wortlos nach, bis James Potter wieder festen und sicheren Ganges in die Wolken der Seelen eintrat, in ihnen verschwamm und abermals eins mit ihnen wurde.
Es war nicht James’ jäher und überraschender Auftritt, der Severus verwirrte. Auch waren es nicht sein und Lilys völlig gelassenes Gespräch über eine Fähigkeit namens Allsicht oder Albus Dumbledores merkwürdige Botschaft. Nein, was Severus so vollkommen und restlos irritierte war, was er in sich empfand. Doch vielleicht war es ja das, was Lily Wahrheit nannte.
Er hatte in Potters Gesicht gesehen und freilich nicht dieselbe herzerwärmende Verbundenheit gefühlt, die ihn an alles im Seelenreich zu knüpfen schien. Doch wäre es eine Lüge, er hätte Zorn, Unbehagen oder gar Hass gespürt. Auch von Eifersucht war in ihm keine Spur. Nein, er konnte nicht sagen, dass er James gegenüber etwas anderes als ungezwungene Gleichgültigkeit empfand. Er erschien Severus schlichtweg nicht mehr bedeutsam.
Und es erschien ihm nur sinnlos, groß weiterhin über ihn nachzudenken. Einfach bloß destruktiv und dazu ablenkend von dem, was wahrhaft wichtig war. Wozu würde es denn führen, wenn Severus seine Gedanken länger an James Potter verschwendete?
Und doch, es stimmte nicht ganz, Severus hatte beim Anblick James’ etwas empfunden, etwas, das zweifellos keine Gleichgültigkeit war: Ein ganz und gar fremdartiges Gefühl von Schuld. Natürlich wusste sein Verstand schon seit Jahrzehnten, dass nicht bloß Lily, sondern ebenso ihr Mann auf seine Warnung hin von Lord Voldemort ermordet wurde. Aber erst auf jener illusionsartigen Lichtung erreichte dieses Wissen nun tatsächlich sein Herz. All die Zeit, gefangen in einem Körper, war es blind dafür gewesen vor schierem Hass.
Ja, die Schuld erreichte sein Herz, und sie versetzte ihm dennoch keinen Stich.
Denn in der Freiheit des Seelenreichs benötigte er selbst Lilys Worte nicht um zu wissen, dass Schuldgefühle hier das Sinnloseste schlechthin waren. Die Erkenntnis seiner Schuld gegenüber James hielt Severus bloß noch zusätzlich davon ab, Zorn auf ihn zu verspüren.
Und so wandte er sich stattdessen dem zu, was ihm noch weitaus merkwürdiger erschien als seine eigenen Gefühle … Dem, was er glaubte, in James’ Augen erhascht zu haben, als der seinen Blick flüchtig ihm zuwarf … Beinahe schien es Severus, als würde Potter tatsächlich dasselbe empfinden wie er … Doch nein, das konnte nicht sein ...
Severus wusste nicht, was er zu James Potters plötzlichem Erscheinen sagen sollte, und zugleich meinte er, dass es im Grunde auch gar nicht nötig war, irgendetwas dazu zu sagen. Lily dachte genauso und sah nur leicht gedankenverloren in den dämmrigen Himmel, und so fragte Severus schließlich bloß:
„Was ist eigentlich dieses Wispern, Lily?“
Denn noch immer vernahm er schwach jenes rätselhafte Flüstern; es schien leise vom Rande der Lichtung zu ihm hinüber zu wehen.
“Es sind Gedanken“, sagte Lily und wandte sich nun wieder zu ihm, „Die Gedanken all der andern. Wir sind ja schließlich nicht die einzigen Seelen, die gezielt Gedanken austauschen. Also, das heißt, miteinander reden, auch wenn wir natürlich keinen Mund mehr haben, der Klänge erzeugen kann. Aber die Luft schwirrt auch schon von dem, was wir nur für uns selbst denken.
Ach übrigens“, fügte sie schulterzuckend hinzu, „ich bezweifle zwar, dass dir gerade irgendwer außer mir zuhört oder deine Gedanken auch nur aus dem allgemeinen Strom heraushört, aber natürlich kannst du sie auch leicht nach außen hin verschließen … für dich als alten Okklumentiker dürfte das ja erst recht kein Problem sein.“ Sie grinste verschwörerisch.
Doch Severus verspürte im Augenblick tatsächlich nicht das Verlangen, das was er dachte und fühlte zu verbergen.
Aufmerksam lauschte er jetzt dem Flüstern um ihn, versuchte all die wispernden Stimmen der Seelen zugleich zu erhorchen … Und in dem Wissen, was jenes Wispern wirklich war, durchflutete ihn urplötzlich ein mächtiger Strom von Gedanken anderer … unzählige Erinnerungen, die nicht die seinen waren, zogen unentwegt an seinem inneren Auge vorüber … Zart, fließend und leise, doch viel zu rasend schnell, als dass er einzelne Bilder wirklich erfassen konnte … Aber ein wahrer Sturm zahlloser fremder Emotionen begann nun in ihm zu toben, mitreißend heftig und ständig im Wechsel begriffen … Glück – Erstaunen – Liebe – Zögern – Ungeduld – Amüsement – Trägheit – Neugierde – Euphorie – Gleichgültigkeit –
Severus’ Kopf fing von all dem ein wenig an zu schwirren und er wünschte sich diese befremdliche Verbindung zu den anderen Seelen jäh wieder fort. Und augenblicklich verebbte die Flut ihrer Gedanken, ihrer Gefühle und Erinnerungen abrupt in ihm und war nicht länger mehr als das vertraute leise, sanfte Wispern am Rande seines Bewusstsein.
“Fühlt sich zuerst einmal seltsam an, oder?“, meinte Lily, doch ehe Severus auch nur die leiseste Chance bekam ihr zu antworten, fügte sie bereits unvermittelt und ziemlich enthusiastisch hinzu:
„Übrigens, Sev, ich hab mir gedacht, ich könnte dir vielleicht doch auch mal den Ort zeigen, den ich von allen hier am liebsten mag, wenn du nichts dagegen hast. Oder möchtest du lieber erst mal auf dieser Lichtung bleiben?“
“Nein, nein, natürlich nicht, dein Wille ist mir Befehl“, erwiderte Severus mit einem leisen Lächeln und einer übertrieben affektierten Verbeugung.
“Ich hätte auch nichts anderes erwartet“, sagte Lily schmunzelnd. „Also, dann ist es mal wieder an der Zeit, aufzustehen und meine Hand zu nehmen.“ Und sie erhob sich und streckte sie ihm entgegen.
Severus tat wie ihm geheißen. Es befremdete ihn sehr, bei Lilys Berührung nicht die geringste Regung in sich zu verspüren. Einen Herzschlag darauf wurde Lilys Griff abermals stählern fest, schier unnatürlich kraftvoll. Und dann begann die abendliche Waldlichtung, ebenso wie zuvor in der Zwischenwelt jener geisterhafte Spielplatz, auf ganz eigenartige Weise in sich wie Wasser zu zerfließen. Aber die Lichtung wurde nicht verschluckt von allumfassender, unbehaglicher Finsternis.

Nein, um Lily und Severus her begann sich jetzt weites Firmament wie ein unendlicher Nachthimmel zu erstrecken, verblüffend klar und tintenblau. Ein endloses Band von Sternen zog sich bis zum Horizont und über ihn hinaus, warf ein dunstig silbriges Licht über die anmutige Szenerie. Jeder einzelne Stern wirkte so nah, so greifbar, als ob man die Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren könnte. Severus schwebte so sanft und sicher wie ein Teil von ihr in der grenzenlosen Weite.
Lily lockerte nun wieder ihren eisernen Griff um seine Hand, doch sie ließ sie nicht los.
“Hier“, sagte sie milde zu Severus, der vollkommen sprachlos war, „habe ich mich wirklich schon immer am liebsten aufgehalten. Seit ich denken kann, zwischen all meinen Leben.
Also, ich hab bereits fünf Leben auf der Erde geführt, weißt du“, fügte sie auf Severus’ irritiert fragenden Blick beiläufig hinzu. „In meinem zweiten war ich ja übrigens Julyna Bonham, falls es dich interessiert … Den Namen hast du bestimmt schon mal gehört? Eine berühmte Heilerin.“
“Natürlich. Sie hat – das heißt, ähm, du hast den Trunk des Friedens mitentwickelt, oder?“, fand Severus seine Sprache schließlich etwas perplex wieder.
“Jaah, richtig. War ’ne ganz schön knifflige Angelegenheit, das kann ich dir sagen. Hat sich über Jahre gezogen, glaub mir.“
“Das glaub ich dir sofort“, erwiderte Severus nur einigermaßen beeindruckt. „Dein Trank wird ja schließlich nicht umsonst immer als mittelalterlicher Meilenstein der Heilkunst bezeichnet.“ Er schüttelte bewundernd den Kopf. Was für ein äußerst merkwürdiges Gespräch.
Lily, die plötzlich ganz gedankenverloren wirkte, nickte bloß schwach und sah mit verschleiertem Blick in die unendliche, nachtene Ferne, in der die Sterne langsam umher zu gleiten schienen. Unvermittelt tat sie einen Schritt ins Nichts hinein und zog Severus sanft mit sich. Es war ihm, als würde er vollkommen festen Ganges über samten weichen, leicht federnden Boden schreiten.
„Diese Lichtpunkte um uns, es sind keine Sterne, oder?“, fragte er, auch wenn er die Antwort bereits zu wissen glaubte. Noch immer erfüllte ein leises Wispern die warme Luft.
“Nein“, erwiderte Lily vage. „Es sind Seelen wie du und ich.
Weißt du, ich war schon einmal Mutter“, fügte sie nachdenklich hinzu. „In meinem dritten irdischen Leben, Severus. Ich hatte damals eine wundervolle Tochter.“
“Ist sie jetzt auch hier im Seelenreich?“, erwiderte Severus verblüfft. Auf eine gewisse Weise befremdete ihn die Vorstellung sehr, dass Lily noch Mutter eines weiteren Kindes außer ihrem geliebten Harry sein sollte.
“Nein“, sagte Lily und eine leichte Sehnsucht lag in ihrer Stimme, „Im Augenblick lebt sie wieder auf der Erde … und sie erinnert sich zurzeit natürlich nicht an mich. An dich jedoch erinnert sie sich nur zu gut.“, setzte sie leise lächelnd nach und sah nun wieder zu Severus auf.
“An mich?“, entgegnete Severus völlig verwirrt, „Lily, wer –“
Doch in eben jenem Augenblick erreichten ihn ihre von Liebe erfüllten Gedanken und er stockte jäh.
Das Erstaunen traf ihn schmetternd.
„Tatsächlich – sie?“, sagte er langsam, wie vom Donner gerührt.
“Sie.“, bestätigte Lily sanft und ihre Augen schimmerten warm wie geschmolzenes Silber. „Sev, ich hab über all das Drama wirklich ganz vergessen, dir für die Rettung auch ihres Lebens mehr als nur zu danken. Tut mir Leid. Ja, meine Tochter besitzt in ihrem jetzigen Leben gestaltenwandlerische Fähigkeiten und ihr Name ist Lucy Morgan.“

Das Gedankenwispern der Seelen pochte so leise in Severus, dass er es leicht für einen zarten Teil von sich selbst hätte halten können, und doch so laut, dass es sein Inneres pulsierend erfüllte. Wie ein unendlicher Strom von sanften Emotionen, die nicht die seinen waren, und fremder Erinnerung durchfloss es ihn. Er hatte jenes Mittelmaß schließlich entdeckt, in dem er sich weder gestört noch isoliert von all den punktenen Mitseelen um ihn fühlte. Und mit der fremden war auch seine eigene Erinnerung zurückgekehrt.
Ruhigen und sicheren Schrittes passierte er, seine Lily fest an der Hand, einen schimmernden Ozean der Seelen. Jene Lichttupfer, die sie silbrig umgaben, schwebten gemächlich umher wie ein Schwarm einheitlich verbundener Leuchtfische in der Tiefsee. Severus wusste nicht, wie lange Lily und er schon so stumm und vereint Seite an Seite durch das Universum schlenderten. Ob es bloß der Bruchteil einer Sekunde war oder ein halbes Jahrhundert. Zeit schien hier relativ, und sie verstanden sich auch ohne Worte.
Doch nun brach Lily plötzlich, unverhofft die wispernde Stille. “Oh, hallo Dobby!“, rief sie munter und hob zum Gruß die Hand, die nicht die Severus’ hielt. „Schön, dich auch mal wieder zu sehn, Kleiner.“
Severus folgte erstaunt Lilys erfreut glänzendem Blick; mit wem sprach sie da?
Und dann sah er ihn. Dort, in der tintenblauen Ferne, kam ein glimmender kleiner Lichtpunkt geradewegs auf Lily zugeschwirrt. Der Name Dobby rührte jetzt auch leise etwas an Severus’ Gedächtnis. Hieß denn nicht so der freie Hauself, der einst in der Küche von Hogwarts arbeitete und der laut Bellatrix Lestranges zornentbranntem Bericht Harry Potter und seine Gefährten aus dem Hause Malfoy gerettet hatte?
Severus wünschte sich vage, die körperliche Gestalt dieses Lichtpunkts zu erblicken, der zu Lily glitt; er wollte sehen, ob es tatsächlich jener Elf war, an dessen Namen er sich meinte zu erinnern.
Aber nichts geschah. Der kleine Silbertupfer veränderte seine Form nicht. Severus runzelte leicht irritiert die Stirn.
„Vielleicht möchte er sich einfach nicht anders zeigen als so, Sev“, beantwortete Lily leise Severus’ unausgesprochene Frage, den Blick unverändert auf den stetig näher schwebenden Dobby gerichtet. „Also ich würd’s an seiner Stelle auch nicht wollen. Warum sollte er auch freiwillig einen Unterschied zwischen sich und den Seelen der Menschen schaffen, indem er sich dir in Gestalt eines Hauselfen offenbart? Es gibt doch in Wahrheit keinen Unterschied. Oder spürst du etwa andere Gefühle in ihm als in einer menschlichen Seele – besteht er denn nicht aus ein und demselben Licht?
Aber ja, du erinnerst dich vollkommen richtig“, fügte sie milde lächelnd hinzu, „Das ist Dobby, ein rebellischer Hauself und mein tapferer Held aus Malfoy Manor.“
Sie haschte spielerisch nach jener anderen Seele, sowie sie schließlich zielstrebig in Greifweite geglitten war, doch Dobby hauchte einen Gedanken voll Vergnügen in die Welt und wich ihrem Griff blitzschnell aus. Zog neckende Kreise um seine Jägerin, die ihn grinsend zu ergreifen versuchte.
Severus konnte alles, was in dieser kleinen Seele vorging, in sich spüren. Von der liebevollen Bewunderung, die Dobby für Harry Potters Mutter empfand, bis hin zu seiner leisen Sehnsucht nach einer Elfe namens Winky. Seine Vergangenheit war ein Teil von Severus, wenn auch der größte Teil von Dobby die Gegenwart war.
Severus war verschmolzen mit all den Bildern des Lebens von unzähligen Seelen. Teils waren es Bilder voll Leid und voll Schmerz, der in der lichtenen Wärme des Seelenreichs allmählich verheilte. Doch so viele waren auch getränkt in unbändige Emotionen, in berauschende Höhenflüge, in leichtes Vermissen und in Zurückdenken voll Glück. Severus hätte Neid verspüren können auf all die, deren Leben nicht bloß ein finsterer Schatten war, den sie erleichtert hinter sich ließen. Doch seine eigene Erinnerung hielt ihn davon ab.
Freilich hätte Schuldgefühl seine neuentdeckte Erkenntnis ziemlich trüben können, ja, wenn nicht ihren Wert gar vollkommen zerstören. Doch Lilys Worte in der Zwischenwelt hatten sich längst unwiderruflich in seinem Herzen verankert, waren längst ein beständiger Teil seiner Selbst geworden. Und sie verstärkten sein Empfinden noch, dass Schuldgefühle hier schlichtweg zu rein überhaupt nichts führten. Zumal Lily, wie Severus nun in jedem noch so fernen Winkel seiner Seele unerschütterlich fest wusste, auch ohne ihn wohl kaum ein langes und glückliches fünftes Leben auf der Erde hätte führen können. Und Lily selbst schien jene schicksalhafte Begegnung von ihr und ihm tatsächlich nicht im Geringsten zu bereuen. Für Severus dagegen bedeutete sie umso mehr. Ja, über den Tod hinaus noch mehr sogar, als er in seinem Leben je geahnt hatte.
Dobby entwich abermals schwirrend Lilys silbrigen Fingern wie ein gewandter, glimmender Schnatz. Verpasste ihr einen letzten liebevollen Lichtstupser gegen die Schulter und schwand dann davon in die Tiefen seines Reiches.
Natürlich wusste Severus nun wieder, dass auch er sich einst als eben solch ein punktenes, formloses Licht empfunden hatte.
Lange Zeiten waren seither vergangen, und doch kam es ihm vor, als sei es gerade erst gestern gewesen ...
Er, damals ein Silberfleck in der unendlichen Weite, eine Lichtschliere in den schimmernden Wolken, sich selbst noch nicht geformt durch ein irdisches Leben.
So glitt er durch das zahllose Meer der Seelen als ein fester Bestandteil von ihm. Mit jeder von ihnen war er in jener magischen Nähe verbunden, und doch fühlte er sich auf gewisse Weise sehr einsam. Rastlos, ruhelos, da tief in seinem Innern etwas fehlte. Wirklichen Frieden konnte er nicht in sich finden. Und er beschloss, in sein allererstes Leben auf der Erde einzugehen, bloß um dort seine Suche nach dem fortzusetzen, wonach sich alles in ihm so heftigst sehnte.
Nach jemandem, an den ihn eine wahre, ja eine wahrhaftige Liebe band ... Was hätte er nicht getan, um nur zu wissen wie es war, zu lieben … geliebt zu werden … Alles hätte er gegeben für eine wirklich geliebte Seele, für eine Seele, die ihn auf seinen weiteren Wegen sanft und sicher begleiten und führen würde …
„Sev“, riss ihn jetzt Lilys leicht zögernder Gedanke unvermittelt aus dem Strom seiner Erinnerungen. „Ich hab gerade drüber nachgedacht … Sag mal, möchtest du eigentlich noch einmal auf der Erde leben?“
Severus blickte in ihr lichtgemeißeltes Gesicht und er wusste, er könnte es niemals bedauern, gelebt zu haben. Sein Leben war vielleicht nicht wahrhaft so gewesen, wie er, die einsame Seele, es sich einst erträumt hatte. Doch die bedeutsamste und allersehnsüchtigste Erwartung, die er je an es stellte, sie wurde ihm schließlich mehr als nur erfüllt.
“Möchtest du, Lily?“, entgegnete er.
Sie zuckte bloß die Schultern. „Nicht in nächster Zeit, würde ich sagen.“
“Ich auch nicht“, pflichtete ihr Severus sofort bei. Auch wenn er sein erstes Leben auf der Erde nicht im Geringsten bereute, wollte er die so heilende Freiheit des Seelenreichs doch in diesem Augenblick um keinen Preis verlassen. Er fürchtete sich vor jenen inneren emotionalen Ketten, die er nur zu quälend genau von seinem irdischen Leben kannte. Womöglich war er letztlich einfach nicht dafür geschaffen, in einem Körper zu leben.
Lily nickte vage. „Aber“, hauchte sie nachdenklich, „vielleicht dennoch irgendwann? So oder so möchte ich auf jeden Fall erst auf Harry und Lucy warten. Doch dann könntest du vielleicht zusammen mit mir in ein Leben auf der Erde eingehen, Sev, oder? Wir könnten noch mal etwas komplett Neues anfangen, wenn du willst. Es versuchen … besser zu machen als in unserem letzten gemeinsamen Leben, weißt du.“
“Ja, vielleicht irgendwann“, erwiderte Severus aufrichtig. „ Das alles liegt ja noch sehr weit voraus.
Oder ich warte hier auf dich, Lily, im Seelenreich, während du ohne mich auf die Erde gehst. Bis du schließlich wieder aus deinem Leben zurückkehrst.“
Lily wirkte ein wenig erstaunt. „Das wäre in Ordnung für dich?“, fragte sie behutsam.
“Natürlich. Wir haben doch schließlich unendlich viel Zeit, oder etwa nicht? Im wörtlichen Sinne.
Nun, selbstverständlich“, fügte er leicht schmunzelnd hinzu, „Wenn du dann endlich zurückkommen würdest – ich würde mich schon freuen, als sei ich eindeutig reif fürs St. Mungo.“
Lily grinste verschmitzt, ein amüsiert herausforderndes Funkeln schlich sich nun jäh in ihre schimmernden Mandelaugen. „Auf mich?“, meinte sie mit erhobenen Brauen. „Nach all dieser Zeit?“
“Immer“, sagte Severus leise lächelnd.
Und den Sinn seines Lebens an seiner Seite, schritt er tiefer hinein in die Weiten des Universums.

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So, das war's dann auch ;)
Ich bin schon etwas traurig, dass die Fan Fiction nun zuende ist ;( - ich schreibe schließlich seit mehr als anderthalb Jahren unregelmäßig daran und seit einem halben Jahr nun intensiver.
Aber eigentlich gibt es dann wiederum auch keinen Grund für Trauer; schließlich muss ich die Geschichte noch komplett überarbeiten und das kann noch Monate dauern bei ca. 270 Buchseiten. Vielleicht werde ich auch erst in den Sommerferien fertig damit - dann hätte das alles genau zwei Jahre in Anspruch genommen ^^ Die ersten fünf Kapitel gefallen mir nämlich persönlich überhaupt nicht mehr so, mein Schreibstil war damals echt noch nicht so ausgefeilt und besonders Kapitel 3 mit dem Spiegel ist doch grausig, das hätte ich viel besser schreiben können :D

Wer die neuüberarbeitete FF noch einmal lesen möchte ... Ich stelle sie dann wieder Kapitel für Kapitel auf einer extra Homepage online (den Link poste ich dann, sobald ich Lust habe wieder loszulegen) und danach kriegt jeder, der will, sie nochmal als PDF-Datei :)

Und DANN werde ich endlich mit einem Buch beginnen, dass nichts mit HP zu tun hat und dass ich auch versuchen werde irgendwie zu veröffentlichen =) - die FF ist ja das einzige, was mich bisher vom Schreiben abhält, die Idee, den groben Plot inklusive sehr vieler ziemlich unwichtiger Einzelheiten und die meisten Charaktere (Lucy Morgan war meine größte Inspiration für die Hauptcharakterin ^^) von "Lucy Gouldin und das Geheimnis der Gestaltenwandler" habe ich ja schließlich schon im Kopf :) Den Prolog werde ich wohl hier noch on stellen und den Rest dann im Stillen weiterschreiben ;)

Okay, bevor ich meinen Labermodus auch mal langsam beende, muss ich aber wirklich noch sagen:

Danke!! <333
Was soll ich sagen, meine lieben Leser, ihr seid die Besten!! *knuddel*
Ihr wart meine größte Motivation, stets neue Kapitel dieser Story zu schreiben und diese Story war meine größte Motivation, mich überhaupt viel intensiver mit dem Schreiben zu befassen =)
Ich danke euch sehr!

Ach ja, ich freue mich natürlich wie immer über Kommentare, Meinungen und konstruktive Kritik - vor allem beim allerletzten Kapitel :P

Gute Nacht dann auch mal,
Eure
Luna :**


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