von Blue
Eine Woche später, saß Jessica im Mädchenschlafsaal, auf ihrem Bett und lernte für VgddK. Die letzte Überprüfung vor den Ferien stand an.
Hier war sie alleine und in letzter Zeit zog sie sich lieber etwas zurück (was wahrscheinlich an Slughorns waghalsiger Vermutung lag).
Normalerweise ließ sie sich durch nichts und niemanden vom Lernen abhalten (außer von ihrem besten Freund vielleicht), doch plötzlich horchte sie auf. Was war das? Da war ein merkwürdiges Geräusch über ihr gewesen. Da! Da war es schon wieder! Es klang nach einer Art Fauchen oder Zischen. Verwundert blickte Jessica zur Decke hoch und horchte nocheinmal.
Hatte sie sich das nur eingebildet? Was sollte das denn sein? Doch da hörte sie es wieder! Ein scharfes Zischen!
Jessicas Körper spannte sich augenblicklich an und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Das war keine Einbildung, das war real! Und es schien sich zu bewegen! Zuerst hatte sie es von der rechten Seite der Decke gehört, nun war es plötzlich auf der gegenüberliegenden Seite!
Langsam und ohne den Blick von der Decke zu wenden, machte sie ihr Buch zu, stand vorsichtig auf und schlich sich auf die rechte Seite des Zimmers.
Sie drückte sich gegen das Bett einer Mitschülerin und wagte kaum zu atmen. Doch diesmal blieb es leise.
Zum Glück. Was immer es auch gewesen war, es war nun verschwunden. Litt sie vielleicht doch an Halluzinationen?
In diesem Moment ging die Tür auf und eine Horde von albern kichernden Mädchen kam herein.
Allen voran: Rose!
Das blonde Mädchen sah mal wieder aus wie "Sexy-Lady" vom Dienst. Wie viel Pfund Schminke ihr rundes Gesicht bedeckte konnte Jessica nicht sagen, aber noch auffälliger waren ihre Haare. Sie musste sie sich von gestern auf heute gefärbt haben, denn nun waren sie wasserstoffblond!
Bei Merlins Zauberstab!
Ihre ehemalige Freundin fasste sie scharf ins Auge und fixierte sie.
Wenn Blicke töten könnten,.....!
Auch alle anderen Mädchen waren jetzt verstummt und starrten Jessica an, als wäre sie ein Hippogreif!
Rose holte sofort zu einem spitzen Kommentar aus:
"Was machst DU an meinem Bett?!"
Ja, richtig! Das war ja Roses Bett, an das sie sich hier drückte! Verflixt!
"Ähm,....ich......äh,....garnichts!" brachte sie hervor.
Noch bevor ihre Gegenüber etwas erwiedern konnte, huschte Jessica zu ihrem Bett, griff sich ihr Buch und verschwand an den Mädchen vorbei, zur Tür raus, die sie dann von draußen schloss.
Puh!
Sie hatte nicht vorgehabt, irgendjemandem von dem, was sie gehört hatte (sie vermutete Halluzinationen) zu erzählen. Auch Tom nicht. Es gab genug, was man lieber für sich behielt. Das hatte sie von ihrem Vater gelernt.
Sie verdränkte es erfolgreich, bis zu den Weihnachtsferien. Am Tag der Abreise, kam die Angst in ihr hoch. Tom würde hier bleiben, wie immer. Aber was war, wenn sie sich das doch nicht eingebildet hatte?
Was, wenn es etwas Lebendiges war, dass sich durch das Schloss bewegte?
Etwas Lebendiges muss nicht immer freundlich sein, auch hier in Hogwarts nicht.
Jessica stand in der Eingangshalle, die Umhängetasche über der Schulter und spielte nervös mit ihrem Slytherinschal. Da kam ein kleiner Erstklässler auf sie zu.
Der Junge hatte rotes Haar und sein Gesicht war bedeckt mit Sommersprossen. Er war ein Gryffindor, wie man an seiner Kravatte erkennen konnte.
"Hallo." sagte er freundlich und lächelte zu ihr hoch.
"Weißt du, wann der Zug fährt?"
Normalerweise sprach Jessica nicht mit Gryffindors.
Ihre beiden Häuser verstanden sich nicht gut, das war Fakt. Sie verstand sich ganz gut mit einem Hufflepuff-Mädchen, mit dem sie ab und zu redete, aber das konnte man mehr als flüchtige Bekanntschaft bezeichnen.
Aber gut: Der Kleine hatte ihr nur eine normale Frage gestellt, darauf konnte man auch normal antworten.
Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Halb zehn.
"Ja, in einer halben Stunde. Ich fahre auch mit dem Zug."
Sie lächelte leicht.
"Oh, gut. Danke!" rief der kleine Gryffindor, während er sich umdrehte und in Richtung Treppen lief.
Jessica sah ihm nach. In dem Alter, vor vier Jahren, hätte sie sich niemals getraut, einen Fremden irgendetwas zu fragen. Sie hatte nie diesen ungezwungenen Kindermut besessen. Sie war immer schon schüchtern gewesen, teilweise war sie das heute noch.
Sie blickte nach draußen. Es schneite. Ein paar Kinder machten eine Auf-Wiedersehens-Schneeballschlacht.
Ihr Blick wanderte hoch zur Sonne. Sie war fast komplett von Wolken bedeckt.
"Jessy!"
Überrascht blickte sie zur Seite.
Es war Tom. Er kam auf sie zu und lächelte.
"Du wolltest doch nicht gehen, ohne dich zu verabschieden?" Er grinste.
Jessica setzte einen gespielt empörten Blick auf.
"Hab ich das jemals getan?"
Ihr bester Freund grinste.
"Nein. Nicht soweit ich mich erinnere. Aber vielleicht hast du meine Erinnerungen ja manipu.."
"Eine weitere Silbe!", zischte Jessica ihm zu und er verstummte lächelnd.
Nachdem sie noch 20 Minuten lang geredet hatten, mussten sie sich verabschieden.
Jessica umarmte ihn fest und sie spürte, wie er sein Gesicht in ihren Locken vergrub.
"Frohe Weihnachten, Tom.", flüsterte sie ihm ins Ohr, löste sich von ihm und ohne ihn anzusehen, ging sie davon. Tom wusste, dass sie das nicht böse meinte.
Aber ihm war klar, dass sie nicht wollte, dass er sie weinen sähe. Er sah ihr sehnsuchtsvoll nach flüsterte:
"Frohe Weihnanchten......Jessy."
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