Zwei Wochen nach Beginn des Schuljahres würde der Feuerkelch seine Champions preisgeben. Die Weasley-Zwillinge, die versucht hatten die Alterslinie zu überschreiten, waren ihre Bärte wieder los und die ganze Schule wartete gespannt auf die Ergebnisse. Stella hatte oft Probleme, die Kinder in der Klasse mit Geschichte zu begeistern, da die Gedanken oft zur Großen Halle abdrifteten. Doch der Unterricht machte ihr immer mehr Spaß und die Schüler gingen das erste Mal gerne zu Geschichte. Die langweiligen Stunden mit Professor Binns waren vergessen. Doch die erste Zeit nach Schuljahresbeginn war nicht nur schön für Stella. Sie und Igor Karkaroff kannten sich von früher und ihre Beziehung war nicht gerade innig. Stella war Mitgleid des Zaubergamots gewesen, welches Karkaroff verurteilt hatte. Er war einer der wenigen Bösen, die wußten, dass Stella nichts mit Reinblütigkeit am Hut hatte. Und zuletzt hatte Igor die nervende Angewohnheit, sie anzubaggern wann immer es ihm möglich war. Stella versuchte, so wenig Zeit wie möglich mit Karkaroff zu verbringen und hielt sich an Severus, der furchteinflößend für Igor war. Die beiden verbrachten ihre Freizeit entweder in den Kerkern oder der Bibliothek, einmal waren sie sogar in das „Drei Besen“ gegegangen. Stella schätzte die Freundschaft zu Snape, die sie manchmal vergessen ließ, dass Remus weit weg war und Sirius noch immer verfolgt wurde.
Am Abend, nach dem Essen, blieben alle Schüler in der Großen Halle und warteten, was passieren würde. Der Feuerkelch würde spucken und es wurden schon Wetten angeboten, wer die drei Champions werden würden. Der heißeste Hogwartsanwärter war Adrian McGallen, ein Ravenclaw, der Jahrgangsbester und dazu noch Quidditschkapitän war. Ihm dicht auf den Fersen war Angelina aus Griffindor und Marcus Flint aus Slytherin. Das eigentliche Ergebnis überraschte viele: Cedric Diggory, ein zwar intelligenter und gutaussehender, aber unbekannter und kaum begabter Schüler aus Hufflepuff. Die anderen zwei Champions entsprachen dem Wetttrend: Alle Jungs hatten auf Fleur gewettet, die nun mal die bestsaussehende und talentierteste war. Dass Krum der Champion wurde, war allen von vorneherein klar gewesen und so bekamen viele ihren Wetteinsatz zurück. Leute, die auf Adrian oder Marcus gesetzt hatten, wollten schon die Halle verlassen, als das Unfassbare passierte: Ein vierter Zettel wurde ausgespuckt. Die gesamte Halle verstummte, während Albus kurz den Namen las und dann mit unheilverkündender Stimme Harrys Namen vorlas. Harry ging wie betäubt nach vorne und hörte nie Kommentare, die ihm Klassenkameraden zuriefen nicht, Albus machte eine schnelle Geste mit der Hand, die Harry gebot ihm zu folgen. Noch nie hatte er den Schulleiter so aufgebracht gesehen.
„Es ist ein Skandal!“ Madame Maxime war Albus auf der Stelle gefolgt und auch Karkaroff befand sich im Raum. Harry fühlte sich verlassen und schutzlos. Er war froh, dass wenigstens Stella bei ihm war, doch auch die würde gegen drei Schulleiter nicht viel ausrichten können. Professor McGonnagal stürzte in den Raum und Harry wusste instinktiv, dass auch sei auf seiner Seite stand. Seine Hoffnung stieg etwas. „Harry.“ Dumbledore sprach gepresst, mit unterdrückter Aufregung. „Bist du dir sicher, dass du den Zettel nicht hineingeworfen hast? Vielleicht im Halbschlaf.“ Harry und Albus wussten beide, dass es ausgeschlossen war, aber Dumbledore wollte Gewissheit und so antwortete Harry: „Nein, Sir. Ich habe es wirklich nicht getan. Ich weiß nicht, wie der Zettel dahin gekommen ist.“ „Das ist doch klar.“, mischte sich ein wütender Karkaroff ein. „Du hast ihn da hineingeworfen.“ Bevor Harry etwas sagen konnte, hatte sich Stella vor Igor aufgebaut und funkelte ihn herausfordernd an. „Zweifelst du etwa an Professor Dumbledores Magie? Wie du sicher weißt und am Beispiel der Weasley-Zwillinge erkennen kannst, gibt es einen Altersring, den man nicht überschreiten kann, ohne volljährig zu sein. Irgend jemand“ sie sah Igor nun direkt an, „hat den Zettel hineingeworfen. Jemand über 17 Jahre.“ Karkaroff wandte unmutig seinen Kopf ab. McGonnagal schüttelte energisch mit dem Kopf. „Es ist egal, wie er dahin gekommen ist. Fakt ist, dass Harry ausgewählt wurde. Es ist wohl klar, dass er nicht teilnehmen kann.“ Die Menschen in dem kleinen Raum sahen sich schweigend an, bis Alastor Moody hereinkam. „Hat der Feuerkelch sich einmal entschieden, sollte man seine Entscheidung respektieren. Sonst wird seine Flamme erlöschen und das wäre für uns alle nicht gut.“ Harry wusste nicht, was er damit meinte, aber die angespannten Gesichter der Lehrer verrieten ihm, dass sie es sehr wohl wussten. Stella ging auf Harry zu und beugte sich zu ihm hinab. „Harry, es ist deine Entscheidung. Niemand hier zwingt dich. Falls du teilnimmst, werden Alastor und ich die helfen. Wenn nicht, wird dir das keiner übel nehmen.„ Harry sah in die strengen Gesichter der Schulleiter und kam sich plötzlich klein und unbedeutend vor. Er erhob sich von dem Stuhl, auf dem er die ganze Zeit gesessen hatte und sprach mit einer Stimme, die mutiger klang als er sich fühlte: „Ich werde teilnehmen. Wenn der Feuerkelch sich so entschieden hat, muss es so sein.“ Madame Maxime machte ein Gesicht, als würde sie gleich wieder protestieren wollen, doch Mad-Eye Moody sah zufrieden aus. Harry wusste nicht, was ihm mehr missfiel.
„Dieser Potter-Junge!“ Severus ging in seinen Räumen wütend auf und ab, während Stella auf einem Stuhl saß und ihn schweigend ansah. „Er ist genauso unmöglich wie sein Vater.“ Stella schüttelte den Kopf und sagte dann ernst: „Ich glaube nicht, dass er es war. Ich habe Igor Karkaroff im Verdacht.“ Severus Kopf zuckte ruckartig zu Stella herum und er fragte leise: „Igor? Wie kommst du denn bitte da drauf?!“ Stella stand auf. Sie spürte, dass Severus in Verteidigungshaltung ging. „Ich weiß, dass ihr mal Freunde wart. Aber das war noch zu Todesser-Zeiten. Du weißt, dass er dich mal in einer Verhandlung anzeigen wollte, um seine eigene Haut zu retten?“ Der Ausdruck in Severus schwarzen Augen zeigte Stella, dass er es nicht gewusst hatte. Fassungslosigkeit zeichnete sich auf seinen markanten Zügen ab, als er ein ungläubiges „Was?“ hervorstieß. Stella seufzte auf und erklärte ihm dann, dass sie Teil einer Kommision gewesen war, die Karkaroff der Todessertätigkeit überführt hatte. In einer Verhandlung, die kurz nach seiner Inhaftierung stattgefunden hatte, hatte er Namen genannt, die dem Ministerium sehr nützlich gewesen waren. Einer dieser Namen war Severus Snape gewesen. „Warum hat man mich dann nicht verhaftet?“, fragte Severus leise. Stella lächelte kalt. „Nun, einmal weil ich ein paar Imperio-Flüche umhergesendet habe und weil Albus ein mehr als gutes Wort für dich eingelegt hat.“ Einen Moment erschien es Stella, dass auf sich Severus Gesicht so etwas wie tiefe Dankbarkeit abzeichnete, doch nach einem Moment war sein Ausdruck schon wieder leer und so kalt wie seine Räume in den Kerkern. Stella seufzte in ihrem Inneren auf. Ob sie den Eisblock wohl je zum Tauen bringen würde?
Die folgenden Tage waren nicht leicht für Harry. Der einzige Lichtblick waren die täglichen Trainingseinheiten der Quidditschmannschaft und die Übungen, die Professor Moody und Black anordneten. Wenn der Verteidigungslehrer noch nicht da war und Stella und Harry eine ruhige Minute hatten, erzählte sie ihm Neuigkeiten von Sirius. Immer enthielten ihre Botschaften einen Gruß an Harry und Ratschläge, wie er die Lehrer noch mehr ärgern könnte oder wie das Turnier zu gewinnen war. In solchen Momenten vergaß Harry, dass er bald Aufgaben gegenüberstehen würde, die meilenweit über seinem Zauberlevel waren und in einem Wettkampf rivalisiern würde, der von wesentlich älteren, erfahreneren und vor allen Dingen besseren Schülern bestimmt wurde. Mehr als einmal war Harry kurz davor gewesen, Stella zu bitten ihn abzumelden und jedes Mal hatte sein Stolz ihn daran gehindert. Seiner Lehrerin, die auch noch seine Patentante war, war das selbtsverständlich nicht entgangen, doch Stella sprach ihn nie darauf an, da sie wusste, dass er es mit sich selbst ausmachen würde.
Die Tage wurden kürzer und das Wetter schlechter. Der berühmt-berüchtigte Herbst war auch in Schottland eingekehrt. Die Schüler rannten von einem Raum zum anderen, da es kaum ein trockenes Plätzchen gab und existierte doch eins, war es meistens von aufgeregten Französinnen belegt, die ihre Haare zurechtmachten. Überhaupt war die Präsenz der fremden Schüler nicht nur angenehm für die Hogwarts-Zauberer. Die Jungen fühlten sich in Gegenwart der arroganten Französinnen stark benehbelt und verhielten sich wie Idioten, obwohl die Beaubartons-Mädchen sie kaum eines Blickes bedachten. Die englischen Mädchen, die sich eine ähnliche Reaktion der Jungs wünschten, wurden stark in ihrem Selbstbewusstsein angekratzt. Den Jungen ging es im Vergleich zu Krum und seinen Freunden nicht besser. Jeder der ausländischen Swchüler schien perfekt zu sein: klug, talentiert und sehr attraktiv.
An einem nebligen Oktobermorgen ging Stella über die Ländereien, um vor dem Frühstück noch eine Tasse Tee bei Hagrid zu trinken, als sie ein seltsames Geräusch hörte und kurz darauf eine sengende Hitze an ihrem Ärmel spürte. Ein furchtbar lautes Krachen und der Geruch nach verbrannter Erde bestätigte ihre Vermutung, dass Drachen in der Nähe waren. Ihren Zauberstab in der Hand und in Verteidigungshandlung suchte sie nach der Ursache des Feuers und fand sie im Verbotenden Wald. Auf einer riesigen Fläche, die größer als das Hogwarts Quiditschfeld war, sah sie vier riesige, angsteinflößende Tiere, die allesamt Feuer spuckten und nicht so aussahen, als würden sie viel über ihre Opfer nachdenken. Zu einer anderen Zeit hätte Stella diese Tiere wunderschön gefunden, doch jetzt war da mehr die Frage, wie die gefährlichen Kreaturen auf das Gelände der Schule gekommen waren. Als sie kurz darauf einen Zaun und einen Berg von Menschen erkannte, erübrigte sich die Frage: Hagrid hatte sie geholt. Stellas Verstand begann wieder zu arbeiten. Vier Drachen im Verbotenen Wald, Hagrid, der offensichtlich eine Erlaubnis hatte – vier ausgewachsene Tiere konnte nicht mal er verstecken – und niemand, der sich wunderte. Hierbei konnte es sich nur um die erste Aufgabe handeln.
Als Stella am nächsten Morgen Harry die Nachricht überbringen wollte, wusste er es schon. Betreten saßen sie eine Weile herum, bis Alastor den Raum betrat. Sofort sprang Stella auf und stch mit ihrem Zeigefinger in Moodys Brust. Dieser hob halb amüsiert, halb verwundert eine Augenbraue. „Du hast meinen Neffen in ein Frettchen verwandelt!“ Alastor rollte mit den Augen. „So groß war der äußere Unterschied gar nicht...“ Stella stach noch einmal fest zu und ließ dann von ihrem ehemaligen Mentor und Freund ab. „Hast du schon die gute Nachricht gehört? Drachen. Die erste Aufgabe heißt: Besiege einen Drachen.“ Stella sah ziemlich fertig aus, doch Moody machte nur ein finsteres Gesicht und meinte dann: „Wozu ist der Junge Quidditsch-Spieler?“ Harry schaltete sich in die Unterhaltung ein. „Ich darf keinen Besen mitbringen, Professor.“ Stellas Gesicht erhellte sich und sie wandte sich an Harry: „Nein, aber deinen Zauberstab. Und Accio wirst du doch können?“ Harry nickte stumm und Moody machte ein zufriedenes Gesicht. Stella holte ihren eigenen Zauberstab hervor und übte mit Harry Accio und ein paar wirkungsvolle Sprüche. Sie bemerkte nicht, wie Alastor sie beobachtete.
Die Zeit bis zu der ersten Aufgabe ging für Harrys Geschmack viel zu schnell vorbei. An einem klaren, aber kalten Novembermorgen ging er zusammen mit Professor Black und Hermine zu dem großen Stadium etwas außerhalb der Schule. Vor Nervosität konnte er kaum sprechen und er hatte auch nichts zum Frühstück herunterbekommen. Stella versuchte ihn mit freundlichen Worten und aufmunternden Gesten zu motivieren und Hermine nahm hin und wieder seine Hand und flüsterte ihm zu, dass alles gut werden würde, doch Harry wusste, dass er gleich einem ausgewachsenen, gefährlichen Drachen gegenüberstehen würde und er war sich nicht sicher, ob er mehr als ein paar Sekunden überleben würde.
Harry fühlte sich wie in Watte eingepackt, als der Minister die Drachen verteilte. Als er an der Reihe war, sah ihn jeder gespannt an. Harry wusste, was jetzt kommen würde. Stella schien es auch zu wissen. Vorsitig tastete Harry in dem Stoffbeutel herum, bis er etwas Heißes an seiner Hand spürte. Als er die Hand zurück zog, sah er in die winzigen, gefährlich glühenden Augen eines ungarischen Hornschwanzes. Stella schloss verzweifelt die Augen. Harry konnte sich vorstellen, was sie jetzt dachte. Harry versuchte, motiviert und optimistisch auszusehen, scheiterte aber kläglich. Der Minister sah kurz so aus, als würden seine Augen herausquellen, doch dann fasste er sich und wünschte jedem der Champions viel Erfolg und Glück. Dabei sah er Harry im Besonderen an. Stella drückte kurz Harrys Schulter und wollte dem Minister folgen, doch dann drehte sie sich noch einmal um und umarmte Harry kurz. Unter anderen Umständen wäre Harry das peinlich gewesen, aber jetzt empfand er die Geste als äußerlich tröstlich. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie Rita Kimkorn etwas notieren wollte, doch bevor ihr das gelang, griff Stella nach ihrem Handgelenk und zog sie brutal nach draußen. Harry musste lächeln. Doch das Lächeln verschwand, als Fleur als erste hinaustrat. Ein Teil von Harry wollte ihr Glück wünschen, aber seine Nervosität schnürte ihm die Kehle zu. Er setzte sich und wartete.
Harry war blass und zusammengesunken vor Angst, als er als letzter auf das Feld trat, doch das war nichts im Vergleich zu Stella. Diese saß kreidebleich auf der Bank und zitterte am ganzen Körper. Ihr Zauberstab in ihrer Hand, den sie auf das Spielfeld hielt, wackelte gefährlich. Alastor war das ganze sichtlich unangenehm und er war versucht, sie anzuschreien und daran zu erinnern, dass sie sich zusammenreißen sollte. Stellas Gesichtszüge waren angespannt und Severus, der auf ihrer anderen Seite saß, hatte schon mehrmals den Versuch gestartet, sie zu beruhigen, doch Stella hatte abgewinkt und weiter auf das Feld gestarrt. Sie hatte Angst und zwar so starke wie schon lange nicht mehr. Sie fühlte sich verantwortlich für ihren Patensohn. Würde er jetzt sterben, dann wäre Lily umsonst gestorben. „Wenn ich ihm mehr geholfen hätte...“ Stella murmelte das mehr für sich selbst, doch Severus hörte es und drehte ihren Kopf zu ihm herum. Er sah, dass in Stellas schwarzen Augen Tränen glänzten. „Stella. Er wird das schaffen. Dumbledore ist hier und du auch. Mach dir weniger Gedanken.“ Stella sah so aus, als würde sie gleich losheulen, doch dann straffte sie die Schultern und nickte langsam. Sie wandte sich wieder dem Spielfeld zu, wo Harry gerade seinen Kampf mit dem Drachen aufgenommen hatte. Er schlug sich gut und Stella ärgerte sich schon über sich selbst, dass sie sich solche Gedanken gemacht hatte. Das war James und Lilys Sohn. Natürlich würde er das schaffen.
Ein paar Minuten später war die erste Aufgabe vorbei. Alle vier Champions hielten ihr goldenes Ei fest im Arm und sahen glücklich und zufrieden aus. Dumbledore schüttelte allen die Hand. Als er bei Harry angekommen war, beugte er sich herunter, lächelte dem Jungen zu und flüsterte ihm zu: „Professor Black hat gute Arbeit geleistet. Herzlichen Glückwunsch.“ Harry grinste und machte sich mit Hermine und den Zwillungen auf den Weg zur Schule zurück. Ron redete immer noch nicht mit ihm, doch nicht mal das konnte Harry die Laune verderben. Er hatte einen Drachen ausgestrickst und würde auch die anderen Aufgaben schaffen. Warum auch nicht? Doch als Professor McGonnagal auf ihn zukam, erfuhr er, dass da noch eine andere Aufgabe war, die er zu erfüllen hatte und an der er scheitern könnte: Er würde tanzen müssen.
@ Lilian: jaja, unser Severus...
@ Whatsername: das vierte Jhar wird nicht so einfach, aber ich geb mein bestes :)
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel