von Blue
Normalerweise schreibe ich ja nicht unter der Woche, aber ich habe dieses Kapitel seit gestern im Kopf schon fertig geschrieben. ^^ Höchste Zeit, das umzusetzen!
@ Selena: Danke dir. Freut mich, dass es dir gefällt. :*
@ h+rinlove: Du hörst dich ja schon an, wie ein richtiger Fan! *rotwerd*. Danke, danke, danke. Und keine Bange, ich werd euch nicht zu lange warten lassen :) VERSPROCHEN!!! :*
Lg Blue
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Am nächsten Tag standen für Jessica nur zwei Dinge auf dem Plan: Erstens: Tom Riddle aus dem Weg gehen!
Zweitens: Sich um ihre Schützlinge kümmern, die ihren ewigen Frust bei ihr ablassen konnten.
Der Montagmorgen hatte größtenteils aus Freistunden bestanden. Bei den Lehrern schien eine Frühlingsgrippe im Umlauf zu sein, mit der sie sich der Reihe nach alle infizierten. Einige steckten das besser weg, als andere.
So leider auch Standfield.
Er war für seinen Kollegen im Fach Zaubertränke eingesprungen und hatte Jessica und ihre Mitschüler eine Doppelstunde lang mit Theorie und der damit verbundenen Schreibarbeit gefoltert.
Dabei hatte er ständig geniest und so starke Hustenanfälle bekommen, dass man geglaubt hatte, er würde jeden Moment seine Lunge ausspucken.
Doch sobald es sich wieder beruhigt hatte, hatte er sich den Anzug glatt gezogen, seine längeren Haare nach hinten gestrichen und das Kinn gehoben.
Diese arrogante Miene war Jessica um halb eins dann endlich los. Ganz unverhofft hatte sie Freizeit und damit wieder mal "Ruhe für sich".
Sie schritt die Korridore entlang in Richtung Turmzimmer und überlegte.
Bibliothek? - Nein! Viel zu großes Risiko, einen gewissen Idioten wiederzusehen!
Zum See und lesen?
Erwartungsvoll blickte sie in den Innenhof.
Der Himmel hatte sich mit grauen Wolken zugezogen und plötzlich grollte es laut.
Innerhalb der nächsten zwei Sekunden begann es zu regnen. Zuerst nieselte es bloß, doch es steigerte sich zu einem festen Platzregen, der laut auf die Steine klatschte.
Enttäuscht verzog Jessica den Mund.
Nun ja. Wohl eher nicht.
Das Universum schien sie zu hassen.
Im Turmzimmer angekommen legte sie ihre Bücher auf dem großen runden Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, ab und ließ sich in ihren Sessel in der linken Ecke des Zimmers fallen.
Da sie auch keine Hausaufgaben auf bekommen hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als auf die Schüler mit Problemen zu warten.
Gelangweilt blickte sie aus dem Fenster.
Der Regen klopfte ungleichmäßig dagegen, als wollte er ihr etwas sagen.
Aber sie wusste nicht, was.
So ähnlich war es gerade mit ihrem Leben. Was sollte sie tun? Die Beziehung zu ihrem besten Freund war kaputt.
Sie war vollkommen alleine, hatte niemanden.
Aber das würde jetzt kein Grund für sein, im Selbstmitleid zu versinken! Sie hasste Leute, die sich selbst Leid taten!
Vor allem waren das dann immer so kleine Wehwehchen, die keinen kümmerten! (Solche Fälle hatte sie schon öfters hier im Turmzimmer sitzen gehabt.)
Manchmal überlegte Jessica, ob sie das nicht vielleicht beruflich machen sollte. Psychologin? Warum eigentlich nicht? Sie konnte gut zuhören, sich in andere hineinversetzen.
Nur eine Person gab ihr immer noch Rätsel auf.
Ein Junge, der die Dinge oft aus dem Moment heraus tat.
Ein Junge, der arrogant, versnobt und hochnäsig war und gleichzeitig geheimnisvoll und unnahbar wirkte.
Ein Junge, ohne zu Hause, ohne Familie aber mit großem, ungewöhnlich scharfem Verstand.
Tom Riddle. Ihr ehemaliger bester Freund.
Plötzlich öffnete sich die Tür, ohne jede Vorwarnung.
Erschrocken sprang Jessica auf.
Als sie die Person erkannte, dachte sie sich:
Wenn man vom Teufel spricht.....
Der besagte versnobte Trottel kam herein und lächelte sie schüchtern an.
Was wollte er schon wieder?
Trotzig verschränkte Jessica die Arme vor der Brust und blickte ihn abwartend an.
Tom sagte nichts weiter, setzte sich einfach an den runden Tisch und deutete ihr mit einer Geste, sich ihm gegenüber zu setzen.
Am Liebsten hätte sie ihn rausgeschmissen, ihn vor die Tür gejagt und das Passwort der Tür geändert.
Sie wollte ihn aussperren. Nicht nur aus dem Turmzimmer, sondern gleich aus ihrem Leben.
Zweifelnd sah sie ihn an und blieb ungerührt stehen.
Als er merkte, dass es so nicht funktionierte blickte er ganz unschuldig zu ihr auf. Sein Dackelblick erinnerte an den, eines Erstklässlers, der versucht sich bei seiner Mami einzuschleimen, nachdem er etwas verbrochen hat.
Glaubte er ernsthaft, so bei ihr punkten zu können?
"Ich.....brauch ein Vertrauensgespräch." sagte er plötzlich und lächelte wie selbstverständlich.
Er wollte mit ihr spielen? Gut, das konnte er haben!
Entschlossen setzte sie sich ihm gegenüber an den Tisch und stützte ihre Unterarme auf der Tischplatte ab.
"Worum geht's?" fragte sie spitz und zog arrogant die Augenbrauen hoch.
Tom schien darauf vorbereitet gewesen zu sein.
Sein Blick sah aus, wie der einer lauernden Schlange, die jede einzelne Bewegung ihres Opfers mitverfolgt.
Er hatte sie im Visir.
"Also, da gab es einen Streit, sozusagen." begann er.
"Und naja, ich habe meine beste Freundin im Stich gelassen. Ich habe sie wie eine Fremde behandelt, nein, eigentlich noch schlimmer. Ich...ich habe nicht mal mehr Hallo zu ihr gesagt." Er wirkte niedergeschlagen.
"Ich..ich hab ihr einen Brief geschrieben und....ich hab sie auch getroffen, wollte mit ihr reden, aber......." Er machte eine Pause. Nervös rieb er sich die Hände, starrte auf die Tischplatte.
"Sie, sie ist wütend. Völlig zurecht und...sie will nichts mehr von mir wissen."
Er schwieg. Es schien ihm ehrlich Leid zu tun.
Doch Jessica wollte ihn auf die Probe stellen.
"Vielleicht, weil sie mitbekommen hat, wie du Olive Hornby zuerst zu Slughorn's Dinnerparty eingeladen und dann gesagt hast, dass dir deine "beste Freundin"..." sie deutete Gänsefüßchen an.
"..... nicht weiter wichtig ist!"
Sie musterte ihn mit wütendem Blick. Für einen Moment lang schien er schockiert, darüber, was sie gesagt hatte.
"Ähm,.....du, äh, sie.........ich sagte ja, sie ist völlig zurecht sauer. Ähm,.....aber....."
"Was?!" fuhr Jessica ihm dazwischen.
"Was, aber? Hast du dich auch dafür bei ihr entschuldigt?"
Sie musste sich zusammenreißen um nicht auf der Stelle aufzuspringen und ihren Stuhl nach ihm zu werfen.
Doch Tom blieb ruhig.
"Nein." sagte er.
"Ich hatte noch nicht die Gelegenheit ihr detailiert meine Vergehen zu schildern, da sie mir aus dem Weg geht."
Er sah sie ganz ernst und durchdringend an.
"Und....ich hatte auch noch nicht die Möglichkeit, ihr zu sagen, was ich für ein Trottel bin, was sie aber sicherlich selbst schon weiß." Tom lächelte ironisch.
"Ich....ich habe ihr nie gesagt,.....wie wichtig und großartig sie für mich ist. Ich hatte ja nicht mal den Mumm, mich richtig zu entschuldigen."
Jesscia störte seine Ausführungen von Neuem, diesmal ruhiger.
"Warum willst du sie unbedingt zurück haben?" fragte sie ihn. "Ich meine, wenn du sie als unwichtig bezeichnest, kann sie dir nicht sehr viel bedeuten."
Toms Augen wurden groß.
"Du hast ja keine Ahnung." sagte er.
"Sie,...Jessy.....heißt sie. Sie....war und ist die Erste und Einzige, die mich so akzeptiert, wie ich bin. Verstehst du?
Ich meine....Mein Leben lang haben alle immer versucht, mich zu verändern, mich zu korrigieren, aber...."
Er schnaubte verächtlich und blickte gedankenvoll an ihr vorbei, zum Fenster hinaus, in den strömenden Regen.
"Wegen Jessy habe ich mir die rechte Hand von Professor Standfield zerschlagen lassen, im ersten Jahr. Ich weiß selber nicht wieso. Wahrscheinlich weil sie mir mein Tagebuch gerettet hat. Ich glaub, ich wollte sie beeindrucken." Er lachte.
"Jessy hat mir die....Sonnenseite dieses Lebens gezeigt. Dass nicht alles immer so dunkel und düster sein muss, wie es für mich die ersten 12 Jahre meines Lebens war."
Jessica blieb beinahe die Luft weg. Ihre harte Miene aufrecht zu erhalten fiel ihr immer schwerer.
"Und jetzt..." fuhr Tom fort
"..ist sie mir noch wichtiger, als vorher. Ich weiß nicht, kennst du das, wenn du erst merkst, wie wichtig dir etwas oder jemand ist, wenn du dabei bist es oder ihn zu verlieren?" Fragend blickte er seine Ratgeberin an.
Diese, unfähig zu antworten, schüttelte nur den Kopf.
"Du bist doch Vertrauensschülerin. Hilf mir, bitte. Sag ihr, dass ich bei dir war. Ich meine....wenn du sie zufällig treffen solltest, dann...kannst du ihr das ja alles sagen, oder? Kannst du mit ihr reden?"
Unsicher blickte er sie an.
Da schoss es aus ihr heraus.
"Das hab ich längst." sagte sie schnell ohne sich sicher zu sein, warum sie das gerade gesagt hatte.
Tom blinzelte. Sein Schauspieltalent war unglaublich.
"Ach, ja? Und? Was hat sie gesagt?"
Jessica überlegte. Sollte sie sich diese Frage noch mal selbst stellen? Ihren Stolz überwinden?
Sie stand auf, kam um den Tisch zu ihm herum und blieb neben ihm stehen. Er hielt sie mit seinem Blick fest, während er aufstand. Schon wieder dieses Schwindelgefühl, wenn er sie mit seinen dunklen Augen durchdrang. Nun musste sie den Kopf anheben, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
"Sie hat gesagt,...........dass.....sie akzeptiert, was passiert ist und......wenn du sie siehst sollst du....sie einfach in den Arm nehmen und so tun, als wäre alles gut." Sie nickte lächelnd.
Toms Gesicht hellte sich auf.
Sofort preschte er zur Tür.
"Wo willst du hin?" fragte Jesscia erstaunt.
"Na, zu meiner besten Freundin, sie umarmen." lachte er.
"Oh, du As!" reif sie lachend und fing an, ihn zu hauen.
Doch sie kam nicht weit, denn er hielt ihr binnen von Sekunden die Hände fest.
Sein Gesicht wurde mit einem Mal ernst.
"Es tut mir echt Leid, Jessy." sagte er.
"Hat dir deine Therapeutin gesagt, du sollst mich mit Entschuldigungen nerven?" fragte sie und grinste frech.
Ihr Freund lächelte und drückte sie an sich.
"Danke dir."
"Schon okay."
Dann löste sie sich von ihm und ihr Blick wurde bitter.
"Aber wage es ja nicht, mich noch mal im Stich zu lassen, klar?"
Zufrieden strich er ihr durch die Locken.
"Nie wieder. Versprochen."
Beide wussten sie nicht, dass er dieses Versprechen auf ewig einhalten würde.
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