von Blue
Am selben Abend zog sie ein schwarzes, elegantes Kleid an, legte roten Lippenstift auf und schlüpfte in ihre schwarzen geschlossenen Pumps (immerhin 5 Zentimeter Absatz). Sie nahm ihre kleine Handtasche und zog sich einen kurzen schwarzen Blazer über.
Mit forschem Schritt lief sie die spärlich beleuchteten, vom Regen noch nassen und gesäuberten Straßen entlang. Die rote Telefonzelle stach aus der grauen Umgebung heraus, sprang ihr förmlich entgegen. Sie warf ein paar Penny in den Münzeinwurf und schon ging es abwärts. Nachdenklich und auch etwas selbstgefällig fuhr sie sich durch die schwarzen Locken. Unten angekommen öffnete sie die Tür und machte einen weiten Schritt nach unten. Lautlos schloss sich die Telefonzelle und fuhr wieder nach oben.
Stille. Jessica blieb zunächst stehen, lauschte und sah sich um. Nichts. Nur in ein paar Büros brannten vereinzelt Lampen. Der große Brunnen leuchtete und tauchte die riesige Halle in ein blasses bläuliches Licht. Sie öffnete ihre kleine Tasche und kramte ihre silberne Taschenuhr hervor. Die schwarzen Zeiger auf dem weißen Zifferblatt zeigten ihr viertel vor neun an. Sie klappte sie wieder zu, schloss ihre Tasche und setzte sich in Bewegung. Ihre Absätze klackerten über den Boden und ihr Klang hallte durch den gigantischen Eingangsbereich. Es war recht kühl hier drin.
Der Aufzug öffnete sich vor der Aurorenzentrale und sie stieg aus. Sie zog ihren Zauberstab aus ihrem schwarzen Spitzenstrumpfband an ihrem Oberschenkel. Das war bei diesem Kleid recht einfach, da es an beiden Seiten lange Einschnitte hatte. Sie tippte dreimal gegen den goldenen Knauf und die Tür schwang auf. Man hatte den Eingang so verzaubert, dass er nur eingegebene Zauberstäbe erkannte und sich nur bei eben diesen öffnete. Besucher hatten zu klingeln. Direkt hinter der Tür standen viele kleine Schreibtische aus schwarzem Holz. Alle sahen sie vollkommen identisch aus. Auf jedem stand eine kleine, grüne, halbrunde Schreibtischlampe, auf jeder Platte stand ein schwarzes Tintenfässchen mit einer weißen Feder darin. Jessica lief bis zur fünften Reihe bog rechts ein und blieb am dritten der Tische stehen. Die Arbeitsfläche war recht begrenzt, aber groß genug für die „Frischlinge“ (das war zumindest die Auffassung der Leitung für geheime Strafverfolgung). Sie legte ihre Tasche aus der Hand auf den Tisch, knipste die Lampe an und öffnete die mittlere von drei Schubladen, die alle waagerecht unter der Platte angebracht waren. Hier stapelten sich mehrere Dokumente, teils von ihr geschrieben, teils ausgeliehen. Unter den ganzen Pergamenten lag ein versiegelter Brief. Sie nahm ihn heraus und schob die Schublade wieder zu. Auf dem Brief stand in unverkennbarer Sauklaue: Miss Jessica Whiteman
Mit ihrem Zeigefingernagel öffnete sie den Umschlag und zog das dreifach gefaltete Pergament heraus. Ihr kam der Geruch von Schokofröschen entgegen und sie musste lächeln.
Blacky,
ich werde tot sein, wenn du das liest. Herzlichen Glückwunsch! Du hast mich tatsächlich überlebt! Das kann nicht jeder von sich behaupten.
Spaß beiseite, ich habe eine Bitte an dich. Seit grob einem halben Jahr verfolge ich schon einen schwarzen Magier, dem ich bisher noch nichts beweisen konnte. Er versteckt sich, handelt aber öffentlich und ich hab nicht den leisesten Schimmer, wie dieser Mistkerl das macht und wer er eigentlich ist!
Er nennt sich selbst Lord Voldemort und er schart seine Anhänger um sich, die Todesser. Wahrscheinlich organisiert er sie für ein ziemlich großes Ding, er schickt sie los wie verdreckte Eulen, um noch mehr Hexen, Zauberer und andere Wesen einzusammeln. Die Leitung wird davon nichts hören wollen, und der Minister schon gar nicht. Vielleicht droht ein Aufstand oder sogar ein Putsch. Genaueres weiß ich nicht, deshalb bitte ich dich, an der Sache dranzubleiben. Vielleicht findest du ja mehr heraus, als ich es konnte.
Santally
PS: Es würde mich freuen, wenn du zumindest schlucken musst, wenn ich in die Kiste springe.
Jessica lachte kurz auf. Santally hatte genau gewusst, dass sie nicht weinen würde. Das tat sie nicht mehr seit St. Petersburg. Sie räusperte sich, holte eine Packung Streichhölzer aus der Tasche und entzündete eines unter dem Brief. Langsam kokelte die rechte unterste Ecke an, dann entstand eine Flamme, die sich langsam aufwärts durch das Pergament fraß.
Nachdem sie die Asche hatte verschwinden lassen, packte sie alles wieder zusammen, knipste die Lampe aus und verließ ihren Schreibtisch so, wie sie ihn vorgefunden hatte.
Ihr Weg führte sie durch die engen Gassen zu ihrem eigentlichen Ziel. Ein Tanzcafe aus den Zwanzigern. Es lag gut versteckt und nur für Magier sichtbar in einem zwielichtigen Hinterhof. Das System war ganz einfach, wie am Gleis 9 ¾.
Jeder, der dorthin wollte, musste bloß durch eine steinerne Wand laufen. Sie spürte einen kühlen Luftzug und stand gleich darauf in dem riesigen Saal. Der Boden bestand aus abwechselnd schwarzen und weißen Fliesen, die schicken Stühle und die Zweiertische waren aus dunkelbraunem Edelholz gearbeitet. Dass sich hier nur die Menschen mit einem bestimmten Kapital trafen, war ersichtlich. Die Frauen waren nur in Begleitung ihrer Ehegatten hier, trugen immer Kleider, hochhackige Schuhe und lächelten den ganzen Abend über. Dass Jessica mit großer Wahrscheinlichkeit hier der jüngste Gast war, schien niemanden wirklich zu stören. Auf der großen mittigen Tanzfläche bewegten sich eine Hand voll Paare mit graziösen Schritten. Die Damen reckten das Kinn nach oben, einige der Herren hatten Mühe, ihre Augen nur auf die jeweilige Lady in ihrem Arm zu richten. An der kleinen verruchten Bar saßen ältere Männer, die sich wie immer über Staatsgeschäfte austauschten und schwere, teure Zigarren rauchten, deren grauer Qualm von ihren Zauberstäben aufgesogen wurde, um nicht das gesamte Lokal in Rauch zu tauchen. Und doch konnte man die seltenen Dinger in jedem Winkel riechen. Von Zauberhand spielten ein paar Geigen auf der kleinen Bühne mit den roten Samtvorhängen. Jessica lächelte und nickte einem entfernten Kollegen zu, der mit seiner Gattin im Arm über die Fliesen schwebte. Sie ging außen um die Tanzfläche herum, zwischen den Tischen hindurch, an welchen heute verhältnismäßig wenige Leute saßen und nahm selbst auf einem freien Stuhl Platz. Ihren Blazer hing sie über die Lehne und suchte aus ihrer Tasche ihre Streichhölzer und eine kleine silberne Schachtel heraus. In dieser Schachtel befanden sich insgesamt immer fünf Zigaretten. Die bekam man in der Winkelgasse zum Schleuderpreis. Das Zündholz ratschte über die Verpackung und entzündete sich. Eine Sekunde später stieg der weiße Qualm aus ihren roten Lippen und sie spürte die Blicke vieler Männer auf ihrer Haut. Scheinbar war es für die Allgemeinheit noch immer ungewohnt, eine Frau rauchen zu sehen, wobei eben das seit den Zwanzigern gerade im Trend lag. Jessica rauchte auch nicht häufig, vielleicht zwei- oder dreimal im Monat. Wenn sie viel Stress hatte kam sie auf maximal fünf Zigaretten in dreißig Tagen. Der Geschmack des Tabaks brannte ihr im Hals, der Rauch fand seinen Weg in ihre Lunge, doch sie hustete nicht. Nicht mehr. Vor ihr auf dem Tisch stand ein gläserner Aschenbecher und sie tippte kurz mit dem Zeigefinger gegen den Glimmstängel. Der lupenreine Aschenbecher war nun mit Asche befleckt und sie fragte sich, warum sie eigentlich rauchte. In diesem Moment trat ein Elf an ihren Tisch. Er trug einen ordentlichen, kleinen Anzug und arbeitete demzufolge freiwillig hier. Ja, so etwas gab es. „Was hätten gnädige Frau denn gerne?“, fragte er und sah ihr ins Gesicht, anstatt sich unterwürfig zu bücken. Sie blies den Qualm aus und wandte ihm erst dann ihr Gesicht zu. „Einen Cognac, bitte.“ Der Elf nickte und verschwand. Nur Sekunden später tauchte er mit einem kleinen Silbertablett in der Hand wieder auf. Er stellte das leere Tablett auf den Tisch und nickte erneut. „Vielen Dank.“ Er verschwand. Im nächsten Augenblick bildeten sich auf dem Tablett langsam die Umrisse eines Glases. Als das kleine Glas vollständig war, füllte es sich langsam mit dem orange-braunen Branntwein.
Jessica lächelte, legte die Zigarette in den Aschenbecher, blies den weißen Qualm aus und trank einen kleinen Schluck. Es brannte erneut in ihrer Kehle. Irgendwie schmeckte es ihr.
Sie schloss die Augen, das Glas noch in der Hand.
„Hallo Jessy.“ Sofort riss sie die Augen auf, doch sie bewegte sich nicht. Sie wusste genau, wer da hinter ihr stand. Sie spürte, wie seine Hand ihre Haare nach hinten auf ihren Rücken nahm und dann einen gehauchten Kuss auf ihrem blanken Hals. Ein Schauer jagte ihren Rücken hinunter und sie gab sich große Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
Tom kam um den Tisch herum und setzte sich ihr gegenüber hin. Er trug einen dunkelblauen Anzug, darunter ein weißes Hemd. Seine Haare waren kürzer, als vor ein paar Monaten, aber noch immer nach hinten gekämmt. Er sah nun erwachsener aus. Ordentlicher. Völlig entspannt lehnte er sich zurück und sah sie ernst an. Jessica zog arrogant die Augenbrauen nach oben, stellte das Glas vor sich und widmete sich wieder ihrer Zigarette. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, nahm sie sie zwischen die roten Lippen und zog leicht daran. Sein Mund verzog sich zu einem fiesen Lächeln. „Du rauchst?“, fragte er spöttisch. Als Antwort blies sie ihm den weißen Qualm mit voller Absicht ins Gesicht und lächelte überheblich. „Wie du siehst.“ Er ließ sich einnebeln und unterdrückte ganz offensichtlich ein Husten, erwiderte jedoch nichts. Stattdessen nahm er sich, unverschämt wie er war, ihren Cognac, trank ihn in einem Zug leer und stellte das Glas wieder selbstgefällig auf den Tisch. Sichtlich angesäuert verspannte sie ihren Unterkiefer und sah ihn mit ihrem kalten Blick strafend an. „Das war mein Getränk.“ Er sah sie erstaunt an, so als wäre er vollkommen unwissend und unschuldig gewesen.
„Sag mir, dass du etwas anderes möchtest und ich werde es dir bestellen.“ Sie schnaubte verächtlich und hätte sich beinahe an ihrem eigenen Zigarettenqualm verschluckt. Doch sie blieb ruhig und drückte die Zigarette in dem Aschenbecher aus.
„Netter Versuch.“, sagte sie und stand auf. Er sollte sie bloß in Ruhe lassen, wenn er so wenig Anstand an den Tag legte. Doch schon stand er vor ihr, sah sie mit durchdringendem Blick an und hielt ihre Hand, ohne dass sie bemerkt hatte, dass er sie überhaupt ergriffen hatte. „Komm.“, sagte er und deutete zur Saalmitte. „Tanz mit mir.“
Sie sah ihn zweifelnd und widerwillig an.
„Wieso sollte ich?“, fragte sie spitz und gab sich beleidigt. Sein rechter Mundwinkel zuckte kurz nach oben, bevor er todernst und eindringlich erwiderte: „Weil ich es will,….und du auch.“ Sie hasste es, wenn er meinte sie einschätzen zu können. Gleichzeitig fragte sie sich, ob er Recht hatte oder nicht. „Um der alten Zeiten willen.“, sagte sie dann aus einem ihr unbekannten Grund heraus und nickte.
Die Geigen stimmten einen Walzer an und sie fand sich in seinen Armen wieder. Er hielt sie mit seinem Blick fest, als sie begannen, sich über die schwarzen und weißen Fliesen zu bewegen. In ihrer Brust begann in diesen Momenten ein wahrer Kampf der Gefühle. Kalter Widerstand traf auf brennendes Verlangen, während die Verwirrung mit der Klarheit rang. Sie hörte die Musik nicht mehr. Sie war taub. Alles, was sie wahrnahm waren seine dunklen Augen, die sie gnadenlos durchbohrten, sein Aftershave, das sie stärker wahrnahm, als den Geruch der Zigarren. Er schwieg. Es stimmte tatsächlich, dass Blicke manchmal mehr sagen konnten, als Worte. Sie schienen auf einer unterschwelligen Ebene miteinander zu kommunizieren, wobei keine klaren Botschaften ausgetauscht wurden. Jessica war ganz und gar nicht wohl bei der Sache. Was war das hier? Was war das zwischen ihr und ihrem besten Freund? War es wirklich gut, ihn so nah an sich heran zu lassen? Mittendrin drehte sie sich von ihm weg, doch er ließ sie nicht los und drückte ihre Hand plötzlich so fest, dass es kurz und kaum hörbar knackte. Schmerzvoll biss Jessy die Zähne zusammen und presste die Lippen aufeinander. Tom zog sie zu sich zurück und sah sie mahnend an. Ihr Blick war nicht weniger vernichtend. Gleich darauf trat sie ihm mit einem forschen Schritt absichtlich mit ihrem dünnen Absatz auf den Fuß. Ein Keuchen unterdrückend, wirbelte er sie herum sodass sie mit dem Rücken zu ihm stand und presste sie an sich. Ihr Atem setzte aus, während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
„Sei lieber vorsichtig.“, zischte er ihr bedrohlich ins Ohr. „Dünnes Eis kann schnell brechen, besonders unter den spitzen Absätzen deiner Schuhe.“
„Sind sie dir aufgefallen?“, gab sie ironisch zurück und lächelte. Sie wusste, dass sie sich sehr weit aus dem Fenster lehnte, aber genau das machte es ja so reizvoll! Sofort drehte er sie wieder zu sich und das so rasch, dass ihre Haare nach vorne über ihre Schulter flogen. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und sie wusste, dass er ihr Parfum roch. Sie tanzten und es tat weh. Sein Arm um ihre Taille schien sie zu erdrücken, während ihre Handknochen deutlich hervortraten. Sie sah ein, dass er körperlich stärker war als sie, sie musste also eine andere Linie fahren. Sie würde warten. Ihre Zeit kam und nach einer Weile hörten die Geigen auf, zu spielen. Ohne sich zu beschweren, lächelte sie zuckersüß und legte ihre Hand, die bis jetzt auf seiner Schulter geruht hatte auf seine Brust. Scheinbar überrascht blitzten seine Augen kurz auf, bevor sie schmal wurden. Sie blieb stehen und sah ihn an, als wollte sie ihm etwas sehr Ernstes sagen. Der bestimmte Druck seiner Hände ließ nach und sie hatte wieder das Gefühl frei atmen zu können. Dann drehte sie sich wortlos um und ging zum Tisch zurück. Tom machte keine Anstalten, sie zurück zu halten und Jessy sah sich auch nicht nach ihm um. Er sollte ihr ruhig auf den Rücken oder auch auf den Hintern starren. Das würde er jetzt gerade ohnehin tun. Sie setzte sich wieder völlig entspannt hin, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Wenige Sekunden später saß er ihr erneut gegenüber. Sein Blick war nun wütend. Toms Stimme glich einem fürchterlichen Grollen, als er das Wort ergriff. „Hör auf damit!“, knurrte er.
„Ich hasse es, wenn du vor mir wegläufst!“ Amüsiert zog sie die Augenbrauen hoch und lächelte schief. „Wie kommst du darauf, dass mich interessiert, was dir gefällt und was nicht?“ – „Es sollte dich interessieren!“ - „Ach, tatsächlich?“ – „Tatsächlich!“
Kurz überlegte sie. Eine passende Antwort lag ihr schon auf der Zunge, doch sie war sich nicht sicher, ob sie die wirklich aussprechen sollte. Aber ihre Zweifel verschwanden, als sie seine dunklen Augen sah.
„Dann bring mich doch dazu, dass es mich interessiert.“ – „Mit Vergnügen.“ Er lehnte sich zurück und schien auf ihre Reaktion zu warten. Da er sich so lässig gab, würde sie ihre lockere Haltung ebenfalls beibehalten. Das hatte etwas mit Taktik zu tun. Warum machte sie das? Das hier war nicht mehr, als eine Unterhaltung.
„Wieso bist du hier in London? Und jetzt sag mir nicht, es seien Geschäfte, damit habe ich mich bereits in St. Petersburg zufrieden gegeben.“ Obwohl ihre Haltung entspannt war, loderte in ihren Augen die Neugier auf. Sein Mund verzog sich zu einem dünnen Lächeln, als er antwortete: „Ich bin hier, weil du hier bist.“
Jessy schnaubte. Er glaubte wohl mit dieser Aussage einen ganz besonders geschickten Schachzug getan zu haben. Sie sah ihn kalt an und meinte: „Lügner!“
Sein Blick war sichtlich unverständlich und fast schon genervt. „Woher wusstest du, dass ich heute Abend hier sein würde?“, fragte sie mit ernster Miene. Tom gab ihr die Gegenfrage: „Woher wusstest du, dass ich dich finden würde?“ - „Das wusste ich nicht.“, antwortete sie und schien etwas überrascht über diese Wahrheit und auch über sich selbst zu sein. Tom lehnte sich nun vor und stützte seine Unterarme auf den Tisch. „Aber du hast es gehofft.“ Sein Blick war durchdringend und forschend tastete er ihr Gesicht mit seinen dunklen Augen ab.
„Habe ich nicht.“, gab sie leicht schnippisch zurück.
„Dass du so empfindlich reagierst, zeigt mir, dass ich Recht habe.“, behauptete er und seine Augen blitzten triumphierend auf.
Jessica bemühte sich, amüsiert zu wirken. „Du hast dich wirklich überhaupt nicht verändert. Du bist immer noch genauso arrogant, herablassend und aufdringlich, wie früher.“ Dabei konnte sie nicht verhindern, dass sich ihr Unterkiefer verkrampfte, weil sie wieder einmal wütend auf ihn wurde.
Tom schien ihre Anspannung bemerkt zu haben und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Genau diese Eigenschaften haben dir doch immer gefallen, Jessy. Und das tun sie noch immer.“ Seine Augen flackerten regelrecht, als er hinzufügte: „Genau wie früher.“
Er schweifte ab, um ihrer Frage zu entgehen. Das war schließlich nichts Neues bei ihm, aber es störte sie massiv und sie schüttelte missbilligend den Kopf. Tom benahm sich wie ein störrisches Kind. Und Jessy konnte Kinder nicht ausstehen. Aus Prinzip nicht. Es war nicht, dass sie sie nicht mochte. Mit Kindern wusste sie einfach nichts anzufangen, konnte mit ihnen nicht umgehen. In der Hinsicht schien sie (leider) sehr viel von ihrem Vater zu haben.
Nachdenklich blinzelte sie den Gedanken weg und sah ihn an. Sein Blick war wieder ausdruckslos und leer und doch bedeutete es immer etwas, wenn er sie so ansah. Sie war nur noch nicht dahinter gekommen, was.
Jetzt beugte sie sich nach vorne über den Tisch und fragte erneut: „Was machst du hier?“ Ihr Freund blieb völlig teilnahmslos sitzen und antwortete gelassen aber deutlich: „Du kennst die Antwort, Jessy.“
Sie sog schon scharf die Luft ein, um ihm etwas Aufgebrachtes entgegen zu schleudern, doch sie verkniff es sich und blickte stattdessen mürrisch zur Seite. Dabei achtete sie darauf, dass sie nur ihre linke Hand unter dem Tisch zur Faust ballte, damit er es nicht sah.
Dieser Zauberer würde sie noch wahnsinnig machen! Was bei Merlins Zauberstab sollte diese alberne Geheimnistuerei?
Kurzerhand stand sie trotzig auf und griff sich ihren Blazer und ihre Tasche. Ohne ihn anzusehen und ohne auf eine Reaktion seinerseits zu warten sagte sie: „Da du nicht mit mir reden willst, werde ich jetzt gehen. Schönen Abend noch, Mister Riddle.“ Mit diesen Worten wollte sie sich gerade abwenden, als er aufstand zu ihr kam und ihr den Weg versperrte. Sie öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, doch er nahm ihre Hand und im nächsten Moment disapparierten sie.
Zuerst war sie so überrascht, dass sie nichts tat. Dann kam ihr der Gedanke, sich loszureißen, aber sie fragte sich im selben Augenblick ob das wirklich klug gewesen wäre. Immerhin könnte dann eines ihrer Körperteile ganz woanders landen. Sie hatte kaum zu Ende gedacht, da stand sie auch schon mit ihm in einem Raum. Empört riss sie ihre Hand los und sah ihn wütend an. „Was fällt dir ein? Hast du überhaupt noch eine Funke Anstand in deinem Leib?“ Er sagte nichts darauf, sondern ließ seine Augen durch den Raum wandern und nahm die Hände auf den Rücken. Den Blazer über dem linken Arm, die Tasche in der rechten, blickte sie nun an ihm vorbei, nach oben, unter sich, neben sich. Sie standen vor einem großen Fenster, der Raum war sehr hoch, an der weißen Decke befanden sich Stuckverzierungen, die Wände waren alle gleichmäßig tapeziert, der helle Parkettboden war das einzige Element, das etwas Farbe brachte. Es war angenehm kühl hier und der Raum war leer.
„Wo sind wir?“, fragte sie und er lächelte. „In meiner Wohnung.“, war die Antwort. Beinahe wäre ihr die Kinnlade runter gefallen. Er wohnte hier? Er besaß eine Wohnung? Sie blickte an ihm vorbei und sah eine große runde Tür, die weit offen, wie sie war den Blick in das nächste Zimmer freigab. Dort, in der Mitte des ebenso großen Raumes stand ein Bett mit weißen Laken überzogen. Jessica ging einfach am Wohnungsbesitzer vorbei und betrat das nächste Zimmer. Das Bett war tatsächlich alles, was sich hier drin befand. Als sie sich zu ihm umwandte, stand er wie aus dem Nichts hinter ihr und sie zuckte überrascht zusammen.
„Wann bist du eingezogen?“, fragte sie während sie sich weiter umblickte und die weiße, eher unauffällige Lampe an der Decke betrachtete. „Vor ein paar Wochen.“, antwortete er und sie spürte, dass sein Blick ganz auf ihr ruhte. „Wir sind bloß zwei Straßen von unserem Ausgangspunkt entfernt.“, fügte er noch hinzu und sie hörte, dass er lächelte.
„Und dann so wenig Möbel?“, fragte sie ungläubig. Tom blickte zur Seite und schien abzuschweifen. „Ich bin selten hier.“ Jessica beschloss, das nicht weiter zu hinterfragen. Seltsam war es schon: Er wohnte hier seit ein paar Wochen und hatte in dieser großen Wohnung nur ein Bett stehen? „Gemietet?“, fragte sie und bewunderte die Stuckverzierungen.
Er nickte leicht. „Ja.“ – „Muggel?“ – „Nein.“
Obwohl er dieses simple Wort leise ausgesprochen hatte, klang es irgendwie energisch. Es war ihm regelrecht aus dem Mund geschossen. Ihr Wort war noch nicht richtig verklungen, als seine Verneinung schon folgte. Unterschwellig hatte er beinahe beleidigt über diese Vermutung ihrerseits geklungen.
„Küche?“, fragte sie, doch er schüttelte nur den Kopf. „Ich sagte doch, ich bin selten hier.“
Jessica sah zu der Tür, in den ersten Raum.
„Also nur zwei Zimmer?“ – „Mit Bad und Flur, draußen.“ Er deutete mit dem Blick ins Zimmer hinter ihnen und sie ging neugierig zurück. Tatsächlich. Gegenüber von dem Fenster war eine Tür, die lediglich angelehnt war. Sie schob sie auf und stand in einem Gang von vielleicht einem Meter Breite und fünf Metern Länge. Die Eingangstür war weiß, daneben an der Wand waren Kleiderhaken angebracht, darunter befand ein Schirmständer. Genau gegenüber befand sich eine weitere Tür, die vermutlich zum Badezimmer führte. Sie blickte sich um. Tom war ihr nicht gefolgt. Es war, als würde sie eine Wohnungsbesichtigung machen. Die Wohnung war zwar leer, wirkte auf diese Weise jedoch auf ihre Art ordentlich. Wieso lebte er in einer leeren Wohnung? Warum war er selten zu Hause? Was machte er hier? Tausende ähnlicher Fragen prasselten wie Regen auf sie ein und ihr wurde leicht schummrig. Er war ein Rätsel. Sein Leben war ein Rätsel. Und offensichtlich war dieses Rätsel nicht gerade einfach zu lösen. Als sie sich wieder auf ihn zu bewegte (er war tatsächlich stumm stehen geblieben), musterte er sie, wie sie seine Wohnung. Sein interessierter Blick brannte, schien bleischwer auf ihr zu ruhen.
Sie ging zurück ins Schlafzimmer und legte ihre Sachen auf das Fensterbrett. Im schwachen Lichtschein einer Straßenlaterne versuchte sie etwas zu erkennen, was nicht wirklich funktionierte. Sie sah nur die Umrisse einer Straße unter sich, es war vielleicht der zweite oder dritte Stock und genau gegenüber auf Augenhöhe leuchteten zwei Fenster. Jedoch konnte sie keine Personen dahinter ausfindig machen.
Seine Schritte klangen über das Parkett, hallten an den weißen Wänden und an der hohen Decke wieder. Im Fensterglas sah sie ihn hinter sich stehen. Seine Augen wanderten ihren Körper hinunter, seine Hände taten es ihnen nach einer Weile gleich. Jessy schluckte angestrengt. Ihr wurde mulmig und ihr Herz schlug bestimmt doppelt so schnell wie zuvor.
„Wie ist die Aussicht tagsüber?“, fragte sie und ärgerte sich darüber, dass ihre Stimme zittrig wurde. Tom strich durch ihre Haare, senkte seine Lippen auf ihren Hals und murmelte: „Bleib doch bis morgen. Dann kannst du dich selbst überzeugen.“
Sie verkrampfte sich ungewollt. Sollte sie jetzt nicht besser gehen? Vermutlich. Die Frage war bloß, ob sie das auch konnte. Ob sie überhaupt gehen wollte. Sie wusste es nicht und kam sich vor, wie ein Liebes verwirrtes Mädchen. Sie stutzte. Liebe? War es das, was sie empfand? Verwundert schüttelte sie den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Seine Hände umschlossen ihre Taille von hinten und sie wurde unfähig sich zu bewegen, während ihr Atem sich beschleunigte. Tom drehte sie langsam, fast schon sanft zu sich um und sah ihr in die Augen. Als er sie näher zu sich zog, wurde ihr klar, dass sie etwas tun musste. Die Notbremse ziehen, den Notausgang nehmen! Irgendwas! „Was soll das, Tom?“, fragte sie plötzlich und in ihrer Stimme lag so etwas wie Verzweiflung. Er schien ihre Frage überhört zu haben, denn er reagierte gar nicht darauf. Stattdessen flüsterte er: „Bleib einfach bei mir, Jessy.“
Er küsste sie, allerdings nur kurz. Immer wieder zog er sie noch näher zu sich und umschlang sie mehr und mehr. „Bleib.“, hauchte er wieder und seine Hände wanderten weiter. Sie ließ zu, dass er sie noch einmal küsste, dann stieß sie ihn von sich. „Nein!“ Doch ihre Stimme war derart brüchig, dass sie selbst nicht wirklich überzeugt von ihren Worten schien. Als sie vorsichtig an ihm vorbei gehen wollte griff er sie an den Handgelenken und drückte sie gegen die Wand. Ihre Hände, nun zu beiden Seiten ihres Kopfes versuchten sich zu befreien, was ihnen aber nicht gelang. Er war einfach zu stark. Sein Ausdruck war nicht mahnend oder gar wütend, im Gegenteil. Er wirkte eher gnädig, fast schon verständnisvoll.
Jessica kämpfte gegen verschiedene Gefühle gleichzeitig an. Einerseits war sie sauer auf ihn, dass er sie mit solcher Gewalt hier fest hielt. Auf der anderen Seite brannte in ihrem Inneren das Verlangen so stark wie noch nie. Ihre roten Lippen zitterten, sie konnte aber nichts sagen. Sie hatte keine Ahnung, wie das passierte. Sie hatte keine Ahnung, wohin das führen würde. Aber sie hatte ein komisches Gefühl im Magen, nein, im ganzen Körper. Sie bebte regelrecht. Tom kam ihr nahe, bis sie nur noch einige Zentimeter trennten, der Druck um ihre Handgelenke blieb unverändert. Eine Weile verging ohne ein einziges Wort. Obwohl ihr Atem genauso wie ihr Herz raste, hatte sie das Gefühl, dass man ihr die Luft abschnürte. Die dunklen Augen schienen in den grün-grauen zu versinken, als Tom langsam und ernst fragte: „Hast du Angst vor mir, Jessy?“ Da sie mit dieser Frage absolut nicht gerechnet hatte, zog sie die Augenbrauen zusammen und antwortete in verwundertem Ton: „Nein.“ Es war, als würde eine schwere Steinplatte auf ihrer Brust liegen, ein erdrückendes Gefühl. Als er nichts erwiderte, fragte sie: „Was ist das hier? Sag mir, was das hier ist.“
Tom selbst schien auch keine rechte Antwort darauf zu wissen, denn sein Gesichtsausdruck entgleiste ihm für einen kurzen Moment. Doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Wie üblich. Er wirkte selbstsicher, überlegen und auf eine unheimliche Art und Weise mächtig.
„Ich liebe dich.“, sagte er ruhig, ohne jede Zurückhaltung. Doch gleich darauf setzte er nach: „Auf die Art, wie ich Liebe verstehe.“
Sie wusste nicht, was diese Bemerkung bedeuten sollte und ihr Kampfgeist wurde sogleich wieder erweckt.
„Soll das heißen, dass du glaubst, du könntest mit mir machen, was du willst? Wann immer du willst?“ Sie zog die Augenbrauen in die Höhe und wartete gespannt auf seine Antwort. Er erhob ebenfalls eine Augenbraue und sagte: „Ja, unter anderem.“ Er beugte sich zu ihr und küsste ihren Hals. Sie wehrte sich nicht, versuchte, dieses Spiel zu durchschauen und starrte geradeaus über seine Schulter hinweg. „Ich verspreche dir..“, murmelte sie
„Ich werde dir auf diese Art nicht gefallen.“
Bevor er etwas sagen oder tun konnte, hatte sie eine Hand frei bekommen, unter ihren Rock gegriffen und ihren Zauberstab hervorgezogen. Diesen hielt sie ihm nun unters Kinn und sah ihn auffordernd an. Er bewegte sich kein Stück von ihr weg, zeigte sich gänzlich unbeeindruckt. Jessicas Blick blieb finster, während er sie zu verspotten schien. Sie sah ein, dass es keine Aussicht auf Frieden gab und legte ihren Zauberstab auf die Fensterbank. Womöglich hatte sie den Drang, überzureagieren. „Was erlaubst du dir eigentlich?“, fragte sie leise. Dann sagte sie etwas lauter: „Du unverschämter…“
Aber sie unterbrach sich. Während er sie immer mehr mit seinen Blicken verschlang, entschied sie anders. Sie packte ihn plötzlich am Hemdkragen, zog ihn zu sich und küsste ihn. Als hätte er es kommen sehen, nahm er sie sofort in die Arme und erwiderte ihren Kuss ebenso leidenschaftlich. Beide wussten jetzt, worauf es hinauslief. Und das schien für beide in Ordnung zu sein. Für heute. Als sie ihm das Jackett herunterzog, fuhr er mit beiden Händen ihre Beine hinauf unter ihren Rock.
Wenig später fand sie sich auf dem Rücken wieder. Auf einer weichen Matratze. Jessica sah für einen Herzschlag lang die Decke, dann tauchte sein Gesicht über ihrem auf. Sein weißes Hemd war offen, gab den Blick auf seine Brust frei. Seine schwarzen Haare fielen zum Teil aus der Form. In seinen Augen brannte das Verlangen. Er atmete ungleichmäßig. Sein Anblick wäre beinahe beängstigend gewesen. Sie bekam Gänsehaut.
Ihr Kleid lag irgendwo auf dem Boden. Ihr rechter BH-Träger war ihre Schulter hinab gerutscht. Aus ihren hochhakigen Schuhen hatte er sie zuvor regelrecht herausgehoben. Sie hob den Arm und legte die Hand an seine Wange. Seine Lippen begannen zu zittern, er schien zu erschaudern. Es war die letzte Ruhe vor dem Sturm. Keiner konnte sagen, wann er losbrechen würde. Aber beide wollten diese Ruhe so lange auskosten, wie es ihnen noch möglich war, was sicher nicht mehr lange der Fall sein würde. Und die Lust steigerte sich weiter. Aber auf eine ruhige, zärtliche Art.
Tom schien verkrampft und scheinbar bemüht, nicht die Kontrolle zu verlieren. Seine Augen starrten sie ununterbrochen an, durchdrangen sie bis zum tiefsten Punkt. Fast so, als könne er nicht glauben, was hier gerade passierte. Jessica sah, wie sich seine Oberarmmuskeln so deutlich hervorhoben, dass sein Hemd an manchen Stellen spannte. „Jessy…“, begann er im Flüsterton, doch sie legte ihm den Daumen auf die Lippen. „Schhh“
Obwohl sie selbst Mühe hatte, sich ruhig zu verhalten übermittelte sie ihm genau das. Tom schien immer etwas zu verbergen. Er wirkte immer gelassen, doch unter seiner Oberfläche brodelte es. Das hatte sie in Russland zu spüren bekommen. Zärtlich strich er ihr mit einer Hand durch die Haare, bevor er sich zu ihr herunterbeugte und sie endlich küsste. Ihr Körper zuckte wie unter Stromstößen, ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Als sie sich an ihn klammerte, richtete er sich auf, griff mit einem Arm um ihre Taille und zog sie mit sich. Sie fand sich auf seinem Schoß wieder. Während ihre Lippen sich wieder vereinten, wanderten seine Hände ihren Rücken hinauf, zu ihrem BH-Verschluss. Er brauchte mehrere Anläufe, um ihn zu öffnen, sie konnte spüren, dass seine Hände zitterten. Sie streifte sein Hemd ab und ließ ihre Finger seine blanke Brust bis zu seinem Bauch hinabwandern. Beinahe verzweifelt erstickte er ein Keuchen in ihren Küssen. Was machte er nur mit ihr? Es schien völlig bedeutungslos, dass sie ihre Unschuld noch nicht verloren hatte. All ihre Unsicherheit, ihre Befürchtungen waren verflogen und hatten Platz für ungestüme Leidenschaft gemacht.
Kurz darauf musste sie sich beherrschen, nicht vor lauter Wonne aufzuschreien. Er presste seine Lippen ausschließlich auf ihren Hals, doch sein Stöhnen war deutlich zu vernehmen. Plötzlich drückte er sie wieder auf die Matratze, erforschte ihren ganzen Körper mit seinem Mund. Sie schloss die Augen. Erinnerungen zogen an ihr vorbei, ohne jegliche Bedeutung. Nur einzelne kurze Frequenzen, die sie nicht wirklich einordnen konnte. Danach war ihr Kopf wie leer gefegt. Alles, was sie wahrnahm, spürte, sah, hörte war er. Er war über ihr, an ihr, in ihr, überall. Sie schien zu taumeln, obwohl sie lag. Alles begann sich zu drehen und ihr Atem stockte. Als er sie küsste und seine Lippen sich erneut von ihren lösen wollten, zog sie ihn wieder zurück zu sich. Nein, er sollte nicht aufhören! Niemals.
Und am Ende schrie sie doch. Zwar nur kurz, aber gell und laut. Ihm entfuhr ein Fluch, als er seine Lippen gegen ihre Schulter presste, dann löste sich die Anspannung beider. Die Flammen, die zuvor unaufhörlich gezüngelt hatten brannten die vereinten Körper aus und die beiden Slytherins seufzten auf.
Jessica öffnete die Augen und sah die Decke. Langsam kam ihre Besinnung zurück. Es schien, als hätten sie die ganze Zeit über geschwebt und nun fanden sie sich im Bett wieder. Sein Körper wurde von kurzen Zuckungen geschüttelt, als er den Kopf hob und sie aus lustverklärten Augen ansah. Der Nebel um sie herum verschwand und auch ihr Atem normalisierte sich wieder einigermaßen. Beide Hände auf seinen Schultern spürte sie die Erschöpfung, die Hitze, die nur sehr langsam abklang. „Tom..“, flüsterte sie, als sie glaubte, genug Luft für ein Wort aufzubringen. Er keuchte noch immer und strich ihr sanft die schweißnassen Haare aus der Stirn. „Jessy..“
Sie lächelte und fuhr ihm mit dem Handrücken zärtlich über die Wange. „Ich liebe dich.“ Sie konnte sich selbst kaum hören. Das Blut rauschte brausend in ihren Ohren. Er atmete hörbar aus und kam mit seinem Gesicht näher zu ihrem, sodass ihre Nasenspitzen sich fast berührten. „Ich liebe dich.“, sagte er. Es war dunkel und sie konnte seinen Ausdruck nicht sehen, doch irgendwoher wusste sie, dass auch er lächelte. Er zog sie in seine Arme und küsste sie. Allein dafür hätte sie töten können.
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